In diesem (falschen) Argument liegt für mich der Schlüssel zu einer echten Verkehrswende.
Kann ein verstärktes Fahrbahn-Fahrradfahren eine Verkehrswende begünstigen? Vermutlich ist das so, es muss aber auch immer wieder positiv kommuniziert werden.
Leider werden knallharte Verkehrswende-Gegner die Skepsis vieler Fahrradfahrer*innen gegenüber dem Fahrbahn-Fahrradfahren immer wieder nutzen, um damit Polemik zu betreiben, die Verkehrsverwaltung instrumentalisiere die Fahrradfahrer*innen als "Raser-Bremse".
Ab welchem Grad von Fahrbahn-Nutzung durch Fahrradfahrer*innen diese Polemik wohl nicht mehr fruchten wird?
Diesen Zeitpunkt sehe ich jedenfalls noch lange nicht erreicht. Und es scheint mir wenig aussichtsreich, genügend Fahrradfahrer*innen damit zum Fahrbahnradeln zu ermuntern, dass man sie anspornt, mit dem Fahrbahn-Fahrradfahren zur Verkehrswende beizutragen.
Trotzdem ist es natürlich wichtig, dass Fahrradfahrer*innen die Fahrbahn benutzen, wo das erlaubt ist, zum Beispiel anstatt einen Angebotsradweg zu benutzen. Aber es kann meines Erachtens nur Teil einer Strategie sein, eine echte Verkehrswende herbei zu führen. Ich glaube übrigens nicht, dass Fahrradfahrer*innen durch schlechte Radwege davon abgehalten werden, Fahrrad zu fahren. (Zu viele Fahrradfahrer*innen beweisen jeden Tag das Gegenteil. )
Man wird aber auch nur eine sehr begrenzte Anzahl Fahrradfahrer*innen dafür gewinnen, das Fahrbahnfahren zu praktizieren. Auch Critical Mass-Veranstaltungen können da nur eine begrenzte Werbewirkung entfalten.
Problematisch finde ich in dieser Diskussion Absolut-Setzungen, wie zum Beispiel:
"Gäbe es an allen Straßen gute Radwege, dann hätten wir ganz schnell eine Verkehrswende."
Aber auch die genau gegenteilige Argumentation kann nur Teil einer Gesamtstrategie sein:
"Würden alle Fahrradfahrer*innen konsequent die Fahrbahn benutzen und die vorhandene Radverkehrsinfrastruktur würde abgebaut werden, dann hätten wir ganz schnell eine Verkehrswende."
Richtig ungünstig wird es, wenn die beiden Positionen so sehr "kultiviert" werden, dass es zu Spaltungen und Grabenkriege zwischen den Fahrradfahrer*innen kommt. Das nutzt dann nur den Gegnern einer Verkehrswende.