Ich finde, Pedelecs sind zu erfolgreich, um sie jetzt zu verbieten und eine Person auf einem Pedelec ist viel besser als eine Person in einem Auto.
Ob das jetzt bis 20 untertützt oder bis 25 macht keinen großen Unterschied. Beides sind zügige, aber nicht abnorm hohe Geschwindigkeiten. Pedelecs werden ja nicht nur innerorts auf engen Radverkehrsanlagen genutzt, sondern auch über Land.
Ich gehe d'accord, dass mehr als 25 generell keine gute Idee wäre für diese Fahrzeuggattung.
Würdest du dann bereits im Umlauf befindliche Räder zurückrufen und zwangsdrosseln lassen wollen? So rein praktisch?
Ich finde es wichtig, das Verkehrsmittel Pedelec richtig einzuordnen. Die Frage wie das Idealbild von Mobilität aussieht, das dir oder mir oder Knoflacher im Sinn hat, ist deshalb wichtig, weil diese Zielvorstellung eine Einordnung ermöglicht. Knoflachers Idealbild von Mobilität schließt aus, dass Fahrzeuge als Individualverkehrsmittel benutzt werden, die es dem Fahrer ermöglichen mit geringem Körpereinsatz eine starke Beschleunigung und hohe Geschwindigkeiten zu erzielen.
Bei einem Verbrenner-SUV mit 300 und mehr PS ist klar, dass das nicht im Sinne Knoflachers ist. Und es gibt darüberheinaus bereits heute einen relativ großen gesellschaftlichen Konsenz, dass das keine erstrebenswerte Fahrzeuge sind, die ein Klima- und Umweltfreundliche Mobilität ermöglichen.
Das sieht schon wieder ganz anders aus bei einem Elektro SUV. Der darf dann auch gerne 300 kW haben (was mehr als 400 PS entspricht). Und trotzdem findest du noch eine ganze Reihe Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie mit einem entsprechenden Fahrzeug-Wechsel einen wertvollen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten. Große Teile der Politik, Fahrzeughersteller und viele Medien bestärken ihn in seiner Einschätzung.
Bei einem Wechsel von einem Auto zu einem S-Pedelec oder Pedelec wird keiner in Frage stellen, dass das eine deutliche Verbesserung im Sinne von Umwelt- und Klimaschutz darstellt. Ich befürchte allerdings, dass der Kauf eines S-Pedelecs oder Pedelecs nur in seltenen Fällen dazu führt, dass jemand, der ein Auto hat, das Auto aufgegeben wird. Auch langfristig nicht.
"Knoflachers Vorschläge für eine umweltschonende und menschenwürdige Verkehrspolitik haben gleichermaßen gesellschaftliche, ethische und verkehrspolitische Substanz.« Sacha Rufer (umweltnetz-schweiz)" Quelle: https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1068614324 Buchvorstellung Virus Auto 4:0 von Hermann Knoflacher
Kurzfristig, sozusagen als persönliche Sofortmaßnahme, begrüßt auch Knoflacher das Pedelec, wenn dafür jemand sein Auto abschafft.
Langfristig im Sinne von einem Idealbild widerspricht ein Pedelec dem Ziel einer menschlichen und nachhaltigen Mobilität. Aber natürlich nicht in dem Maß wie ein 400 kw E-SUV.
Knoflachers Beurteilungsgrundsatz für sein Idealbild von Mobilität geht davon aus, dass ein Individual-Verkehrsmittel durch eigene Kraft des Fahrers bewegt werden soll. Die Unterstützerkraft des Pedelec widerspricht bereits dieser "reinen Lehre". Trotzdem können Regionen mit steilen Anstiegen, starkem Gegenwind oder persönliche körperliche Einschränkungen auch für Knoflacher ein Grund sein das Pedelec zu benutzen. Bei der Diskussion hier über die Pedelec-Geschwindigkeiten habe ich bisweilen den Eindruck, dass es nur noch um die Frage geht, wie schnell das Pedelec fahren darf, bis zu dem Punkt, an dem die Motorunterstützung abschaltet. Und weil es einige locker schaffen einen 35er-Schnitt zu fahren, sehen sie diese Grenze bei 35 km/h, ich zum Beispiel sehe dementsprechend diese Grenze bei 15 km/h, denn viel schneller bin ich mit dem Fahrrad ohnehin nicht unterwegs.
Klar erscheine ich damit manchen als "Spaßbremse", umgekehrt kommt mir der Gedanke vom "Fahrrad-Raser" manchmal in den Sinn. Unabhängig von solchen sachfremden Vorwürfen halte ich es aber für wichtig zu Kriterien zu kommen, die beständiger sind. Es kann ja nicht das Ziel sein, dass Yeti ein Pedelec mit Tretunterstützung bis 35 km/h fährt, weil das seiner persönliche Dauerleistung beim Fahrradfahren ohne Hilfsmotor entspricht und Ullie ein Pedelec mit Tretunterstütung bis max. 15 km/h fährt, weil er ohne Tretunterstützung auch nicht schneller mit dem Fahrrad unterwegs wäre. Und wenn ich dann nachweisen kann, dass ich irgendwann in meiner wilden Jugend schon mal unfallfrei mit dem Fahrrad von der Sababurg blitzeschnelle ins Wesertal gedonnert bin, darf ich mein Pedelec dann upgraden auf 45 km/h.
Ein wichtiges Kriterium sollte die Unfallgefahr sein. Zum Glück verlaufen Fahrrad-Unfälle oft sehr glimpflich, nicht zuletzt aufgrund des niedrigen Tempos. Bei schnellen Bergabfahrten sind ggf. die Verletzungsfolgen gravierender. Aber wer gewohnt ist bergab zu fahren, der hat darin eine gewisse Routine, die zu seinem Schutz beiträgt.
Trotzdem lehne ich es ab, die Menschen mit dem Pedelec schneller zu machen, als sie es von Natur aus sind. Unterstützung bei Gegenwind, Anstiegen, Handycaps, wie eine Erkrankung oder Behinderung, dafür ist das Pedelec okay. Aber die die Grenze für die Tretunterstützung muss dann nicht unbedingt bei 25 km/h liegen. Eine niedrigere Grenze für die Tretunterstützung ist wünschenswert und trägt dazu bei, dass es im Fahrradverkehr nicht hektischer zugeht, als ohnehin schon. (Klar im Autoverkehr ist es tausendmal hektischer, aber der soll ja nun gerade nicht das Vorbild sein! )