Landkreis Stade

  • Wobei natürlich heftige Nachwirkungen der jahrzehntelang gepredigten Doktrin "Du darfst nicht auf der Straße [sic] fahren!" zu bemerken sind. Man hat das quasi mit der Muttermilch eingesogen.

    Mich persönlich macht diese Krisenbeschreibung dankbar für meine Kindheit in der DDR. Da gab es bis auf wenige Ausnahmen keine Radwege, sodass ich als "Straßenkind" aufgewachsen bin. Ich wünschte, alle wären wie ich. ^^

  • Mich persönlich macht diese Krisenbeschreibung dankbar für meine Kindheit in der DDR. Da gab es bis auf wenige Ausnahmen keine Radwege, sodass ich als "Straßenkind" aufgewachsen bin. Ich wünschte, alle wären wie ich. ^^

    Sind in der ehemaligen DDR nicht alle Kinder als Ganztags-Kindertagesstättenkinder aufgewachsen?

    Jedenfalls gut, dass du den Straßenkampf unbeschadet überlebt hast: ;)

    "Auch im Osten wurde nämlich häufig viel zu schnell gefahren, trotz verhältnismäßig hoher Bußgelder und vieler schlimmer Unfälle."

    https://www.mdr.de/geschichte/ddr…20als%20erlaubt.

    Immerhin galten in der Ex-DDR deutlich niedrigere Tempolimits:

    "Auf Landstraßen galt damals eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, auf Autobahnen durfte man nicht schneller als 100 km/h unterwegs sein."

    (ebenda)

  • Sind in der ehemaligen DDR nicht alle Kinder als Ganztags-Kindertagesstättenkinder aufgewachsen?

    Da war ich noch Fußgänger und bin mit meinem besten Kindergartenfreund unbegleitet dorthin gelaufen. Einmal kamen wir zwei Stunden zu spät. =OAllzusehr hat es uns im Kindergarten offensichtlich nicht gefallen. ;)

    Jedenfalls gut, dass du den Straßenkampf unbeschadet überlebt hast: ;)

    In Großstädten (Erfurt, Halle) bin ich erst mit 13-14 Jahren gefahren, meine Heimatstadt war gerade halb so groß wie Stade. Dort war so richtiger Mischverkehr mit -im Vergleich zu heute- hohem Anteil an Mopeds und kleinen Motorrädern, auch Mähdrescher, Panzer und andere Militärfahrzeuge fuhren auf öffentlichen Straßen. Die gefürchtetsten Engüberholer fuhren übrigens Moped.

    Doch mein schlimmster Unfall war ein - Trommelwirbel - Alleinunfall. Im Wald ist meine Mutter mit ihrem 7-jährigen Sohn auf einer Schotterpiste bergab gefahren. Der hatte ein 20-Zoll-Rad mit Rücktritt und einer Stempelbremse am Vorderrad. Der Rücktritt war nicht dosierbar und die Stempelbremse nahezu unwirksam, sodass ich schreiend den Berg runterrollte und in der rechtwinkligen Kurve am Ende der Abfahrt geradeaus bis zum nächsten Baum gefahren bin. Meine Mutter hat sich natürlich große Vorwürfe gemacht und schon befürchtet, dass ich nie wieder Rad fahren will. .. Zum 10. Geburtstag bekam ich endlich ein Rad mit Felgenbremse, damit war das Trauma überwunden. ;)

    Kurzum: Als problematisch empfand ich weniger den Verkehr, sondern die Ausstattung der Räder und Qualität der Straßen und Wege.

  • Das war günstig. Nach der Wende wurden dann viele Kurvenradien z.T. mehrfach angepasst, um höhere Geschwindigkeiten zu ermöglichen.

    Kann mich erinnern, dass nach der "Wende" angeblich viele Alleen abgeholzt wurden. Lt. ADAC waren die Bäume "tödliche Fallen" für die ehemaligen Trabbifahrer, die jetzt mit ihren neuen deutschen Premiumlimousinen mal "richtig" fahren wollten.

    https://assets.adac.de/image/upload/v1597412202/ADAC-eV/KOR/Text/PDF/baumunfaelle-adac-sp_ml3asv.pdf

  • Da war ich noch Fußgänger und bin mit meinem besten Kindergartenfreund unbegleitet dorthin gelaufen. Einmal kamen wir zwei Stunden zu spät. =OAllzusehr hat es uns im Kindergarten offensichtlich nicht gefallen. ;)

    In Großstädten (Erfurt, Halle) bin ich erst mit 13-14 Jahren gefahren, meine Heimatstadt war gerade halb so groß wie Stade. Dort war so richtiger Mischverkehr mit -im Vergleich zu heute- hohem Anteil an Mopeds und kleinen Motorrädern, auch Mähdrescher, Panzer und andere Militärfahrzeuge fuhren auf öffentlichen Straßen. Die gefürchtetsten Engüberholer fuhren übrigens Moped.

    Doch mein schlimmster Unfall war ein - Trommelwirbel - Alleinunfall. Im Wald ist meine Mutter mit ihrem 7-jährigen Sohn auf einer Schotterpiste bergab gefahren. Der hatte ein 20-Zoll-Rad mit Rücktritt und einer Stempelbremse am Vorderrad. Der Rücktritt war nicht dosierbar und die Stempelbremse nahezu unwirksam, sodass ich schreiend den Berg runterrollte und in der rechtwinkligen Kurve am Ende der Abfahrt geradeaus bis zum nächsten Baum gefahren bin. Meine Mutter hat sich natürlich große Vorwürfe gemacht und schon befürchtet, dass ich nie wieder Rad fahren will. .. Zum 10. Geburtstag bekam ich endlich ein Rad mit Felgenbremse, damit war das Trauma überwunden. ;)

    Kurzum: Als problematisch empfand ich weniger den Verkehr, sondern die Ausstattung der Räder und Qualität der Straßen und Wege.

    Oh je, das erinnert mich an meine Alpentour anno 2003, als der Fahrradhändler vorher sagte: "Vorsicht, Sie haben ein altes Rad, das kann von innen schon angerostet sein, fahren Sie bitte vorsichtig, und überlasten Sie Ihre Bremsen nicht!"

    Was habe ich gemacht?

    Nach ein wenig Osttirol und Dolomiten den Predelpass runter nach Slowenien und zum Abschluss den Wurzen mit 18 % runter nach Kärnten - den allerdings in besserem Schritttempo, weil ich befürchtete, sonst in den Spitzkehren die Auslaufzone für Lkw benutzen zu müssen.

    Danach gab es dann ein neues Fahrrad mit guten Bremsen und die Abfahrt vom Stilfser Joch und dem Berninapass mit Tempo 75. :)

    (Den Temporekord mit >80 habe ich allerdings in Thüringen aufgestellt ...)

  • Kann mich erinnern, dass nach der "Wende" angeblich viele Alleen abgeholzt wurden.

    Das war im Norden häufig der Fall. Gerade Alleen, wo die Baumkronen im Sommer ein dichtes Dach bildeten, waren betroffen. Bäume, die den Menschen auch während Diktatur und Willkürstaat Schatten spendeten.

    Gibt es eigentlich im Landkreis Stade noch ein paar Allen? :/

  • Gibt es eigentlich im Landkreis Stade noch ein paar Allen?

    Ich würde es gerade nicht Allee nennen, aber durchs Moor gibt es Straßen, die mit Bäumen gesäumt sind. Da der Moorboden ständig in Bewegung ist, sind diese Straßen meist sehr wellig und meistens mit Tempolimit 70km/h, damit man an den Bodenwellen nicht den Abflug macht.

  • Kann mich erinnern, dass nach der "Wende" angeblich viele Alleen abgeholzt wurden. Lt. ADAC waren die Bäume "tödliche Fallen" für die ehemaligen Trabbifahrer, die jetzt mit ihren neuen deutschen Premiumlimousinen mal "richtig" fahren wollten.

    https://assets.adac.de/image/upload/v…c-sp_ml3asv.pdf

    ;) Weiß gar nicht, warum du hier über den ADAC "meckerst". ;)

    In dem von dir verlinkten Papier steht ganz zum Schluss:

    "Straßen mit hoher Verkehrsbedeutung sollten aus Alleen herausgenommen werden."

    Also vermutlich ist da ja mit Verkehrsbedeutung gemeint: Autoverkehrsbedeutung.

    Zumal die Anzahl der Fahrradfahrenden, deren Fahrt schwer verletzt oder tödlich an einem Baum endet, deutlich überschaubarer ist.

    Jedenfalls ist es erfreulich, dass der ADAC Straßen, auf denen viele Autos fahren, einfach herausnehmen will aus den Alleen. Am besten natürlich komplett ersatzlos für den Autoverkehr streichen. Und dort, wo vorher Autos fuhren, tummeln sich dann der Fahrrad- und der Fußverkehr. ;)

  • Gibt es eigentlich im Landkreis Stade noch ein paar Allen? :/

    Ich kann nur zum östlichen Teil etwas sagen, aber dort sind sie immer noch die Regel. Als Beispiel bringe ich die Landesstraße 140 zwischen Hamburg-Nincop und Jork-Hove. Es ist nicht so, dass Alleen beseitigt werden, sondern es werden keine neuen Bäume gepflanzt, wenn alte gefällt werden müssen. Vielleicht änders sich das ja wieder durch die Klimadebatte.

  • Ich kann nur zum östlichen Teil etwas sagen, aber dort sind sie immer noch die Regel. Als Beispiel bringe ich die Landesstraße 140 zwischen Hamburg-Nincop und Jork-Hove. Es ist nicht so, dass Alleen beseitigt werden, sondern es werden keine neuen Bäume gepflanzt, wenn alte gefällt werden müssen. Vielleicht änders sich das ja wieder durch die Klimadebatte.

    Direkt am Eingang zu dieser Allee steht ein Schild, das die zulässige Höchstgeschwindigkeit 70 km/h aufhebt. Es darf also 100 km/h gefahren werden. Rechts der Fahrbahn ist ein Weg, jedoch ohne Beschilderung. Also theoretisch ein Fußweg.

    Warum will der ADAC die Bäume aus Alleen weghaben?

    Will der ADAC auch die Fußgänger weghaben?

    Sind Bäume wehrhafter als Fußgänger gegenüber in sie hineinkrachende Autos?

  • Sind Bäume wehrhafter als Fußgänger gegenüber in sie hineinkrachende Autos?

    Da geht es nur um den "Schutz" der KFZ-Insassen. 1. ist die Wahrscheinlichkeit höher , das ein Raser in einen 24h/7d am Straßenrand stehenden Baum kracht wie zufällig in einen Fußgänger auf dem Weg daneben. Und 2. ist auch eine höhere Verletzungsschwere zu erwarten wie bei einer Kollision mit einem Fußgänger. Selbstverständlichlich ignoriert der ADAC dabei, das die KFZ-Fahrer ihr Unfallrisiko durch angepasste Fahrweise minimieren können

  • Ich hatte heute Morgen wieder ein Gespräch mit dem Leiter des Straßenverkehrsamtes. Sie haben wohl die ausgeschriebene Stelle der Leitung der Verkehrsbehörde besetzen können. Ab wann die oder der Neue die Arbeit aufnimmt, habe ich aber nicht gefragt.

    Ansonsten laufen die Abstimmungen mit den Gemeinden weiter. Es gab bereits einen Ortstermin und das Ergebnis war, alle innerorts bestehenden RWB in dieser Gemeinde aufzuheben, auch im Zuge der Landstraßen, wo in der Spitzenstunde >1000 Kfz/h fahren. Ich habe gesagt, dass es eigentlich im gesamten Landkreis nur darum gehen könnte, wo und unter welchen Voraussetzungen man ein Benutzungsrecht anordnet, denn die Voraussetzungen für eine Benutzungspflicht sind meiner Meinung nach nirgends erfüllt. Wir waren uns auch darüber einig, dass ein Benutzungsrecht auf gemeinsamen Geh- und "Radwegen" mit der Piktogrammlösung und nicht mit [Zeichen 239] [Zusatzzeichen 1022-10] angeordnet wird.

    Sicherlich werden meine Ansichten, wo man das Radfahren weiterhin auf dem Hochbordweg erlauben kann, mit der Sicht der Behörde nicht übereinstimmen. Aber wenn das tatsächlich konsequent so fortgeführt wird, wären irgendwann mal alle [Zeichen 240] Geschichte. Es wurde überlegt, mich zu den nächsten Abstimmungsgesprächen mit den Gemeinden hinzu zu ziehen. Da muss ich dann vorher sicherlich etwas Kreide fressen.

  • Bei den oben gezeigten Beispielen sollte man es meiner Meinung nach nicht einmal erlauben, auf den Gehwegen Fahrrad zu fahren. Weder als gemeinsamer Geh- und Radweg ohne Benutzungspflicht, noch als [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10].

    Ich würde auf den Dörfern schon durchaus die Schwelle, damit man auf dem Gehweg fahren *darf* deutlich niedriger ansetzen – insbesondere da, wo (real!) mehr als 30 km/h gefahren werden. Anderenfalls befürchte ich, dass Eltern ihren Kindern verbieten werden, entlang dieser Straßen (oder sogar generell…) mit dem Rad zu fahren – einfach, damit die Eltern (!) sich sicher _fühlen_. Man muss dabei im Hinterkopf haben, dass diese Eltern ausschließlich Autos als "Verkehrsmittel" ansehen und entsprechend keine Ahnung von der tatsächlichen Sicherheit oder den Vorschriften haben.

    So niedrig, wie sie in der Praxis oft ist (in vielen Dörfern scheint zu gelten "alles, was einen Kantstein hat ist auch ein Radweg") sollte die Schwelle aber definitiv nicht sein. Und warum zum Geier hat man bei dem zweiten Beispiel die Benutzungspflicht auch noch auf der unübersichtlichen linken Seite angeordnet, wo der Gehweg rechts schnur geradeaus aussieht? Das Mofa-Schild setzt dem ganzen dabei noch die Krone der Absurdität auf…

  • Das Verschwinden der Radwege im Landkreis Stade

    Auch wenn die Überschrift sicherlich nicht zu 100% zutrifft, einer der besseren Artikel, zumal darin klar benannt wird, dass man eigentlich seit einem Vierteljahrhundert zu diesen Maßnahmen verpflichtet gewesen wäre. Sieht so aus, als hätte da Yeti doch einiges bewirkt. In Bayern wartet man auf solche Lerneffekte leider immer noch vergeblich.

  • Die Formulierung ist allerdings sogar ziemlich schlecht – weil es nämlich zu 99% gar keine Radwege sind, sondern Gehwege, die unter der Prämisse "freie Fahrt für freie Autos" zu Radwegen erklärt wurden. Eine Prüfung, ob die Wege auch nur im geringsten zum Radfahren geeignet sind, ist dabei offenkundig nie erfolgt, ebenso wenig wie irgendeine bauliche Anpassung und die damit heraufbeschworenen Konflikte zwischen Radfahrern waren irgendwo zwischen hingenommen und beabsichtigt.

    Das die Situation in den Städten anders aussieht, liegt dann auch weniger an mehr Verkehr (viele Dorf-Durchgangsstraßen hätten davon mehr als genug), sondern daran, dass man dort wirkliche Radwege gebaut hat.

  • Eine groß angelegte Aufklärungskampagne für den gesamten Landkreis wäre sicher sehr hilfreich. Es könnten allerdings Fragen auftauchen wie: "Wenn das seit den 1990ern gesetzlich vorgeschrieben ist, warum wirds dann erst jetzt umgesetzt? Wer geht ins Gefängnis?" Teile der Antwort könnten die Bevölkerung verunsichern.

  • Dann brauchen wir nur noch ein funktionierendes Organ, welches renitente Kraftfahrer abstraft, welche der Meinung sind, Fahrbahnradler sanktionieren zu müssen.