Ich habe ja in Zeiten wie diesen das große Glück, einen Fahrradhändler quasi direkt vor der Tür zu haben, der vom Faltrad bis zum Lastenrad genau das richtige Sortiment führt und auch Fremdräder zur Reparatur annimmt. Momentan bestelle ich meinen Kram per Mail und hole ihn ein paar Stunden oder Tage später ab.
Als ich vor ein paar Tagen in der Schlange vor dem Laden auf meine Bestellung wartete, unterhielten sich hinter mir zwei andere Kunden über Erfahrungen mit anderen Fahrradhändlern, die mir ganz vertraut vorkamen. Als ich vor anderthalb Jahren von Hamburg nach Kiel zog, fand ich hier teilweise alle paar hundert Meter einen Fahrradladen vor und die Dichte an Fahrradläden wuchs mit der Nähe zur Universität, aber ich musste lange suchen, bis jemand das kaputte Lenkerband an meinem alten Rad austauschen wollte. Drei Mal nacheinander hörte ich mir an, dass ich das Rad ja nicht beim jeweiligen Händler gekauft hätte und ich es doch bitte woanders versuchen möge.
Nun wundere ich mich noch immer über den Grund für diese Ablehnungen, die man sich ja eigentlich erst einmal leisten können muss: Geht es den Leuten darum, die Kapazität ihrer Werkstatt für die eigenen Kunden freizuhalten, um denen einen besseren Service bieten zu können? Das ist ja zunächst ein ehrenwertes Ziel, aber für den Kunden nur so lange toll, bis der umzieht.
Oder ist es die Sorge, dass bei Rädern, die nicht aus dem eigenen Sortiment stammen, die fachliche Expertise zur Reparatur fehlt? Irgendwann hatte ich da ja auch mal jemanden, der meinen Scheinwerfer (?) nicht reparieren wollte, weil er keine Erfahrung mit Scheibenbremsen hätte. Das klingt erstmal lächerlich, wird aber schon ein bisschen plausibler, wenn er vielleicht an den Nabendynamo ran muss, dazu das Vorderrad ausbauen und sich mit der Bremse auseinandersetzen muss. Und natürlich kann auch nicht jeder das Händchen zum Wickeln des Lenkerbandes.
Denn falls es der Antrieb sein sollte, dass ich ja das nächste Mal das Rad beim jeweiligen Händler kaufen möge, ist der Versuch ja erstmal schiefgegangen. Mit einer solchen Begrüßung, beziehungsweise Verabschiedung, versuche ich mein Glück beim nächsten Mal woanders. Und im ungünstigsten Fall lande ich dann bei irgendeiner bundesweiten agierenden, seelenlosen Fahrradhändlerkette.