Neuigkeiten von SARS-CoV-2 und Covid19

  • OMG! Was für ein sensationsgeiler Blödsinn. Von der ersten bis zur letzten Zeile.


    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Also lasse ich es.

    Vielem stimme ich zu, vielem auch nicht.

    Die Maßnahmen schlagen teils über die Stränge, siehe z. B. das BVerfG-Urteil von gestern.

    Dass es einen Schritt weiter in Richtung Überwachungsstaat geht, ist auch schlimm.

    Aber trotzdem wird das Virus verharmlost. Würden wie keinerlei Beschränkungen und würden wir für eine schnelle Durchseuchung sorgen, hätten wir Corona zwar schnell hinter uns (bzw. es wäre danach nur noch eine normale Erkältung), aber es würden viele Menschen sterben, die mit Maßnahmen nicht sterben würden.

    Ich hoffe es werden mal irgendwann Statistiken/Graphen veröffentlicht, wie viele Menschen pro Land pro Tag sterben, egal an was (Unfälle, Morde, Corona, Alter, etc.). Daran müsste man recht gut die Tödlichkeit von Corona ablesen können und auch zwischen Ländern vergleichen können.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Die Sterbezahlen der Länder lassen sich leicht suchen und finden.

    ich meine mich zu erinnern das etwa 950.000 Menschen im Jahr in Deutschland sterben z. B. , also etwa 2600 pro Tag.

    In Italien müssten etwa 620.000 Todesfälle sein. Hat natürlich viel mit der Altersstruktur der Länder zu tun, aber in Europa etwa 1% der Bevölkerung.

    Hoffe ich hab mich jetzt nicht zu grob verhauen, aber wie gesagt, nach 5 Minuten hat man das heutzutage für die europäischen Länder zusammen gesucht.

  • also etwa 2600 pro Tag

    Ja, so im Schnitt.

    Aber wie viele Menschen sind gestern gestorben, wie viele am 15.04.2019? Wie viele im Jahr davor? Sterben dieses Jahr besonders viele Menschen oder so viele wie sonst auch?

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Für Italien gab es entsprechende Auswertungen.

    Es wurde festgestellt, dass dieses Jahr viel mehr Menschen sterben als im langjährigen Durchschnitt. Und nur ein kleiner Anteil davon sind die offiziellen Corona-Toten.

    Der Rest ist also entweder Zufall oder eine Dunkelziffer.

    Ich habe leider den Link nicht mehr zur Hand.

  • Die Maßnahmen schlagen teils über die Stränge, siehe z. B. das BVerfG-Urteil von gestern.

    Welches Urteil meinst Du?

    Ich finde nur eins, bei dem die Entscheidung irgendeiner Behörde korrigiert wurde, die eine Corona-Verordnung falsch verstanden hatte. Das würde ich jetzt nicht als "über die Stränge schlafende Maßnahme", sondern als menschlichen Fehler auf Verwaltungsebene sehen.

  • Weil man sich an der "Autorität" Massenkonsum stört, schließt man sich einer noch viel autoritäreren Bewegung an.

    Muss ich nicht verstehen, oder?

    Ich versuche es mal anders zu formulieren: Wenn man versucht, der gegenwärtigen Corona-Krise und ihren Auswirkungen im Alltag etwas Positives abzugewinnen, dann ist es vielleicht eine nicht mehr so stark und einseitig an einem maximalen Konsum ausgerichtete Alltagsleben-Gestaltung.

    Ich schreibe vielleicht, weil natürlich ungeheuer viel über digitale Endgeräte konsumiert wird. Und die sind ja heutzutage technisch raffinierter und ausgereifter als je zuvor. Die "unheimliche" Begeisterung für sogenannte "Corona-Apps" ist möglicherweise ein Hinweis darauf, dass der erzwungene Ausbruch aus dem Konsum-Alltag möglichst schnell wieder "repariert" werden soll. "Ich konsumiere also bin ich", aber das geht momentan grade nicht so reibungslos wie gewohnt. "Der Konsumismus besitzt, so Barber im Gefolge von Theodor W. Adorno., »totalistische« Dimensionen.", so beschrieben im gleichnamigen Buch: "Ich konsumiere also bin ich", vorgestellt 2008 in Zeitonline. https://www.zeit.de/2008/16/ST-Kapitalismus

    Klar haben die Kirchen Reste von autoritären Strukturen, das wird von den Gläubigen aber nicht einfach widerspruchslos hingenommen, sondern daran wird gearbeitet. Interessant in Bezug auf die Katholische Kirche ist in diesem Zusammenhang das Zweite Vatikanische Konzil. Die totalistische Dimension des Konsumismus wird jedoch von vielen nicht gesehen.

  • Wo finde ich dort Daten darüber, wie viele Menschen insgesamt an irgendwas sterben?

    Einen sehr allgemeinen Überblick gibt es hier: https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/ (Land rechts oben auswählen, unter dem Stichpunkt Bevölkerung kommen auch Todesstatistiken).

    Eine halbwegs vernünftige Darstellung der Covid-19 Fall- und Todeszahlen hat die Johns Hopkins: https://coronavirus.jhu.edu/map.html

    Für Todesursachen nach Typ ist in Deutschland die bekannte Quelle hier: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gese…en/_inhalt.html

    Nur zum Vergleich: Seit Ausbruch diesen Jahres in D sind so viele Menschen am Corona-Virus verstorben, wie typischerweise in einem Jahr dem Straßenverkehr zum Opfer fallen. Und ganz ehrlich: die Mediziner haben nicht dieses Jahr plötzlich alles vergessen, was sie Zeit ihres Arbeitslebens gelernt haben. Die Einordnung nach Corona/sonstiger Todesfall mag in Einzelfällen falsch sein, aber eine grundsätzliche Abweichung glaube ich nicht. Solche Behauptungen halte ich für frech.

  • Aber wie viele Menschen sind gestern gestorben, wie viele am 15.04.2019? Wie viele im Jahr davor? Sterben dieses Jahr besonders viele Menschen oder so viele wie sonst auch?

    Dazu Hat Karl Lauterbach zwei Grafiken getwittert, einmal New York und einmal UK. Die Unterschiede sind deutlich zu erkennen und lassen sich durch eine zufällige Schwankung nicht erklären:

    Zitat
    Einfacher und drastischer kann man es nicht darstellen, weshalb Covid-19 nicht mit einer schweren Grippe vergleichbar ist. pic.twitter.com/cuJEdrkm55
    — Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) April 13, 2020
    Zitat
    Oft wird argumentiert, Covid-19 würde man in der Gesamtsterblichkeit kaum bemerken. Das ist natürlich Unsinn, wie zB diese Graphik aus UK zeigt. Wenn in der nächsten Stufe bei der Lockerung Fehler gemacht werden hilft auch keine Beatmung. Auch mit Beatmung sterben zu viele. pic.twitter.com/DEccCKk5C0
    — Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) April 14, 2020
  • Das eine Häufung in der Statistik zu erkennen ist, wird wohl nicht verwunderlich sein. Trotzdem wird man abwarten müssen, wie das über einen längeren Zeitpunkt und im Vergleich mit anderen Jahren aussieht, da gibts ja auch Schwankungen.

    Da werden sich Statistiker noch lange spielen damit.

    Zum Beispiel war auch im schweren Influenza-Jahr 2017/18 über einige Wochen mehr Todesfälle zu sehen, kein Wunder.

    Nachdem aber an Covid ein nicht unbedeutender Teil stirbt, der statistisch wohl nicht noch 10-30 Lebensjahre zu erwarten hat, wird man das erst in 1-3 Jahren vernünftig auswerten können.

  • Einen sehr allgemeinen Überblick gibt es hier: https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/ (Land rechts oben auswählen, unter dem Stichpunkt Bevölkerung kommen auch Todesstatistiken).

    Die weltweite Rangliste ist hier:

    https://www.cia.gov/library/public…346rank.html#GM

    Allerdings bezweifle ich die Aussagekraft, wenn Deutschland zwischen Somalia und dem Südsudan steht, während Kenia und Uganda weniger als halb so hohe Sterberaten haben sollen. Bei meiner Arbeit (ich fasse dieses Factbook ziemlich häufig an) stelle ich immer wieder fest, dass deren Angaben zur Bevölkerungsstatistik manchmal drastisch von den Statistiken des jeweiligen Landes abweichen.

  • Das eine Häufung in der Statistik zu erkennen ist, wird wohl nicht verwunderlich sein. Trotzdem wird man abwarten müssen, wie das über einen längeren Zeitpunkt und im Vergleich mit anderen Jahren aussieht, da gibts ja auch Schwankungen.

    Da werden sich Statistiker noch lange spielen damit.

    Zum Beispiel war auch im schweren Influenza-Jahr 2017/18 über einige Wochen mehr Todesfälle zu sehen, kein Wunder.

    Nachdem aber an Covid ein nicht unbedeutender Teil stirbt, der statistisch wohl nicht noch 10-30 Lebensjahre zu erwarten hat, wird man das erst in 1-3 Jahren vernünftig auswerten können.

    http://euromomo.eu noch nicht bekannt? Da sieht man in den meisten Ländern auch sehr schön zum Vergleich den Grippe-Peak im Winterquartal der Vorjahre.

  • Klar haben die Kirchen Reste von autoritären Strukturen

    "Reste"?

    Bereits die Grundlage ist die Autorität in Reinform: ein 2.000 Jahre altes Buch und die unbedingte Voraussetzung, an ein übernatürliches Wesen zu glauben.

    Hinweis darauf, dass der erzwungene Ausbruch aus dem Konsum-Alltag möglichst schnell wieder "repariert" werden soll. "Ich konsumiere also bin ich", aber das geht momentan grade nicht so reibungslos wie gewohnt.

    Ich kann solche Ausführungen nicht ernst nehmen. Sie fallen für mich in die gleiche Schublade wie Verschwörungstheorien: es wird eine Wahrheit eher postuliert als hergeleitet. Und einige Leser glaubeb es gerne, weil sie sich nach der Lektüre dem gemeinen Volk überlegen fühlen können.

  • Erich Fromms Buch "Haben oder Sein" beschreibt, "...wie sehr unsere Gesellschaft vom Haben und Habenwollen bestimmt ist – der Mensch ist der Diener des Wirtschaftssystems, und er will immer mehr haben, weil das System es so vorsieht. Der Einzelne, entfremdet von sich selbst, wird dabei krank und unglücklich, und zwischen Gesellschaftsklassen und Völkern entstehen Neid und Krieg." https://www.getabstract.com/de/zusammenfas…oder-sein/20355

    Ich stelle mal als These hier in den Raum, dass eine vergleichbare Situation wie die jetzige, in der die Pandemie-Vorsorge-Maßnahmen im erheblichen Umfang unsere Aufmerksamkeit beanspruchen und uns daran hindern, dem gewohnten Tagesablauf nachzugehen, zuletzt gegeben war, als in der Zeit der Ölkrise 1973 autofreie Sonntage angeordnet wurden. Erich Fromms Buch jedenfalls erschien 1976!

    Siehe hier: "So sah es aus auf den Autobahnen im Spätherbst 1973 ..."

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    Und ein Loriot-Sketch:

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    In diesem Zusammenhang ist es sehr erhellend, diese tagesschau vom 29.11.1973 zu sehen. Wenn man das in dieser tagesschau benutzte Wort Energiekrise ersetzt mit Coronakrise, dann hört es sich schon fast wieder aktuell an. Beispiel: Regierung (damals Willy Brandt) und Opposition (damals Franz-Josef Strauß) bekunden ihre Bereitschaft zur Bewältigung der Energiekrise unpopuläre Maßnahmen zu verhängen, bzw. zu unterstützen.

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  • http://euromomo.eu noch nicht bekannt? Da sieht man in den meisten Ländern auch sehr schön zum Vergleich den Grippe-Peak im Winterquartal der Vorjahre.

    Nein, war noch nicht bekannt, aber ist sehr interessant und gut übersichtlich. Vielen Dank.

    Man sieht tatsächlich gut die letzten schweren Grippejahre und sieht auch schön die zeitliche Verschiebung in diesem Jahr zu den Grippepeaks durch Corona.

    Schade ist, dass man nur bis ins Jahr 2016 sieht und keine der sehr schwachen Grippejahre, die es ja auch gibt und 2019/20 war eine solche, soweit ich das gelesen habe.

  • "Reste"?

    Bereits die Grundlage ist die Autorität in Reinform: ein 2.000 Jahre altes Buch und die unbedingte Voraussetzung, an ein übernatürliches Wesen zu glauben.

    Ich kann solche Ausführungen nicht ernst nehmen. Sie fallen für mich in die gleiche Schublade wie Verschwörungstheorien: es wird eine Wahrheit eher postuliert als hergeleitet. Und einige Leser glaube es gerne, weil sie sich nach der Lektüre dem gemeinen Volk überlegen fühlen können.

    Die Bibel ist nicht einfach ein 2000 Jahre altes Buch. Die ältesten Geschichten der Bibel wurden zunächst mündlich weitergegeben, bevor sich etwa 1000 Jahre vor Christus die ersten Autoren daran machten, die Geschichten aufzuschreiben. Und erst ca. 1000 Jahre nach Christus gibt es einen einigermaßen verbindlichen Kanon, also eine Festlegung, was denn nun dazu gehört und was nicht. Und dabei gibt es bis heute Unterschiede bei den Religionsgemeinschaften.

    Ich wage mal folgenden Vergleich: Es gibt sehr ähnliche aber auch unterschiedliche Maßnahmen mit denen einzelne Menschen, Kommunen, Städte, Länder auf Corona reagieren. Zum Beispiel halte ich das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes für eher ungünstig, weil dadurch die Abstandsregel gefährdet wird. Andere wiederum benutzen einen Mund-Nasen-Schutz, um andere vor einer ungewollten Ansteckung zu schützen. Bei anderen wiederum steht dabei der Selbstschutz im Vordergrund. In einzelnen Ländern oder Bundesländern ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Pflicht (Österreich, ab heute Sachsen) in anderen Ländern ist es eine Empfehlung. Darüber hinaus gibt es dazu noch weitere Positionen.

    Möbelhäuser dürfen in Niedersachsen nicht öffnen, es sei denn sie reduzieren ihre Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter. In NRW dürfen Möbelhäuser auch dann öffnen, wenn sie deutlich mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche aufweisen.

    Und bei alledem geht es "nur" um Schutzmaßnahmen, um einer Pandemie vorzubeugen. Bei den biblischen Geschichten geht es oft um Begegnungen des Menschen mit Gott. Es ist keine einfache Aufgabe der Pandemie-Forschung während des Pandemie-Verlaufs oder zumindest hinterher eine Auswertung vorzunehmen, was die Maßnahmen gebracht haben. Die Pandemie-Forschung wertet Statistiken aus und untersucht den Gesundheitszustand von Menschen.

    Die Theologie ist die Wissenschaft, die sich unter anderem damit beschäftigt, biblische Geschichten auszuwerten. Einzelne Sprecher von Religionsgemeinschaften behaupten Corona sei eine Strafe Gottes und wer nur fleißig betet und ein frommes Leben führt, der sei dagegen immun. Das ist freilich Quatsch, aber noch lange kein Grund, all das was mit Religion zu tun hat, für Mumpitz zu halten oder in die gleiche Schublade wie Verschwörungstheorien zu stecken. Die biblische Theologie untersucht die Entstehung der biblischen Erzählungen und ihre verschiedene Auslegungen im Verlauf der Geschichte und in unterschiedlichen Regionen, sowie ihre mögliche Bedeutung oder Bedeutungen für heute.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (17. April 2020 um 22:44) aus folgendem Grund: Ergänzung: Bezugnahme zu den Corona-Regeln

  • Während das Pamphlet-Organ "Focus" fordert, man müsse nun endlich die Unsinnigkeit von Dieselfahrverboten erkennen, beschreibt die "FAZ" den denkbaren Zusammenhang zwischen Lungenvorschädigung durch Feintaub und höherer Mortalität bei Covid-19.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Es wird ja aktuell engagiert darüber diskutiert, ob weiter mit noch schärferen Maßnahmen auf die Pandemiekurve "eingehämmert" werden soll, oder ob der "Tanz auf dem Drahtseil" ganz vorsichtig beginnen kann. Die Bundesregierung und die Ministerpräsident*innen der Länder haben sich anscheinend für den Tanz ausgesprochen.

    Dabei sind längst nicht alle scharfen Maßnahmen zur Nichtverbreitung der Corona-Viren für die Betroffenen tatsächlich scharfe Maßnahmen. Das ausgerechnet eine Maßnahme zurückgefahren wird, die für viele Menschen die Auswirkungen der Corona-Krise zumindest etwas erträglicher machte, wirft ein schlechtes Licht auf die Entscheider: "Corona-Ausnahmeregelung beendet: Ärzte dürfen nicht mehr telefonisch krankschreiben" FR vom 17.4.2020 Das bedeutet, dass Arbeitnehmer mit Erkältungsanzeichen eine Krankschreibung nicht mehr per Ferndiagnose am Telefon von ihrem Hausarzt erhalten, sondern, dass sie persönlich die Arztpraxis aufsuchen müssen. https://www.fr.de/wissen/corona-…n-13591631.html

    Das ist ganz gewiss keine Entlastung für die Betroffenen. Vielmehr werden die Bedingungen für den Umgang mit der Corona-Krise für die Betroffenen erheblich verschärft, denn sie werden gezwungen sich ohne Not dorthin zu begeben, wo die Ansteckungsgefahr hoch ist. Selbst wenn die reale Gefahr gering sein sollte, der seelische Stress ist allemal gegeben. Da kann man also ganz und gar nicht von einer Lockerung der strengen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sprechen.

    Spannend wird auch sein, wie die Eltern reagieren, wenn die Schulen wieder öffnen. Ich nehme da mal eine RND-Meldung vom 24.1.2020:

    "Schulbusse “bis zum Anschlag vollgestopft”: Forderung nach Anschnallpflicht

    Schulbusse würden “bis zum Anschlag vollgestopft”, kritisieren bayerische Elternverbände nach zwei schweren Unfällen.

    Das Gremium fordert eine generelle Sitz- und Anschnallpflicht in Schulbussen.

    Aktuell dürfen Schüler in Linienbussen auch stehend und ungesichert transportiert werden."

    https://www.rnd.de/panorama/schul…PCTYKPFAHQ.html

    Bis zu der von Corona erzwungenen Schulpause war es Alltag, dass die Schulbusse bis zum Anschlag voll gestopft waren. Und an der Stelle ist der Hinweis wichtig, dass ein im Schülertransport-Verkehr üblicher Gelenkomnibus etwa 50 Sitzplätze und 100 Stehplätze aufweist. Das würde bedeuten, die Anzahl der Omnibusse müsste mindestens verdreifacht werden, um zumindest für jedes Kind einen Sitzplatz zu ermöglichen.

    Das werden viele Kommunen nicht leisten können oder auch nicht wollen. Jedenfalls hat trotz gravierender Missstände auch bisher keine Verbesserung des Schülertransports stattgefunden. Wie sich das jetzt entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Werden die Eltern aus Furcht vor Ansteckung ihre Kinder gar nicht erst in die Schule schicken? Oder werden die "Elterntaxi"-Fahrten massiv zunehmen, so dass mit verstärkter Unfallgefahr zu rechnen ist? jedenfalls wäre es ein Hohn hier von einer Entlastung der Bevölkerung von den strengen Corona-Regeln zu sprechen. Vielmehr ist zu befürchten, dass Politik und Verwaltung einen schlanken Fuß machen und das von der Bundeskanzlerin geforderte Schulbuskonzept wird ein "frommer Wunsch" bleiben.

    Es wäre wirklich schön, wenn meine diesbezügliche Befürchtung sich nicht bewahrheitet.

    Merkel im O-Ton bei der Pressekonferenz am Mittwoch, 15. April nach der Ministerpräsident*innen-Konferenz: "Denn wir können nach dem 4. Mai nur schrittweise langsam wieder die einzelnen Schuldinge machen. Es muss in reduzierten Gruppen sein. Es muss ein Schulbuskonzept da sein. Es muss ein Pausenkonzept da sein. Es wird also ein hoher logistischer Aufwand zu betreiben sein." https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuel…laender-1744310

    Im Video bei Minute 7: https://www.bundesregierung.de/breg-de/mediat…-dem-kanzleramt

    Auch die Benutzung der ÖPNV-Transportmittel wird zumindest im Freistaat Sachsen nicht vereinfacht. Obwohl die Notwendigkeit gegeben ist, die Abstandsregel einzuhalten (auch mit Maske, wie immer wieder in den vergangenen Wochen betont wurde) werden sich die Benutzer von Bussen und Bahnen mit der "Maskenlösung" arrangieren müssen und mit "Maske" mehr oder wenig gut geschützt sich wieder in die chronisch verstopften Busse und Bahnen drängeln müssen. Hinweis: Man rechnet im ÖPNV mit vier Personen auf einem Quadratmeter Stehplatzfläche und mit zwei Personen auf einen Quadratmeter Sitzplatzfläche.

    Dass gleichzeitig die Autohäuser wieder öffnen dürfen, ist der reine Hohn: "Vom Vorhaben, Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmeter wieder öffnen zu dürfen, sind Kfz-Betriebe ausgenommen, sie sollen unabhängig von der Größe wieder zugänglich sein." :cursing:

    Da weiß man wo der "Hammer" hängt, beziehungsweise "dengelt". Da wird nicht mit scharfen Maßnahmen auf die Pandemiekurve eingehämmert, sondern stattdessen werden mit Ausnahmeregeln mögliche Einbrüche in der Umsatzkurve der Autoproduzenten von unten massiv nach oben ausgedengelt, wie eine Beule aus dem Blech der Karosserie ausgedengelt wird. Und das alles auf dem Hintergrund, auf den cubernaut so treffend hinweist: "Luftverschmutzung erhöht das Sterberisiko bei einer Sars-CoV-2-Ansteckung" und das steht nicht in einem fridays for future Flugblatt, sondern in der FAZ vom 17.4.2020: https://www.faz.net/aktuell/wissen…6728901-p2.html

  • Erfolgsmodell Schweden?

    Bisher hat Schweden einen lockeren Kurs gefahren und keine strikten Kontaktbeschränkungen eingeführt.

    Tagesschau.de vom 21.03.2020 über die Schwedische Gelassenheit: https://www.tagesschau.de/ausland/corona…hweden-101.html

    Die FAZ am 03.04.2020 über tiefer werdende Sorgenfalten: https://www.faz.net/aktuell/gesell…e-16709131.html

    Capital.de spricht noch gestern von einem Erfolgsmodell: https://www.capital.de/wirtschaft-pol…g-ohne-shutdown

    Und auch der Tagesspiegel fragt heute, ob Schweden am Ende doch richtig lag: https://www.tagesspiegel.de/wissen/kampf-g…g/25750526.html

    Ich wundere mich in Anbetracht der aktuellen Entwicklung in Schweden, worauf sich der Optimismus gründet.

    https://ourworldindata.org/coronavirus#wh…confirmed-cases

    CC BY: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.en_US

    Bezogen auf die Einwohnerzahl sehen die Zahlen derzeit überhaupt nicht gut aus.

    https://ourworldindata.org/coronavirus#wo…-the-population