Gleich hier mal Stop. Quelle?
Ich will keine Gefühle, weil dort ganz stark Cofnirmation Bias eine Rolle spielt. Entweder gefilmte Personengruppen (Critical Mass wäre eine Option, oder Sternfahrt oder so) oder Strichlisten oder wissenschaftliche Arbeiten.
"Meine Beobachtung bei einer ganz normalen etwa dreiviertelstündigen Tour auf Radwegen in der Eilenriede und am Maschsee, wo auch viele ihren Weg zum/vom Arbeitsplatz zurücklegen, also nicht nur "Freizeitradler":
Etwa 80 bis 90 Prozent der Frauen benutzen ein sogenanntes "Damenrad". Ein Rad mit tiefem Einstieg. Die meisten davon tragen übrigens Hosen.Etwa 80 bis 90 Prozent der Männer benutzen ein sogenanntes "Herrenrad". Ein Rad mit Mittelstange.
Es sind ziemlich genau gleich viele sogenannte "Herrenräder und Damenräder" unterwegs. Also auch ziemlich genau gleich viele Frauen und Männer."
Das hatte ich bereits weiter oben geschrieben. Vielleicht kann man an der Stelle noch ergänzen, dass die Anzahl der von mir beobachteten Radfahrenden bei insgesamt ca. 50 liegt. Und dass es mitunter schwierig war die Räder zuzuordnen, die eine halbhohe Stange hatten. https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/61X%2BvjkbIDL._SX355_.jpg Darum habe ich die ganz außen vorgelassen. Es waren allerdings auch nur sehr wenige.
Meine Quelle ist also eigene Beobachtung. Wenn du es mal ausprobierst, wirst du vermutlich zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Es sei denn ...
Du kommst ja aus Nürnberg, vielleicht gibt es dort weniger Radfahrerinnen, weil dort die Piktogramme möglicherweise keine Räder mit niedrigem Einstieg zeigen? Oder weil Nürnberg gebirgiger ist als Hannover und der Anteil von Radfahrerinnen in hügeligeren Gegenden geringer ist?
Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass eine Critical mass kein so gutes Beobachtungsfeld ist, denn es ist ja eine ausgewählte, geradezu "exklusive" Gruppe Radler*innen, die nicht unbedingt repräsentativ ist. Tatsächlich ist der Frauenanteil bei den Critical mass-Fahrten in Hannover sehr klein. Und diejenigen Frauen, die mitfahren, sind eher überdurchschnittlich trainiert und routiniert, also vermutlich eher bereit als eine Durchschnittsradlerin, ein Fahrrad mit Diamantrahmen zu benutzen anstatt eines mit tiefem Einstieg.
Die Fahrrad-Piktogramme mit Rädern mit tiefem Einstieg sollen jedoch gerade diejenigen Radfahrerinnen und Radfahrer ansprechen, die sich vielleicht nicht so ohne weiteres trauen, ein Fahrrad mit Diamantrahmen zu besteigen, oder aus Gründen leicht eingeschränkter Bewegungsfähigkeit "nur" ein Fahrrad mit tiefem Einstieg benutzen.
Letztlich spielen für die ganze Diskussion die ganz genauen Zahlen nur eine sehr untergeordnete Rolle. Es ist ziemlich schnuppe, ob nun 65% der Radfahrerinnen ein Rad mit tiefem Einstieg benutzen oder 85%. Ziel sollte es doch sein, möglichst viele Menschen für das Radfahren zu begeistern. Die sicheren und sportlichen Radfahrer*innen schreckst du mit einem Piktogramm, dass einem sogenannten "Damenrad" nachgebildet ist, ganz bestimmt nicht ab. Umgekehrt aber könnte eine durch und durch mit sogenannten "Herrenräder-Piktogrammen" markierte Radfahr-Infrastruktur eine abweisende Wirkung auf Radfahrer*innen haben, die ein Fahrrad mit tiefem Einstieg benutzen.
Und es ist vermutlich so, dass Männer-Radsport überdurchschnittlich intensiver in den Medien präsent ist, als Frauen-Radsport. Auch daran kannst du sehen, dass es sich ganz gewiss lohnt Piktogramme zu benutzen, die ein Fahrrad mit tiefem Durchstieg zeigen. Das macht deutlich, dass es sich beim Radfahren nicht um eine Männerdomäne handelt, obwohl man bei der intensiven Berichterstattung über Herren-Radrennen auf die Idee kommen könnte.
Oder willst du vielleicht ganz bewusst das Radfahren als eine Art "Männerdomäne" bewahren, zu der Frauen keinen Zutritt haben sollen? Das kann ich mir eigentlich bei dir nicht so recht vorstellen. Obwohl das tatsächlich eine über viele Jahrzehnte hinweg weit verbreitete Haltung unter radfahrenden Männern war.
Letztlich ging es bei den schon länger zurückliegenden Diskussionen über das Frauen-Radfahren immer auch darum, dass für die Männer Dominanzstreben und Machtgelüste der Grund war, dass Frauen-Radfahren schlecht zu reden oder madig zu machen. Frauen sollte die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt werden. Das ist sehr anschaulich geschildert in diesem historischen Roman: "Solang die Welt noch schläft"
"Berlin, um 1890. Josefine, Tochter eines Berliner Hufschmieds, lernt auf einer Reise in den Schwarzwald die gefährliche, für Frauen geradezu skandalöse Leidenschaft des Radfahrens kennen. Zurück in Berlin, riskiert sie dafür alles. Und sie verliert alles - ihre Familie, ihre Freundinnen und fast sich selbst. Doch Josefines Kämpferherz ist groß! (...)" Zusammenfassung aus: https://www.histo-couch.de/titel/3571-sol…-noch-schlaeft/