Woche 49 vom 04. - 10.12.2017

  • ARD und UDV behaupten, dass Pedelecs gefährlich seien.

    Das ist aber Unfug. Die vergleichsweise große Morbidität (Quote Schwerverletzte/Verunglückte) und Mortalität (Quote Getötete/Verunglückte) der Pedelec-Nutzer ergibt sich m.E. aus zwei banalen Tatsachen: erstens, Pedelecs werden zu einem viel größeren Anteil als klassische Räder außerorts benutzt und 2) die Nutzer sind im Schnitt deutlich älter als die Gruppe der Nutzer klassischer Räder: Abbildung und Quelle dazu.

    Dass sowohl hohes Alter wie außerörtliche Lage starke Risikofaktoren für die erhöhte Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall zu sterben sind, ist aber keine Besonderheit bei Pedelecs. Dieses Phänomen zeigt sich unisono auch bei Fußgängern, Radfahrern und sogar bei PKW-Insassen.
    Dominierdende Hauptursache für Todesfälle mit Pedelecs sind wie bei Fahrrädern die diversen Vorfahrtfehler. Fahrfehler, die sich auf die "aberwitzig" hohen Geschwindigkeiten der Pedelecs zurückführen ließen, gibt es nur in statistisch unauffälligen Einzelfällen.

  • Darüber staune ich auch regelmäßig das Pedelecs ja sooo schnell sind. Eine gesunde Person ist ca. Mit 20kmh unterwegs. Eine trainierte Person ist schon bei über 30kmh unterwegs, und wenn jemand ambitioniert ist ist auch mehr als 40kmh möglich.
    Vor meiner Erkrankung hab ich mir den Spaß gemacht und hab Mopeds und Mokicks dauerhaft hinter mir gelassen und
    ich empfinde die 25kmh von meinem Pedelec als Zeitlupe.
    Nun werden ja nicht nur Fahrräder gewohnheitmäßig übersehen, bei Motorrädern, auch mit Beiwagen ist das ganz genau so.
    Der Standartunfall ist "Übersehen beim Abbiegen". Wenn ein Motorrad auf der Gegenfahrbahn fährt ist die ja kwasi frei.

  • Dass Autofahrer oft die Geschwindigkeit von Radfahrern zu niedrig einschätzen, glaube ich auch. Wenn ich mir meine Liste der Situationen anschaue, wo es brenzlig wurde, wäre vermutlich vieles nicht passiert, wenn ich nur halb so schnell fahren würde. Das fängt an bei Rechtsabbiegern, die mich gerade überholt haben und kurz danach vor mir versuchen, abzubiegen, geht weiter bei knappen Überholmanövern, weil die Lücke im Gegenverkehr doch nicht groß genug war und endet noch lange nicht bei den vielen Fällen, wo Autofahrer aus Seitenstraßen ohne zu schauen über den Radweg bis an die Fahrbahn fahren. Ein Radfahrer, der sich mit 15 km/h nähert, wird dann vielleicht noch im periphären Blickfeld wahrgenommen, aber um einen Radfahrer, der mit 25-30 km/h ankommt, zu sehen, müsste man den Kopf drehen, was meistens unterbleibt.

    Dass das Unterschätzen der Geschwindigkeit als Erklärung herhält, den Radfahrer im Kreisverkehr noch kurz zu überholen, ist allerdings ein Witz. Wenn ich das richtig sehe, geht an der gezeigten Stelle ein Schutzstreifen bis direkt an den Kreisverkehr und auch hinter dem Kreisel beginnt sofort wieder ein Schutzstreifen. Es hat ja seine Gründe, warum Schutzstreifen und Radfahrstreifen innerhalb des Kreisverkehrs nicht zulässig sind, um Autofahrern nicht zu suggerieren, dass sie Radfahrer im Kreisel überholen können. Würde der Schutzstreifen 20-30m vor dem Kreisverkehr enden und sich der Radfahrer mittig auf der Fahrbahn einordnen, dann wäre auch klar, dass das Überholen erst wieder hinter dem Kreisverkehr möglich ist. In dem Fall fährt der Polizist auch nicht mit 25km/h im Kreisel, so dass das kein Pedelec-Problem ist. Wie sollte man in einem Kreisverkehr einen Fahrradfahrer überholen, der selbst mit 25 km/h dort fährt, falls das überhaupt möglich ist?

    *edit: 5,40m Bremsweg bei Vollbremsung mit 40km/h (ab 8:10)

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    Aber dafür muss man "schon ganz schön in die Eisen gehen", wie auch der Polizist sagt ;)

  • Ein Beitrag, der sich offenbar an Rad-/Pedelecfahrer richtet, aber den wichtigsten Tipp nicht gibt. Super. Wie auch auf jeder anderen Fahrbahn: nicht hart am Rand fahren, wenn ein Überholen nur durch Gefährdung meiner selbst möglich wäre. Ob das so (von StVO oder Planern) vorgesehen ist oder nicht, interessiert mich nicht. Ich habe nur das eine Leben und möchte es möglichst gesund erleben. Wenn jemand damit ein Problem haben sollte, steht es ihm frei, mich anzuzeigen. Im Kreisverkehr also immer mittig, insbesondere wenn ich mehr als 90° darin zurücklege.
    Dass ein erfahrener Polizist, der regelmäßig mit dem Pedelec fährt, so einen Unsinn verzapft, spricht natürlich Bände. Das vollkommen übertriebene Ausweichmanöver bei der Marktausfahrt hätte auch gut ins Auge gehen können, wenn der Fahrer des nachfolgenden PKW nicht so aufmerksam gewesen wäre. (Wenn man exakt diesen Umstand hätte demonstrieren wollen, hätte ich einen Kommentar dazu erwartet.)

  • "Der Bremsweg ist wegen der hohen Masse länger"
    Ein normales Fahrrad wiegt mit mir als Fahrer ca. 95kg, ein Pedelec vielleicht 105. Also 10% lassen sich damit erklären. Der genannte Faktor 3 irgendwie nicht.

    Der Faktor kommt durch die Geschwindigkeit. Herkömmliche Radfahrer fahren maximal 15 km/h, alles darüber ist ohne Motor physikalisch unmöglich.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • »Radwege« werden nicht gebraucht:


    „Die meisten Radler haben überhaupt keine Pro­bleme damit, dass für eine gewisse Zeit der Radweg für einen Weihnachtsmarkt nicht nutzbar ist", sagt Behördensprecherin Susanne Meinecke.

    „In einer Stadt gehört es dazu, dass man sich Räume und Platz mit anderen teilt."

    Willkommen zum Weihnachtsmarkt auf dem Deichtorplatz oder dem Theodor-Heuss-Platz. Siemersplatz böte sich auch an.

  • „Die meisten Radler haben überhaupt keine Pro­bleme damit, dass für eine gewisse Zeit der Radweg für einen Weihnachtsmarkt nicht nutzbar ist",

    Würde ich ihm zumindest für mich Recht geben. Allerdings setzt das auch vorraus, dass eine Aufleitung auf die Fahrbahn angeboten und nicht der Radweg 100m nach der Kreuzung einfach blockiert ist.

  • ARD und UDV behaupten, dass Pedelecs gefährlich seien. Ab 2:27 zeigt sich dann aber sehr schön, wer da der Gefährliche ist. Die Polizei steht daneben und guckt nur dumm.

    Ich habe den Sender angeschrieben und ziemlich ausführlich Kritik geäußert. Der Autor fühlt sich missverstanden:

    Sehr geehrter Herr ...,

    vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Sendung

    Wir sind dankbar für Kritik. Ich bin dennoch verwundert über das Ausmaß. Ich habe in klarer Absprache mit der Polizei gearbeitet, wohlgemerkt waren es keine Streifenpolizisten, sondern Experten, die für die Unfallvermeidung u.a. mit Pedelecs zuständig sind. Die konnten im Eifer des Gefechts auch die Autofahrerin nicht verfolgen!

    Im übrigen habe ich nebenbei noch mit mehreren anderen Pedelec-Fahrern vor Ort gesprochen, die gerade an diesem Kreisverkehr immer wieder geschnitten wurden, weil Autofahrer die Geschwindigkeit der Pedelcs unterschätzen und das Überholen falsch einschätzen. Wir sind alle Unfallschwerpunkte exemplarisch in Xanten mit der Kreispolizei Wesel Abt. Unfallvermeidung abgefahren.

    Daher sollten Sie zumindest akzeptieren, dass es sehr wohl schon 19 Tote in NRW gegeben hat. Ein Rekord und dafür gibt es triftige Gründe, dich ich nicht erfunden habe. Ein tödlicher Unfall in Xanten ist darüber hinaus fast genauso verlaufen wie beim Beispiel mit dem Dummy: Ein älterer Pedelecfahrer ist bei hoher Geschwindigkeit gegen einen Kleinbus gefahren, der einen Radrampenweg langsam überqueren wollte. Der Radler hat ihn nicht gesehen und gehört, offenbar auch der Autofahrer nicht.Und das ist kein Einzelfall.

    Außerdem ist mir neu, dass normale Radfahrer in der Regel 25 Stundenkilometer fahren. Ich bin selbst einer seit Jahrzehnten und kann das nur bestätigen. Senioren, die in erster Linie betroffen sind, waren meist keine Rennräder. Wir haben nichts anderers behauptet, was die Kreispolizei Wesel und auch das Innenministerium NRW beklagt: Vor allem Senioren sind diese Geschwindigkeit nicht gewohnt.

    Sollten Ihnen diese Antworten nicht genügen,können Sie sich jederzeit bei der Polizei erkundigen, die ja auch Fahrsicherheitstrainings anbietet. Und sich auch bestätigen lassen, dass die Ursache für Unfälle mit Pedelecs bei 65 Prozent auf unachtsame Autofahrer zurückzuführen sind. Aber eben auch der Überforderung mancher Pedelecfahrer, die unerfahren sind.

  • Daher sollten Sie zumindest akzeptieren, dass es sehr wohl schon 19 Tote in NRW gegeben hat. Ein Rekord und dafür gibt es triftige Gründe, dich ich nicht erfunden habe.

    Einer davon ist, dass die amtlichen Erfassungsbögen für die polizeiliche Unfallaufnahme erst seit 2014 ein Feld enthalten, mit dem Pedelecs überhaupt erst gesondert erfasst werden können. Kein Wunder, wenn da die Zahlen scheinbar dramatisch zunehmen. ;)
    Woran es bis jetzt für die Bewertung des Unfallrisikos noch gänzlich fehlt, ist eine wissenschaftliche Erfassung der auf Pedelecs zurückgelegten Fahrleistung.

  • Was mich vor allem stört ist, das die Geschwindigkeit von 25 km/h als besonders gefährlich für Senioren dargestellt wird. Die gleichen Leute haben aber dann kein Problem damit ,wenn der gleiche Senior hinter dem Steuer eines PKW 50 oder 100 oder gar 150 km/h fährt. Und im Vergleich zum Radfahrer auch noch vernachlässigen, das aufgrund des fehlenden Kreiseleffektes sehr langsame Fahrräder instabil werden und schwerer zu fahren sind als schnellere Fahrräder/Pedelecs.
    Meiner Ansicht sind die eigentliche Unfallursache von selbstverursachten Unfällen oft Koordinationsprobleme. Und die gibt es bei älteren Rad-, Pedelec- und PKW-Fahrern gleichermaßen. Man liest ja oft genug von Senioren, die Gas- und Bremspedal "verwechselt" haben.

  • Diese Häppchenserviererei zur besseren Gefälligkeit - drei Sätze gefolgt von Werbung und lausiger Musik, Werbung, Wetter, "News" mit Tickerklängen im Hintergrund wie bei CNN, wieder Werbung und lausige Musik, dann wieder drei Sätze - haben mir die meisten Radiosender längst vergällt. Die zwei oder drei, die ich dann selten doch noch einschalte, thematisieren die Radelei praktisch nie.

    Darum möchte ich auf zwei aktuelle Podcast-Folgen hinweisen, wovon eine immerhin von einem privaten Radiosender stammt, was man fast schon als sensationell bezeichnen muß:

    Talradler.de Podcast: #08 – The Talk of the Town

    Bei dem lohnt sich auch das Abonnement mit einem Podcast-Client, obwohl die Audio-Qualität noch ausbaufähig ist. Die zweite ist eine Sonderfolge des

    Fahrradpodcasts "Antritt" von detektor.fm: "Ich hab gelogen: Ich hab sieben!"

    Der ist bislang eher durch sein Häppchenformat negativ aufgefallen, diesmal aber ausnahmsweise besser. Als Gast wurde Holger Klein hinzugebeten, der dem einen oder anderen durch seine eigenen Podcasts bekannt sein mag.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Was mich vor allem stört ist, das die Geschwindigkeit von 25 km/h als besonders gefährlich für Senioren dargestellt wird. Die gleichen Leute haben aber dann kein Problem damit ,wenn der gleiche Senior hinter dem Steuer eines PKW 50 oder 100 oder gar 150 km/h fährt. Und im Vergleich zum Radfahrer auch noch vernachlässigen, das aufgrund des fehlenden Kreiseleffektes sehr langsame Fahrräder instabil werden und schwerer zu fahren sind als schnellere Fahrräder/Pedelecs.
    Meiner Ansicht sind die eigentliche Unfallursache von selbstverursachten Unfällen oft Koordinationsprobleme. Und die gibt es bei älteren Rad-, Pedelec- und PKW-Fahrern gleichermaßen. Man liest ja oft genug von Senioren, die Gas- und Bremspedal "verwechselt" haben.

    Der Unterschied zwischen 25 auf dem Pedelec und 30 bis 50 im KFZ ist der genutzte Straßenraum.
    Die Fahrbahn ist erheblich übersichtlicher als die Seitenräume, in die die Radler oft geschickt werden und die auch und gerade Senioren auch freiwillig und teilweise illegal aufsuchen. Dort sind dann die erreichbaren 25 km/h fataler als die 50 auf der Fahrbahn.
    Hätten die Senioren die Traute, immer auf der Fahrbahn zu fahren, hätten sie auch nicht so viele Unfälle. So wie diejenigen, die aus eigener Muskelkraft die 25+ schaffen. Von denen dürfte ein guter Teil als Radlrambo, der trotzt bestens ausgebautem und bebläutem Radweg auf der Fahrbahn fährt, durchgehen und daher sicher unterwegs sein.

    Bis ihn ein Smombie am Steuer abräumt....

    bye
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  • Was mir auffällt:
    ... wodurch die 31-jährige Deutsche eine schwere Kopfverletzung erlitt ...
    ... Der 22-jährige Deutsche erlitt leichte Schürfwunden ...
    und die anderen Unfälle:
    ... befuhr ein 66-jähriger Russe ...
    ... Der 47-jährige Deutsche wurde ebenfalls schwer verletzt ...
    ... Der 8-jährige Beifahrer des 47-Jährigen ... [staatenlos?]
    ... befuhr ein 31-jähriger Deutscher ...
    ... wobei der aus Saudi Arabien stammende Fußgänger ...

    Die Mopo hat sich dann erfolgreich bemüht, den für Straftaten geltenden Pressekodex bei diesen Unfällen einzuhalten:

    Focus.de hingegen hat die Wörter "Russe" und "Saudi-Arabien" hingegen sogar verlinkt, damit man gleich sieht, was Russen und Saudis sonst noch so anstellen.

    Und es gibt ein weiteres Detail, das zum Grübeln anregt:

    Nach ersten Erkenntnissen befuhr ein 31-jähriger Deutscher mit seinem Renault Clio die Straße "An der Alster" in Richtung stadtauswärts, als der 33-jährige Fußgänger unvermittelt aus Sicht des Pkw-Fahrers von links kommend die Fahrbahn betrat und diese überquerte.
    Es kam zu einer frontalen Kollision, wobei der aus Saudi Arabien stammende Fußgänger über den Renault hinweg gegen einen weiteren Pkw (VW Touran) auf der rechten Fahrbahn geschleudert wurde und anschließend auf die Fahrbahn stürzte.
    Hierbei erlitt er schwere Verletzungen und wurde nach notärztlicher Erstversorgung in ein Krankenhaus eingeliefert und dort stationär aufgenommen. Es bestand keine Lebensgefahr.
    Für die Dauer der Unfallaufnahme, zu der ebenfalls ein Sachverständiger hinzugezogen wurde, waren beide Fahrstreifen in Richtung Mundsburg voll gesperrt.

    Auch wenn die Hausnummer nicht genannt ist: Die Straße ist vier- bis sechsspurig. Ein »von links kommender« Fußgänger muss vorher zwei Fahrspuren der Gegenrichtung überquert haben. Ist das »unvermittelt«? Hat der Autofahrer gebremst? Im Text heißt es nicht »konnte trotz Vollbremsung einen Zusammenstoß nicht vermeiden«.