Was mich momentan tatsächlich am meisten verwundert ist die plötzlich ungebrochene Bereitschaft der Bevölkerung, auf eigene Rechte und Freiheiten zugunsten der Bekämpfung des SARS-CoV-2 zu verzichten.
Mein Mobilfunk- und Internetanbieter gibt momentan Bewegungsdaten an das Robert-Koch-Institut weiter — natürlich ohne mich zu informieren, geschweigedenn zu fragen, aber natürlich ganz doll anonymisiert. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob man für dieses Verfahren überhaupt anonyme Daten nutzen kann oder ob eigentlich eine Pseudonymisierung gemeint ist.
Natürlich ist das alles bloß für die gute Sache und soll Leben retten und niemand will mir etwas böses. Und trotzdem wundere ich mich, ob meine Daten nicht doch plötzlich in Rohform ganz ausversehen woanders bei einem Empfänger landen, der sich auch darüebr freut. Das muss ja gar nicht die hiesige Neonazi-Gang sein, die ein paar Linke verkloppen möchte, sondern vielleicht die Polizei? Irgendein Grund wird sich schon finden, um in Zeiten wie diesen Anspruch auf Positionsdaten der Menschen zu erheben, vielleicht der Schutz vor Plünderungen oder so.
Schon krass: Monatelang sind abertausende Menschen in verschiedenen Bundesländern auf die Straße gegangen, um gegen eine Verschärfung der Polizeigesetze zu demonstrieren, jetzt kassiert SARS-CoV-2 alles wieder ein und wir wünschen uns plötzlich eine Polizei, die so ziemlich alles kann und darf, um doch nur dieses Virus abzuwehren.
Sascha Lobo schreibt dazu im Spiegel: Wider die Vernunftpanik
René Schlott sieht beim WDR sogar die Demokratie durch Corona in Gefahr?
Und ich habe da auch ein ziemlich ungutes Gefühl.