Woche 16 vom 16. bis 22. April 2018

  • Ich hab's mal an einem anderen Beispiel (Rödingsmarkt 14) nachgerechnet:

    * Grundfläche vom Gebäude: 4352 m²

    * Etagen: 5 (Erdgeschoss hat ne Tankstelle, nicht mitgerechnet. Dach sieht laut Luftbild nicht zum Parken aus, auch nicht drin).

    * Stellplätze: 872 (http://www.sprinkenhof.de/kaufm%C3%A4nni…parkh%C3%A4user)

    * Preis pro Monat: Ab 172.55€

    Fläche pro Stellplatz: (4352 * 5 / 872) = 24.95 m²

    Preis pro m²: Ab 172.55 / 24.95 = 6.92€ (Inkl. 19% USt).

    Wenn ich bei meiner Wohnung die Größe auch per Luftbild nachmesse und Heizung/Nebenkosten einrechne, komme ich etwa auf denselben m²-Preis. Wenn ich dann noch meinen Keller dazurechne, ist das noch ein gutes Stück drunter.

    Das heißt diese 351.05€ in den Stadthöfen sind schon recht teuer, aber für die Lage sicherlich nicht übertrieben. Und woanders in der Innenstadt ist ein eigener Parkplatz auch günstiger zu haben.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Pro Einstellplatz für ein Kfz kann man näherungsweise 25m² Fläche ansetzen (Stellplatz + anteilige Verkehrsfläche). Was dann jedoch noch exklusive ist, sind Treppenhäuser und Aufzüge für die Passagiere.


    /kommt offensichtlich auch gut mit der Realität hin, siehe Rechnung im Beitrag hier drüber ;)

  • Anstatt eines Stellplatzes für ein Auto könnte man eine (zugegeben kleine) Wohnung für einen Menschen haben. Oder hätte man weniger Platz für Autos und mehr Platz für Menschen, wäre Wohnen auch günstiger. Zu den "1000€ für Parken" kommen also vielleicht nochmal "1000€ zusätzlich für Wohnen", nur dass das auch Menschen ohne Auto zahlen müssen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • "Wohnungen sind allenfalls dann so teuer, wenn sie in Harvestehude in Alsternähe liegen."

    Das Abendblatt schrammt mit dem Satz nur knapp am journalistischen Offenbarungseid vorbei.

    abenblattiger wäre gewesen:
    "Für diesen Preis kann man sich anderenorts schon ein Haus mieten - zum Beispiel in der nördlichen Uckermark"

  • Im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt gibt es seit Freitag bis September eine Ausstellung "FAHR RAD! Die Rückeroberung der Stadt". Sie "zeigt, wie eine Stadtentwicklung aussehen kann, die in Zukunft noch mehr Menschen auf das Rad lockt – und wirbt mit Projekten aus aller Welt für diese sanfte Rückeroberung der Stadt. In den Fokus gerückt werden Städte wie Kopenhagen, New York, Karlsruhe und Oslo."

    Parallel zur Ausstellung gibt es einen Katalog.

    Ich habe die Ausstellung noch nicht gesehen, sondern bin durch einen Artikel in der Süddeutschen darauf aufmerksam geworden (ich weiß aber nicht, inwieweit der frei zugänglich ist).

  • Aus der Mottenkiste:

    https://www.hamburgerwochenblatt.de/online-ausgabe…latt-eppendorf/

    Titelseite: Artikel über das geplante Fahrradparkhaus an der Kellinghusenstraße.

    Seite 3: Eine Redakteurin, die dem Foto nach zu urteilen das Radfahren unter Adenauer oder seinem Vorgänger gelernt hat, gibt ihren Senf ab:

    Fahrradstadt Hamburg. Wer braucht schon Parkplätze? Der Fahrradbügel ist jetzt offenbar das Mittel der Wahl zur Lösung unserer Verkehrsprobleme. Allein am U-Bahnhof Kellinghusenstraße in Eppendorf sollen rund 1000 Bügelplätze entstehen. Und dann natürlich Fahrradstreifen, kaum eine Hauptverkehrsstraße, die nicht mit einigen Pinselstrichen in ein Paradies für Radfahrer verwandelt werden kann. Nur schade, dass die Sicherheit für die Radler dabei offenbar nicht im Vordergrund der Überlegungen stand. Klar, Kurierradfahrer haben’s drauf, die stören sich nicht am LKW in gefühlt 20 Zentimeter Entfernung. Aber ich gehe lieber in Deckung, fahre im Zweifel auf dem Bürgersteig. Total gruselig ist auch die Fahrradstraße an der Alster. Wie schön war der Radweg im Alstervorland, super, dass die Stadt richtig Geld in die Hand genommen hat, um diesen herrlichen Radweg bis auf den letzten Stein zu entfernen. Wir haben ja jetzt die Fahrradstraße, die wir Radfahrer uns mit wenigen Autos und ganz vielen Touristenbussen teilen. Fühlt sich gut an, wenn der Doppeldecker einen auf der kleinen Straße überholt. Naherholung pur! Der Radfahrer, der jeden Tag zu Arbeit saust, bleibt locker, doch wie reagieren Kinder und ältere Freizeitfahrer? Und warum sind die Radler komplett aus dem Grün verbannt? Schöne neue Fahrradwelt. Wenn das die Fahrradstadt Hamburg ist, hätte ich vielleicht doch lieber die alte Autostadt Hamburg zurück.

  • Also zumindest dem zitierten Teil stimme ich voll zu:

    Überzeugte Radfahrer gehen gerne in den Nahkampf und verteidigen ihre Rechte auf der Fahrbahn. War auch mal so drau. Es hatte schon was, sich gegen die ganzen Gemeinheiten der Autofahrer zur Wehr zu setzen. Ganz im Sinne der guten Sache.

    Inzwischen bin ich überzeugt, dass dieser Weg eine Sackgasse ist. Denn diese Infrastruktur auf der Fahrbahn ist für viele untauglich. Meinen Kindern oder Eltern würde ich diese Art der Fortbewegung jedenfalls nicht empfehlen. Sogar dann, wenn eines fernen Tages die ganzen Falschparker von den Radfahr- und Schutzstreifen verschwunden sind.

  • Also zumindest dem zitierten Teil stimme ich voll zu:

    Überzeugte Radfahrer gehen gerne in den Nahkampf und verteidigen ihre Rechte auf der Fahrbahn. War auch mal so drau. Es hatte schon was, sich gegen die ganzen Gemeinheiten der Autofahrer zur Wehr zu setzen. Ganz im Sinne der guten Sache.

    Inzwischen bin ich überzeugt, dass dieser Weg eine Sackgasse ist. Denn diese Infrastruktur auf der Fahrbahn ist für viele untauglich. Meinen Kindern oder Eltern würde ich diese Art der Fortbewegung jedenfalls nicht empfehlen. Sogar dann, wenn eines fernen Tages die ganzen Falschparker von den Radfahr- und Schutzstreifen verschwunden sind.

    Dieses "zur Wehr setzen" bringt in der Tat echt nichts. Was aber keineswegs bedeutet, dass man der Gewaltandrohung weichen und sich auf die Randverkehrsanlagen verpissen soll. *Das* wäre eine Sackgasse.

    Stattdessen hat sich bewährt, einfach gar nicht zu reagieren:

    Wenn einer kurz vor der roten Ampel noch knapp überholt und danach mit den Radkappen knirsch an den Bordstein zieht, um demonstrativ das Zurücküberholen zu unterbinden (bzw. mich dazu auf den Hochbordweg zu zwingen) - solche Mätzchen gar nicht erst ignorieren und gleichmütig hinten anstellen.

    Wenn einer hupt, das Signal gar nicht erst auf sich beziehen - der will bestimmt bloß einen Bekannten grüßen.

    Wenn einer ostentativ dicht auffährt, Interaktion verweigern und interessiert nach rechts gucken.

    Quetscht sich jemand an der Ampel noch links neben dich - lass ihn als ersten abfahren, wenn Grün kommt.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich zweimal sieht, ist eh gering, aber bei ein allen Aggressoren, die ich danach im Berufsverkehr regelmäßig wiedertreffe, war nach der ersten Attacke Ruhe.

  • Also zumindest dem zitierten Teil stimme ich voll zu:

    Überzeugte Radfahrer gehen gerne in den Nahkampf und verteidigen ihre Rechte auf der Fahrbahn. War auch mal so drau. Es hatte schon was, sich gegen die ganzen Gemeinheiten der Autofahrer zur Wehr zu setzen. Ganz im Sinne der guten Sache.

    Inzwischen bin ich überzeugt, dass dieser Weg eine Sackgasse ist. Denn diese Infrastruktur auf der Fahrbahn ist für viele untauglich. Meinen Kindern oder Eltern würde ich diese Art der Fortbewegung jedenfalls nicht empfehlen. Sogar dann, wenn eines fernen Tages die ganzen Falschparker von den Radfahr- und Schutzstreifen verschwunden sind.

    Dein Beitrag erinnert mich an die Mobilitäts-Debatte oberiridscher ÖPNV versus unterirdischer ÖPNV.

    Da gibt es die einen, die sagen nur unterirdischer ÖPNV mit U-Bahnen und/oder weitere vom übrigen Verkehr komplett getrennte oberirdische eigene Strecken ist guter ÖPNV, weil nur so Behinderungen durch den MIV ausgeschlossen werden können, die stets zu Gefährdungen und zu Verzögerungen führen. Das geht dann so weit, dass ein Unfall, bei dem ein Autofahrer in eine Bushaltestelle fährt und Menschen verletzt oder gar tötet als Beleg dafür genommen wird, das oberirdischer ÖPNV nichts taugt.

    Die Gegenthese lautet: Oberirdischer ÖPNV ist guter ÖPNV, weil er das Stadtbild positiv prägt. Und weil er dem immer noch viel zu sehr dominierenden Verkehrsträger Auto den Raum streitig macht. Außerdem verkürzt oberirdischer ÖPNV die Strecken von und zu den Haltestellen, weil keine tief gelegenen U-Bahn-Stationen (oder hoch gelegene Hochbahnstationen) aufgesucht werden müssen.

    Ich selbst neige eher zur zweiten Position. Auch dann wenn es um Radverkehrswege geht. Denn die Befürworter einer Verkehrsarten-Trennung gehen mitunter so weit, dass sie nur noch Radverkehr in Grünanlagen zulassen wollen. Und ich beobachte verdächtig häufig, dass die Forderung nach getrennten Verkehrswegen dann erhoben werden, wenn klar ist, dass der dafür notwendige Raum entweder gar nicht zur Verfügung steht oder aber politisch nicht durchgesetzt werden kann, dass zum Beispiel Parkplätze oder Fahrspuren aufgegeben werden, um einen guten getrennten Radweg anzulegen. Dann führt eine Fixierung auf getrennte Radwege zu einem dauerhaften Stillstand jedweder Weiterentwicklung. Frei nach dem Motto: Wenn irgendwann mal weniger Autos unterwegs sein werden, dann können wir auch mal darüber nachdenken, einige Parkplätze aufzugeben, um dafür einen breiten Hochbordradweg oder getrennten Radweg anzulegen.

    Und derweil nimmt die Autoflut immer weiter zu.

  • Meine Position habe ich der Redakteurin per E-Mail mitgeteilt:

    Sehr geehrte Frau Hörmann,

    ich bin verwundert, welchen Senf der Woche Sie über diverse Maßnahmen zur allmählichen Gleichberechtigung des Fahrradverkehrs ablassen.

    Ich wohne in Langenhorn, habe die Kolumne gerade im dortigen Wochenblatt entdeckt und bin beruflich im Bereich Rotherbaum unterwegs, kenne also sowohl den Bereich Kellinghusenstraße als auch die Situation im Alstervorland.

    1.

    Sie fragen: »Wer braucht schon Parkplätze?« Nun, die Frage ist falsch gestellt, denn wenn Hunderte von zusätzlichen, qualitativ hochwertigen Fahrradstellplätzen entstehen, wo bisher ganze acht Autos parken konnten, dann reichen vergleichsweise lächerliche neun Leute aus, die wegen des verbesserten Angebotes vom Auto auf das Rad umsteigen, um die Parkplatzsituation für Autofahrer zu verbessern. Ich verstehe nicht, warum diejenigen, die unbedingt Auto fahren wollen oder müssen, sich so vehement gegen Maßnahmen wehren, die potenzielle Umsteiger vom Auto aufs Rad holen. Jeder Umsteiger sorgt für mehr Platz auf der Fahrbahn und auf dem Parkplatz!

    2.

    Es geht gerade nicht um simple »Fahrradbügel«. Dass man denen sein teilweise über 1.000 Euro teures Rad nicht unbedingt anvertrauen möchte (unüberdacht, irgendwo in der «Pampa«), steht ja in der Eppendorfer Ausgabe auf der Titelseite. Sondern es wird ein Parkhaus gebaut, d.h. das Rad steht hinter Schloss und Riegel. Ich persönlich nutze - nach fünfeinhalb Jahren Wartezeit! - eine Fahrradbox an der U-Bahn: was glauben Sie, was das für ein beruhigendes Gefühl ist, das Rad diebstahlgeschützt und vor Taubendreck sicher sogar über Nacht abstellen zu können!

    3.

    Sie polemisieren gegen Fahrradstreifen. Davon gibt es solche und solche: breite und schmale, vernünftig angelegte und idiotisch angelegte. Es gibt also genügend Anlass für sachliche Kritik. Aber die »gefühlten 20 cm Entfernung« haben Sie auch, wenn der Radweg auf dem Hochbord direkt an der Bordsteinkante angelegt ist und der LKW an Ihnen vorbeibraust. Zu polemisieren wäre also gegen Autofahrer, die sich weigern, den Überholabstand von 1 bis 1,5 Metern einzuhalten. Viele dieser Autofahrer haben die seit 21 (!) Jahren geltende Regelung, dass Radfahrer im Regelfall auf der Fahrbahn fahren dürfen (oder sogar müssen!) und nur im Ausnahmefall auf einen getrennten Radweg gezwungen werden dürfen, immer noch nicht mitbekommen. Da könnte auch Ihr Wochenblatt bei der Aufklärung mithelfen, denn den »7. Sinn« gibt es ja leider nicht mehr.

    4.

    Sie »gehen lieber in Deckung« und fahren »im Zweifel auf dem Bürgersteig«. Das klingt so, als ob sie das auch dann machen, wenn Sie es gar nicht dürfen, weil der »Bürgersteig« nämlich ein reiner Gehweg ist. Damit behindern und gefährden Sie erstens die Fußgänger, sind zweitens ein schlechtes Vorbild für Kinder und liefern drittens denen Munition, die der Meinung sind, Radfahrer würden sich nie an Regeln halten (womit dann begründet wird, warum man nichts zur Verbesserung der Infrastruktur für Radfahrer tun sollte). Und dann kommt etwas Brandgefährliches hinzu: Stellen Sie sich mal vor, Sie radeln verbotenerweise auf dem Gehweg, während ich vorschriftsmäßig auf der Fahrbahn radle. Von hinten kommt ein Autofahrer, der die Vorschriftslage - wie üblich - nicht beurteilen kann oder will (er weiß nicht, welches Schild vielleicht an einer vorigen Ecke stand und etwas zum Thema Radfahrern regeln sollte), sondern nur sieht: da fährt eine, die ihn nicht stört, und da fährt einer, der ihn stört. Viele Autofahrer hupen dann, überholen bewusst eng, setzen die Scheibenwaschanlage zum Nassspritzen des Radfahrers ein oder brüllen durchs Seitenfenster »Radweg!« (auch da, wo keiner ist). Dieses Rüpelgehabe lässt sich nicht zurückdrängen, solange es Leute gibt, die - wie Sie - auf ihre Rechte verzichten.

    Apropos »in Deckung«: Die meisten Radfahrer werden verletzt oder sogar getötet, weil sie zwischen Kreuzungen/Einmündungen »in Deckung« fuhren und der rechts abbiegende Autofahrer sich überhaupt nicht oder nur unzureichend darum gekümmert hat, ob da rechts von ihm jemand fährt, der geradeaus will und deswegen Vorrang hat. In den Unfallberichten steht dann typischerweise, der Autofahrer habe den Radfahrer »übersehen« (nein, er hat meistens gar nicht hingeschaut!) oder der Radfahrer sei »wie aus dem Nichts angeschossen gekommen« (eben: aus der »Deckung«!) oder »viel zu schnell gefahren« (z. B. mit 12 km/h geradeaus, während der Autofahrer mit 20 km/h um die Ecke gebrettert ist).

    5.

    Im Alstervorland gab - bzw. gibt es immer noch - es einen einzigen Weg, der Attribute wie »schön« und »herrlich« verdient: nämlich den Weg vorne am Ufer. Der ist aber für Radfahrer verboten. Der Radweg, den Sie meinen, war für mich Horror und eine Zumutung: viel zu schmal für einen Zweirichtungsradweg, holprige Oberfläche, mangelhaft gereinigt und total überlastet. Überholen war wegen der zu geringen Breite schon an sich so gut wie unmöglich (bzw. unzulässig) und wurde wegen des Gegenverkehrs zur Glückssache.

    Die Fahrradstraße hingegen wird nach Ausbessern der Anfangsfehler hervorragend angenommen, und mein Eindruck ist, dass auch die Autofahrer zunehmend begreifen, dass sie hier nur geduldete Gäste sind. Es sind, wie Sie richtig schreiben, wenige Autos. Aber Touristenbusse sind es noch weniger und nicht »ganz viele«.

    Übrigens gewöhnen sich immer mehr Radfahrer auf der Fahrradstraße die gefährliche Unsitte ab, in der Gosse zu fahren, also mit dem rechten Lenkerende quasi über dem Kantstein zu hängen und damit enge Überholmanöver zu provozieren. Sondern sie fahren mindestens einen Meter von diesem Kantstein (und natürlich in Nord-Süd-Richtung mindestens einen Meter von parkenden Autos) entfernt und signalisieren damit auch dem Doppeldeckerbus, für wen diese Straße ist. Das klappt auch bei Radfahrern, die nicht »sausen«, sondern so wie ich mit meinen knapp 60 Jahren gemütlich radeln.

    6.

    Warum die Radler komplett aus dem Grün verbannt sind? Das habe ich mal bei einer Veranstaltung zu dieser Fahrradstraße gefragt. Antwort der Behörde: Einige benahmen sich auf dem Uferweg rüpelhaft. Also hat man alle Radfahrer bestraft und von dort verbannt. Ich habe daraufhin vorgeschlagen, Autofahrer genauso zu behandeln und wegen einiger Schnellfahrer und Engüberholer die Fahrradstraße komplett für Kfz zu sperren. So viel Gleichbehandlung wollte man dann aber doch nicht.

    7.

    Hamburg ist leider immer noch eine Autostadt. Dafür reicht jeweils ein Blick auf den Straßenquerschnitt der Osdorfer Landstraße, der Ost-West-Straße, der Wandsbeker Chaussee oder der Alsterkrugchaussee im Tempo-60-Bereich. Das mit der »Fahrradstadt« ist ein schönes Ziel, liegt aber noch in weiter Ferne. Wir sollten allerdings im Interesse unserer Gesundheit (von der Fitness über die Abgase bis hin zum globalen Klimawandel) daran arbeiten, die Bedingungen für das Radfahren zu verbessern, anstatt Radfahrer weiterhin zu schikanieren oder wie in Ihrer Kolumne als Kandidaten für »Restflächen« zu behandeln, die nur dann etwas Vernünftiges hingestellt bekommen, wenn dem geheiligten Auto dafür nichts weggenommen werden muss.

    8.

    Mögen Sie vielleicht mal in Begleitung von Experten eine kleine Radtour unternehmen, sagen wir: vom Hotel Vier Jahreszeiten bis zur Hudtwalckerstraße?

  • Meine Position habe ich der Redakteurin per E-Mail mitgeteilt ...

    Super geschrieben, nur so geht's geduldig dicke Bretter bohren! Und gerne bei Gelegenheit den direkten Kontakt mit der Presse suchen oder auch mit Entscheidungsträgern. Und natürlich selbst aktiv Entscheidungsträger werden, aber das klappt aus verschiedenen Gründen nicht immer, da ist geduldiges Schreiben auch eine sehr gute Alternative.

  • Und schon ist die Antwort da:

    ich danke Ihnen für Ihre ausführlichen Anmerkungen. Der „Senf der Woche“ ist unsere Rubrik für ganz subjektive Eindrücke und Erlebnisse, eine Glosse, die nicht den Anspruch erhebt, alle Meinungen zu einem Thema objektiv abzubilden. Tatsächlich habe ich außer Ihrer kritischen Zuschrift auch viele Zuschriften und Anrufe von Lesern bekommen, denen der Artikel „aus der Seele sprach“. Eine Radlerin aus unserer Redaktion wies zum Beispiel darauf hin, dass in Holland die Radwege fast immer baulich abgetrennt seien – und dort kenne man sich ja mit Radwegen wirklich aus. Sie selbst und Ihre Kinder seien häufig in der Situation, dass sie lieber auf den Bürgersteig ausweichen und dann das Rad schieben. Aber ich nehme Ihre Hinweise als Anregung, das Thema noch weiter zu verfolgen, ich werde in der Konferenz vorschlagen, dass unser Radreporter Marco Dittmer der Sache nachgeht und herausfindet, wo Radstreifen vielleicht besonders schmal ausfallen und dadurch das Unsicherheitsgefühl verstärken und wo die Velorouten sehr gut angenommen werden und erfolgreich ausgebaut wurden. Vielleicht haben Sie ja einen Hinweis für uns, dem wir nachgehen können? Gern auch eine gelungene Umsetzung, denn darüber wollen wir auch gern berichten.

    Ich habe in der Kolumne darauf hingewiesen, dass viele sichere Radfahrer, zu denen Sie offensichtlich auch gehören, mit den Radstreifen sehr gut klar kommen. Aber Sie sollten mir auch zugestehen (und vielen anderen Lesern), dass wir als Freizeitfahrer gern etwas mehr Abstand zum Verkehr auf Hauptverkersstraßen hätten. Bezüglich der Bügel weisen Sie ja darauf hin, dass wir im Eppendorfer Wochenblatt, dessen Redakteurin ich bin, sehr ausführlich über den geplanten Ausbau der Fahrradplätze berichten – in einem ausgewogenem Artikel, der die Diskussion im Regionalausschuss abbildet (alle Fraktionen machen sich übrigens Sorgen, ob die Vielzahl von geplanten Bügelplätzen auf der Rückseite des Bahnhofs angenommen wird, denn jetzt stehen die Bügel dort oft leer).

    Insgesamt bin ich für den Ausbau von Radwegen, würde aber baulich abgetrennte Radwege bevorzugen – aber das ist nur meine Meinung – und für Meinung ist der „Senf der Woche“ da. In einem Bericht würden wir selbstverständlich alle Positionen zu dem Thema berücksichtigen.

    Ich hoffe, Sie bleiben uns gewogen, auch wenn wir in einigen Punkten nicht übereinstimmen.

  • "und dort kenne man sich ja mit Radwegen schließlich aus!"

    jaja, mit Tulpen, Fußballweltmeisterschaftenzuhauseangucken, Drogen und Kanalbau kennen sich die Holländer per Definition auch super aus.

    Und nach Deutschland guckt man gefälligst nur, wenn man wissen will, wie man tolle Autos und noch tollere Motoren baut.

    Herrje...

  • Ich habe schon überlegt, ihr zu den Niederlanden zu schreiben. Ich bin da noch nie geradelt (meine Kenntnis des Landes beschränkt sich auf ein Wochenende in Enschede 1978), aber von dem, was ich auf Videos gesehen habe, ist mir an Kreisverkehren öfters beinahe das Herz stehengeblieben - bis ich gemerkt habe, wo der Unterschied liegt: mein erster Eindruck »das geht nicht gut« / »jetzt knallt's gleich« basierte natürlich auf der Erfahrung mit deutschen Autofahrern, die sinnlos durchgebrettert wären, wo der gemeine Niederländer anhält. Safety by numbers, by Verkehrserziehung und by höhere Bußgelder ...

    Oder ich schlage ihr vor, niederländische Straßenquerschnitte in Deutschland einzuführen. Dann wird die Wandsbeker Chaussee zweispurig ...