Putins Überfall auf die Ukraine

  • Gegen den Gott des Alten Testaments ist Putin ein Waisenknabe. Absolutistischer Herrscher, Widerstand zwecklos, Kadavergehorsam gefordert (eigenen Sohn umbringen? Zu Gottes Ehren, klar doch!), Massaker nach Belieben verübt - und wer selber denken, also vom Baum der Erkenntnis naschen will, na ja, ihr wisst ja, wie das ausging.

    Wie ist es denn ausgegangen? Die Erzählung von der "Vertreibung aus dem Paradies" als Strafe Gottes dafür, dass der Mensch sich gegen das auflehnt, was ihm von Gott vorgeschrieben wird, ist doch ein Hinweis darauf, dass dieser Gott gar nicht so allmächtig ist. Oder zumindest von seiner Allmacht nicht Gebrauch macht, denn wäre es so, dann hätte Gott mit seiner ganzen Allmacht es auch zu verhindern gewusst, dass Adam und Eva von der Frucht vom Baum der Erkenntnis essen.

    Die vielen Bücher des Alten Testamentes enthalten nicht wenige schlimme Geschichten, in denen Mord und Totschlag sozusagen auf der Tagesordnung stehen. Aber diese Geschichten gehen meistens gut aus. Zumindest für das auserwählte Volk Gottes gehen sie meistens gut aus. Aber nicht nur, denn es gibt ein wiederholtes Auf und Ab, das aus Sicht der Christen mit der Ankunft des Erlösers endet. Bis aber wirklich alles gut wird, gibt es noch viele Bewährungsproben zu bestehen.

    In jedem Fall finde ich es erfreulich, dass ich die Einladung zum Ostermarsch im Schaukasten der evangelischen Kirchengemeinde in unserem Stadtteil gefunden hatte. (Siehe Foto!)

  • Religion

    Blahblahblah.

    das auserwählte Volk Gottes

    sind die Autofahrer. Und deren Prophet nennt sich Verkehrsminister.

    Nur Verhandeln bringt Frieden."

    Wurde ausgiebig probiert, Putin wollte aber nicht verhandeln. Also muss man entweder einknicken und kann darüber verhandeln ob man lieber Putins rechten oder linken Stiefel küsst. Oder man führt einen (für alle Seiten) ruinösen Krieg, so dass sich Russland (dann hoffentlich ohne Putin) irgendwann echten Verhandlungen gegenüber offen zeigt. Letzteres ist mir lieber, trotz der immensen Schäden: Es muss klar sein, dass es sich nicht lohnt, einen Krieg zu beginnen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Aus unserem vergleichsweise sicheren Deutschland den Ukrainern zu sagen: "Ihr müsst auf Verhandlungen setzen", ist auch nicht richtig. Das wäre wie eine Steigerung mancher Äußerungen unserer Verkehrsbehörde, wenn sie mal wieder von den Schwächsten Verkehrsteilnehmern Vorsicht und Rücksicht einfordert.

    So schrecklich sie sind, sind Kriege irgendwie auch Bestandteil unserer erlösungsbedürftigen Welt. Die Grausamkeit steckt letztlich in uns allen. (Das ist als allgemeine anthropologische Aussage zu verstehen.) Deswegen hat Christus am Kreuz gelitten und ist gestorben, ein milderes Mittel käme für unsere Erlösung nicht in Betracht, da es nicht wirksam wäre. - mal im Behördendeutsch formuliert. Das kann aber nur jeder für sich annehmen, so wie es ihm möglich ist. Eine politische Forderung, dass andere durch ihr Leiden zum Frieden beitragen sollen, kann man daraus nicht ableiten.

    Einmal editiert, zuletzt von CKO (16. April 2022 um 21:44)

  • So schrecklich sie sind, sind Kriege irgendwie auch Bestandteil unserer erlösungsbedürftigen Welt. Die Grausamkeit steckt letztlich in uns allen. (Das ist als allgemeine anthropologische Aussage zu verstehen.) Deswegen hat Christus am Kreuz gelitten, ein milderes Mittel käme für unsere Erlösung nicht in Betracht, da es nicht wirksam wäre. - mal im Behördendeutsch formuliert. Das kann aber nur jeder für sich annehmen, so wie es ihm möglich ist. Eine politische Forderung, dass andere durch ihr Leiden zum Frieden beitragen sollen, kann man daraus nicht ableiten.

    Der letzte Satz gibt zu denken: Durch die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine steigere ich die Gefahr eines dritten Weltkriegs. Und darunter hätte auch ich zu leiden, also genau das, was du als politische Forderung ablehnst.

    "Gegen die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine hat sich nun der ehemalige militärpolitische Berater von Altkanzlerin Angela Merkel ausgesprochen. Brigadegeneral a.D. Erich Vad, sagte der Deutschen Presse-Agentur, solche Lieferungen seien potenziell ein "Weg in den Dritten Weltkrieg"."

    ZDF vom 12.4.2022

    Ex-Merkel-Berater gegen Lieferung schwerer Waffen in Ukraine
    Die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine hält Ex-General Erich Vad aktuell für nicht sinnvoll. Dafür sieht er Raum für Verhandlungen.
    www.zdf.de

    So schrecklich sie sind, sind Kriege irgendwie auch Bestandteil unserer erlösungsbedürftigen Welt.

    Offensichtlich sind aber zumindest einige der derzeitigen Protagonisten leichtsinnigerweise bereit, hohe Risiken einzugehen. Und auch in deinem Text stecken Passagen, die an die Stimmungsmache mancher Intellektuellen in der Zeit unmittelbar vor dem ersten Weltkrieg erinnern.

    Solche pathetischen Phrasen wie die von der reinigenden Kraft des bevorstehenden Krieges etwa: "Besonders intellektuelle Kreise, Schriftsteller, Künstler, Akademiker, Philosophen, Wissenschaftler usw. zeigten sich vom Kriegsausbruch begeistert. Sie betrachteten den Waffengang als Katharsis, als reinigende Kraft, als eine Chance zur Flucht aus einer geächteten und überdrüssig gewordenen Vorkriegswelt."

    https://ww1.habsburger.net/de/kapitel/kri…20Vorkriegswelt.

    "Danke, da kann ich gerne drauf verzichten.

    Was ich als wirklich irritierend empfinde: Ausgerechnet die Grünen tun sich jetzt mit der Forderung nach Waffenlieferungen (auch schwere Waffen) an die Ukraine unnötig hervor. Haben die Angst, anders in die Bedeutungslosigkeit zu versinken? Oder als "Angsthasen" dazustehen? Oder intelektuell nicht auf der Höhe der Zeit zu sein?

  • Den Krieg kann man nicht beenden solange eine Seite abstreitet, das es einen Krieg gibt.

    Nu ja, man könnte natürlich darauf hinwirken, dass Russland die "militärische Spezialoperation" beendet.

    Oder man fragt Russland, ob es den deutschen Einmarsch 1941 und die Belagerung Leningrads auch als "militärische Spezialoperation" bezeichnen würde.

  • "Besonders intellektuelle Kreise, Schriftsteller, Künstler, Akademiker, Philosophen, Wissenschaftler usw. zeigten sich vom Kriegsausbruch begeistert. Sie betrachteten den Waffengang als Katharsis, als reinigende Kraft, als eine Chance zur Flucht aus einer geächteten und überdrüssig gewordenen Vorkriegswelt."

    Begeistert vom Kriegsausbruch ist hier wohl niemand. Den Krieg als reinigendes Gewitter zu deuten, das kann ich nicht. Zu viel unfassbares Leid, zu viel Zerstörung. Eher muss ich an manche Berichte meiner Großeltern denken, die den 2. Weltkrieg als Jugendliche / junge Erwachsene erlebten. "Sei froh, dass du das nicht erleben musst", sagte mein Großvater oft, als ich in genau dem Alter war, welches er in Krieg und Gefangenschaft verbrachte. Und er hat viel darüber berichtet.

    Was die politischen Entscheidungen betrifft, so wäre ich wahrscheinlich auch hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, die Ukraine bei ihrer Landesverteidigung zu unterstützen, und der Sorge darum, dass sich der Krieg noch weiter ausdehnt. Auch die Frage, wie viel man der eigenen Bevölkerung zumuten kann, wie viel sie zu tragen bereit ist, um hohen politischen Druck auf Russland auszuüben, ist nicht leicht zu beantworten. Zumindest ein Tempolimit auf Autobahnen scheint schon mal unzumutbar zu sein. Wieder eine Steilvorlage für den ukrainischen Botschafter.

    Zu Beginn des ersten Weltkriegs hatten die zitierten intellektuellen Kreise wahrscheinlich auch nicht damit gerechnet, dass er so viel Leid mit sich bringen wird. Gab ja noch keinen Weltkrieg bis dahin. Heute gibt es ganz andere Waffen ..

    Diese menschlich düsteren Aussichten sind schon bedrückend, auch wenn ich an die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben glaube und morgen in den Osterjubel einstimmen will.

  • Zu Beginn des ersten Weltkriegs hatten die zitierten intellektuellen Kreise wahrscheinlich auch nicht damit gerechnet, dass er so viel Leid mit sich bringen wird. Gab ja noch keinen Weltkrieg bis dahin. Heute gibt es ganz andere Waffen ...

    Dieser Aspekt, dass es nämlich heute ganz andere Waffen gibt als zum Beispiel vor dem ersten Weltkrieg, überlagert möglicherweise alle anderen Überlegungen zum Thema Krieg und der Frage wie bereit jemand ist, im Krieg zu kämpfen oder stattdessen zivilen Widerstand zu leisten.

    Diese Tage las ich in einem Artikel zum Thema Ukrainekrieg, was die famose französische Philosophin, Theologin und Mystikerin Simone Weil über den Pazifismus gesagt hat. In Anbetracht des Einmarschs Deutschlands in das Sudetenland (1938) rückt sie vom Pazifismus ein Stück weit ab, bleibt aber bei der Forderung, dass es im Pazifismus nicht darum gehen kann, keinen Widerstand zu leisten, um nicht getötet zu werden, sondern darum, nicht eine Situation herbeizuführen, die das Töten erfordert. Das entbindet nicht von der Pflicht, Widerstand zu leisten.

    So gesehen ist eine Regierung, die ihrer Bevölkerung es zumutet, zivilen Widerstand zu leisten möglicherweise noch sehr viel grausamer, als eine Regierung, die zum bewaffneten militärischen Widerstand aufruft.

    Andererseits, und das überlagert möglicherweise solche Überlegungen wie die von Simone Weil, sind die Waffen spätestens seit der Atombombe von einer solchen schrecklichen zerstörerischen Kraft, dass eine militärische Auseinandersetzung schon alleine deshalb unbedingt begrenzt und eingestellt werden muss, um eine Eskalation zu vermeiden.

  • Bin drüber gestolpert, vielleicht interessant für Sie, Artikel von 2016:

    Friedensbewegung Thema Syrien

    Danke für den Link. Es ist stets ein bisschen "unglücklich", wenn Parteien (besonders regierende Parteien) versuchen, das Geschehen auf einer Friedensdemo zu bestimmen. Beim Ostermarsch in Hannover zeigte die MLPD ihre Fahnen (Das machen die allerdings hemmungslos auch bei Fridays for Future Demos immer wieder, trotzdem sie immer wieder aufgefordert werden, es zu unterlassen, weil es die Demoleitung nicht wünscht, dass parteienspezifische Propaganda auf den fff-Demos stattfindet.) Es waren auch Einzelvertreter der Partei "Die Linke" mit Fahnen beim Ostermarsch 2022 in Hannover zugegen. Parteimitglieder der Grünen waren ebenfalls präsent, aber nicht mit Fahnen. Es waren auch Mitglieder anderer Parteien dabei, aber sie sind nicht als Parteimitglieder in Erscheinung getreten.

  • Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Der Spiegel-Artikel bündelt die in den zurückliegenden Jahren immer mal wieder aufgeploppten Hinweise der Einflussnahme Russlands auf vor allem rechtspopulistische Parteien in Deutschland und Europa. So wird deutlich, wie sehr Russland von einem ultranationalistischen Regime regiert wird.

    Allerdings habe ich mich in den letzten Wochen auch gefragt, ob diesem Nationalismusdenken nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nicht auch dadurch Vorschub geleistet wurde, dass das Auseinanderbrechen Jugoslawiens und später Serbiens jeweils in mehrere eigenständige Kleinstaaten zu sehr unterstützt wurde, gerade auch von Deutschland zu sehr unterstützt wurde.

    "Anfang der 90er Jahre zerfällt Jugoslawien und es kommt zu blutigen Bürgerkriegen. Hat daran auch eine Entscheidung der Bundesregierung einen gewissen Anteil – oder ist es falsch, von einer deutschen Sonderrolle zu sprechen?

    Ein plausibler Grund für die Eile ist bis heute nicht zu erkennen. Aber einen Tag vor Weihnachten 1991 musste plötzlich alles ganz schnell gehen. Am 23. Dezember trat das Bundeskabinett in Bonn zusammen. Der Ministerrat mit Kanzler Helmut Kohl an der Spitze erkannte Kroatien und Slowenien als eigenständige, unabhängige Staaten an. Damit war die Auflösung des Vielvölkerstaates Jugoslawien auch politisch-diplomatisch besiegelt."

    aus: Die Rheinpfalz vom 23.12.2020

    Deutschland erkennt Slowenien und Kroatien als Staaten an - Kalender
    Anfang der 90er Jahre zerfällt Jugoslawien und es kommt zu blutigen Bürgerkriegen. Hat daran auch eine Entscheidung der Bundesregierung einen ...
    www.rheinpfalz.de

    Gleichzeitig war für viele Deutsche Russland immer noch irgendwie die Sowjetunion und was da im Einzelnen vor sich ging, irgendwie zu kompliziert, um sich damit genauer auseinanderzusetzen. Zumal es sich ja um eine deutlich geschwächte Sowjetunion handelte: Soviel war allen klar: "Der Westen hatte gesiegt und das war ja auch dann erst mal gut so", dachten viele lange Zeit.

  • Hat eigentlich schon jeder, der nach schweren Waffen für die Ukraine schreit, sich verbindlich bereit erklärt, vor Ort als Operator dieser Waffen zu arbeiten? Oder wenigstents als Kanonenfutter-Infanterist zur Verteidigung dieser Waffen mit zu marschieren?

    Vermutlich mal wieder nicht. Wie siehts aus, Herr Anton Hofreiter? Bereit für einen Drecks-Tod? Oder sollen das wie üblich "andere" machen?

  • Hat eigentlich schon jeder, der nach schweren Waffen für die Ukraine schreit, sich verbindlich bereit erklärt, vor Ort als Operator dieser Waffen zu arbeiten?

    Und jeder der nach mehr ECMOs schreit, muss sich bereiterklären, als Intensivpfleger zu arbeiten?

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Vermutlich mal wieder nicht. Wie siehts aus, Herr Anton Hofreiter? Bereit für einen Drecks-Tod? Oder sollen das wie üblich "andere" machen?

    Nachdem ich vorhin eine Wahlkampf-Veranstaltung mit Annalena Baerbock besucht habe, wundere ich mich aber einmal mehr, was denn die Alternative sein soll.

    Keine Waffen liefern in der Hoffnung, die Ukraine möge sich schnell ergeben — und der Krieg wäre dann sofort vorbei, weil… Putin… dann Ruhe gibt?

    So ungefähr lautete jedenfalls die Argumentation der Trillerpfeifen-Fraktion auf der Wahlkampf-Veranstaltung. Und ich halte das für zu kurz gegriffen. Wenn Putin die Ukraine bekommt, dann braucht er eine Weile, um seine Truppen wieder aufzufüllen, und dann geht’s halt weiter mit dem nächsten Land. Und Gott stehe uns bei, falls er sich dann mit der NATO anlegen sollte.

    Übrigens gehöre ich zu denen, die damals im Jahr 2008 den Wehrdienst verweigert haben. Im Gegensatz zu meinen Mitschülern kopierte ich mir keine Vorlage aus dem Internet, sondern formulierte meine eigenen Gedanken und Eindrücke von den Erzählungen meiner Großeltern, die ich schon damals auf vielen Seiten auszuwalzen verstand (diese Tradition führte ich schließlich damals auf Radverkehrspolitik.de fort). Nach wie vor halte ich Krieg für eine der schlimmsten Ideen, auf die der Mensch in den letzten Jahrtausenden gekommen ist, aber meine Entscheidung hinsichtlich einer Verweigerung wäre heute eine andere.

    Edit: Und bevor das jemand falsch versteht: Ich bin sehr für „Frieden schaffen ohne Waffen“ und wäre froh, wenn wir keine Rüstungsindustrie mehr bräuchten. Aber ich fürchte, „Frieden schaffen ohne Waffen“ ist ein längerer, womöglich jahrhundertelanger Prozess, bei dem die zweite Hälfte des Satzes „ohne Waffen“ erst am Ende steht.

    Und ich will ehrlich sein: Ich begreife die Logik einiger Demonstranten von gestern Abend nicht, dass man nur abrüsten müsse und dann gäbe es keinen Krieg mehr. Zur Abrüstung gehören nämlich mindestens zwei, nein, eigentlich alle Länder dieser Welt und zwar gleichzeitig. Und wenn Putin nicht mitspielt, dann ist das eine witzlose Sache.

  • Und ich will ehrlich sein: Ich begreife die Logik einiger Demonstranten von gestern Abend nicht, dass man nur abrüsten müsse und dann gäbe es keinen Krieg mehr. Zur Abrüstung gehören nämlich mindestens zwei, nein, eigentlich alle Länder dieser Welt und zwar gleichzeitig. Und wenn Putin nicht mitspielt, dann ist das eine witzlose Sache.

    Ich verstehs schon ein bisschen: "Man" hätte die vergangenen 30 Jahre auch anders nutzen können. Z.B. um die historische militärische Ost-West-Aufteilung ein für allemal ad absurdum zu führen. Nachdem alle Gründungsstaaten des Warschauer Pakts, außer Russland, der NATO beigetreten sind. Das Verhältnis Moskau-NATO ist spätestens seit den Balkankriegen auf unter Null. Sätze wie "Georgia and Ukraine will become members of NATO" in der Schlusserklärung des NATO-Gipfels in Bukarest 2008 sind wohl eher ungeeignet, die friedensstiftenden wirtschaftlichen Europa-Beziehungen durch Ressourcenversorgung und Energiesicherheit zu untermauern.

    Kurz: Zur Abrüstung gehört neben dem irren Putin auch die irre NATO. Und die hat evtl. eher ausgelotet, wie weit sie in Sachen Expansion gehen kann, anstatt auszuloten, wie man mit Russland einen stabilen Frieden, oder gar ein gemeinsames System, findet?

    Fakt ist: Nach dem konsequenzenlosen, völkerrechtswidrigen Irak-Krieg, neben dem Syrien- und Jemenkrieg, bei denen das Völkerrecht überhaupt keine Rolle spielt, gibts einen völkerrechtswidrigen Ukraine-Krieg. Bei den Rüstungsfirmen knallen die Champagnerkorken und das ist in erster Linie wohl ein Resultat vertaner Chancen. Vielleicht meinen die Demonstranten ja das?

  • Kurz: Zur Abrüstung gehört neben dem irren Putin auch die irre NATO. Und die hat evtl. eher ausgelotet, wie weit sie in Sachen Expansion gehen kann, anstatt auszuloten, wie man mit Russland einen stabilen Frieden, oder gar ein gemeinsames System, findet?

    Habe gestern diesen Beitrag dazu angehört. Im Ggs. zum Reporter wirkt der Bonner Professor sehr kompetent:

    "Wir haben Putin mitproduziert": Konfliktforscher über Versäumnisse des Westens | MDR.DE
    Es sei es unklug gewesen, Bundespräsident Steinmeier in Kiew auszuladen. Doch die Reaktion der Ukraine, sagt Konfliktforscher Andreas Heinemann-Grüder, würde…
    www.mdr.de

    Er meint u.a., dass der Westen in den 90ern die Schwäche Russlands zu schamlos ausgenutzt und Russland seitdem nicht wirklich ernst genommen hat, und u.a. dadurch eine Mitverantwortung trägt. Doch zur Rechtfertigung des Krieges reicht diese Mitverantwortung (bei weitem) nicht aus.

  • Ergänzen kann man, dass die USA geradezu ausgeflippt sind, als sowjetische Atomraketen 300 km südlich von Miami auftauchten, der Warschauer Pakt also faktisch vor der Haustür der USA stand.

    (Dass die USA kurz vorher Atomraketen in der Türkei an der Grenze zur UdSSR stationiert hatten, wurde in der Presse des Westens eher nicht thematisiert, sonst wäre das Ganze nicht als Kubakrise, sondern als Türkei-Kuba-Krise in die Weltgeschichte eingegangen.)

    Seit 2004 steht die NATO aber nur noch 125 km vor St. Petersburg, obwohl man im Zuge der deutschen Wiedervereinigung usw. der UdSSR zugesichert hatte, dass die NATO sich nicht in Richtung Moskau und Leningrad, wie die Stadt damals noch hieß, ausdehnen würde.

    Diese Zusicherung wird vom Westen heutzutage abgestritten (sprich: Gorbatschow wurde mit wolkigen Formulierungen über den Tisch gezogen, aber Garantien will man nicht gegeben haben), und den Vogel schoss ein Analyst (wenn ich mich richtig erinnere: in der Neuen Zürcher Zeitung) ab, der ganz offen sagte: Selbst wenn es so eine Zusage gegeben hätte, dann hätte sie ja nur gegenüber der UdSSR gegolten und hätte sich mit der Unabhängigkeit der Teilrepubliken in Luft aufgelöst, denn selbstverständlich hätte jede einzelne unabhängig gewordene Teilrepublik automatisch das Recht erworben, der NATO beizutreten, unabhängig von früheren Zusagen.

    Da muss jemand wie ich, der 5 Kilometer neben einem US-Atomwaffenstandort aufgewachsen ist, mal tief durchschnaufen. Denn das heißt im Klartext: Selber Schuld, wenn ihr den Zerfall der UdSSR zulasst. (Und im Grunde auch: wenn ihr eure Truppen aus der DDR abzieht.) Mal angenommen, in Gorbatschows Entourage hätte es damals Leute gegeben, die eine solche Entwicklung der NATO als denkbares Szenario analysiert hätten, und angenommen, die UdSSR hätte sich von dieser Einschätzung leiten lassen - glaubt jemand, dass am 9.11.1989 die Schlagbäume hochgegangen wären oder dass man die UdSSR per Federstrich aufgelöst hätte?


    Weiteres zum Thema NATO-Perfidie siehe "Rambouillet-Lüge" (obiges Stichwort "Balkankriege").