„Ich hab den Assi“

  • Nicht viel passiert. Wäre er sehr weit rechts gefahren, wäre er mit ca. 50 km/h auf den unbefestigten Seitenstreifen geraten und wahrscheinlich dort schon zu Fall gekommen.

    Dieses "wäre-hätte" setzt voraus, dass der LKW dem Radfahrer mit identischem Abstand auf den Pelz gerückt wäre, wie bei der Fahrlinie weiter links. Das halte ich auch aufgrund eigener Erfahrung für abwegig. Insbesondere, weil dies voraussetzen würde, dass der LKW-Fahrer den (zu) kleinen Abstand bewusst gewählt hätte. Ich gehen aber davon aus, dass (abgesehen von Fällen von Road Rage, wo das Engüberholen tatsächlich vorsätzlich geschieht - aber das ist eine ganz andere Baustelle...) drei Ursachen für enges Überholen gibt:

    1) der Überholer hat gepennt und den Überholten gar nicht/zu spät gesehen

    2) der Überholer hat den Radler zwar gesehen, sich aber verschätzt, und ist nicht weit genug/zu spät nach links gezogen

    3) der Überholer hat den Gegenverkehr "übersehen" und muss weiter rechts fahren, um einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden.

    In allen drei Fällen dürfte die Position des überholten Radfahrers für den Abstand des Überholers zum rechten Fahrbahnrand keine große Rolle spielen. Wer weiter rechts radelt, wird daher weniger Gefahr laufen, vom Überholer touchiert zu werden.

  • Die Erfahrung zeigt aber, dass Radler, die eng rechts fahren, eher engüberholt werden als solche, die weiter mittig fahren.

    Das enge Rechtsfahren verlockt manche Führer von KFZ dazu, den Radler trotz Gegenverkehr zu überholen. Um dabei auf der eigenen Spur zu bleiben, wird ein ebenfalls enger Überholabstand gewählt. Symmetrisch zu dem Abstand, den der Radler nach rechts als sicher empfindet, sonst hätte er ihn nicht gewählt, oder?

    Im diskutierten Fall war es so, dass der Sattelzug beim Überholen stark nach rechts zog und den Weg für den Radfahrer zu machte. Ein Verbleiben auf der Fahrbahn hätte unweigerlich zu einem fatalen Unfall geführt. Road Rage trifft es gut. Und kommt eben vor.

    In letzter Zeit, soweit muss ich recht geben, nimmt die Zahl der Smombies auch am Steuer zu. Da kann es in der Tat sein, dass Unfälle im Längsverkehr zunehmen und man etwas weniger gefährdet wäre, führe man weiter rechts. Da Smombies aber gerne Schlangenlinie fahren hilft das auch nicht viel.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Die Erfahrung zeigt aber, dass Radler, die eng rechts fahren, eher engüberholt werden als solche, die weiter mittig fahren.

    Das Problem ist, dass du nicht vom Mittelwert/Median gestreift wirst, sondern von den extremen negativen Ausreißern. Meine aufgezählten Fälle 1-3 oben bezogen sich auf dieses gefährliche Sub-Kollektiv der Überholer.

  • Das Problem ist, dass du nicht vom Mittelwert/Median gestreift wirst, sondern von den extremen negativen Ausreißern. Meine aufgezählten Fälle 1-3 oben bezogen sich auf dieses gefährliche Sub-Kollektiv der Überholer.

    Ja und Nein.

    Sicherlich dient das selbstbewusste Fahren eher dem eigenen Wohlgefühl. Der Platz Rechts wird von vielen Autofahrern als der Platz angesehen, den der Radfahrer zu brauchen scheint, und ihm dann auch Links gewährt, so ungefähr.

    Aber bei eine Fehleinschätzung (Fall 2) muss um so größer ausfallen, je mehr Abstand eigentlich eingeplant war.

  • Ich meine auch, dass es sinnvoll ist, einen Puffer nach rechts zu haben. Je enger die Lücke zwischen Radfahrer und Gegenverkehr aussieht, umso mehr wird der Überholvorgang bewusst geplant. Ansonsten wird einfach vorbeigefahren, ohne die eigene Spur zu verlassen. Und dann ist der Seitenabstand auf jeden Fall zu klein.

    Wenn ich fast mittig in der Fahrspur fahre, habe ich schon das Gefühl, dass die Überholwilligen hinter mir auch einmal zögern und mit geringerem Geschwindigkeitsunterschied überholen. Außer die Wenigen, denen die StVO egal ist.

  • Man darf auch nie vergessen das für die Durchnittsbürger der Platzbedarf für einspurige Fahrzeuge bei Null liegt. Dabei sind 6 bis 10 Dezimeter definitiv nicht Null. Und in der Fahrschule lernt man eigentlich das einspurige Fahrzeuge aus Gründen jederzeit Schlenker machen können, bzw. müssen. Also muß man selbst für Platzreserven sorgen. Denn man muß jederzeit davon ausgehen das sich die anderen nicht für unsere Belange/Gesundheit interessieren.

    Krass finde ich beispielsweise das regelmäßig und häufig die PKWs auf der Landstraße aus dem Gegenverkehr stumpf zum Überholen ansetzen obwohl ich da mit dem Motorrad herankomme. Weil ich ja Null Platzbedarf hab und so.

  • Kommt drauf an ob du Biker (Hobbybetreibende Autofahrer) oder Motorradfahrer (Kradisten) befragst.

    Die Rohstoffverschwendung aus Millwauki kann nix (außer Lärm) und hat rein represantive Aufgaben und wird gerne auch schon mal als Kasperbude oder Penis-Schatulle bezeichnet...:D

  • Ja, ging mir ähnlich. Nicht zuletzt, weil ein entsprechendes Meme schon sehr schnell zur Stelle war, das Scheuer als Muskelmann mit Helm zeigt, wo die Aufschrift "Looks like shit" weiterhin erscheint, aber der zweite Satz "But saves lives" durchgestrichen wurde (oder so ähnlich). Ich finde es leider gerade nicht mehr.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Helm auf, Weste an, schon bist ein Vision-Zero-Ehrenmann.

    Ist ganz einfach.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)