Putins Überfall auf die Ukraine

  • Da hast du Recht, es gab Proteste und es gab Sanktionen, aber es gab längst nicht eine solches Empfinden für das Unrecht und die Kriegsverbrechen Russlands, wie das jetzt beim jetzigen Angriff Russlands auf die Ukraine der Fall ist.

    Das gilt entsprechend für die Bereitschaft, Flüchtende aufzunehmen.

    Zur Reaktion auf Russlands Kriegsverbrechen in Syrien schrieb tagesschau.de am 16.5.2017:

    "Das Problem dürfte der EU bekannt vorkommen: Ähnlich wie in der Ukraine zerbrechen sich die Europäer einmal mehr den Kopf darüber, wie man Russland Einhalt gebieten kann. Diesmal geht es um Syrien. Und um die Frage, wie man Moskau davon abhalten kann, weiter die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad mit Bombenangriffen zu unterstützen ohne Rücksicht auf Zivilisten: Der Westen wirft Russland vor, in Aleppo zuletzt nicht nur bewusst Krankenhäuser, sondern auch einen Hilfskonvoi der Vereinten Nationen angegriffen zu haben. Das Problem: Die EU hat nur wenige Druckmittel."

    EU-Außenminister beraten über Sanktionen gegen Russland
    Wieder einmal steht der EU eine Debatte über Russland-Sanktionen ins Haus - dieses Mal wegen Syrien. Auch Kanzlerin Merkel soll sich zuletzt für eine…
    www.tagesschau.de

    Der Stopp von Gas- und Ölimporten aus Russland stand damals nicht als mögliche Option für Sanktionen gegen Russland zur Debatte. Jetzt sieht es so aus, dass diese Option immerhin zur Diskussion steht. Und wenn Russland seine Ankündigungen wahr macht, dann muss darüber vielleicht auch gar nicht mehr diskutiert werden, denn Russland droht den Öl- und Gashahn zuzudrehen. Macht es Sinn darauf zu warten? Oder ist es besser in die Offensive zu gehen?

    Das hat nicht zuletzt etwas damit zu tun, wie die Benzinpreisdebatte (und Heizkostenpreisdebatte) in Deutschland geführt wird. In drei Wochen ist im Saarland Landtagswahl. SPD und besonders die CDU fordern Staatshilfen zur Reduktion der Treibstoffpreise.*

    Da macht es sich vermutlich nicht so gut gleichzeitig lauthals einen Öl- und Gas-Importstopp gegen Russland zu fordern.

    Trotzdem vermute ich eine andere Stimmung als nach den Kriegsverbrechen Russlands in Syrien und Tschetschenien hinsichtlich der Bereitschaft Teuerungen hinzunhemen, die sich aus einem Öl- und Gas-Importstopp ergeben. Zumal Russlands freschem Drohen mit einem Exportstopp der Öl- und Gaslieferungen der Wind aus den Segeln genommen wird.

    *"Saarbrücken: In nicht einmal drei Wochen stehen die Landtagswahlen an. Da äußern sich die beiden aussichtsreichsten Kandidaten auf den Ministerpräsidenten-Posten, Tobias Hans (CDU) und Anke Rehlinger (SPD) natürlich auch zu den derzeitigen Apothekenpreisen an den Tankstellen. Noch-Ministerpräsident Hans erklärt: „Der Durchbruch der 2-Euro-Schallmauer an der Zapfsäule ist eine Zumutung für alle, die beruflich auf Ihr Kraftfahrzeug angewiesen sind. Hier braucht es eine sofortige Spritpreisbremse." breaking news Saarland vom 7.3.22

    Anmerkung: Benzin wurde in den Frühzeiten des Automobilismus tatsächlich in Apotheken verkauft.

    Es ist jedenfalls nicht in Ordnung, einerseits eine Verschärfung der Kriegsführung durch die Ukraine gutzuheißen und den Rüstungsetat für die Bundeswehr um 100 Mrd. Euro Sondervermögen zu steigern und andererseits einen Öl- und Gasimportstopp auszuschließen.

  • Innerhalb der Union findet eine offene Diskussion über die Frage statt, ob die Energieimporte aus Russland gestoppt werden sollen. Der bei der Abstimmung um den Parteivorsitz unterlegene Röttgen fordert: "Die Gas- und Ölimporte aus Russland seien „jetzt“ zu stoppen."

    Dem widerspricht Merz:

    "CDU-Chef Merz hatte dagegen gestern gesagt, man lehne es derzeit ab, die Gas- und Ölimporte aus Russland wegen des Krieges in der Ukraine zu stoppen."

    dlf vom 6.3.22

    Krieg in der Ukraine - CDU-Politiker Röttgen fordert Gas- und Ölimporte aus Russland "jetzt" stoppen - Widerspruch zu Parteichef Merz
    Der CDU-Außenpolitiker Röttgen hat einen sofortigen Stopp der Energieimporte aus Russland gefordert.
    www.deutschlandfunk.de

    Ich finde es nach wie vor "verstörend", dass in dieser Frage eifrig diskutiert wird, während anscheinend zumindest in der CDU in Niedersachsen ohne große Diskussionen Einigkeit besteht, die Wiedereinführung der Wehrpflicht auf die Tagesordnung zu setzen:

    "CDU in Niedersachsen regt Rückkehr zur Wehrpflicht an" NDR vom 27.2.22

    CDU in Niedersachsen regt Rückkehr zur Wehrpflicht an
    Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat die niedersächsische CDU eine Wiedereinführung der seit 2011 ausgesetzten Wehrpflicht in Deutschland ins Spiel…
    www.ndr.de
  • "Es gibt nur eine politische Lösung in dem Ganzen."

    Ich hatte bisher den Eindruck, dass die in den Medien auftretenden Militärs zu sehr auf die militärische Karte setzen.

    Auf den Beitrag von Erich Vad, Brigadegeneral a. D. im ZDF am 9.3.22, scheint das nicht zuzutreffen.

    Ukraine: "Russland spielt auf Zeit"
    "Militärisch betrachtet reichen die Kräfte für eine Gesamtbesetzung der Ukraine definitiv nicht aus", so Erich Vad, Brigadegeneral a. D., Russland konzentriere…
    www.zdf.de

    Er fordert eine politische Lösung! (Siehe ab Minute 3:40)

    "Es gibt nur eine politische Lösung in dem Ganzen." (Minute 3:55)

  • Warum werden die aus der Ukraine flüchtenden Menschen sehr viel einmütiger in Deutschland willkommen geheißen als die aus Syrien und anderen Nahost-Staaten flüchtenden Menschen?

    Eine Erklärung stimmt mich sehr besorgt:

    Aus der Ukraine kommen angeblich nur Frauen und Kinder und die ukrainischen Männer wüssten schließlich, was sich gehört und würden in der Ukraine bleiben, um ihr Land zu verteidigen.

    Während aus Syrien angeblich nur junge Männer gekommen seien, die sich in ihrer Heimat davor gedrückt hätten, ihr Land zu verteidigen.

    Geht's noch?

    Die vielen rivalisierenden Bürgerkriegsparteien in Syrien und anderen Nahost-Staaten machen es schwer überhaupt auszumachen, für wen genau ich als Soldat meinen Kopf hinhalten soll.

    In der Ukraine wird das gar nicht als Problem gesehen, obwohl auch dort nicht unbedingt immer die Fronten ganz klar sind.

    Stattdessen wird so getan, als gäbe es auf der einen Seite nur "die guten Ukrainer" und auf der anderen "die bösen Russen".

    Ja, Putin hat mit seiner Armee einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gestartet. Aber rechtfertigt das jedweden gewalttätigen Widerstand, egal in welcher Form?

    Auf ukrainischer Seite verstärkt der gegen Russland gerichtete Vorwurf, der sogenannte "Holodomor" sei ein angeblich von Stalin in den 20er und 30er Jahren bewusst an der ukrainischen Bevölkerung verübter Völkermord durch Hunger, sicher bei vielen die Bereitschaft, gewaltsam gegen die russischen Invasoren zu kämpfen. Aber es ist unter Historikern umstritten, ob es sich dabei tatsächlich um einen Völkermord an den Ukrainern gehandelt habe.

    Ganz sicher werden durch den Krieg Russlands neben vielen Leben immense Werte zerstört, die für ein sicheres Leben in Wohlstand oder zumindest für ein Leben in einem bescheidenen Wohlstand sehr wichtig sind. Da darf die Frage nicht ausgeklammert werden, ob zu diesen Zerstörungen nicht auch die Form des gewalttätigen Widerstands beiträgt, zu der die ukrainische Bevölkerung von ihrer Regierung aufgerufen wird. Und eine sehr stark emotionalisierende Sichtweise auf historische Ereignisse, besonders auf den oben erwähnten Hungertod von Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern in den 20er und 30er Jahren. Die heutige Ukraine macht dafür Stalin und die damalige sowjetische Regierung verantwortlich. Russland sieht sich in der Rechtsnachfolge der Sowjetregierung und bestreitet den Vorwurf eines bewusst herbeigeführten Genozids durch Hunger.

    Um so schlimmer ist es, dass Putin seinen Einmarsch ausgerechnet mit dem eindeutig falschen Vorwurf eines Genozids der Ukraine an der russischen Bevölkerung begründet.

    Siehe auch Wikipedia: Holodomor

    https://de.wikipedia.org/wiki/Holodomor…n%20zum%20Opfer.

    Ich befürchte nur eines ist sicher: Wo die Emotionen so dramatisch hochkochen, setzt der Verstand aus. Und ich befürchte, diese Feststellung ist nicht nur ganz alleine gegen Russland zu richten.

    Derweil verschärfen Politiker in der EU in gefährlicher Weise die Situation, indem sie ein bewaffnetes Eingreifen der Nato in der Ukraine einfordern. (Vorschlag für eine bewaffnete Friedensmission der Nato zur Unterstützung Russlands vom polnischen Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski)

    tagesschau.de vom 16.3.22

  • "Unterschätzen Sie nicht gewaltlosen Widerstand

    Ein Grund, warum Putin sich entschied, in die Ukraine einzumarschieren, war genau der, dass sich gewaltloser Widerstand in der Vergangenheit als wirksam erwiesen hat, um seine Bemühungen zu vereiteln, die Ukraine und andere postsowjetische Republiken in Marionettenregierungen zu verwandeln."

    aus: Menschen auf der ganzen Welt protestieren gegen die russische Invasion. Werden ihre Proteste funktionieren?

    The Washington Post vom 14.3.22

    https://www.washingtonpost.com/politics/2022/03/14/russia-protests-ukraine-resistance/

    Auch jemand, der kein Experte für Verteidigungsfragen ist, müsste doch aufgefallen sein, dass in der Berichterstattung über den Krieg Russlands gegen die Ukraine sehr einseitig die militärischen Verteidigungsoptionen behandelt werden und die Chancen und Erfolge gewaltfreien Widerstandes (wie in dem genannten Beispiel aus der Washington Post) in der Berichterstattung sonst eher vernachlässigt werden.

    Zu Unrecht: "Untersuchungen legen ... nahe, dass es auch wichtig ist, nicht zu unterschätzen, wie gewaltfreier Widerstand das Töten verzögern oder minimieren, die politische Landschaft verändern und zukünftige Aggressionen abschrecken kann." (ebenda)

    Eine mögliche Inspiration für eine pazifistische Weltanschauung ist das Christentum und die biblischen Texte. Wie kommt dann ausgerechnet Putin dazu, sich bei einer Propaganda-Veranstaltung anlässlich des 8. Jahrestages der Besetzung der Krim auf die Bibel zu berufen, um seinen Einmarsch in die Ukraine zu rechtfertigen?

    "Bei der Veranstaltung, die eigentlich dem achten Jahrestag der Annexion der ukrainischen Krim galt, wiederholte Putin zunächst die Behauptung, die „Militäroperation“ in der Ukraine habe zum Ziel, einen „Genozid“ im Donbass zu verhindern. „Und hier kommen mir die Worte aus der Heiligen Schrift in den Sinn: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“, so der Präsident wörtlich."

    Vatican news vom 19.3.22, https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2…hristentum.html

    Putin glorifiziert seine bezahlten Krieger, indem er sie zu tapferen Kämpfern gegen einen Genozid erklärt, den angeblich die Ukraine an der russischen Bevölkerung in der Ukraine verübt. "Putin behauptete erneut, sein Vorgehen sei nötig, um in der Ukraine einen Genozid zu verhindern.

    Diese Darstellung wird von Staats- und Regierungschefs weltweit bestritten. In seiner Rede bezog der russische Präsident sich auch auf die Bibel."

    dlf vom 18.3.22

    Krieg in der Ukraine - Putin lobt russische Armee
    Russlands Präsident Putin hat bei einem Auftritt vor zehntausenden Menschen im Moskauer Luschniki-Stadion die russischen Soldaten in der Ukraine gelobt. Er…
    www.deutschlandfunk.de

    Gerade weil die Bibel eine wichtige Inspirationsquelle für eine pazifistische Weltanschauung ist, und gerade deshalb, weil die Bibel trotzdem immer wieder auch missbraucht wurde, um Kriege zu rechtfertigen, ist Putins Darstellung entschieden zurückzuweisen!

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (20. März 2022 um 10:17) aus folgendem Grund: Rechtschreibkorrektur

  • Wow, spannend: In den deutschen Medien gibt es offenbar gar nichts dazu? Oder find ichs nur nicht?

    Aber egal, ob Hunter Biden was mit den ukrainischen BioLabs zu tun hat: Wenn es im Pentagon tatsächlich eine "Defense Threat Reduction Agency" gibt, dann gibt es sicherlich auch eine "Attack Threat Increase Agency". Nur viel geheimer. Alles andere würde mich doch sehr wundern :)

    https://www.washingtonpost.com/politics/2022/03/29/truth-about-hunter-biden-ukrainian-bio-labs/

    Immerhin was aus Österreich :)

    Biden-Sohn kümmerte sich um Finanzierung ukrainischer US-Biolabore
    Aus E-Mails geht hervor, dass Hunter Biden an biotechnologischer Forschung in der Ukraine finanziel beteiligt waren.
    tkp.at
  • Die Anne Will Diskussion gestern Abend hat bei mir eine Erinnerung an diese Szene aus der alten Verfilmung von "Im Westen nichts Neues" geweckt:

    Externer Inhalt www.youtube.com
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    Vielleicht sind meine Befürchtungen übertrieben? Ich hoffe es sehr!

    Die Beiträge von Robin Alexander, stellvertretender Chefredakteur der "Welt", hörten sich allerdings doch schon sehr nach den aufpeitschenden Reden des Oberlehrers in dem Filmklassiker an.

    Aber richtig erschrocken hatte ich mich über die Grünen-Vertreterin. Dagegen wirkte selbst der stellvertretende Springer-Chef-Ideologe noch blass. :(

    Hier der Link zur Anne Will Fernsehdiskussion:

    Streit um russisches Öl und Gas - Soll Deutschland den Import sofort stoppen?
    Anne Will diskutiert mit Lars Klingbeil, Markus Söder, Veronika Grimm, Marieluise Beck und Robin Alexander.
    daserste.ndr.de

    Ja, die Hinweise auf gravierende Kriegsverbrechen Russlands nach den Funden in Butscha haben sich noch einmal dramatisch verdichtet! Und: Nein, die will ich keinesfalls irgendwie relativieren oder klein reden. Aber es gilt gerade in so einer Situation, dass es unbedingt wichtig ist, einen kühlen Kopf zu bewahren!

    Und es muss ein Ende damit haben, dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnik, seine ständigen Entgleisungen nachzusehen. Die FR berichtete über Melnyk am 24.3.2022: "Melnyk, der im Jahr 2014 Botschafter wurde und davor als Generalkonsul der Ukraine in Hamburg tätig war, ist politisch nicht unumstritten. So erregte er 2015 den Unmut der Bundestags, als er seinen Besuch am Grab des Partisanenführers und NS-Kollaborateurs Stepan Bandera in München auf Twitter publik machte. Bandera, den Melnyk als „unseren Helden“ bezeichnete, war Politiker der ukrainischen Nationalisten OUN, arbeitete im Zweiten Weltkrieg mit der Wehrmacht zusammen und gilt überwiegend als Kriegsverbrecher. (...)

    aus: FR vom 24.3.2022: "Ukrainischer Botschafter Andrij Melnyk unterstützt ultrarechtes Asow-Regiment"

    Es ist wenig glaubwürdig, wenn Melnyk die russischen Gräueltaten als Kriegsverbrechen brandmarkt und Waffen, Waffen und noch mehr Waffen einfordert, wenn er selbst einem Kriegsverbrecher huldigt.

  • Es ist wenig glaubwürdig, wenn Melnyk die russischen Gräueltaten als Kriegsverbrechen brandmarkt und Waffen, Waffen und noch mehr Waffen einfordert, wenn er selbst einem Kriegsverbrecher huldigt.

    Vielleicht sollte man sowieso immer und überall alles "ab Gefreiten aufwärts" ausblenden? Dann bleiben nur noch Menschen übrig und an denen sollte man sich m.M.n. orientieren.

  • Und es muss ein Ende damit haben, dem ukrainischen Botschafter in Deutschland, Andrij Melnik, seine ständigen Entgleisungen nachzusehen. Die FR berichtete über Melnyk am 24.3.2022: "Melnyk, der im Jahr 2014 Botschafter wurde und davor als Generalkonsul der Ukraine in Hamburg tätig war, ist politisch nicht unumstritten. So erregte er 2015 den Unmut der Bundestags, als er seinen Besuch am Grab des Partisanenführers und NS-Kollaborateurs Stepan Bandera in München auf Twitter publik machte. Bandera, den Melnyk als „unseren Helden“ bezeichnete, war Politiker der ukrainischen Nationalisten OUN, arbeitete im Zweiten Weltkrieg mit der Wehrmacht zusammen und gilt überwiegend als Kriegsverbrecher. (...)

    aus: FR vom 24.3.2022: "Ukrainischer Botschafter Andrij Melnyk unterstützt ultrarechtes Asow-Regiment"

    https://www.fr.de/politik/ultra-…t-91425243.html

    Es ist wenig glaubwürdig, wenn Melnyk die russischen Gräueltaten als Kriegsverbrechen brandmarkt und Waffen, Waffen und noch mehr Waffen einfordert, wenn er selbst einem Kriegsverbrecher huldigt.

    Die Geschichte Der Ukraine ist vielfältig und, wie bei den meisten andern Ländern auch, gibt mehr und weniger lichte und auch schwarze Momente.

    Bandera gehört leider zu dem schwarzen Teil und, genau deswegen, auch zu dem Teil, mit dem sich die Ukraine als eigenständig von Russland definiert.

    Da ist kein Schwarz-Weiß, genauso wie das Asow-Regiment nicht immer, und auch noch heute, nicht nur "National"-Sozialistische Mitglieder hat.

  • Die Vorwürfe gegen Bandera sind wissenschaftlich belegt und es gibt keinen zwingenden Grund, dass die Ukraine ihn zum Staatshelden erklärt. Es liegt nahe, dass Putin auf die Bandera-Anhänger verweist, wenn er den Vorwurf erhebt, seine Armee kämpfe in der Ukraine gegen Nazi-Banden.

    "Von russischer Seite wird seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine der Bandera-Kult staatlicher ukrainischer Stellen dazu genutzt, die durch die Revolution 2014 an die Macht gekommenen demokratischen Parteien und Politiker pauschal als „Faschisten“ zu verunglimpfen."

    Stepan Bandera – Wikipedia
    de.wikipedia.org

    Putins Angriffskrieg ist nicht nur eine völkerrechtswidriger Angriffskrieg, sondern bestärkt die ukrainischen Nationalisten, die sich zu Bandera bekennen, auch noch zusätzlich darin, eine selbstkritische Aufarbeitung der Geschichte abzulehnen.

    Dabei hätte Putin aus dem Umgang der Sowjetunion mit Bandera lernen können: "Zum anderen war es ausgerechnet die Sowjetunion, die den in ihrer Propaganda so sehr verteufelten und in Abwesenheit zum Tode verurteilten Bandera noch populärer machte: 1959 tötete der KGB-Agent Bogdan Staschinski Bandera in dessen Münchner Exilwohnung mit einer Pistole, die Blausäuredampf versprühte."

    aus der Spiegel vom 6.3.2014

    Stepan Bandera: Umstrittener ukrainischer Nationalist
    Erst wurde er zum "Helden der Ukraine" ernannt, dann wurde Stepan Bandera der Titel wieder aberkannt: Kaum eine Figur steht so sehr für die Zerrissenheit des…
    www.spiegel.de

    Es ist aber auch nicht richtig, über die vielen Entgleisungen des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Melnyk, großzügig hinwegzusehen, weil die deutsche Regierung möglicherweise vor klaren Worten zurückschreckt, aus Furcht in den "sozialen Netzwerken" als kleinkariert oder nicht genügend einfühlsam gegenüber den Nöten der Ukraine dargestellt zu werden.

    Ich hoffe sehr, dass diese Positionen sich nicht verbreiten:

    Ein ukrainischer Außenminister, der die deutsche Regierung beschimpft und den Menschen in Deutschland einreden will, dass sie ein schlechtes Gewissen haben müssten.

    Eine Grünen-Politikerin, die in einer Fernsehdiskussion am Sonntag, 3.4.2022, eine von Nato-Staaten einzurichtende Flugverbotszone fordert. Diese Beiträge mögen vielleicht irgendwie aus der Sicht derer, die sie darlegen, verständlich sein. Aber sie dürfen nicht als ein sinnvoller Beitrag zu einer Beendigung von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine missverstanden werden.

    "Die Politikerin Marieluise Beck hat sich bei "Anne Will" für eine Flugverbotszone ausgesprochen. Zudem plädierte sie für ein sofortiges Embargo von russischem Öl und Gas.

    Die Bremer Politikerin Marieluise Beck (Grüne) hat sich in der ARD-Talksendung "Anne Will" klar für eine Flugverbotszone über der Ukraine ausgesprochen. "Der Himmel über der Ukraine muss endlich geschlossen werden", sagte Beck."

    radio bremen, Buten und Binnen vom 4.4.22

    Bremer Grünen-Politikerin Beck fordert Flugverbotszone über Ukraine
    Die Politikerin Marieluise Beck hat sich bei "Anne Will" für eine Flugverbotszone ausgesprochen. Zudem plädierte sie für ein sofortiges Embargo von russischem…
    www.butenunbinnen.de

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (5. April 2022 um 11:18) aus folgendem Grund: Ergänzung Spiegel-Artikel mit Link über Bandera

  • Im Zentrum von Lobos Spiegel-Beitrag steht die Aussage:

    "Ich halte es gerade aus deutscher Sicht für essentiell, die russische Bevölkerung nicht samt und sonders aus ihrer Verantwortung rauszuentschuldigen, jedenfalls den putinstützenden Teil."

    Tatsächlich ist schon die Frage der richtigen Bezeichnung für Hitlers Machtübernahme 1933 immer wieder gleichzeitig eine Frage der Interpretation dessen, was passiert ist.

    Und es gibt auch heute noch (oder heute schon wieder?) viele Zeitgenossen, die so tun, als sei Hitler direkt aus der Hölle aufgestiegen und ignorieren dabei, dass es demokratische Wahlen gab, die seinen Griff nach der Macht erst ermöglicht haben. Und dass Hitler von zahlreichen Menschen in Deutschland unterstützt und bejubelt wurde.

    Lobos Artikel zufolge unterstützen 80% der Menschen in Russland den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Es lohnt sich, in diese Richtung weiterzudenken:

    An der Stelle gibt es in dem Spiegelartikel eine Verlinkung zu diesem Tagesspiegel-Artikel vom 4.4.2022:

    Aber vieles bleibt unklar:

    1. Glauben die Menschen in Russland überwiegend daran, dass es gar keinen Krieg gibt, sondern lediglich einen "Sondereinsatz"?

    2. Oder ist ihnen bewusst, dass Russland einen Angriffskrieg führt und sehen das als gerechtfertigt an. Und unterstützen sie die russische Regierung dabei, diesen Angriffskrieg zu leugnen, indem sie selbst die Sprachregelung "Sondereinsatz" übernehmen, weil sie davon überzeugt sind, dass es notwendig ist, diese Verharmlosung weiterzuverbreiten?

    3. Und wie steht es um die verfügbaren Informationsquellen in Russland?

    Lobo schreibt abschließend: "Im 21. Jahrhundert gibt es nicht nur die Pflicht, sich über die Monstrositäten zu informieren, die im oder durch das eigene Land verübt werden. Es gibt für die meisten Menschen mit dem Internet auch die Möglichkeit dazu."

    Entschuldigt er damit im Nachhinein nicht die Deutschen in der Nazizeit, denen kein Internet zur Verfügung stand und damit auch nicht die Möglichkeit, sich "sich über die Monstrositäten" der Nazi-Regierung zu informieren?

    Ich fürchte Lobo hat nicht erkannt, dass das Internet eben nicht persé zur Aufklärung beiträgt.

  • Lobo begründet zu rational!

    Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr.

    Es führt zu kognitiven Dissonanzen, wenn man als Russe auf der einen Seite Patriot ist, Nationalstolz besitzt, auf der anderen Seite sich eben dieses Russland fundamental falsch, menschenverachtend verhält.

    Damit kann nicht jeder umgehen. Das ist auch alles andere als einfach. Die Propaganda bietet da einen einfachen Ausweg: Nicht wir sind die Bösen, sondern die! Das funktioniert merkwürdigerweise sogar dann, wenn man die Propaganda für falsch hält. Es könnte ja doch etwas dran sein. Dann kommt noch etwas Wagenburgmentalität hinzu und der Drops ist gelutscht.

  • Ein russischer "Patriot" muss in der gegenwärtigen Situation doch daran interessiert sein, die Lügen seiner Regierung aufzudecken. Die bürgerliche Widerstandsbewegung Weiße Rose hatte ja auch patriotisch argumentiert. Für die Weiße Rose war es eine Schande, dass Deutschland von einem Verbrecher wie Hitler regiert wurde.

    Was bei mir hängen geblieben ist: Dieses Konzept von Patriotismus und Nationalstolz ist erschreckend menschenverachtend. Das Konzept Patriotismus und Nationalstolz ist immun gegen Aufklärung und ermöglicht eine Lügenberichterstattung, der selbst dann geglaubt wird, wenn alle wissen, dass es falsch ist, was da berichtet wird.

    Und wahrhaft patriotische Menschen, wie die Mitglieder der weißen Rose, haben keine Chance sich Gehör zu verschaffen. :(

    Möglicherweise schlimmer noch: Im Nachhinein werden Figuren wie die Mitglieder der weißen Rose oder Graf Stauffenberg als strahlende Beispiele eines wahren und ernsthaften Patriotismus stilisiert.

    Ich fürchte, es reicht nicht aus, wenn fortschrittliche politische Kräfte, die ernsthaft für mehr Gerechtigkeit kämpfen, einfach nur Begriffe wie Patriotismus oder Nationalstolz für sich reklamieren. Das vernebelt nur die destruktive Kraft dieser Konzepte. Nationalstolz und Vaterlandsliebe gehören auf den Müllhaufen der Geschichte.

  • U

    Lobo begründet zu rational!

    Es führt zu kognitiven Dissonanzen, wenn man als Russe auf der einen Seite Patriot ist, Nationalstolz besitzt, auf der anderen Seite sich eben dieses Russland fundamental falsch, menschenverachtend verhält.

    Damit kann nicht jeder umgehen. Das ist auch alles andere als einfach. Die Propaganda bietet da einen einfachen Ausweg: Nicht wir sind die Bösen, sondern die! Das funktioniert merkwürdigerweise sogar dann, wenn man die Propaganda für falsch hält. Es könnte ja doch etwas dran sein. Dann kommt noch etwas Wagenburgmentalität hinzu und der Drops ist gelutscht.

    In den USA heißt das: "Right or wrong, my country."

  • In den USA heißt das: "Right or wrong, my country."

    Als die Butscha-Bilder in der Presse auftauchten, galt meine erste Sorge den Journalisten. Immerhin sitzt Assange für die Veröffentlichung von Kriegsverbrechen in Auslieferungshaft. Kriegsverbrechen zu veröffentlichen ist anscheinend nicht erwünscht.

  • Am Samstag, 16.4.22 ("Karsamstag") finden in Hannover und vielen anderen Städten die diesjährigen Ostermärsche statt.

    In manchen Städten und Regionen finden auch Veranstaltungen an anderen Tagen oder an mehreren Tagen statt.

    Ein bundesweiter Gesamtüberblick ist hier zu finden:

    Terminkalender
    Termin eintragen
    www.friedenskooperative.de

    Der Ostermarsch 2022 in Hannover hat das Motto: "Kriege töten. Rüstung zerstört und macht arm. Nur Verhandeln bringt Frieden."

    Die Auftaktkundgebung ist um 11.30 Uhr in der Ruine der Aegidienkirche (= Mahnmal für die Opfer von Kriegen und Gewalt)

    Anschließend geht die Demo durch die Innenstadt zur Abschlusskundgebung um 13 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz (= Ernst-August-Platz).

    Veranstalter sind das Friedensbüro Hannover, Hiroshima-Bündnis Hannover, Frauen in Schwarz, ver.di-Ortsverein Hannover, Demokratie in Bewegung LV NDS, attac Hannover, Aufstehen für den Frieden Hannover, DIDF Hannover (Föderation demokratischer Arbeitervereine e.V.) und DIDF-Jugend, Initiative „Kein Militär mehr“, Ökum. und Interreligiöses Friedensgebet, Die Linke - Region Hannover, Naturfreunde Niedersachsen

    Mehr über die Ostermärsche in Norddeutschland und die Geschichte der Ostermärsche in einem kurzen Film auf ndr.de:

    Ostermärsche in Niedersachsen gegen Ukraine-Krieg geplant
    Die Friedensbewegung will an den Ostertagen auch in Niedersachsen mit Demonstrationen, Fahrradtouren und Mahnwachen gegen den Krieg in der Ukraine…
    www.ndr.de

    In dem Filmbeitrag wird eine Filmsequenz mit Originalton einer ARD-Sendung von 1964 eingeblendet: "Die Ostermarschbewegung, nach offizieller Verlautbarung kommunistisch infiltriert und unterwandert ..."

    Und was wird heute zu den Ostermärchen verkündet von Politikern wie Alexander Graf Lambsdorf von der FDP?

    Lambsdorf bezeichnete die Ostermarschierer als „die fünfte Kolonne Wladimir Putins, politisch und militärisch.“ aus: fr vom 14.4.2021

    Es mag schon sein, dass im Angesicht von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine es manche als naiv oder absurd empfinden, wenn die Ostermarschierer fordern: "Frieden schaffen ohne Waffen."

    Aber es ist unmöglich möglich, Frieden zu schaffen, mit immer mehr und immer mehr Waffen.

    In einem Interview vom 22.3.22 sagt der Kriegsdienstverweigerer und Friedensaktivist Yurii Sheliazhenko aus der Ukraine: "Natürlich ist eine Flugverbotszone eine militarisierte Antwort auf die aktuelle Krise. Und was wir brauchen, ist keine Eskalation des Konflikts mit mehr Waffen, mehr Sanktionen, mehr Hass auf Russland und China, sondern natürlich stattdessen umfassende Friedensgespräche."

    Ukrainischer Pazifist im Interview
    Yurii Scheljaschenko, ukrainischer Pazifist, spricht im Interview mit Democracy Now! über den Krieg in der Ukraine.
    dfg-vk.de
  • Das sehe ich auch so. Muss da an das 2. Gebot denken: Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. 2. Mo 20.7

    Doch so ganz kann Putin auch zu Hause nicht vertuschen, dass er zahlreiche Soldaten verheizt hat.

    Doch sein Patriarch Kyrill, mit dem er schon seit KGB-Zeiten "befreundet." ist, hält weiterhin zu ihm. Was den Schaden nur vermehrt:

    'I'm shocked by my church leaders in Moscow' - priest in Ukraine
    The Russian Orthodox Church's war stance has prompted some Ukrainian priests and parishioners to cut ties.
    www.bbc.com
  • Gegen den Gott des Alten Testaments ist Putin ein Waisenknabe. Absolutistischer Herrscher, Widerstand zwecklos, Kadavergehorsam gefordert (eigenen Sohn umbringen? Zu Gottes Ehren, klar doch!), Massaker nach Belieben verübt - und wer selber denken, also vom Baum der Erkenntnis naschen will, na ja, ihr wisst ja, wie das ausging.

  • Allerdings kann Putin nicht von den Toten auferwecken. Weshalb es gar nicht ratsam ist, seinen eigenen Sohn für ihn zu opfern.

    Dennoch ist es beängstigend, wenn er für sein Handeln biblische Vergleiche heranzieht. Man stelle sich vor, er betrachte die Ukraine als das verheißene Land, aus welchem die "Gottlosen" zu vertreiben sind ..

    Ich weiß, das hat jetzt nichts mit Radverkehr zu tun. Obwohl auch wir mitunter erleben, von der Fahrbahn vertrieben zu werden als ob wir sie schänden würden.