Woche 4 vom 25.01. bis 31.01. 2021

  • Also auf meiner Strecke von Kiel nach Hamburg in die dortige Innenstadt bräuchte ich laut Google Maps 77 Minuten. Der ICE braucht 70 Minuten, allerdings muss ich noch von der Wohnung bis zum Bahnhof und in der Hamburger-Innenstadt 500 Meter bis zur Petrikirche fahren. Mit dem Auto muss ich dafür abends in Kiel lange einen Parkplatz suchen oder aus dem nächsten Parkhaus nach Hause laufen und in Hamburg noch für einen Stellplatz zahlen. Irgendwo kommt man bei dieser Betrachtung dann bei plusminus Null raus. Ich halte es auch für nicht besonders zielführend, bei solchen Distanzen und Reisezeiten einen Vorteil für eines der beiden Verkehrsmittel anzunehmen, wenn man fünf Minuten schneller am Ziel ist.

    Schlau Meier hat ja schon darauf hingewiesen, dass man die Zeit im ÖPNV noch irgendwie nutzen kann, sofern man denn einen Sitzplatz bekommt. Im Auto kann ich weder arbeiten, noch schlafen noch lesen, aber vielleicht findet man anderer ja Erfüllung darin, während der Autofahrt Musik oder Hörbücher zu konsumieren. Das liegt mir wiederum komplett fern.

  • Tja. Hier in Thüringen kommt man dafür aus einigen Gemeinden mit ÖPNV nicht weg. Oder zumindest nicht zeitgünstig in größere Orte. Auf der anderen Seite gibt's dann aber wieder Verbindungen, die sind mit SNV unschlagbar schnell. Weimar-Jena. Weil beide Orte nicht direkt mit der BAB verbunden sind und die Bundesstraße auch für die wenigen Kilometer ein ewiges Auf- und Ab ist mit begründeten Tempolimits.

    Nur: es verlangt letztendlich auch niemand, dass alle Menschen jeden Weg mit dem ÖPNV (oder dem Fahrrad) zurücklegen.

    Mich persönlich treibt diese relative Planungsunsicherheit aber zunehmend in den Wahnsinn.

    Würde ich gerne eine eigene Immobilie besitzen? Ja.

    Kann das auf dem Land sein? Ja.

    Und jetzt fängts eben an mit dem Rechnen. Ich kann kaum noch begründete Annahmen zur Kostenentwicklung treffen.

    - was kostet mich Mobilität?

    - habe ich ÖPNV-Alternativen? Und wie lange noch?

    - was mache ich im Alter? Muss ich raus aus der Immobilie, weil ich mich nicht mehr selbst versorgen kann?

    - bekomme ich das Objekt überhaupt noch verkauft, wenn dann die Anbindung mies ist und MIV richtig Geld kostet?

    und das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Gemengelage der Faktoren!

    Gleichzeitig bin ich aber zunehmend nicht mehr bereit, auf "Annehmlichkeiten" wie Ruhe und saubere Luft zu verzichten, während gleichzeitig jene, die dagegen arbeiten (also.. dagegen fahren) schulterzuckend herumstehen und sagen: "ich muss halt mit dem Auto fahren".

  • und in Hamburg noch für einen Stellplatz zahlen

    Ich habe gerade mal nachgeschaut: Beim nächstgelegenen Parkhaus gegenüber vom Bureau kostet der Stellplatz pro Monat 297,50 Euro. Eine Netzkarte für den Regionalverkehr in Schleswig-Holstein plus Hamburg AB oder eine ICE-Monatskarte Kiel–Hamburg ist günstiger als das Parkhaus.

  • Hier würde die ÖPNV Monatskarte (inkl. Radmitnahme) ca 120, kosten.

    ABER

    Haus - Job=15km per Rad

    Zeit: ca. 45Min.

    alternativ

    Haus - Bahnhof: 5km (15 Min)

    Zielbahnhof - Job: 3km (10Min)

    Bahnfahrt 8 Min

    Fußwege 5 Min

    Mit der Bahn wäre ich also sagenhafte 7 Min schneller (wobei die als Pufferzeit weggeht da ich nicht zeitgleich mit dem Zug den Bahnhof erreiche)

  • Erst recht wenn man dann noch die Arbeitszeit dazurechnet die man braucht um die Mehrkosten zu verdienen.

    Ich brauch mit dem Rad ne Viertelstunde. Parkplatz zuhause und am Büro direkt vor der Tür.

    Mit dem Auto würde ich auch ne Viertelstunde brauchen. Zuzüglich Parkplatzsuche. Also morgens das Auto wiederfinden, am Büro einen Parkplatz suchen, zum Büro laufen. Abends dasselbe. Da kommt dann pro Strecke vielleicht nochmal 15 Minuten dazu, also 30 Minuten Tür-zu-Tür. Und am Büro stehen nun auch so lustige Parkscheinautomaten rum, hab mich mit denen aber noch nicht auseinandergesetzt.

    Mit Öffis würde ich 45 Minuten von Tür zu Tür brauchen, davon 15 Minuten Fußweg. In der Zeit könnte ich auch gleich zu Fuß gehen.

    Bei 220 Arbeitstagen pro Jahr kostet mich das Auto also zusätzlich 110 Stunden, die Öffis 220 Stunden. Multipliziert mit meinem Stundenlohn könnte ich mir dafür jedes Jahr mehrere neue Fahrräder kaufen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Interview mit Anni Sinnemäki, Helsinkis stellvertretende Bürgermeisterin für Stadtentwicklung

    JFTR: „die können Vision-zero!“-Helsinki liegt also in 2020 mit jetzt wieder 5 toten Radfahrern und Fußgängern (pro Einwohner gerechnet) auf dem Niveau von „Totalversagen auf ganzer Linie!“-Berlin im vergangenen „Seuchenjahr“. Und das, obwohl der Fahrrad-Modal Split in der finnischen Hauptstadt weit unter dem von Berlin liegt.

  • Das Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist mitunter deutlich teurer als mit dem eigenen Auto: Wer mit der Bahn pendelt, zahlt drauf

    Das fehlt mir in dem Artikel und auch bei den Beiträgen derjenigen, die in dem Artikel zitierten Kritiker der gestiegenen ÖPNV-Preise:

    Die hohen ÖPNV-Preise sind möglicherweise gar nicht zu hoch, sondern das Konkurrenzmodell MIV ist einfach viel zu billig.

    Zumindest an einer Stelle wird in dem Artikel etwas von dem Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Wolfgang Maennig in diese Richtung angedeutet: "Damit die negativen Umweltfolgen, die beim Verbrauch von einem Liter Kraftstoff entstehen, abgedeckt seien, müsste der Liter Benzin oder Diesel aber eigentlich über zwei Euro kosten, rechnet Maennig vor." Und dann kommt das alles vernichtende "Todesurteil": "Das sei politisch indes nicht durchsetzbar."

    Was soll das? da meldet sich ein Wirtschaftswissenschafter zu Wort, ein Spezialist für ökonomische Fragen und stellt meines Erachtens sehr richtig fest, dass das Autofahren viel zu billig sei. Sagt aber im selben Atemzug, das sei nun mal nicht zu ändern. Das ist doch eine Ansage auf der sich jeder politische Verantwortungsträger sich prima ausruhen kann.

    Lohnt es da noch weiter zu diskutieren?

    "Ich würde ja gern liebe Leute," sagt dann der Umweltminister, aber mir sind die Hände gebunden, ihr hört ja was der Wirtschaftssachverständige gesagt hat: Politisch nicht durchsetzbar.

    Da sollte doch Wolfgang Maennig lieber gar nicht sagen, als auch noch die Rechtfertigung fürs Nichtstun zu liefern.

    Was noch fehlt: Wenn über eine Reduktion der ÖPNV-Preise gesprochen wurde in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten, dann immer nur in eine Richtung: Wir müssen die ÖPNV-Preise reduzieren, um die MIV-Verkehrsprobleme in den vollen Innenstädten in den Griff zu kriegen und die hohen Abgaswerte zu senken. Das bedeutet, die Subvention des ÖPNV findet nicht statt, um ein Mindestmaß an Mobilität für alle Menschen zu gewährleisten, oder weil die Politik etwas tun will für ärmere Gesellschaftsschichten, sondern es geht lediglich darum, noch vollere Innenstädte zu vermeiden und zu verhindern, dass der MIV komplett die ganze Stadt verstopft.

  • Also, bei mir:

    Auto Haustür- Arbeitsstelle 25km / 25min. Parkplatz zu Hause unterm Carport und an der Arbeitsstelle auf dem Firmenparkplatz.

    Fahrrad 22km/ 45-60min ( je nach Wind).

    ÖPNV dauert die Hinfahrt zwischen 60 min und 5 Monaten. Ist für einen Schichtarbeiter inakzeptabel.

    Die Arbeitsstelle liegt übrigens in Wilhelmshaven.

    Das Fahrrad nutze ich übrigens für 30%- 50% der Fahrten. 60 min Fahrt spart eine Stunde Fitnessstudio. Aber nach der Nachtschicht morgens um 6 ist Radfahren unmöglich, da haben alle ne Macke.

  • Wurde hier schon benannt, dass man die Antriebslok und Waggons nicht kaufen muss, um sie zu benutzen, ein Auto aber in der Regel schon?

    Das Problem ist, dass derjenige, der ein Auto gekauft hat, daraus meint Rechte ableiten zu dürfen in Bezug auf die Verwendung seines Fahrzeuges. Das geht unterschiedlich weit. Der eine hält es für seine Pflicht, einen Stellplatz für das Fahrzeug auf seinem eigenen Grundstück vorhalten zu müssen, ein anderer ist sich sicher, dass er mit seinem Fahrzeug auch einen Gehweg zuparken darf (sogenanntes Notparken).

    Der eine beachtet akribisch Verkehrsregeln und Höchstgeschwindigkeiten, der andere sieht sich im Recht, wenn er diese regelmäßig bricht, da die ja nur der Gängelung dienten und keine wirkliche Berechtigung haben.

    Der eine achtet beim Kauf des Fahrzeuges auf die Verbrauchsangaben und fährt das Fahrzeug so, dass es auch tatsächlich wenig Sprit verbraucht. (Allerdings wird es ihm auch dann schwer fallen, den angegebenen niedrigen Verbrauch zu erzielen.)

    Der andere sagt sich, die Angaben des Herstellers sind sowieso gelogen und je schneller ich fahre, um so früher bin ich da und um so weniger Sprit wird verbraucht.

    Der eine Autofahrer hält hinter einem Omnibus der an einer Haltestelle steht, und behindert den Omnibusfahrer nicht bei der Abfahrt des Busses, der andere rauscht mit hoher Geschwindigkeit vorbei und gefährdet damit Fahrgäste.

    Und es sind die rotzfrechen und unverschämten Autofahrertypen, die den Ton angeben, von denen sich viele Politiker einschüchtern lassen und die solche Auto-Verkehrsminister wie Dobrindt und Scheuer hervorbringen.

    Davon profitieren tun aber alle Autofahrer. Und das mache ich den weniger Unanständigen zum Vorwurf. Deshalb halte ich es für richtig, sehr umfangreiche und auch restriktive Maßnahmen zur Eindämmung des Autoverkehrs vorzunehmen. Dazu muss das oft unverschämte Auftreten und Wirken der Autolobby noch viel intensiver thematisiert werden.

  • Also, bei mir:

    Auto Haustür- Arbeitsstelle 25km / 25min. Parkplatz zu Hause unterm Carport und an der Arbeitsstelle auf dem Firmenparkplatz.

    Wieviel kostet dich der Firmenparkplatz?

    Und gibt es Straßenabschnitte auf denen du mehr als 60 km/h schnell fahren kannst?

    60 ist für mich eine Grenze auf Landstraßen, die kein Verkehrsteilnehmer überschreiten dürfte, weil dann der Omnibusverkehr eine deutlich verbesserte Ausgangsposition hätte. Omnibusse dürfen nämlich nur max. 60 km/h schnell fahren, wenn darin stehende Fahrgäste mitfahren. Und ein Omnibusverkehr kann nur dann profitabel sein, wenn Stehplätze fest mit einkalkuliert sind. Die Stehplätze sind der notwendige Puffer für die Verkehrsspitzen.

    Auf Autobahnen muss 80 km/h die Höchstgeschwindigkeit für alle sein.

    Wer schneller Auto fahren will, der kann das auf einer Rennstrecke wie den Hockenheimring tun.

  • Der eine beachtet akribisch Verkehrsregeln und Höchstgeschwindigkeiten, der andere sieht sich im Recht, wenn er diese regelmäßig bricht, da die ja nur der Gängelung dienten und keine wirkliche Berechtigung haben.

    Zum Glück haben wir ja einen Rechtsstaat, in dem es nicht von der persönlichen Selbsteinschätzung abhängt, ob man im Recht ist, sondern von Gesetzen, die von Richtern ausgelegt und von Polizisten durchgesetzt werden.

    Das von Ihnen beschriebene Problem hat außerdem wenig mit Autos zu tun. Genau so wie es den rücksichtslosen Autofahrer gibt, gibt es auch rücksichtslose Fußgänger, die Sie z.B. anrempeln und sich dabei im Recht fühlen.

  • Zum Glück haben wir ja einen Rechtsstaat, in dem es nicht von der persönlichen Selbsteinschätzung abhängt, ob man im Recht ist, sondern von Gesetzen, die von Richtern ausgelegt und von Polizisten durchgesetzt werden.

    Das von Ihnen beschriebene Problem hat außerdem wenig mit Autos zu tun. Genau so wie es den rücksichtslosen Autofahrer gibt, gibt es auch rücksichtslose Fußgänger, die Sie z.B. anrempeln und sich dabei im Recht fühlen.

    Rücksichtslose Fußgänger parken keine Gehwege zu, es sei denn es ist derjenige Fußgänger, der gerade aus seinem Auto ausgestiegen ist, mit dem er den Gehweg zugeparkt hat. Und ein Fußgänger, der andere Fußgänger anrempelt, dessen Verhalten wird eindeutig von allen verurteilt und es wird ihm schwerfallen, seine Rempler irgendwie zu rechtfertigen. Autofahrer, die Gehwege zuparken, erhalten jedoch häufig genug auch noch von den Ordnungskräften Zustimmung, die eigentlich dafür da sind, Falschparken zu unterbinden.

  • 60 ist für mich eine Grenze auf Landstraßen, die kein Verkehrsteilnehmer überschreiten dürfte, weil dann der Omnibusverkehr eine deutlich verbesserte Ausgangsposition hätte. Omnibusse dürfen nämlich nur max. 60 km/h schnell fahren, wenn darin stehende Fahrgäste mitfahren. Und ein Omnibusverkehr kann nur dann profitabel sein, wenn Stehplätze fest mit einkalkuliert sind. Die Stehplätze sind der notwendige Puffer für die Verkehrsspitzen.

    Auf Autobahnen muss 80 km/h die Höchstgeschwindigkeit für alle sein.

    Klingt für mich wie "Die Geschwindigkeit des Internet muss soweit gedrosselt werden, bis das Laden einer Wikipedia-Seite länger dauert als der Gang in die Bibliothek, weil letztere ihren Service nicht schneller anbieten können."

    Aus meiner Sicht erreicht man mit derart realitätsfernen Forderungen rein gar nichts, vor allem wenn an den allermeisten Reise"omni"bussen hinten schon das (100)-Bapperl dran klebt und deren Fahrer gerne noch 10% aufschlagen ;)

  • Die Forderung ist ja auch Käse, aber halt Ullie.

    Der Bus darf ja in aller Ruhe mit Fahrgästen über 60 fahren, wenn es Sitzplätze gibt. Die technische Lösung eines Sitzplatzes ist bereits erfunden, das ist kein großes Forschungsprojekt. Große Überlandstrecken (da, wo man 100 fahren dürfte aber in Ullies Welt mit 60 unterwegs sein soll) sind nicht die Strecken mit irre großem Passagieraufkommen. Diese Behauptung von mir ist testbar - ich empfehle eine beliebige Busstrecke aufs Land.

    Und es bleibt natürlich das Hauptproblem der ländlichen ÖPVN Verbindungen: diese sind nie profitabel. Macht aber nichts, dieses Tempo 60 Thema ist verankertes Wahlprogramm.

  • MTL und Nbgradler

    Berichte, wie die aus dem Spiegel, "Wer mit der Bahn pendelt, zahlt drauf", den Malte verlinkt hat, sind Gift für eine erfolgreiche Verkehrswende. Das Schlimmste daran, der Bericht stimmt. Und das wiederum bedeutet, dass was falsch läuft, bei dem Versuch eine Verkehrswende hinzubekommen, die zu einer deutlich nachhaltigeren und umweltschonenden Form von Mobilität führt.

    Dafür habe ich Vorschläge gemacht. Und zwar Vorschläge, die nicht einfach darauf hinauslaufen, dass der ÖPNV stärker subventioniert wird. Denn es macht keinen Sinn, Mobilität zu subventionieren. Die riesigen Summen, die investiert wurden um Mobilität zu subventionieren, hat vor allem zu einer starken Zersiedelung geführt und der Bau von immer größeren Straßen und Parkplätzen zu einer immensen Flächenversiegelung.

    Wenn MTL meint, meine Vorschläge für eine Verkehrswende seien "realitätsferne Forderungen", dann wäre es doch eigentlich angebracht, dass er wenige realitätsferne Forderungen benennen kann. Oder hält er die Forderung nach einer nachhaltigen Verkehrswende ganz einfach für übertrieben?

  • es macht keinen Sinn, Mobilität zu subventionieren

    Sehe ich anders. Subventionen sind eine gute Möglichkeit, Geld von oben nach unten umzuverteilen: Personen mit hohem Einkommen zahlen viel Steuern, alle profitieren davon aber gleichermaßen. Zudem wird eine Lenkwirkung erzielt. Ähnliches gilt für Steuern.

    Die Frage ist eher, was man in welcher Höhe subventionieren sollte und was man zur Gegenfinanzierung besteuern sollte.

    Warum denn keine Öffis subventionieren, damit sich jeder die tägliche Fahrt quer durch die Stadt leisten kann, ohne dabei große Umweltschäden anzurichten?

    Oder Radverkehrsanlagen bauen um mehr Menschen aus ihren Dosen rauszuholen? Das ist ja auch ne Subvention. Ansonsten müsste man eine Fahrrad-Maut einführen.

    Aber klar. Subventionen der Automobilität wie Kilometerpauschalen, "Dieselprivileg", ausufernder Straßenbau, Externalisierung der Kosten, etc. sind problematisch.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wenn MTL meint, meine Vorschläge für eine Verkehrswende seien "realitätsferne Forderungen", dann wäre es doch eigentlich angebracht, dass er wenige realitätsferne Forderungen benennen kann. Oder hält er die Forderung nach einer nachhaltigen Verkehrswende ganz einfach für übertrieben?

    Die Forderung nach einer nachhaltigen Verkehrswende halte ich nicht für übertrieben, allerdings habe ich mich von der Träumerei verabschiedet, dass sich die mit einer großen Maßnahme von jetzt auf gleich erreichen lässt. Vielmehr bedarf es vieler kleiner Schritte, die auf die individuelle Situation einer Region, Stadt oder Gemeinde abgestimmt sind und den Betroffenen Zeit geben, sich anzupassen und die Gelegenheit zu der gelenkten "Selbsterkenntnis", dass man davon profitieren kann.

    Für Jena wäre es zum Beispiel eine Maßnahme, wenn der Nahverkehrsverbund aufhören würde, den Radverkehr als wirtschaftliche Konkurrenz zu verstehen und ihn entsprechend zu bekämpfen. Eine andere könnte sein, dass bei Neubauten je 20m² Wohnfläche mindestens ein sicherer Fahrradstellplatz (eventuell sogar mit Lademöglichkeit) zusätzlich zur Lagerfläche "Kellerabteil" zu schaffen ist. Ansonsten halt die üblichen Schritte, um das Autofahren in Städten weniger attraktiv als andere Verkehrsformen zu machen, z.B. durch bauliche Neugestaltung von Straßenzügen, nachvollziehbare Tempolimits innerorts, kostenpflichtige Parkplätze und realistisch ausgepreiste Anwohnerparkausweise, die sich am Preis gemieteter Außenstellplätze orientieren.

    Alles verpackt in kleinen Maßnahmenpäckchen, die jeweils immer noch einen Aufschrei auslösen werden, aber bis zur nächsten Wahl dann kein Aufreger mehr sind. Die technische Entwicklung eines sehr verbreiteten Transportmittels durch völlig aus der Luft gegriffene Tempolimits um 90 Jahre zurückdrehen zu wollen, schafft hingegen nur kontraproduktive Widerstände; selbst von denen, die dem "großen Ziel" grundsätzlich aufgeschlossen gegenüberstehen.

    Für Überlandfahrten abseits schneller Bahnverbindungen wird das Auto meines Erachtens immer (s)eine Rolle spielen, egal ob in Form eines eigenen oder eines "geshareten".