Am Ende steigen die Deutschen doch ins Auto

  • 96,875 % Stehzeug:

    Mein Fahrrad steht auch 23h am Tag rum. Das Argument mit dem Rumstehen ist alt und schlecht.

    Das was das Auto so schlecht macht ist der im Vergleich zur Leistung (Damit meine ich nicht den Motor) so große Resourcenbedarf. Um mich selbst paar km zügig durch die Stadt zu bewegen brauche ich keinen teuren, riesigen, klimazerstörenden, lärmenden und gefährlichen PKW, da reicht ein Fahrrad aus, das nur einen Bruchteil kostet, Platz braucht, Klima schädigt, fast geräuschlos ist und bei Unfällen selten großen Schaden anrichtet.

    Wir kaufen uns PKW die wir nicht brauchen, von Geld das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Mein Fahrrad steht auch 23h am Tag rum. Das Argument mit dem Rumstehen ist alt und schlecht.

    Das rumsteh-Argument ist aber zwangsläufig ein Raum-Argument.

    Und da schneidet das Fahrrad eben 10x besser ab.

    Egal, ob das KFZ im öffentlichen Raum abgestellt wird oder im Parkhaus oder auf dem angelegten Parkplatz: es nimmt unfassbar viel Raum in Beschlag, der nicht mal eben kompensiert, nicht ersetzt und nicht anderweitig genutzt werden kann. Auch wenn du Kohle in die Hand nimmst - der Raum, vom KFZ genutzt, ist weg. Kann auch nur 1x vergeben werden.

    Fahrrad auch - aber von der selben Flächen haben 10 Leute einen Nutzen.

  • Fahrrad auch - aber von der selben Flächen haben 10 Leute einen Nutzen.

    Genau darum geht es mir.

    Es ist doch egal, ob ein Fahrzeug nun 20 oder 23 Stunden am Tag rumsteht. Es braucht Platz. Und PKW sehr viel mehr wie Fahrräder. Das mit dem Faktor 10 würde ich übrigens nicht unterschreiben. Geht eher Richtung 20.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • So viele? Ich halte die Zahl leider für viel zu hoch. Vielleicht parke ich aber nur ungünstig.

    In meiner Garage stehen relativ ordentlich 6 Fahrräder. Die hinteren drei sind damit aber schon nicht mehr "gut" erreichbar, sondern ich muss vorne erst eines aus dem Weg räumen. Das ist deswegen ein unglücklicher Vergleich, weil ich die Räder im Idealfall senkrecht zur Längsachse parken würde - geht halt in der Garage nicht.

    Ich will ja keine Parkzustände wie sie an normalen Fahrradparkplätzen vorherrschen: dichteste Packung, Kratzer, Fahrräder aneinander gelehnt. Die relativ guten Bügel im "lustige Fahrradständer"-Faden werden ja in der Praxis leider auch pro Bügel mit zwei Rädern belegt und haben keine 80 cm Platz zwischen den Bügeln. Das wird mit dem Lenker teils schon schwierig.

    Auch auf der Fahrbahn halte ich eine normale Spurbreite eigentlich für zwei Fahrräder nebeneinander für angemessen. Etwas weniger ginge vielleicht, aber überholen mit ausreichendem Abstand ist schon auch schön. Wir haben zwar alle auf 40cm breiten roten Streifen geübt, aber das muss nicht sein.

    Zusammenfassung nach langen Gewaf: Ich finde 5 bis 6 Fahrräder auf der gleichen Fläche eines Autos vermutlich richtiger. Nicht 10, auf gar keinen Fall 20. Das geht nur in Presspackung.

  • Mein Fahrrad steht auch 23h am Tag rum. Das Argument mit dem Rumstehen ist alt und schlecht.

    Wenn mein Fahrrad herumsteht, dann entweder in meiner Garage (für die ich Miete zahle) oder in einer Box an der U-Bahn (für die ich Miete zahle) oder in meinem Büro in der Uni oder zwischen 10 und 180 Minuten dort, wo ich einkaufe oder sonst noch arbeite.

  • Sobald meine Kids keine speziellen Kindersitze mehr brauchen, wäre ich auch nicht abgeneigt, auf Carsharing umzusteigen. Ich selbst brauche das Auto vielleicht einmal im Monat, um einen Anhänger zu ziehen, und selbst dafür könnte ich mir einen VW-Bus um die Ecke ausleihen.

  • Das ist ja das Problem. Es gibt Situationen im Leben, da braucht man tatsächlich ein Auto oder es erleichtert so kolossal das Leben, dass man es sich eben leistet.

    Es gibt aber auch viele Situationen im Leben, da ist ein Auto vielleicht schön, aber nicht nötig. Oft sogar nachteilig, da teuer und mit Aufwand verbunden, bei Parkdruck sogar nervig wegen dem Ärger mit Parkplatzsuchverkehr. Und wenn von denjenigen, die in dieser Situation sind, auch nur ein Teil auf das eigene Fahrzeug verzichtet, wird es für alle besser. Aber wie Newton schon erkannte, die Masse ist träge.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Hallo Explosiv,

    da muss ich Dir absolut zustimmen!

    Gut finde ich da das Carsharing-Konzept von Oply. Das Auto steht in deiner "Nachbarschaft" und muss dort auch wieder zurück gegeben werden.

    Wichtig ist ja für viele, dass kurzfristig und sicher in der Nähe ein Auto zur Verfügung steht wenn man es mal braucht.

    Das müsste man jetzt nur noch in der Masse umsetzen, also z.B. 100 Fahrzeuge unterschiedlicher Art je 500 Haushalte und wir könnten viele Parkplätze in Radwege umwandeln.

  • Da steht die Karre aber irgendwo in der Pampa, wo gerade ein Parkplatz frei ist. Und wenn nicht?

    Der Nachmieter muss dann anhand einer ständig wechselnden Ortsbeschreibung erstmal suchen.

    Da lobe ich mir das feste Stations-Sharing à la Greenwheels (Ex-Stattauto). Da weiß ich, wo ich das Auto finde - und manche stehen im Parkhaus, immer trocken, kein Schnee.

  • Moin,

    ja sorry war ein Tippfehler. Ich meinte Fläche für den Radverkehr. Wie die aussehen sollen gibt es ja unterschiedliche Meinungen.

    Parkflächen in Parkflächen umwandeln. Und Gehwege.

    Fahrbahnradler: Wenn ich keinen festen Parkplatz habe muss ich mir auch merken oder notieren wo ich geparkt habe und evtl. auch 2, 3 Straßen weit laufen. Ob ich da an die Pinnwand oder in die App gucke ist da denke ich fast egal.

  • Ich finde das, was aktuell unter dem Titel "Carscharing" läuft eher problematisch.

    1. Flächenverbrauch: Was, wenn plötzlich chinesische Firmen Fahrzeuge in die Straßen stellen und dann pleite gehen? Oder einfach nur jeder Autokonzern seine eigene Flotte zum Austesten des Marktes? Das generiert in den ersten Jahren massiven zusätzlichen Flächenverbrauch für den PKW. Wenn man die Leute zum freiwilligen Verzicht auf ihren PKW bringen will, muss man ein attraktives Angebot vorhalten. Attraktiv heißt in dem Fall, jeder muss in Fußnähe einen PKW vorfinden, der zu ihm passt. Wenn man das dem Markt/Wettbewerb überlässt, werden das irgendwann genauso SUV sein, wie heute bei den Privatwagen. Oder noch schlimmer, Premiumwagen zusätzlich zu den kleinen sparsamen Autos.

    Und wenn dann private PKW abgeschafft sind, müssen auch heutige Garagenparker neuerdings Parkplätze im öffentlichen Raum suchen für ihr nicht privates Fahrzeug.

    2. Mehr Verkehr: Die ersten Jahre steht Carsharing auf jeden Fall in Konkurrenz um Parkplätze. Bis der private PKW-Verkehr rückläufig ist, wird das unnötiger Umerfahren in den Wohngebieten zunehmen. Diese Fahrzeuge müssen vom Verleiher für jede Inspektion, Reinigung usw. von ihrem Standort geholt und gebracht werden. Wo heute jemand den Wagen aus dem Wohngebiet herausfährt und während der Arbeitszeit reparieren lässt, fährt mit Carsharing ein Mitarbeiter ins Wohngebiet hinein, holt den Leihwagen, und bringt ihn wieder dorthin und fährt wieder davon. Das sind zwei zusätzliche Fahrten pro PKW.

    3. Konkurrenz zu anderen Verkehrsarten: Der bequeme und günstige jederzeit verfügbare PKW steht in massiver Konkurrenz zum ÖPNV und auch zum Fahrrad.

    4. Sicherheit: Andauernd liest man heute schon von z.T. schlimmen Unfällen mit Carsharing Autos. Man hat damit jeden Morgen Autofahrer mit vielleicht wenig Fahrpraxis in für sie ungewohnten Fahrzeugen sitzen. "Handbuch lesen? Spiegel einstellen? Och nö, ich fahr ja nur bis..."

    Ob der Stau aus Privatwagen besteht, oder aus geliehenen Fahrzeugen ist total egal. Die Verkehrswende wird so torpediert, wenn man die breiten Fahrbahnen in den Städten nun für Carsharing braucht. Der MIV muss insgesamt runter. Für alles andere kann man dann das heutige Auto-Mietsystem der großen Verleiher nutzen/ausbauen. Dann entfallen zumindest die Punkte 1-3. Und die Mieter bekommen immerhin eine Einweisung in die Fahrzeugbedienung.

  • Attraktiv heißt in dem Fall, jeder muss in Fußnähe einen PKW vorfinden, der zu ihm passt.

    Man hat nach 60 Jahren der KFZ-Mobilität ein Selbstverständnis erzeugt, wonach "Fußnähe" = "Sichtweite" bedeutet und alles andere eine nicht hinnehmbare Schikane ist.

    Mit dem Stationsbasierten Modell hat man in einigen Städten aktuell einen Malus. "bis dahin?!!? Und dann muss ich von da aus wieder nach Hause laufen?!!?"

    Der HVV hat als Zielsetzung mal ausgegeben, dass kein Haus weiter als 800m(?) von einem Haltepunkt entfernt liegen soll. Ob das jetzt immer noch 800m sind - keine Ahnung. Aber 800m Wegstrecke sind für viele Autofahrer Weglängen, die nicht akzeptiert werden. Anders ist das "ich fahre abend 45min durch die Straßen, bis ich einen PArkplatz finde"-Geheule nicht zu erklären!

    Parkplatz vor Tür! und zur Not stell ich mich auf den Gehweg. Wo denn sonst? Soll ich etwa laufen? Wozu hab ich denn ein Auto? Ist doch nur kurz!

    Stationsbasiert funktioniert nur dann, wenn es deutlich günstiger als freefloat ist oder Stellplätze im öffentlichen Raum endlich mal massiv reduziert werden und dafür Ladezonen etc eingerichtet werden.

  • Oder man erlaubt free floating einfach nicht. Ich sah in free floating Carsharing noch nie Vorteile:

    • Konkuriert extrem andere Verkehrsmittel wie Fahrrad und ÖV, da man nur mal schnell ein Auto für ein Paar hundert Meter fährt und wieder abstellen kann.
    • Man muss aber das Auto zuerst suchen und finden, danach wieder einen Parkplatz finden.
    • Die Abrechnung nach Minuten motiviert zu einem assozialen Fahrstil
    • ...
  • Einen Trend zu größeren Fahrzeugen beim Car Sharing sehe ich nicht. Der Vorteil ist, dass die höheren Kosten bei jeder einzelnen Fahrt klar transparent werden. Ganz plakativ gesprochen nehme ich lieber den Smart für 24ct/Minute, als einen 1er BMW für 34ct

    Zudem rechnet bei einem eigenen Fahrzeug fast niemand mit den realen Kosten. So kommt es häufig dazu, dass das Auto vermeintlich günstiger, als der ÖPNV ist. Betriebswirtschaftlich gesehen, ist die Grenzkostenfunktion bei Carsharing linear (jede weitere Minute kostet dasselbe). Bei einem eigenen Auto hingegen macht es Sinn, es möglichst viel zu benutzen, um die hohen fixen Kosten zu rechtfertigen.

    Die Frage ist natürlich inwiefern kanibalisiert Carsharing den ÖPNV stärker, als den MIV mit eigenem Auto.

    Für mich kann ich nur sagen, dass ich mir bereits ein eigenes Auto zugelegt, wenn ich nicht bei Bedarf auf Carsharing zurückgreiffen könnte. Würde das Auto vor der Tür stehen, würde ich es definitiv auch mehr nutzen!