Infrastruktur: gelungene Lösungen und positive Beispiele

  • Ich sage ja, Peinlichkeit. Das Ding sieht genauso besch... aus wie ein Nissan Juke oder ein Hummer. Um mal Wiki zu zitieren:

    Zitat

    »Aus typografischer Sicht wird die Unausgewogenheit des Schriftbildes kritisiert, da sich die Formen der Groß- und Kleinbuchstaben der verwendeten Schrift in der Regel in Breite, Höhe und Strichdicke unterscheiden.«

    Ich amüsiere mich immer über Plakate mit CHRISTOPH PLOB, bei denen man auf den dritten Blick ahnt, dass vielleicht PLOSS = Ploß gemeint ist.

  • Auf ihrer Internetseite schreibt die Gemeinde Oberhachingen darüber, dass die meisten Straßen in der Gemeinde Tempo 30 Straßen seien und dort auf der Fahrbahn der Radverkehr stattfinden soll. "Seit dem Jahr 2003 gilt in Oberhaching nahezu flächendeckend Tempo 30. Diese Zonen sind ausdrücklich als Mischverkehrsflächen definiert, d.h., Radler und Autofahrer nutzen denselben Verkehrsraum."

    https://www.oberhaching.de/de/Wirtschaft-…-in-Oberhaching

    Ist ja ein guter Ansatz, der allerdings auch konsequent umgesetzt werden muss. Und zwar nicht nur in der Form, dass Fahrradfahrer*innen nicht mehr auf einem gemeinsamen Rad- und Fußweg fahren oder auf einem Fußweg, der für den Radverkehr freigegeben ist, sondern stattdessen auf der Fahrbahn. Mindestens genau so wichtig ist aber auch, dass Autofahrer den Fahrradverkehr auf der Fahrbahn als Bereicherung sehen. Und an dieser Einsicht scheint es in (nicht nur) in Oberhachingen zu mangeln.

    Ich halte es für keine gute Strategie der Kommune, die Radfahrerschaft zu spalten in die "vernünftigen Radfahrer" und die "rücksichtslosen Sportradler": "Mit der Zunahme des Radverkehrs insgesamt nimmt leider auch die Zahl der sehr rücksichtlosen Sportradler zu.", heißt es auf der Internetseite der Gemeinde Oberhachingen. Und diesen "rücksichtslosen Sportradlern" droht man mit einer Kennzeichnungspflicht.

    Ich finde es auch nicht gut, dass die Gemeinde auf ihrer offiziellen Internetseite Radfahrern empfiehlt besonders auf den "Toten Winkel" zu achten und Schutzwesten zu tragen:

    "Worauf Sie besonders achten sollten:

    Ausreichender Sicherheitsabstand beim Vorbeifahren an parkenden Autos

    „Toter Winkel“ bei Lastkraftwagen

    Fahren Sie bei Dunkelheit mit Licht (Rückstrahler, Speichenreflektoren)

    Das Tragen einer Warnweste erhöht die Sicherheit:"

    (ebenda)

    Das kann man schnell auch so lesen: Radfahrer die von einem abbiegenden Fahrzeug umgefahren werden sind selber Schuld, weil sie nicht auf den "Toten Winkel" achten (den es so, wie er oft dargestellt wird, gar nicht wirklich gibt) und wenn sie keine Schutzweste getragen haben. ("Sonst hätte der Autofahrer sie ja gesehen.")

    Der Hinweis, bei Dunkelheit mit Licht zu fahren, ist ebenfalls daneben. Wenn die Gemeinde Oberhachingen es wirklich erreichen will, dass Fahrradfahrer von Autofahrern ernst genommen werden, dann darf sie nicht so tun, als müsse man Radfahrern das erst noch mal erklären, dass sie mit Licht fahren müssen.

    Problematisch bis falsch dargestellt ist auch dieser Hinweis an Fahrradfahrer*innen:

    "Die Gehwege stehen allein den Fußgängern sowie Kindern bis 10 Jahre fürs Radlfahren zur Verfügung! Ein Erwachsener darf das Kind (bis zum 8. Lebensjahr) mit dem Fahrrad auf dem Gehweg begleiten. Aus diesem Grund sind innerhalb der Gemeinde die bisher als „Gemeinsamer Geh- und Radweg“ beschilderten Abschnitte in „Gehweg – Radfahrer frei“ umbeschildert worden."

    Schon wieder diese Verniedlichung: Was machen Kinder bis 10 Jahre auf dem Fußweg nach Ansicht der Gemeinde Oberhachingen? "Radlfahren" Und was ist mit den 11-jährigen Kindern? Ist das dann immer noch "Radlfahrn"?
    Die Gemeinde Oberhachingen tut so, als habe sie die Fußwege nur deshalb mit [Zeichen 239] + [Zusatzzeichen 1022-10] ausgeschildert, dass die Eltern mit ihren Kindern bis 10 Jahren auf dem Gehweg fahren dürfen. Tatsächlich ist es aber so, dass Eltern auf allen Gehwegen ihre Kinder begleiten dürfen, auch dann wenn dort kein [Zeichen 239] mit dem Zusatz [Zusatzzeichen 1022-10] aufgestellt ist.

    Was will Oberhachingen? Radverkehr ja - Aber: Kennzeichenpflicht für Radfahrer und Schutzwestenpflicht, da kann man ja noch froh sein, dass wenigstens keine Helmtragepflicht gefordert wird.

    Von einer Fahrradstraße für besonders stark vom Fahrradverkehr benutzte Straßen, will die Gemeinde nichts wissen, zumindest erst mal nicht:

    "Deshalb wird zunächst von einem Fachbüro die Sinnhaftigkeit und Machbarkeit einer Fahrradstraße ergebnisoffen untersucht, sind doch bei der Einrichtung einer Fahrradstraße sehr viele rechtliche, gestalterische und verhaltensbezogene Aspekte zu beachten. Ein Schnellschuss verbietet sich von daher! Umso mehr, als dass es sich um die erste Fahrradstraße in Oberhaching handeln würde, die auch andernorts, wo diese bereits eingerichtet sind, viele Verkehrsteilnehmer eher irritieren und verunsichern, da sie häufig noch nicht wissen, welche Regeln in einer Fahrradstraße gelten." (ebenda)

  • Okay, interessante und viele Reaktionen auf das "Gehweg ist kein Radweg" Plakat.

    Ja, es gibt Verbesserungsmöglichkeiten - Klar sollte da STRASSE stehen und nicht STRAßE und noch besser FAHRBAHN. Und es gibt viele Gehwege, auf die man mit [Zeichen 240] gezwungen wird. Und die kommunalen Verwaltungen treffen andere Entscheidungen die nicht in Ordnung sind. Und irgendwelche Idioten fordern Fahrradkennzeichen.

    (Zu den Begrifflichkeiten: Das Wort "Radler" für Radfahrer ist in Bayern nicht diffamierend.)

    Also viele mehr oder weniger passende Kritikpunkte.

    Die Wirkung von so einer Information ist jedoch genau die richtige: Radfahrer runter von Gehwegen, und auf die Fahrbahn wo sie hingehören. Das ist eine Information, die sehr vielen Menschen schlicht unbekannt ist, und wenn sie sie hören glauben sie es nicht. Eine solche "offizielle" Argumentationshilfe kommt doch sehr gelegen. Ich finde das gut.

  • Glaube ich auch, dass der "Radler" hier eher der Versuch ist, nicht so trocken-amtsdeutsch zu klingen.

    Aber der Absatz mit den "rücksichtslosen Sportradlern" klingt mir sehr nach dem subjektiven Problem von Einzelnen. Ob Downhill oder Trial-Stunts auf Fußwegen, oder gar zweireihige sechzehnköpfige Verbände in der Zone 30, keine Ahnung.

  • Um mal Wiki zu zitieren:

    »Aus typografischer Sicht wird die Unausgewogenheit des Schriftbildes kritisiert, da sich die Formen der Groß- und Kleinbuchstaben der verwendeten Schrift in der Regel in Breite, Höhe und Strichdicke unterscheiden.«

    Das Zitat steht unter "Versalien ohne großes ẞ", meint also den Mischsatz wie in "WEIß" statt "WEIẞ" oder "WEISS", denn nur so kann die zitierte Unausgewogenheit aus Groß- und Kleinbuchstaben entstehen.

  • Und irgendwelche Idioten fordern Fahrradkennzeichen.

    (Zu den Begrifflichkeiten: Das Wort "Radler" für Radfahrer ist in Bayern nicht diffamierend.)

    Wie du die bezeichnest, die das Fahrradkennzeichen fordern, ist eine Sache, eine andere Sache ist, dass im 25-köpfigen Oberhachinger Gemeinderat immerhin 11 dieser von dir als Idioten bezeichneten Leute drin sitzen. Und die CSU als mit Abstand stärkste Fraktion sowohl den ersten als auch den zweiten Bürgermeister stellt.

    Und da stell ich mir schon die Frage: Wollen die mit dem Plakat erreichen, dass keine Radfahrer*innen mehr auf dem Bürgersteig fahren? Oder wollen die erreichen, dass die Radfahrer*innen auf der Fahrbahn fahren.

    Im zweiten Fall wäre es interessant herauszufinden, welche Maßnahmen getroffen werden, um die Fahrbahn zu einer von allen Fahrradfahrer*innen akzeptierenten Fahrstrecke zu machen.

    Jetzt mal außer Tempo 30 Schilder aufzuhängen. Was ja immerhin schon ein guter Anfang ist.

    Ich finde es auch akzeptabel, dass viele Fußwege weiterhin für den Radverkehr freigegeben sind. Wenn die Fahrbahn nicht benutzt wird und stattdessen die für den Radverkehr freigegebenen Fußwege, dann sind nicht unbedingt die "unbelehrbaren" Fahrradfahrer*innen oder die "Auch-Fahrradfahrer*innen" dran Schuld, dass es so ist.

    In einem reinen Wohngebiet mit Tempo 30 max. und einem geringem Autoverkehrsaufkommen macht es keinen Sinn, die Fußwege für den Radverkehr freizugeben. Auf einer stark befahrenen Hauptverkehrsstraße dagegen macht es keinen Sinn, einfach nur den Radverkehr komplett auf die Fahrbahn zu verorten. Manche Radfahrer*innen können da gut mit leben, andere zögern da eher, ein solches Angebot anzunehmen. Deshalb halte ich nichts von pauschalen Aussagen. Und die Situation vor Ort in Oberhachingen kenne ich nicht gut genug aus eigener Anschauung vor Ort, um sagen zu können, hier oder dort macht die Radverkehrfreigabe keinen Sinn, an dieser oder jener Stelle aber schon.

    Ich hatte ja schon einmal an anderer Stelle selbst eine Art "Kennzeichnungspflicht" für Radfahrer gefordert, aber nicht eine für "Sportradler" in Form eines für alle schon von weit lesbarem Kennzeichen, sondern als kleiner Hinweis auf allen Fahrrädern, die bei einer Trittfrequenz von 50 U/min, eine maximale Geschwindigkeit von 15 km/h im höchsten Gang fahren können. Und entsprechend Pedelecs, die bei 15 km/h die Tretkraftunterstützung abschalten. Und für die könnte weiter gelten, dass sie einen für den Radverkehr freigegebenen Gehweg nutzen können, aber schnellere Räder eben nicht. Eigentlich hatte ich die Idee schon fast aufgegeben, aber in dem Zusammenhang Oberhaching kommt sie mir wieder in den Sinn.

  • Und da stell ich mir schon die Frage: Wollen die mit dem Plakat erreichen, dass keine Radfahrer*innen mehr auf dem Bürgersteig fahren? Oder wollen die erreichen, dass die Radfahrer*innen auf der Fahrbahn fahren.

    Die wollen ihre Wähler nicht verschrecken und täuschen nach eingegangenen Beschwerden Handlungswilligkeit und -fähigkeit vor.

  • Das Zitat steht unter "Versalien ohne großes ẞ", meint also den Mischsatz wie in "WEIß" statt "WEIẞ" oder "WEISS", denn nur so kann die zitierte Unausgewogenheit aus Groß- und Kleinbuchstaben entstehen.

    Es wird wahrscheinlich noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis man das vierte Gebilde in "WEIẞ" als Großbuchstaben wahrnimmt und nicht als Fremdkörper. Siehe auch https://www.giessener-zeitung.de/kontakt/

    Aber wir werden off-topic, wobei in meinem Gedächtnis noch ein Fall herumspukt, bei dem jemand mal ein Knöllchen abgewendet hat, weil er als MUELLER angeschrieben wurde und nicht als MÜLLER.

  • Die Wirkung von so einer Information ist jedoch genau die richtige: Radfahrer runter von Gehwegen, und auf die Fahrbahn wo sie hingehören. Das ist eine Information, die sehr vielen Menschen schlicht unbekannt ist, und wenn sie sie hören glauben sie es nicht. Eine solche "offizielle" Argumentationshilfe kommt doch sehr gelegen. Ich finde das gut.

    Es müsste aber konsequent umgesetzt werden. Es ist der irre Glaube der "Offiziellen", ein Radweg würde durch das Anbringen eines [Zeichen 240] tatsächlich "entstehen". Allein das Schild macht den Radweg, nicht umgekehrt, wie es eigentlich sein sollte.

    Es ist in Bayern ja oft grade der Witz, dass der "Radweg", der da plötzlich benutzungspflichtig auftaucht, sich physikalisch nicht unterscheidet vom verbotenen Gehweg, der an der selben Stelle endet.

    Insofern müsste auf dem Plakat stehen: "Radwege sind meistens Gehwege, also runter vom Radweg". Dieser absurde Satz würde dann auch korrekt beschreiben, in welchem Wirrwarr wir uns dank derer, die solche Plakate aufstellen, befinden.

  • Die Wirkung von so einer Information ist jedoch genau die richtige: Radfahrer runter von Gehwegen, und auf die Fahrbahn wo sie hingehören. Das ist eine Information, die sehr vielen Menschen schlicht unbekannt ist, und wenn sie sie hören glauben sie es nicht. Eine solche "offizielle" Argumentationshilfe kommt doch sehr gelegen. Ich finde das gut.

    Das ist vielen Menschen sehr wohl bekannt, dass der Radverkehr nicht auf Gehwegen erfolgt. Und wenn die Fahrbahnen vielerorts nicht so sehr vom Autoverkehr dominiert wären, dann würden auch mehr Radfahrer die Fahrbahn benutzen, auch dann wenn der Gehweg für den Radverkehr freigegeben ist. Trotzdem gibt es sicher noch einen kleinen Anteil an Radfahrer*innen, denen nicht bekannt ist, dass der Fahrradverkehr nicht gezwungen ist, einen Gehweg zu benutzen, der mit Radfahrer frei gekennzeichnet ist.

    Ich vermute allerdings viele Radfahrer*innen, die trotzdem lieber den Gehweg benutzen als die Fahrbahn, wenn der Gehweg für den Radverkehr freigegeben ist, wissen, dass sie eigentlich sehr gut die Fahrbahn benutzen könnten. Sie fahren trotzdem lieber auf dem Gehweg, der für den Radverkehr freigegeben ist oder auf einem Angebotsradweg und zwar deshalb, weil sie von den Autofahrenden und manchen Mitarbeiter*innen der Verkehrsbehörden und der Polizei und von vielen Medien zu wenig dabei unterstützt werden, die Fahrbahn zu benutzen. Oder sogar gezielt dagegen angearbeitet wird.

    Auf wenig vom Verkehr belastete Straßen mit Tempo 30 Tempolimit, das auch eingehalten wird, zum Beispiel in vielen Wohngebieten, fahren dagegen die meisten Radfahrer*innen ganz selbstverständlich auf der Fahrbahn.

  • Auf wenig vom Verkehr belastete Straßen mit Tempo 30 Tempolimit, das auch eingehalten wird, zum Beispiel in vielen Wohngebieten, fahren dagegen die meisten Radfahrer*innen ganz selbstverständlich auf der Fahrbahn.

    Bis ein fahrendes Auto in Sichtweite kommt.

    Dann wird auf den Gehweg ausgewichen und vorbeigewunken. Oft genug erlebt als Autofahrer.

  • Bis ein fahrendes Auto in Sichtweite kommt.

    Dann wird auf den Gehweg ausgewichen und vorbeigewunken. Oft genug erlebt als Autofahrer.

    Du fährst nicht zufällig so ein Auto, wenn du als Autofahrer unterwegs bist? ;)

    https://www.1zoom.me/big2/464/283502-svetik.jpg

    Und ja, es ist nicht jeder so drauf, wie diese mutige Fahrradfahrerin in Hannover:

    "Die Straßenverkehrsordnung fordert erstens gegenseitige Rücksichtnahme und sagt außerdem, dass in einer Begegnungssituation derjenige ausweichen soll, für den es einfacher ist. Hätten nicht Sie ausweichen müssen?

    Es geht um gegenseitige Rücksichtnahme. Wer sagt, dass immer der Radfahrer Rücksicht nehmen muss? Hier saßen drei Männer im Führerhaus. Auch für die wäre es also kein Problem gewesen zurückzusetzen, denn einer von ihnen hätte als Einweiser aussteigen können."

    HAZ vom 26.12.2018 (an anderer Stelle im Forum wurde der Artikel schon mal diskutiert)

    https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…die-Radfahrerin

  • Gerade im Internet eine alternative Form der Schwellen gefunden, die den Verkehr erheblich abbremsen. Ich wäre mit dem Feuerwehrfahrzeug vermutlich nicht begeistert, aber ansonsten ist diese Variante durchaus spannend.

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    i.imgur.com
  • Sowas hatte ich mal auf einem meiner Alltagswege mit dem Auto. Da ging es wohl um den baulichen Schutz einer Brücke vor Überlast.

    Fand ich aber nie gut. Infrastruktur soll Fahrfehler nach Möglichkeit verzeihen und nicht mit teuren Reparaturen bestrafen.