Die Roller sind da

  • Ganz ernsthaft, für ein Gefährt, das dazu gedacht ist mal schnell und "unkompliziert" eine kurze Strecke in einer Stadt zu erledigen, und dazu noch zu einem großen Anteil als Leihfahrzeug, dafür sind die Regeln etwas kompliziert geraten.

    Wieso, das ist doch alles ganz einfach. Man nehme die intuitiven Regeln für Radfahrer und ergänze das um zwei weitere, intuitiv verständliche Punkte, dass man mit dem Roller auch auf Radwegen ohne Benutzungspflicht fahren MUSS, aber auf für den Radverkehr freigegebenen Gehwegen mit dem Roller nicht fahren DARF. Ansonsten ist doch alles wie sonst, dass man sich mit dem Roller an jeder Kreuzung überlegen muss, ob man auf dem Radweg, dem getrennten Geh- und Radweg (beides jeweils mit oder ohne Benutzungspflicht), dem gemeinsamen Geh- und "Radweg" (wenn benutzungspflichtig, dann auch gerne mal auf der falschen Straßenseite), dem Radfahrstreifen oder dem Schutzstreifen oder auf der Fahrbahn fahren soll. Und das alles gilt aber gefühlt sowieso nur, solange man den Autoverkehr nicht verlangsamt.

    (kann Spuren von Ironie enthalten)

  • Will sagen: Wenn E-Roller diese Welt ein bisschen besser machen sollen, dann hätte der Bundesrat, beziehungsweise die Politik die Sache endlich mal vernünftig regeln sollen. Stattdessen wurde ein Regelwerk geschaffen, was zwar den Betrieb von E-Rollern „irgendwie“ ermöglicht, aber ungünstigerweise in Kombination mit der in den Städten vorhandenen Infrastruktur primär dazu führt, dass sich nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer und E-Roller-Fahrer mitunter in die Haare bekommen, während der Kraftverkehr nach Möglichkeit unbehelligt bleibt. Damit schlägt man die berühmten zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits geht man Kraftfahrern nicht auf die Nerven und riskiert Popularitätsverluste vor der nächsten Wahl, andererseits hat man diese tollen Roller und kann tolle Reden über die angebliche Verkehrswende halten.

    Das sind aber m.M.n.zwei völlig verschiedene Sachen:

    1) Die Roller "an sich" finde ich gut. Und ich hätte mir immer gewünscht, dass in unseren Städten und Ortschaften Heerscharen von Segway-Rentnern rumdüsen statt Autos, seit ich das erste mal einen Segwayroller gesehen habe. Das war noch vor dem legendären "Kaufhauscop" irgendwo in Tirol. Mit einem Roller zu fahren, ob Segway oder Kinder-E-Roller, daran finde ich nichts Schlechtes.

    2) Dass statt dessen die geeigneten Fahrbahnen immer noch fürs Rumfahren von täglich Millionen leerer Beifahrersitze und Rücksitzbänke "reserviert" werden, dafür können die Roller m.M.n. nichts.

    Ich beobachte, dass sich Wut gegen die Roller-Verleiher und -Benutzer richtet. Das kann ich angesichts des täglichen Irrsinns auf den Straßen, des Lärms und Gestanks, nicht nachvollziehen.

  • 1) Die Roller "an sich" finde ich gut. Und ich hätte mir immer gewünscht, dass in unseren Städten und Ortschaften Heerscharen von Segway-Rentnern rumdüsen statt Autos, seit ich das erste mal einen Segwayroller gesehen habe. Das war noch vor dem legendären "Kaufhauscop" irgendwo in Tirol. Mit einem Roller zu fahren, ob Segway oder Kinder-E-Roller, daran finde ich nichts Schlechtes.

    Ich weiß noch, dass meine Kommilitonen und ich gleich zu Beginn des ersten Semester im Jahr 2009 unbedingt auf jeweils einen Segway sparen wollten, der damals ja locker ein paar tausend Euro gekostet hat. Die ganze Sache hatten wir ein paar Monate lang durchaus ernster verfolgt, aber im Endeffekt und elf Jahre später bin ich mir beim Segway auch nicht mehr so sicher, ob er wirklich eine Lösung für unsere Verkehrsprobleme gewesen wäre. Der tatsächliche Platzverbrauch während der Fahrt ist ja doch nicht so ganz ohne.

    2) Dass statt dessen die geeigneten Fahrbahnen immer noch fürs Rumfahren von täglich Millionen leerer Beifahrersitze und Rücksitzbänke "reserviert" werden, dafür können die Roller m.M.n. nichts.

    Das möchte ich auch nicht den Rollern anlasten. Aber nach dem, was ich so in den einschlägigen Verkehrsausschüssen und Pressemitteilungen mitbekommen habe, wurden die Roller stets als Teil der Verkehrswende präsentiert. Da wird dann erklärt, Menschen würden statt mit dem Auto künftig mit dem Leihroller zum Bahnhof oder zur Arbeit fahren — was ich für eine einigermaßen absurde Annahme halte. Ich gehe nicht davon aus und kann auch nicht beobachten, dass vom Auto auf den Roller umsteigen, es werden wohl eher Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln eingespart.

    Und ich laste es auch der Politik an, dass man einerseits so begeistert von E-Rollern als angeblichen Schlüssel der Verkehrswende ist, andererseits aber hinsichtlich der Flächenaufteilung auf der Straße mal wieder keine Angebote machen mochte. Stattdessen wurden Roller einfach der ohnehin schmalen Fläche für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer zugeschlagen, frei nach dem Motto: Hauptsache der Kraftverkehr bleibt unbehelligt.

    Ich hätte es als ehrlicher und als große Chance empfunden, hätte die Politik diese Begeisterung für Roller im wahrsten Sinne des Wortes auf die Straße gebracht und an Hauptverkehrsstraßen jeweils einen Fahrstreifen reserviert für Fahrräder und E-Roller, hätte Seitenstreifen im großen Stil umgewandelt in Parkplätze für Fahrräder und E-Roller, aber nichts davon ist passiert. Stattdessen gurken die E-Roller auf Rad- und Gehwegen herum und Fußgänger dürfen sich mit Bergen geparkter E-Roller herumschlagen.

    Ich beobachte, dass sich Wut gegen die Roller-Verleiher und -Benutzer richtet. Das kann ich angesichts des täglichen Irrsinns auf den Straßen, des Lärms und Gestanks, nicht nachvollziehen.

    Ja, wir haben definitiv zu viele Kraftfahrzeuge in unseren Städten, gar keine Frage. Aber umgekehrt bedeutet das ja auch: Nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer hatten bislang viel zu wenig Platz.

    Und ich empfinde es tatsächlich als unnötige Störung, wenn ich als Fußgänger einen ohnehin engen und teilweise zugeparkten Gehweg nicht nur mit statistisch einem renitenten Gehwegradler teilen muss, sondern sich seit Juni auch noch statistisch zwei Rollerfahrer dazugesellen, denen ich Platz machen muss und die ihre Fahrzeuge dann womöglich aus Spaß auf der nächsten Querungshilfe für Fußgänger abstellen. Das löst bei mir nun wahrlich keine Begeisterung aus.

  • Nachdem die Polizei vor ein paar Wochen noch guter Dinge war, dass es mit den Rollern bislang keine ernsteren Vorfälle gegeben hätte, klingt das heute dann doch etwas anders: Alkohol am Lenker wird zum Problem

    Mittlerweile scheint sich die Stimmung an der Förde dann doch eher ablehnend eingestellt zu haben: Der Hype ist wohl vorbei, mittlerweile nerven die Roller in den Fußgängerzonen oder auf engen Gehwegen dann doch über Gebühr und nun auch noch das: Immer wieder E-Scooter in der Förde: Staatsanwaltschaft prüft Umweltvergehen

    Ich finde leider die Quelle nicht mehr, aber vor ein paar Monaten wurde noch Brief und Siegel darauf gegeben, dass doch ganz bestimmt niemand einen Roller in die Förde schmisse, denn das wäre doch total unsinnig und Umweltverschmutzung.

  • Aber welche Lehre soll man daraus ziehen? Sollen jetzt generell alle Gegenstände in der Öffentlichkeit mit 1t Mindestgewicht versehen werden, damit diese keiner mehr wegbewegen kann?

    Oder soll man den Überwachungsdruck erhöhen um solche Straftäter auf frischer Tat zu ertappen, damit diese dann direkt den Feuerwehr(?)einsatz zur Bergung bezahlen müssen?

    Oder verbietet man Leihräder/Scooter, damit die Leute dann wieder schön Taxi/Auto fahren?

  • Mischung aus

    - soziale Kontrolle

    - Erziehung

    - Markt

    die in Rhein, Elbe, Förde etc. versenkten e-Roller sind keine Unfallfahrzeuge, mit denen die Fahrer:innen im dunkeln über die Kai-Mauer oder durchs Brückengeländer gefahren sind. Das ist Vandalismus.

    Da kann man dann die Erkenntnisse der Sozialforschung bemühen, sich ergänzend die Frage stellen, warum e-Roller ins Wasser befördert werden, nicht aber Mopeds oder Autos.

    ich vermute, da kommt folgende Punkte zusammen

    - "stehen halt da rum" (direkt am Wasser)

    - sind transportabel

    - es steht kein "Einzelschicksal" dahinter (im Sinne von: gehört nicht Thomas Mustermann, sondern Firma XY)

    - "der Markt" richtet es nicht

    insbesondere der letzte Punkt wird sich meiner Meinung nach aber sehr rasch drehen.

    Denn die Teile können nicht kostendeckend betrieben werden. Das ist doch alles Risikokapital-Schieberei, in der Hoffnung, dass sich das Betriebsmodell mittelfristig durchsetzt. Wenn die Betreiber real Gewinn machen wollen, werden die sich was überlegen müssen. Denn so ein im Wasser versenkter e-Roller haut ja doppelt rein:

    - hat vermutlich bis zum Exitus die Anschaffungskosten nicht wieder eingefahren

    - fehlt in der Flotte, was die Attraktivität gesamt verringert

    Wenn dann noch die Verschmutzungskarte gezogen wird, kanns fix richtig teuer werden.

    Klar kann man das versichern. Nur: abhängig von den Schadensfällen wird das nachvollziehbarerweise auch nicht günstig werden ;)

    daher sollten betroffene Kommunen zwingend(!) anfallende Kosten für Bergung auf die Betreiber umlegen. Denn ohne Druck wird sich nichts ändern.

    Und sind die erstmal weg vom Markt, bleiben die Kosten dann auch bei der Kommune hängen.

  • Ich kann die Häme auch nicht ganz nachvollziehen. Die allfällige Respektlosigkeit vor fremden Eigentum ist doch auch im Fahrradalltag ein großes Problem, ist dieses doch ähnlich ungeschützt wie ein E-Roller.

  • Also ich seh auf den Dingern hauptsächlich Jugendliche/junge Erwachsene, die einfach nur zum Spaß durch die Gegend fahren. Manchmal auch Kinder oder einen Erwachsenen mit Kind darauf.

    Keine Touris die sich die Gegend angucken und keine Geschäftmänner auf der letzten Meile.

    Von daher können die meinetwegen wieder verschwinden. Ein echten Beitrag zur Verkehrswende leisten sie nicht.

  • Von daher können die meinetwegen wieder verschwinden. Ein echten Beitrag zur Verkehrswende leisten sie nicht.

    Wäre eine "Verkehrswende" tatsächlich politisch gewollt, bekäme man dann wirklich 6000€ an Steuergeld für die Anschaffung eines neuen Autos (plus 3000€ vom Hersteller, plus staatliches Geld für den privaten Ladezugang, soviel ich weiß)? Verglichen mit 2280 Euro "Kindergeld"?

    Müsste statt dessen nicht bundesweit "Downsizing" gefördert werden, also all das, was seit Jahren zwar erhältlich und verfügbar ist, aber seltsamerweise gar nicht gefördert wird?

    Müsste dann statt dessen nicht eigentlich die Abkehr vom Auto gefördert werden, statt seiner Neuanschaffung?

  • Also ich seh auf den Dingern hauptsächlich Jugendliche/junge Erwachsene, die einfach nur zum Spaß durch die Gegend fahren. Manchmal auch Kinder oder einen Erwachsenen mit Kind darauf.

    Keine Touris die sich die Gegend angucken und keine Geschäftmänner auf der letzten Meile.

    Von daher können die meinetwegen wieder verschwinden. Ein echten Beitrag zur Verkehrswende leisten sie nicht.

    Das Auto war in den 50er und 60er Jahren zunächst für viele Menschen, die mit Bus- und Bahn zur Arbeit fuhren, kein Alltags-Gebrauchsgegenstand. Je nach Möglichkeit hatte man für ein neu angeschafftes Auto eine Garage und nur am arbeitsfreien Wochenende (das war damals meist nur der Sonntag), ging es mit dem Auto auf "große Fahrt". Zum Vergnügen, nicht zur Arbeit! Es ist spannend, sich darüber mit Zeitzeugen zu unterhalten, so lange diese noch leben.

    Zu welchen Zwecken E-Roller noch eingesetzt werden, muss man abwarten. Ich habe an Schulen beobachtet, dass Schüler*innen mit dem Leih-E-Roller dahin fahren. Vielleicht sollte Schüler*innen für den Weg zur Schule ein Jahresabo für E-Roller und/oder Leihfahrräder zur Verfügung gestellt werden als alternative Wahlmöglichkeit oder ergänzend zur ÖPNV-Schülerkarte?