
Radverkehr doppelt verbieten? Das ist keine sinnvolle Lösung!
Wie wird sich der Fahrradfahrer ganz links am Bildrand wohl entscheiden?
Basismobilität Fußverkehr + Basismobilität Fahrradverkehr, da wird es auch mal eng.
Fußverkehr ist Basismobilität und sollte deshalb grundsätzlich immer und überall möglich sein.
Besonders im Baustellenbereich jedoch ist es oft nur eine sehr notdürftige Form von Fußverkehr-Infrastruktur, die dann noch möglich ist. Und wenn dann noch Fahrradverkehr dazukommt, wird es eng.
Hier ein aktuelles Negativ-Beispiel, verbunden mit der Frage: Wie könnte man es besser machen?
Zurzeit wird die Leinebrücke in der Schloßstraße, direkt neben der neu gebauten Leinewelle für Fluss-Surfer saniert.
Vom Fußverkehr und vom Fahrradverkehr wird die Schloßstraße stark benutzt, aber auch viele Autos verlassen die Altstadt auf diesem Weg:
Hier ein Link zu googlestreetview mit Blickrichtung stadtauswärts:
Wegen der aktuellen Baustelle ist die komplette Fahrbahn und der rechte Bürgersteig (stadtauswärts gesehen) gesperrt. Der Fahrzeugverkehr im Brückenbereich ist verboten.
Der Aufsteller der Ausschilderung hat sich besonders fantasievolle Schilder ausgedacht, um die Fahrradfahrer*innen zu belehren, was mit dem Verkehrszeichen 250 gemeint ist.
"Für wen gilt das “Durchfahrt verboten”-Schild?
Verkehrszeichen 250 gilt für Fahrzeuge aller Art. Das schließt mithin auch Fahrräder und Elektrokleinstfahrzeuge ein."
Eigentlich ist also die Verkehrslage bereits mit Verkehrszeichen 250
an dieser Stelle klar geregelt.

Nach meiner Beobachtung jedoch funktioniert das jedoch so nicht, wie es ausgeschildert ist.
Der Fahrradfahrer ganz links im Bild wird vermutlich nicht absteigen, trotzdem ihm gleich mehrere Fußgänger*innen entgegenkommen werden.
Aber trotzdem kommen alle ganz gut klar, das ist meine Beobachtung: Die Fahrradfahrer*innen, die an dieser Stelle unerlaubterweise den Gehweg mit benutzen, fahren sehr vorsichtig und defensiv. Und sie nehmen damit weniger Platz ein, als wenn sie das Fahrrad schieben würden und dazu neben dem Fahrrad gehen müssten, sodass sie deutlich mehr Platz beanspruchen.
Es ist wichtig, dass die beiden Formen von Basismobilität, Fußverkehr und Fahrradverkehr nicht gegeneinander ausgespielt werden. Genau dazu führt jedoch das aufgestellte Fantasie-Verkehrsschild.

Einerseits werden damit Fahrradfahrende zu "Volltrotteln" erklärt, die nicht in der Lage sind, Verkehrsschilder richtig zu erkennen. Und andererseits wird Fußgänger*innen vermittelt: Hier sind mal wieder die bösen und dämlichen Fahrradfahrer unterwegs, deshalb haben wir schon mal mit einer doppelten Ausschilderung klargestellt, was hier Sache ist.
Klar ist aber auch: An einer solchen Hauptroute für den Fahrradverkehr genügt es nicht, einfach mal so eben den Fahrradverkehr zu verbieten. Deshalb stelle ich hier zwei Vorschläge vor und zur Abstimmung, wie eine alternative Ausschilderung aussehen könnte:
Vorschlag 1:
Nicht erst kurz vor der Brücke, sondern schon bei der Zufahrt zu der Brücke müssen Fahrradfahrende darauf hingewiesen werden, dass aktuell keine Brückennutzung für den Fahrradverkehr möglich ist. Dazu gehört die Aufstellung von
. Und es muss rechtzeitig ein Hinweis auf eine Umleitungsstrecke erfolgen. In dem Fall ist das die Karmarschstraße, die weiter links von der gesperrten Brücke liegt.

Vorschlag 2:
Es ist immer noch mehr Platz an dieser Stelle für den Fuß- und Fahrradverkehr als an manch anderer regulären Stelle im Fahrrad- und Fußverkehr-Netz in Hannover. Da sollte es für die Zeit-Dauer einer Baustellenumfahrung möglich sein, den Fahrradverkehr temporär auf dem Fußweg zu gestatten, allerdings nur mit dem Schild Fußweg
+ Fahrradfahrer frei
. Das heißt, für den Fahrradverkehr gilt dann Schrittgeschwindigkeit und Fußgänger dürfen nicht bedrängt oder gar gefährdet werden.

Eine kleine provisorische Auffahrrampe ermöglicht es den Fahrradfahrenden gerade auf den Fußweg zu fahren, ohne vorher einen Linksschlenker zu machen, um die davor liegende Bürgersteigabsenkung zu benutzen.