Merkwürdig finde ich es, wenn Fahrradfahrer*innen so tun, als sei es ganz normal mit dem Fahrrad schneller als 25 km/h zu fahren. Häufig sind diese Fahrradfahrer*innen sogar stolz drauf, dass sie sich mit ihrem hohem Tempo abheben von der breiten Masse der anderen Fahradfahrer*innen.
Sie bringen immer alles durcheinander. Natürlich ist es es völlig normal, mit einem Fahrrad schneller als 25 km/h zu fahren, wenn es z.B. bergab geht. Selbst im flachen Stade kenne ich Strecken, da muss man sich einfach nur rollen lassen, um auf dieses Tempo zu kommen (jedenfalls, wenn man mit mehr als 0,7 bar Reifendruck fährt). Wer das nicht will, darf dort bremsen.
Ein nicht geringer Teil der Radfahrenden ist in der Ebene und ohne Wind mit 20-25 km/h unterwegs, dazu zähle ich mich auch. Bergab und mit Rückenwind sind es dann eher 25-30 km/h. Und dann gibt es Viele, die mit 15-20 km/h in der Ebene fahren, also gerade einmal 5km/h langsamer. Der Durchschnitt aller Radfahrer liegt im Stadtverkehr bei etwa 18km/h, soweit ich mich an einen Bericht der UDV erinnere. Damit sind die gefahrenen Geschwindigkeiten auf gerader Strecke gemeint und nicht die Durchschnittsgeschwindigkeit über den gesamten Weg. Nur zur Info: Wenn Sie jetzt auf die Idee kommen, dass das doch ein guter Punkt sei, um die Motorunterstützung bei 18km/h abzuregeln, damit alle dem Durchschnitt entsprechen: Der Durchschnitt würde dann sinken!
Wo ist eigentlich Ihr Problem? Warum ziehen Sie ständig Vergleiche mit Autos, die durch einen sanften Druck aufs Gaspedal in wenigen Sekunden auf 100km/h und mehr beschleunigen können? Das ist doch etwas völlig Anderes: Die kinetische Energie (0,5 * Masse * Geschwindigkeit²) eines 1500kg schweren Autos, das mit 50km/h fährt, ist 50 mal höher als die kinetische Energie eines Radfahrers (120 kg), der mit 25 km/h unterwegs ist. Für diesen Vergleich habe ich extra ein unterdurchschnittlich schweres Auto und einen überdurchschnittlich schweren Radfahrer (inkl. Pedelec) genommen. Vergleicht man einen Radfahrer mit 80kg Gesamtmasse mit einem 2,5 Tonnen schweren SUV, beträgt das Verhältnis bei den selben Geschwindigkeiten bereits 1 : 125, fährt der SUV 100km/h, ist das Verhältnis 1 : 500.
Ich habe jedenfalls noch keine Polizeimeldung gelesen, dass ein Radfahrer "aus ungeklärter Ursache" vom Radweg abgekommen ist und eine Hauswand durchbrochen hat, oder dass ein Radfahrer von der Feuerwehr aus den Überresten seines verbogenen Fahrradrahmens mit der hydraulischen Rettungsschere befreit werden musste.
Knoflacher würde sicherlich eine Stadt lieben, in der so gut wie keine Autos fahren, viele Menschen zu Fuß gehen und den ÖPNV nutzen, oder mit Fahrrädern und Pedelecs unterwegs sind. Sicherlich wäre ihm das deutlich lieber als eine Stadt, in der dann doch wieder viel mehr Menschen mit dem Auto fahren, weil ihnen ein normales Fahrrad zu langsam und/oder zu anstrengend ist.
Und um ganz zufällig den Bogen zum eigentlichen Thema zu schließen: Aus meiner Sicht spielen S-Pedelecs ihren Vorteil nicht im Stadtverkehr aus, sondern eher im ländlichen Raum, um größere Strecken zurückzulegen. Eine Motorunterstützung bis 60km/h wäre hier sinnvoll, damit die S-Pedelecs nicht den Omnibus aufhalten.