Hamburg - Unfälle mit Radfahrern

  • Ich glaube auch, dass das der Grund ist, warum die Überholabstände und auch grundsätzlich das Radfahren auf der Fahrbahn in der allgemeinen Diskussion unter Radfahrern so eine große Rolle spielen. Man kann das aktiv nicht beeinflussen, was ein Autofahrer, der von hinten kommt, tut. Man kann allenfalls dadurch, dass man selbst ausreichenden Abstand zum Fahrbahnrand hält, deutlich machen, dass man diesen Abstand auch zur anderen Seite erwartet und bei schmalen Fahrbahnen ggf. ganz verhindern, dass man bei Gegenverkehr überholt wird. Ob ein Autofahrer deswegen aber besonders aggressiv wird, kann man auch nicht beeinflussen. Das ist jedenfalls das häufigste Argument, das ich höre, warum sich die Leute nicht auf die Fahrbahn trauen. Denen hilft man auch nicht mit der Unfallstatistik oder der lapidaren Feststellung, dass noch niemand totgehupt wurde.

  • Denen hilft man auch nicht mit der Unfallstatistik oder der lapidaren Feststellung, dass noch niemand totgehupt wurde.

    Meine Erfahrung: Wer mit 70 km/h durch Emmering rast und sich trotz Gegenverkehr an Radfahrern vorbeiquetscht, hat nichts zu befürchten. Der kann das über Jahre/Jahrzehnte hinheg machen. Vielleicht wird er zufällig mal erwischt, zahlt seine 50 Euro, und gut.

    Wer sich dagegen streng an die 50 km/h hält und wartet, um zu überholen, wird aggressiv behandelt und braucht selbst starke Nerven, um das auszuhalten. Das ist ein tägliches "Bezahlen".

    Statistiken erfassen das Ergebnis und man bemüht sich dann, die "Ursachen" anhand der Statistik zu "ermitteln". Dabei liegen die so klar auf der Hand, nur will sie keiner aussprechen.

  • Subjektiv ist für mich das Engüberholen die größte Gefahr, weil ich nichts dagegen tun kann. Außer weiter in der Mitte zu fahren und dann noch enger überholt zu werden. :)

    Gegen Sachen, die selten sind, muss man eigentlich gar nichts tun. Oder hast du auch schonmal darüber nachgedacht, was du gegen das Risiko tun kannst, dass dich ein Meteorit treffen könnte?

    Dass du rein gar nichts tun könntest, stimmt allerdings auch nicht. Auch 30cm Überholabstand sind immer noch eine Sicherheitsreserve von 30cm, die du selbst erstmal aufbrauchen musst.😜

    Die Fahrbahn auf der „Center Position“ dicht machen, schützt zwar vor Durchmogeln, ist aber IMO sicherheitstechnisch irrelevant, weil der Durchmogler viel zu gut zielt, um tatsächlich einen Unfall zu verursachen. Der typische Auffahrunfall passiert außerorts auf schnurgerader Strecke und bei Verkehrsstille - sehr oft nachts. Wenn es richtig heftig kracht, handelt es sich ganz überwiegend um Rammstöße mit hoher Fahrzeugüberdeckung. Das ist dann keine Folge von rücksichtslosem Durchmogeln mit wenig Abstand. Sowas ist vielmehr Folge von Blackout durch Müdigkeit, Alter oder Ablenkung. Dagegen hilft das Gegenteil von Dichtmachen, nämlich Fahren strikt auf der Fahrbahnbegrenzungslinie - und mit einem guten Rücklicht.

  • Ich glaube auch, dass das der Grund ist, warum die Überholabstände und auch grundsätzlich das Radfahren auf der Fahrbahn in der allgemeinen Diskussion unter Radfahrern so eine große Rolle spielen. Man kann das aktiv nicht beeinflussen, was ein Autofahrer, der von hinten kommt, tut. Man kann allenfalls dadurch, dass man selbst ausreichenden Abstand zum Fahrbahnrand hält, deutlich machen, dass man diesen Abstand auch zur anderen Seite erwartet und bei schmalen Fahrbahnen ggf. ganz verhindern, dass man bei Gegenverkehr überholt wird. Ob ein Autofahrer deswegen aber besonders aggressiv wird, kann man auch nicht beeinflussen. Das ist jedenfalls das häufigste Argument, das ich höre, warum sich die Leute nicht auf die Fahrbahn trauen. Denen hilft man auch nicht mit der Unfallstatistik oder der lapidaren Feststellung, dass noch niemand totgehupt wurde.

    Die meisten Menschen wollen ganz einfach Fahrradfahren, ohne dabei in Situationen zu kommen, die sie stressen. Deshalb fahren sie im Zweifel lieber auf einem schlechten Hochbordradweg oder viel zu weit rechts auf der Fahrbahn, weil sie keine Lust auf eine Auseinandersetzung mit Autofahrern haben. Und sie fahren auch dann auf dem Hochbordradweg mit schlechtem Belag und verdeckt durch parkende Autos, wenn sie dort langsamer fahren müssen und an den Mündungen besonders gut aufpassen müssen, damit sie nicht Opfer von eines Abbiegeunfalls werden. Es ist ihnen wichtiger stressfrei zu fahren als schneller, sicherer u d bequemer fahren zu können. Der Grund ist bei vielen: Ich könnte zwar durch konsequentes Fahrbahnfahren langfristig Vorteile für den Fahrradverkehr schaffen und dann auch selber stressfreier und bequemer und schneller und sicherer auf der Fahrbahnfahren, aber ich habe jetzt einfach keine Lust dazu diesen Kampf auszufechten.

  • Gegen Sachen, die selten sind, muss man eigentlich gar nichts tun. Oder hast du auch schonmal darüber nachgedacht, was du gegen das Risiko tun kannst, dass dich ein Meteorit treffen könnte?

    Wenn ständig Meteoriten knapp neben mir einschlagen würden, schon. Die sind aber nett :)

  • Und sie fahren auch dann auf dem Hochbordradweg mit schlechtem Belag und verdeckt durch parkende Autos, wenn sie dort langsamer fahren müssen und an den Mündungen besonders gut aufpassen müssen, damit sie nicht Opfer von eines Abbiegeunfalls werden.

    Was für ein Stress...

  • Dass du rein gar nichts tun könntest, stimmt allerdings auch nicht. Auch 30cm Überholabstand sind immer noch eine Sicherheitsreserve von 30cm, die du selbst erstmal aufbrauchen musst.

    (Ich will diesen Punkt nochmal aufgreifen, weil er auf den Kern der irrationalen Überholfurcht zielt:)

    Wohl jeder hat eine ungefähre Ahnung davon, dass die gemessenen Überholabstände einer (asymmetrisch) glockenförmigen Kurve unterliegen, die den Streubereich aller Messwerte abbildet. Ebenso ist dabei wohl selbst dem mathematischen Laien intuitiv klar, dass die ermittelte Verteilungsfunktion eine gute Vorhersage der künftigen Abstände erlaubt. An diesem Punkt aber endet die Tragfähigkeit der mathematischen Intuition.

    Eigentlich ist die aus der Verteilungsfunktion abgeleitete Standardabweichung nur im Kontext der Gesamtheit aller früher ermittelten Messwerte gültig. Falls dieser Parameter für die Vorhersage der Wahrscheinlichkeit zukünftiger Abstände angewandt werden soll, dann ist dies nur dann sinnvoll möglich, wenn man gleichzeitig den arithmetischen/geometrischen Mittelwert der Verteilungskurve *aller* Einzelmessungen angibt. Mathematisch-stochastisch ist es absoluter Blödsinn, wenn man sich einen möglichst kleinen Abstand aus einer größeren Messreihe herauspickt, und diesen dann nachträglich mit dem Wert für die Standardabweichung der Grundgesamtheit beaufschlagt.

    Genau das macht aber derjenige, der nach einem engen Überholmanöver beklagt: "Uiuiui, das waren jetzt ja nur 30 cm! Da hätte ich genausogut auch drunter liegen können!". Nein, konnte er nicht, weil Ausreißer keine eigene zusätzliche Streubreite mehr haben.

  • Im Saseler Weg gibt es keinen Radweg. Nur einen trotzdem oft durch Radfahrer genutzten Gehweg, abgeschirmt durch einen begrünten Damm.

    Da ist teilweise auch Tempo 30 wenn ich mich recht entsinne. Ich vermute dass da jemand trotz Gegenverkehr noch an der Radfahrerin vorbei wollte.

    Weil Zweifel aufkamen: Da ist Tempo 30 und kein Radweg oder „Radfahrer frei“ mehr.

    In den Waldabschnitten ist der Gehweg aber so weit abgesetzt dass man ihn als eigenständigen Weg ansehen könnte.

    Quelle: Meine eigenen Gucklöcher.

  • Heute Morgen kurz nach 9, Barmbeker Straße/Semperstraße. Radfahrer und SUV-Fahrerin kommen aus Richtung norden und wollen rechts in die Semperstraße. SUV-Fahrerin fährt auf die rot markierte Radfurt und wartet dann vor der Fußfuhrt. Radfahrer knallt hinten in SUV rein und prellt sich wohl ne Rippe dabei.

    Wohl ein typischer Unfall, der i.d.R. nicht in die Medien kommt.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Heute Morgen kurz nach 9, Barmbeker Straße/Semperstraße. Radfahrer und SUV-Fahrerin kommen aus Richtung norden und wollen rechts in die Semperstraße. SUV-Fahrerin fährt auf die rot markierte Radfurt und wartet dann vor der Fußfuhrt. Radfahrer knallt hinten in SUV rein und prellt sich wohl ne Rippe dabei.

    Wohl ein typischer Unfall, der i.d.R. nicht in die Medien kommt.

    Radfahrer dachte wahrscheinlich. "Ich habe doch Vorrang. Das kann also gar nicht sein, dass dort ein SUV steht. Ich sehe es zwar, aber das muss eine Fata Morgana sein, denn das ist ja verboten."

  • Radfahrer dachte wahrscheinlich. "Ich habe doch Vorrang. Das kann also gar nicht sein, dass dort ein SUV steht. Ich sehe es zwar, aber das muss eine Fata Morgana sein, denn das ist ja verboten."

    Genau richtig. Radfahrer hat vermutlich schon 10.000 mal wegen so einer dämlichen Toastbrotschnitte, die im im knatternden Stinke-Töfftöff sitzt, gebremst und denkt sich irgendwann: Das kann doch eigentlich gar nicht sein, wir sind doch angeblich die Krone der Schöpfung? Dann müssten doch diese Typen in den Autos eigentlich intelligent sein?

    Aber leider: In der Wirklichkeit ist die Realität ganz anders :)