Woche 12 vom 22. bis zum 28. März 2021

  • Nur wenn man davon ausgeht, dass der Staat die Wagons in gleiche Qualität zum gleichen Preis herstellen könnte.

    Ich halte diese Annahme für unhaltbar.

    Inwiefern? Nur wenn der Gewinn des Auftragsnehmers das 5-fache des Kaufpreises überstiege, wäre es eine Nullsumme für den Käufer, sofern der gleichzeitig Auftraggeber und Adressat der Gewinnsteuern wäre?

    Aber dann wäre ja der Kaufpreis völlig unseriös?

  • Inwiefern?

    Weil ein privates Unternehmen als Ergebnis einer Ausschreibung zum Zug kommt und dementsprechend unter Druck steht, gute Leistung zu einem guten Preis anzubieten.

    Es ist nicht so, dass der Staat sich den Gewinn durch "selber machen" einfach einstecken kann.

    Denn da arbeiten Beamte o.ä., die diesem Druck nicht unterliegen. Außerdem gäbe es beim Staat genau eine Behörde, die diese Leistung anbietet. Also keinerlei Wettbewerb.

    Meist sind die nicht in der Lage, eine vergleichbare Leistung zu einem ähnlichen Preis anzubieten.

    Die Leistung würde also noch teurer. Und keiner würde es merken, weil die hohen Kosten schon versteckt werden.

    Beispiele aus der Vergangenheit für miese Leistung zu einem hohen Preis gibt es genug.

  • Ich frage mich in welcher Welt Sie leben. Bei allen privatisierten Projekten ist es am Ende für den Steuerzahler viel teurer geworden. Ich hab noch von keiner Ausschreibung in größerem Umfang gehört, wo es bei den Kosten vom Angebot geblieben wäre. Kann ja auch nicht sein, dass ein Unternehmen, welches Gewinn erwirtschaften soll günstiger ist als ein Staatsbetrieb, der dies nicht soll. Entweder das Unternehmen drückt die Arbeitnehmer oder liefert mindere Qualität. Den Staatsbetrieb machen nur Korruption und Veternwirtschaft ineffizient.

  • Bei allen privatisierten Projekten ist es am Ende für den Steuerzahler viel teurer geworden.

    Man hört auch nur von denen. Die Projekte, die problemlos fertig gestellt werden, schaffen es nicht in die Presse.

    Und wenn der Staat die Projekte komplett selbst durchführt, erfährt man die Kosten im Zweifel überhaupt nicht. Dann vermauscheln die Verantwortlichen das Ganze gleich miteinander.

    Warum ist es so verwunderlich, dass die Privatwirtschaft es einfach besser kann?

    Ständig entstehen neue Unternehmen. Nur ganz wenige sind gut genug, um überhaupt zu überleben. Und von denen gewinnen wieder nur wenige die Ausschreibung.

    Es ist nicht einfach, da als Staat besser zu sein. Denn der Wettbewerb hat die externen Anbieter schon vorgefiltert. Der Staat hingegen hat intern keinen Wettbewerb. Da wird dann die zuständige Behörde beauftragt.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei ein besseres Ergebnis rauskommt als bei einem Unternehmen, das sich im Wettbewerb behauptet hat, ist sehr gering.

  • Kann ja auch nicht sein, dass ein Unternehmen, welches Gewinn erwirtschaften soll günstiger ist als ein Staatsbetrieb, der dies nicht soll.

    Natürlich geht das. Die Umsatzrendite in der Privatwirtschaft beträgt Pi mal Daumen 10 %. In einigen Branchen mehr, in anderen weniger.

    Ein Unternehmen muss also nur 10% besser bei der Aufgabe sein als eine Behörde. Das ist meist sehr einfach. Und schon ist es für den Steuerzahler trotz Gewinn günstiger als die Behörde.

    Die alten Staatsbetriebe (z.B. die Post) waren genau darauf ausgerichtet: bloß keinen Gewinn machen.

    Aber waren sie deshalb preiswert? Nein.

    Sie waren langsam und ineffizient. Denn es gab eben keine Konkurrenz und keinen Wettbewerbsdruck, effizient zu arbeiten.

    Da entstanden dann - auf Kosten der Steuerzahler - Schwimmbäder für Mitarbeiter und ähnliches, um Gewinne um jeden Preis zu vermeiden.

  • Ich weiß ja nicht, von welcher Post Du redest, aber die Bundespost war:

    - erreichbar (man wusste, wo das Postamt lag, und wenn es mal Probleme gab, ging man da hin; heute: Call Center und Tohuwabohu)

    - mit qualifizierten, verlässlichen Zustellern gespickt, nicht mit Aushilfen; gilt auch für die Sortierung. Ein Brief, bei dem die Hausnummer 48 statt 84 draufstand, kam damals an - heute nicht

    - als Staatsbetrieb erkennbar (die Briefkästen wurden nicht von unrasierten Leuten im abgerockten Sprinter mit "BG" oder "PL" auf dem Nummernschild geleert; gleiches gilt für das Auffüllen der Verteildepots am Straßenrand)

    - schnell (x+1 klappte auch bei letzter Leerung um 20 Uhr, während es heute bei letzter Leerung 16:30 schon mal schiefgeht; Geheimnis: es gab Postzüge und Postwagen in Nachtzügen, in denen Bundespostler die Briefe während der Fahrt sortierten - diese Wagen hatten übrigens Briefkastenschlitze, man konnte da nachts noch was einwerfen)

    - präsenter: es gab viel mehr Briefkästen als heute. Zu den Zeiten der letzten Leerung siehe oben. Und es gab viele Briefkästen mit Sonntagsleerung. Heute in ganz Hamburg: vielleicht 3 oder 4?

  • Beitrag von krapotke (1. April 2021 um 06:23)

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht (5. Januar 2023 um 10:18).
  • Ich glaube, dass man das trennen muss. Der Staat kann sicherlich nicht selbst ein Transportflugzeug entwickeln und bauen und offenbar auch keinen Flughafen.

    Warum aber das Abwassernetz oder die Straßenbeleuchtung privatisiert werden müssen, begreife ich nicht. Da zieht dann ein privates Unternehmen möglichst viel Geld raus und wenn alles marode ist, soll die öffentliche Hand es wieder in Ordnung bringen. Man kann ja schließlich beim Abwassernetz nicht mal eben den Anbieter wechseln.

  • - erreichbar (man wusste, wo das Postamt lag, und wenn es mal Probleme gab, ging man da hin; heute: Call Center und Tohuwabohu)

    Dafür waren die Öffnungszeiten oft erbärmlich.

    präsenter: es gab viel mehr Briefkästen als heute.

    Es waren mal 140.000 Briefkästen, Stand 2011 waren es 108.000. Bei massiv gesunkenem Briefaufkommen.

    schnell

    Das ist falsch. Die Bundesnetzagentur hat festgestellt, dass die heutige Post schneller zustellt als die alte Bundespost.

  • Oh eine Grundsatzdiskussion. Wie schön :)

    Ich könnte ja hier noch einmal hinein werfen, was Staat und Firmen in meinem Weltbild besser machen sollen als der andere. Der Staat ist hervorragend darin etwas vorzuhalten. Unsere wertvolle Armee zum Beispiel. Braucht kein Mensch, sag ich, aber wenn der Haufen mal nötig wäre, wäre eine Beschaffung privatwirtschaftlich hoffentlich schwierig. Auch so Dinge wie Polizei, Feuerwehr, Schulen, Straßen - braucht man nicht immer, aber sollte verfügbar sein.

    Ich hätte jetzt im Nachhinein auch gerne die Post staatlich. Gerade in Zeiten des zunehmenden Internethandels wäre ein Lieferservice mit Beamten (ordentlich bezahlt, mit Urlaub, dürfen auch mal aufs Klo uns müssen nicht in Flaschen pinkeln) toll. Dann würden auch nicht vier Lieferdienste hintereinander die Straße versperren.

    Oder die Bahn. Ein vorgehaltenes Strecken- und Verbindungsnetz ist halt verfügbar und wird von der Allgemeinheit getragen. Da wäre dann möglicherweise eine Parallelroute am Rhein entlang drin gewesen. Nur, falls jemand unbedingt drunter graben will und dann alles absackt.

    Gerade bei Planungsprojekten wäre mir aber ein privatwirtschaftliches Unternehmen lieber. Die kann man dann auch schön überwachen - und wer eine Radreiseroute auf einem für Radfahrer gesperrten Deich plant muss dann halt Schadenersatz leisten, oder nochmal kostenlos nach planen, oder seine Haftpflichtversicherung bemühen. Der Beamte in der Stadt macht halt, und dann kann ihm nichts passieren.

  • Ich weiß ja nicht, von welcher Post Du redest, aber die Bundespost war:

    [vieles richtige über Bundespost]

    Aber auch

    - der Laden der für ein längeres Telefonkabel 20 Jahre lang jeden Monat 50 Pfennig abgegriffen hat

    - für ein Tastentelefon extra Geld wollte und auf dem freien Markt gekaufte Endgeräte lange Jahre mit Anschlußverbot belegt hat

    - selbst unverschämt teure Modems mit unterirdischer Bandbreite (1200/75 Baud anyone) verkauft hat und gleichzeitig Käufer von Modems auf dem freien Markt mit Beschlagnahmungen von Kundenkarteien (Atelco) und anschließenden Hausdurchsuchungen durch die Polizei 'bespasst' hat, obwohl jedem Techniker zu 100% klar war, dass diese Geräte keinerlei Schaden anrichten.

    - der Laden mit den vermutlich meisten Alkohlkranken (Bei der Bundespost war 1981 bei 360 von 643 Dienstverfehlungen Suff im Spiel, eine Quote von 56 Prozent. - https://www.spiegel.de/politik/blas-r…7?context=issue )

  • Da wäre dann möglicherweise eine Parallelroute am Rhein entlang drin gewesen.

    Die ist auch drin, wenn es Private machen: Ausschreibung der Leistung durch den Staat und dann beauftragen.

    Das hat den Vorteil, dass die Kosten transparent werden. Die Politik muss sich also überlegen, ob es das Geld wert ist.

    Wenn es Staatskonzern einfach macht, werden die Kosten irgendwo quersubventioniert.

  • Die ist auch drin, wenn es Private machen: Ausschreibung der Leistung durch den Staat und dann beauftragen.

    Das hat den Vorteil, dass die Kosten transparent werden. Die Politik muss sich also überlegen, ob es das Geld wert ist.

    Wenn es Staatskonzern einfach macht, werden die Kosten irgendwo quersubventioniert.

    Ja in allen Punkten.

    Nur: die Ausschreibung durch den Staat ist ja offensichtlich nicht erfolgt. Ein Problem der Kommunikation? Das kann sein - wenn der private Anbieter der Dienstleistung Bahn sagt: wir brauchen da eine parallele Strecke, die rechnet sich nur bei einem Unfall der ersten oder wenn der Verkehr zunimmt, dann ist das im Endeffekt eine Versicherungsleistung oder ein Vorhalten. Solche Prozesse sollten vom Staat ausgehen, tun es aber nicht weil die Rückmeldung fehlt.

    Und das Staatskonzerne quersubventioniert werden ist ja Sinn und Zweck der Geschichte. Wenn meine Feuerwehr ein neues Fahrzeug braucht, dann muss das kommen. Da darf ruhig einer kontrollieren ob die nicht das vergoldete Modell zum Spaß bestellt haben, aber wenn nötig, dann her mit dem Ding. Das ist noch nicht schlecht.

  • Und das Staatskonzerne quersubventioniert werden ist ja Sinn und Zweck der Geschichte.

    Das Problem ist die entstehende Intransparenz, was eine Leistung tatsächlich kostet.

    Wenn etwas im Staatshaushalt auftaucht, bekommt man wenigstens raus, was etwas kostet. Wenn das ein Staatskonzern intern verschiebt, weiß das niemand. Ganz im Gegenteil hat der Konzern sogar einen Ansporn, möglichst intransparent zu sein. Um so schwerer die Kontrolle ist, um so weniger werden irgendwelche Budgets von Externen hinterfragt.

  • Aber auch

    - der Laden der für ein längeres Telefonkabel 20 Jahre lang jeden Monat 50 Pfennig abgegriffen hat

    - für ein Tastentelefon extra Geld wollte und auf dem freien Markt gekaufte Endgeräte lange Jahre mit Anschlußverbot belegt hat

    - selbst unverschämt teure Modems mit unterirdischer Bandbreite (1200/75 Baud anyone) verkauft hat und gleichzeitig Käufer von Modems auf dem freien Markt mit Beschlagnahmungen von Kundenkarteien (Atelco) und anschließenden Hausdurchsuchungen durch die Polizei 'bespasst' hat, obwohl jedem Techniker zu 100% klar war, dass diese Geräte keinerlei Schaden anrichten.

    - der Laden mit den vermutlich meisten Alkohlkranken (Bei der Bundespost war 1981 bei 360 von 643 Dienstverfehlungen Suff im Spiel, eine Quote von 56 Prozent. - https://www.spiegel.de/politik/blas-r…7?context=issue )

    Das ist jetzt die Abteilung Telekom. Davon war nicht die Rede, es ging um die Abteilung Deutsche Post AG.

  • Dafür waren die Öffnungszeiten oft erbärmlich.

    Es waren mal 140.000 Briefkästen, Stand 2011 waren es 108.000. Bei massiv gesunkenem Briefaufkommen.

    Das ist falsch. Die Bundesnetzagentur hat festgestellt, dass die heutige Post schneller zustellt als die alte Bundespost.

    Öffnungszeiten 8 bis 18 Uhr waren erbärmlich? Bei Dutzenden von Ämtern in Hamburg? Wo kann ich mich heute melden, wenn ich einen Brief, der angeblich nicht zugestellt werden konnte, schnellstens abholen will?

    Zahl der Briefkästen 3. Quartal 2020: 108.846. Davon mit letzter Leerung Mo-Fr nach 12 Uhr: 46.663 Briefkästen. Und auf die kommt es an. Früher: Post war vor 11 Uhr da, Briefkasten um die Ecke wurde um 17:30 / 18 / oder sogar 20 Uhr geleert, da konnte man die Antwort noch am selben Tag abschicken. Bei Zustellung um 14 Uhr und letzter Leerung um 11:30 geht das logischerweise nicht.

    Und die Statistik zum letzten Punkt würde ich gerne sehen. Meines Wissens hat die DPAG auch schon mal "zugestellt" gemeldet, wenn der Brief bei denen im Sortierzentrum eintrudelte, aber gar nicht am selben Tag in die Zustellung ging. Und mich als Kunden interessiert der Vergleich: Brief bei Büroschluss um 18 Uhr in den Kasten geworfen - wann kommt er an? Früher: x+1. Heute: x+2. Und da haben wir von ausfallenden Montagszustellungen noch gar nicht geredet.

    Ein weiterer Service wurde auch eingestampft: Die "Uhr" am Briefkasten. Der Abholer musste die Drehscheibe mit den verschiedenen Leerungszeiten von Hand betätigen, sodass "nächste Leerung am ... um ..." zu sehen war. Da konnte man, wenn man mit dem Brief um 17:35 am Kasten ankam, sofort erkennen, ob die Leerung um 17:30 schon stattgefunden hatte (dann wurde so etwas wie "20 Uhr" angezeigt, oder ob sie noch ausstand.

  • ...und es gab damals das Nachtluftpostnetz. Passagiermaschinen aus allen deutschen Großstädten starteten spätabends, um sich nachts in Frankfurt am Main zu treffen und E+1-Post auszutauschen. Die Maschinen wurden gechartert, waren überwiegend Lufthansa-Maschinen. Gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr. Dafür fahren nun bundesweit Einmann-Spediteure nachts durch die Republik. Und E+1 gibt es als Qualitätsziel auch nicht mehr.

    Zu Zeiten der Deutschen Bundespost hatte der Absender in der Regel bis abends Zeit, seine Post einzuwerfen. In Großstädten bis 22:00 Uhr, damit sie am nächsten Werktag beim Empfänger ist. Heute steht auf vielen Briefkästen als Leerungszeit 8:15 Uhr. Morgens wohlgemerkt!

    Ich war fast 30 Jahre Postbeamter, ich weiß genau, was damals lief und was nicht lief. Und ich stelle fest, welchen Preis der private Postkunde 26 Jahre nach der Privatisierung heute zahlen muss. Wobei die heutige Generation es oft gar nicht anders kennt. Fragt doch einmal einen jungen Menschen, was ein „Postschalter“ ist bzw. war.