Woche 28 vom 9. bis zum 15. Juli 2018

  • Vorsicht bei selbstgebauten Pedelecs:

    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berline…s/22768626.html

    «„Weder meine Erklärungen von der Funktionsweise noch mein Einwand, dass dies ein Fahrrad und kein Panzer sei, retten das Fahrrad vor der Demontage und den Fahrradakku vor der gewaltsamen Zerstörung mit der Wasserkanone“, sagt S.. Das Rad sei einbehalten worden. Zu diesen Angaben konnte die Polizeipressestelle nichts sagen.«

  • DIE ZEIT arbeitet nach einer ganzen Serie vernünftiger und ausgewogener Artikel über Mobilität wieder daran, den Radverkehr wieder niederzuschreiben: Nach unten treten, nach oben buckeln

    Die zugrundeliegende Motorik ist bekannt: Man muss die lieben Radfahrer nur konsequent mit allen negativen Aspekten der Mobilität in Zusammenhang bringen. Wenn man oft genug erklärt, dass Radfahrer rücksichtslos unterwegs sind, immer trotz Radweg mitten auf der Straße fahren und sich eh an keine Regeln halten, dann glauben’s die Leute halt irgendwann.

    Im Gegenzug muss natürlich das Automobil wieder romantisch verklärt werden, da stören solche Probleme wie Schadstoffausstoß, Flächenverbrauch und Kosten natürlich immens, die wird der Leser in einem solchen Artikel natürlich nicht mehr finden.

    Damit geht’s auch in dieser Woche munter weiter:

  • man hört immer wieder von doofen Abonnenten, die androhen, Zeitung XY abzubestellen, weil die für/gegen ABC geschrieben hat.

    Randnotiz: Einen Abonnenten, der seinen regelmäßigen Bezug wirklich kündigt, gibt es tatsächlich. mich. :rolleyes:

  • Auf einem aufgeweichten A4-Vordruck machte er Striche für Rechtsabbieger in Richtung Käthe-Kollwitz-Ufer. 96 waren es in einer reichlichen Stunde. 46 davon haben höchstens in den Spiegel geschaut, um sich zu vergewissern, dass sie beim Abbiegen keinem Radfahrer den Weg abschneiden. Zwei haben beim Abbiegen sogar telefoniert.

  • Sie erzwingen ihre Vorfahrt: Dekra-Report: Viele Radfahrer sind lebensmüde!

    Manche Leute haben da aber auch eine bekloppte Wahrnehmung. Gerade gestern wieder: Ich auf dem Radweg, ein Bus biegt recht langsam rechts ab und nimmt mir die Vorfahrt. Ich bin noch bequem weit weg, fahre erstmal weiter und halte dann rechtzeitig an.

    Hinter der Kreuzung frage ich einen anderen Radfahrer, ob ich ihn als Zeuge nennen darf. Denn er war nur wenige Meter hinter mir und hat alles gesehen.

    Antwort: "Sie haben ja auch voll draufgehalten. Lieber auf die Vorfahrt verzichten und einmal zu viel bremsen!"

    Komische Wahrnehmung: Er hat gesehen, dass ich rechtzeitig angehalten habe. Und trotzdem hat das Manöver bei ihm anscheinend das Vorurteil vom Vorfahrt erzwingenden Radfahrer verfestigt, der lieber unter dem Abbieger liegt als anzuhalten.

    Er hatte auch Verständnis für den Busfahrer: "Irgendwann muss der ja abbiegen!". Warum der Bus nicht warten kann, bis kein Radfahrer kommt (bzw. die Ampel rot ist), konnte er mir auch nicht erklären.

    Florian Paul: Fahrradstraßen sind Straßen, auf denen Radfahrer Vorrang haben.

    Das ist der erste Satz von dem "Experten". Und schon habe ich keine Lust mehr auf den Artikel.

    Wie sollen Autofahrer auch das richtige Verhalten lernen, wenn es ihnen niemand richtig erklärt?

    Besser wäre:

    "Fahrradstraßen sind Straßen, auf denen keine Autos fahren dürfen. Oft sind sie für Anlieger freigegeben. Aber auch dann sind Autos nur Gäste und Fahrräder haben Vorrang."

  • Fahrradstraßen sind Straßen, auf denen Radfahrer Vorrang haben.

    Diese Aussage ist genauso ein gefährlicher Mist, wie "Radfahrer dürfen nicht über Zebrastreifen fahren." Sie ist einfach nicht wahr!

    Ich ärgere mich jeden Morgen über "meine" Fahrradstraße, in der rechtsvorlinks gilt. Genereller Vorrang wäre wenigstens ein einziger Vorteil einer Fahrradstraße.

  • Wie sollen Autofahrer auch das richtige Verhalten lernen, wenn es ihnen niemand richtig erklärt?

    Besser wäre:

    "Fahrradstraßen sind Straßen, auf denen keine Autos fahren dürfen. Oft sind sie für Anlieger freigegeben. Aber auch dann sind Autos nur Gäste und Fahrräder haben Vorrang."

    Welchen Vorrang haben Fahrräder denn auf Fahrradstraßen, und vor allem vor wem?

    Nach StVO finden auf Fahrradstraßen alle Regeln über den Verkehr auf der Fahrbahn Anwendung. Zusätzlich gilt T30, aber auch das ist ja bei Weitem kein Alleinstellungsmerkmal von Fahrradstraßen.

    Als einzige Sonderregel bleibt also: das Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern ist auch dann erlaubt, wenn dadurch "der Verkehr" behindert wird. Da aber der übrige Verkehr auch und gerade in Fahrradstraßen aus Fahrrädern bestehen wird, zielt die Erlaubnis offensichtlich gerade nicht auf ein spezielles Vorrang-Verhältnis zwischen KFZ und Fahrrädern ab.

    Diese ganze Vorrang-Nummer (egal, ob in deiner oder in der Originalformulierung) kommuniziert leider irreführenderweise, dass KFZ außerhalb von Fahrradstraßen besondere Vorrechte genössen - bloß weil sie KFZ wären. Da erweist sich einmal mehr die abstrakte Fiktion der Existenz von Radverkehrsanlagen als Gift für das allgemeine Verkehrsklima.

  • Interessante Zusammenfassung, die rein dogmatisch betrachtet sicherlich richtig ist.

    In der Praxis entstehen aber mMn schon einige Unterschiede.

    Das Nebeneinanderfahren sorgt normalerweise nur dafür, dass Autos nicht mehr überholen können (bzw. dürfen). Mit dem Fahrrad bin ich bisher immer problemlos vorbei gekommen.

    Außerdem gibt es die klare Regel, dass Autos ihre Geschwindigkeit anzupassen haben. Es entfällt also jegliches Recht darauf, dass der Radfahrer ein Überholen ermöglicht.

    Unterstützt wird das noch dadurch, dass Radfahrer nichtmal behindert werden dürfen. Das ist aber dann doch etwas realitätsfern. Ein Autofahrer dürfte dann ja nichtmal anhalten, um einzuparken, wenn hinter ihm Radfahrer sind. Und in engen Straßen dürften sich Autos nicht begegnen, da sie dazu oft stark abbremsen müssen, was wiederum die Radfahrer hinter ihnen behindern würde.

    Außerdem nehme ich an, dass sich - unabhängig von den objektiven Vorschriften - auch etwas im Kopf der meisten Autofahrer tut. Natürlich nicht in dem Maße, in dem wir das alle gerne hätten :)

    All das sind schon deutliche Unterschiede zu normalen 30-Zonen.

    Dazu kommt noch ein verwaltungsrechtlicher Aspekt: In normalen 30-Zonen ist der Normalfall, dass jede Einschränkung für Autos gut begründet werden muss. In einer Fahrradstraße ist es genau umgekehrt: Jeder Kfz-Verkehr muss begründet werden. Das führt dazu, dass in Fahrradstraßen wesentlich häufiger Beschränkungen für den Kfz-Verkehr an sich gelten. München ist in dem Fall ein Beispiel dafür, wie man es eben nicht machen sollte: dort sind laut Artikel fast alle Fahrradstraßen für alle Autos freigegeben. Sehr ärgerlich. Aber auch das findet sich mit den Jahren hoffentlich.