dass diese Defizite sich bei der komplexen Verkehrssituation auf dem Bürgersteig weniger schlümm auswirken, halte ich für zu optimistisch.
Ich kann es nur von den Kindern berichten, mit denen ich in der Stadt auf dem Rad unterwegs war. Und das ist restlos eindeutig.
Schon mit 4 haben die Kinder zuverlässig an Ausfahrten genau geguckt, ob jemand kommt. Und dass man am Bordstein anhält und gründlich guckt, wussten sie da auch schon längst. Sie waren aber noch nicht in der Lage, ihren Vorrang vor Abbiegern zu erkennen. Dann standen sie da halt ein paar Sekunden zu lange, bis der winkende Autofahrer aufgab und weiterfuhr. Interessiert auf dem Gehweg niemanden. Und sie kamen praktisch immer sicher an.
Natürlich habe ich an jeder Kreuzung gezittert, ob sie wirklich anhalten. Aber es klappte jedes Mal.
Auf der Fahrbahn hingegen erlebe ich Überforderung. Sie haben beispielsweise noch kein zuverlässiges Verständnis für die Gefahr, die beim Wechsel der Fahrlinie von links von hinten kommt. Ist einfach nicht zuverlässig im Kopf. Trotz Theorie und Fahrradprüfung.
Und das totale Desaster ist die Querung von großen Kreuzungen auf der Fahrbahn. Beispielsweise die Querung von "Unter den Linden" von Süden aus der Friedrichstraße kommend. Das war einfach nur totale Überforderung mit den verschiedenen Eindrücken und Verkehrsflüssen (Rechtsabbieger, Linksabbieger, Fußgänger, Querverkehr). Und kurz vor Ende habe ich das Kind gestoppt, bevor es in den gerade mehrspurig anfahrenden Querverkehr fuhr.
Über den Gehweg wäre das völlig simpel gewesen: Fußgängerampel grün, gucken, dass die Abbieger anhalten, und rüber.
Also ja: Ein Gehweg ist für Kinder in dem Alter in der Innenstadt von Berlin um Größenordnungen sicherer.
Das Kind fährt übrigens mit dem Fahrrad zur Schule. Aber auf die Fahrbahn einer großen Straße lasse ich es erstmal nicht. Da müssen erst mehrere Fahrten unter Aufsicht fehlerfrei funktionieren.