Hamburg - Unfälle mit Radfahrern

  • Zur Aufnahme des Blickkontaktes kann es beitragen, wenn man klingelt, so eine Art "Pass auf ich bin auch noch da - hast du mich auch wirklich gesehen? - Klingeln". Allerdings, wenn der Brummi-Fahrer meterhoch über den Wolken schwebt. Nutzt das oft auch nicht viel.

    Trotzdem klingele ich gerne und viel, wenn ich auf einem Radweg, Fahrradstreifen oder Schutzstreifen neben potenziell rechtsabbiegenden Autos stehe und versuche so, auf mich aufmerksam zu machen.

    Dass das Klingeln dazu beitragen kann, den hoch gepriesenen "Sichtkontakt" aufzubauen, wird allerdings nach meiner Beobachtung auch nirgends erwähnt bei den zahlreichen Tipps zum richtigen Verhalten, um Rechtsabbiege-Unfälle zu vermeiden.

  • Die Räder sind auf diesem Foto so stark eingeschlagen, dass der LKW sämtliche Schilder abräumen würde. Warum wird so ein Quatsch überhaupt produziert?

    Mir fällt dazu folgende Erklärung ein: Mittelalterliche Burganlagen verfügen in der Regel über einen sogenannten Bergfried. Ein besonders stark befestigter Turm, der als letzter Rückzugsort im Falle eines Überfalls auf die Burganlge diente.

    Viele dieser Bergfriede, aber auch andere Burg-Türme wurden Untersuchungen von Militärhistorikern zufolge völlig überdimensioniert gebaut, deutlich größer und höher als es den militärischen Erfordernissen entsprochen hätte.

    Denn diese Türme sollten vor allem eines: Beeindrucken durch ihre Größe. Sie stellen ein Phallussymbol dar.

    Kennt man doch von den völlig überzogen langen Motorhauben mancher Autos und LKW's.

    Oder von den völlig überdimensionierten Auspuff-Öffnungen und den diversen "Verzierungs"-Anbausätzen, die dafür erhältlich sind.

    Wenn du dir das Foto anschaust, dann ist doch der Vergleich mit dem Burgturm völlig offensichtlich. http://transporter-news.de/newssys/galeri…2_1_350x525.jpg

  • Th(oma)s : Ist der rote Streifen amd rechten Strassenraand in dem Bild etwa keine "sichere Radvekehrsanlage" ? SCNR

    Ullie Klingeln, um die Aufmerksamkeit eines KFZ-Führers zu bekommen ist meistens sinnlos. Denn geschlossene KFZ-Karossereien sind heute so gut schallisoliert, das die Fahrer die Klingel gar nicht hören können. Da ist wieder Komfort ( Der Lärm des eigenen Fahrzeugs ist auf Dauer unerträglich) wichtiger als Verkehrssicherheit.

    Der "tote Winkel" wird nur dazu gebraucht um vom unfallverursachenden fahrlässigen Verhalten der LKW-Fahrer abzulenken.

    §56 StzVO schreibt ja vor:

    (1) Kraftfahrzeuge müssen nach Maßgabe der Absätze 2 bis 3 Spiegel oder andere Einrichtungen für indirekte Sicht haben, die so beschaffen und angebracht sind, dass der Fahrzeugführer nach rückwärts, zur Seite und unmittelbar vor dem Fahrzeug - auch beim Mitführen von Anhängern - alle für ihn wesentlichen Verkehrsvorgänge beobachten kann.

    D.h. Fahren eines Fahrzeugs mit "totem Winkel" ist m. E. damit genau so zu bestrafen , wie Fahren mit defekten Bremsen. Und ein Fahrzeug mit "totem Winkel" ist sofort und so lange stillzulegen, bis dieser Mangel behoben ist.

  • Ich muss ein Missverständnis ausräumen: mit »Quatsch« meinte ich ein derart dämlich gestelltes Foto.

  • quizfrage: warum ist das Martinshorn an Einsatzfahrzeugen von FW und POL so laut, dass sich Fußgänger und Radfahrer mittlerweile die Ohren zuhalten bei Vorbeifahrt?

    a) weil die Autos immer besser Schallisoliert sind

    b) weil hier und da ein paar Radfahrer/Fußgänger mit Kopfhörern unterwegs sind

  • Warum eigentlich wird immer wieder diese "Tote Winkel" thematisiert?

    Meine Theorie dazu: Eine unangenehme Wahrheit und Gruppendenken.

    Die unangenehme Wahrheit ist, dass ein Auto in der Nähe von ungeschützten Verkehrsteilnehmern kein leicht zu bedienendes Verkehrsmittel ist, sondern ständig volle Aufmerksamkeit fordert. Viel lieber wäre es wohl den meisten Fahrern, wenn sie das Auto unkompliziert, nebenbei, quasi "leichtfüßig" bewegen könnten.

    So sind Autos aber einfach nicht. Ganz im Gegenteil: In vielen Situationen sind sie sehr unhandliche Vehikel. Speziell in Situationen mit Fußgängern und Radfahrern merkt man es sehr deutlich. Da fordert das Auto volle Aufmerksamkeit, die es nicht immer bekommt.

    Bei vielen fährt deshalb schon ein schlechtes Gewissen mit, das man möglichst verdrängen möchte.

    Durch Abbiegeunfälle wird man aber auf sehr deutliche Art und Weise daran erinnert: Man sitzt selber in einem Fahrzeug, das beim Abbiegen volle Aufmerksamkeit benötigt.

    Da kommt dann das eigene schlechte Gewissen hoch.

    Und da hilft es halt, sich von dem Fehler zu distanzieren: "LKWs haben nunmal einen toten Winkel, der Radfahrer ist selbst schuld". Das beruhigt das Gewissen gleich.

    Leider führt das gleich noch zur Verantwortungsdelegation: Nicht der Fahrer ist schuld, sondern der Zeitdruck/der tote Winkel/die Verkehrsregeln.

    Ist alles nur menschlich. Trotzdem halt blöd.

    Einmal editiert, zuletzt von Epaminaidos (18. Juni 2018 um 12:47)

  • Der nächste Fall drunten in Harburg: Wieder Radfahrer beim Abbiegen angefahren: Lebensgefahr

    Es handelt sich wohl um diese Stelle. Grundsätzlich herrschen dort aber auch ganz gute Sichtverhältnisse. Tragischerweise muss das unmittelbar nach der Fahrradsternfahrt passiert sein, so ziemlich genau gegen 12 Uhr bin ich dort an der Kreuzung im Teilnehmerfeld vorbeigefahren.

  • Warum eigentlich wird immer wieder diese "Tote Winkel" thematisiert?

    Damit man den Eisberg nicht sieht. Sicherlich gibt es Menschen, die es gut meinen ... Und zur prophylaktischen Schuldumkehr hat Epaminaidos etwas geschrieben. Jedoch sehe ich es als Vermeidungsstrategie, um das eigentlichen Problem nicht angehen zu müssen.

    prinzip_radweg.jpgAbbiegeunfälle mit Lkws enden besonders oft fatal und landen in den Medien. Aber mit Pkws sind sie auch nicht gerade selten. Es geht hier ja um den häuftigsten Radunfalltyp, den Prototypen schlechthin, was ja auch nicht von Ungefähr kommt: Wer eine Verkehrsführung wie bei Radwege üblich auf der Fahrbahn markiert, würde für absolut bescheuert angesehen. Nur bei Radwege gilt es auf einmal als sicher. Das ist es ja aber nicht. Da aber verschiedene Interessengruppen Radwege haben möchten, wird es vermieden, dieses Problem anzusprechen. Durch die Thematisierung des Toten Winkels wird nun so gatan, dass die medianwirksamen Unfälle eine Folge eben des Untoten Winkels wären, dass es ein Versagen der Technik wäre. Wahlweise kann auch die Schuld des Lastwagenfahrers oder des Radfahrers sein. Man sucht einen konkreten Schuldigen. So gerät der fatale Einfluss der Infrastruktur aus dem Blickwinkel. Das halte ich für das primäre Motiv, ob nun bewusst oder unterbewusst, der meisten Beteiligten.

    Noch ein Wort zum Toten Winkel selber: Es mag sein, dass der gesamte Bereich durch Spiegel abgedeckt wird. Nur gibt es den Blick in den Spiegel nicht zum Nulltarif. Ich habe irgendwo gelesen, dass das Gehirn ungefähr eine Halbe Sekunde braucht, um sich auf den neuen Blickwinkel einzustellen. Um die vier Spiegel Rechts nun abzuscannen braucht man also etwa 2 Sekunden. Dann müsste man eigentlich gleich wieder von Vorne anfangen.

  • Der nächste Fall drunten in Harburg: Wieder Radfahrer beim Abbiegen angefahren: Lebensgefahr

    Es handelt sich wohl um diese Stelle. Grundsätzlich herrschen dort aber auch ganz gute Sichtverhältnisse. Tragischerweise muss das unmittelbar nach der Fahrradsternfahrt passiert sein, so ziemlich genau gegen 12 Uhr bin ich dort an der Kreuzung im Teilnehmerfeld vorbeigefahren.

    Diese Stelle wirft natürlich sofort wieder die Frage auf, wäre es besser gewesen, den Radweg schnurgerade ohne die leichte Verschwenkung zu bauen, so dass der Radfahrer besser gesehen wird von dem abbiegenden Autofahrer.

    Oder wäre es besser, den Radweg noch sehr viel stärker zu verschwenken, so dass ein abbiegender Autofahrer sich zunächst voll und ganz auf den Abbiegevorgang selbst konzentrieren kann und erst dann mit der Situation konfrontiert wird, dass ein Radweg seine Fahrbahn kreuzt.

    Th(oma)s hatte ja in diesem Zusammenhang ja schon mal von der "niederländischen Lösung" (starkes Verschwenken) berichtet, die aber nur dann funktioniert, wenn der Radweg auf einem "Drempel" also einer deutlichen Aufpflasterung verläuft.

  • Der Unfall ist in Norderstedt passiert. Diese Stadt ist derart gespickt mit benutzungspflichtigen Zweirichtungsradwegen, dass man dort das »Geisterradeln« fast schon als erwünschten Normalfall ansehen muss. Ausnahmsweise ist an der Unfallstelle mal auf beiden Seiten ein Radweg ...

  • Fahrbahnradler absolute Zustimmung!

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Der nächste Unfall in Norderstedt: Radler (65) wird bei Unfall schwer verletzt

    Das Zeitungsfoto, zu dem dein Link führt, zeigt auf der rechten Radwegseite ein grünes Gatter, dass für Radfahrer, die den Radweg an der rechten Straßenseite in die richtige Richtung benutzen, ein Linksabbiegen in die Querstraße verhindert. Sehe ich das richtig? Gibt es ein googlestreetview-Bild oder eigene Fotos von der Stelle, an der der Unfall passierte?

  • Hallo,

    traurige Sache mal wieder. Mein Beileid den Angehörigen.

    Ich kenne die Örtlichkeiten nicht, auf Google Maps sieht es so aus, als ob auf der anderen Straßenseite auch ein Radweg ist.

    Google Maps

    Dass man dann gleich auf die Tiefgaragenrampe rauscht, naja... Auf jeden Fall kann sie dann nicht langsam abgebogen sein.

    Auf diesem Bild sehe ich allerdings gar keinen Radweg. ;)