KFZ-Annehmlichkeiten

  • ... oder: wie ich die Bombe das Auto lieben lernte

    :saint:

    Ich besitze kein KFZ und bin der Meinung, dass ich auch ganz gut ohne zurecht komme.

    Allerdings wollten wir am letzten verlängerten Wochenende (Fr-Sa-So-Mo) einen Winterurlaub machen. Rennsteig, Thüringer Wald.

    Bahnverbindung Jena-Oberhof: grundsätzlich machbar. Je nach Verbindung 2-3x umsteigen, 2h-3h unterwegs.

    Variante 1: Freitag hoch fahren, 3 Nächte dort verbringen, Montag runter

    1A - mit dem Zug

    1B - mit dem Auto

    Variante 2: an allen 4 Tagen hoch fahren, Skifahren, wieder runterfahren

    2A - mit dem Zug

    2B - mit dem Auto

    Alles durchgerechnet, gesucht, geschaut und überlegt.

    Ergebnis:

    - Kombi gemietet für 67,- EUR

    - 900km auf Autobahn, Landstraßen, Kreisstraßen und Stadtstraßen gefahren

    - 65 Liter E10 in den Tank gekippt und dafür 87,- EUR hingelegt

    - an 2 Tagen ein Ganztagesparkticket für jeweils 4,- bezahlt

    und für den Spaß bekommt man:

    - Sitzheizung (O-Ton: "Finger weg! Das kostet Benzin." X/)

    - überhaupt Heizung, nachdem man schon den ganzen Tag im Wald im Schnee herumgetobt ist

    - irgendwie genug Platz, um 4 Langlaufski-Ausstattungen nebst Verpflegung und Klamotten verstauen zu können

    - Platz, um Freunde mitnehmen zu können

    - eigene Musik

    - Flexibilität in Hinblick auf Abfahrt-/Ziel- & -ort/-zeit

    - Einparkhilfe und sonstigen technischen Schnickschnack.

    Ohne Quark: die Bedienungsanleitung des Autos war ein gebundenes Handbuch, das sich zu 2/3 mit der Kopplung von Smartphone und KFZ-entertainmentsystem befasste! auf den restlichen Seiten wurde von ABS bis Zuladungsgrenze alles abgehandelt, was es an Sicherheitsausstattung und Problemlösung zu wissen gibt.

    - auch generell das Wissen: steig ein, setz dich hin. Für jeden Gast ist ein Sitzplatz vorhanden. Bequem und kuschelig.


    Und ehrlich, ich fahre gerne mit dem Fahrrad. Aber wenn ein Auto vor der Tür steht, ist die Versuchung, damit einfach zum verdammten Bäcker 1200m die Straße runter zu fahren, einfach da. Und wir sind letztlich mit dem Auto zum Bäcker gefahren. Weil er auf dem Weg aus der Stadt.. nee, ehrlich gesagt lag er überhaupt nicht auf dem Weg aus der Stadt heraus. Sondern in entgegengesetzter Richtung. Und wegen Ampel, Einbahnstraßen und Verkehrsregelungen waren wir auch nicht schneller als zu Fuß! Aber das Ding steht eben vor der Tür! Und selbst wenn es nicht vor der Tür, sondern in einer Garage gestanden hätte: wir wollten damit sowieso fahren!

    Mit netten Radwegen und der Verkündung "fahrradfreundliche Kommune" oder solchem Schmarrn wird man bei dem Gegenwert an Luxus und Komfort, den ein KFZ bietet, keine weiteren Menschen in nennenswerter Zahl dazu bewegen, aufs Fahrrad umzusteigen.

    Alles, was uns am Wochenende (erwartbar) genervt hat, waren:

    - Stau (nur innerorts)

    - Parkplatznot (umgangen, da früh am Ziel gewesen)

    Die Mehrheit der Leute da draußen werden die eigene Karre nur dann stehen lassen, wenn die Benutzung mit derart großen inneren/äußeren Widerständen verbunden ist, dass ein Umstieg auf irgendwas anderes als eben das Auto quasi unumgänglich ist.

    Die Herausforderung besteht nicht darin, mehr Leute aufs Rad zu bekommen. Die Herausforderung besteht darin, die Leute so vom Auto zu entwöhnen, dass die pendelnde alleinerziehende KrankenschwesterTM weiterhin mit dem Auto im Schichtdienst ins KH fahren kann, der Weg zum Supermarkt aber eben nicht mehr mit dem Auto zurückgelegt wird.

    Dazu bedürfte es einer Diskussion darüber, welche Wege "nötig" und welche "unnötig" sind. Und dann auch noch: welche Wege sind unabdingbar mit dem KFZ zurückzulegen, welche nicht?

    Hat man so eine Matrix gefunden/definiert, müsste man hingehen und 3 der 4 Quadranten der Matrix entsprechend (be-)steuern.


    Waren meine 4 Tagesausflüge nötig? nein.

    Waren meine 4 Tagesausflüge unabdingbar mit dem KFZ zurückzulegen? nein.

    Das KFZ hätte hier keine 67,- EUR und das Benzin nicht nur rund 1,34EUR/l kosten dürfen

    Erst dann wäre ich bereit gewesen, Alternativen in Betracht zu ziehen, die dann nämlich nicht mehr so exorbitant viel teurer geworden wären, als für Freizeitvergnügen 900km zurückzulegen.

    Machen wir das nochmal? Ja, vielleicht. Oder auch nicht. Hängt davon ab. Aus Umweltgesichtspunkten war die Aktion relativ rücksichtslos. Standardausrede auch für uns: "ja, einmal geht das schon" und "mein Arbeitskollege fährt die 900km jede Woche als Pendler". Da isses wieder: "die anderen".

    - die anderen doch auch

    - die anderen viel schlimmer

    - die anderen sollen erstmal selber anfangen/aufhören mit..

    Wenn selbst "wir" als halbwegs "bekennende" Ökos einfach aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht (hier: unsere direkten Kosten, keine externen Kosten wie Umwelt, Verkehr, tralalala) aufs Auto zurückgreifen ... :/

  • Ich vermisse mein Auto für derartige "Späße". Einige meiner schönsten Radtouren habe ich durch Fahrten mit dem Auto in den Schwarzwald, in die Vogesen, in den Hunsrück, in die Schweiz, nach Südtirol, Frankreich machen können. Okay, ich könnte mir ja hin und wieder auch mal eins mieten. Da hab ich mich aber noch nicht genauer mit befasst.

    Aber ja - die Annehmlichkeiten eines Autos sind der Haupt-Hindernisgrund für viele, sich von diesem zu trennen. Man muss auch sehen, dass die meisten Menschen derart bewegungsfaul sind, dass sie gar nicht Rad fahren könnten, selbst wenn sie es wollten. Bis die einigermaßen fit wären, hätten die schon unzählige Male die Lust verloren. Bestes Beispiel dafür ist meine Mutter; ich weiß nicht, wie oft die sich schon vorgenommen hatte, wenigstens 1 x die Woche mit der Nachbarin wenigstens eine kleine Tour zu machen... Das Rad rostet seit Jahren im Keller vor sich hin. :rolleyes: Und auch sonst - wenn ich Freunde oder Kollegen mal zu einer kleinen Tour einladen wollte: Kein Interesse. Nicht wenige hatten überhaupt gar kein Fahrrad...

    Und ehrlich, ich fahre gerne mit dem Fahrrad. Aber wenn ein Auto vor der Tür steht, ist die Versuchung, damit einfach zum verdammten Bäcker 1200m die Straße runter zu fahren, einfach da.

    Ein Auto hat einen verdammt hohen Fixkostenblock (Abschreibungen, HU-Gebühren, Haftpflicht, Kfz-Steuer, Stellplatz usw.). Es sich daheim hinzustellen und kaum damit zu fahren, ist ökonomisch vollkommen unsinnig. Außerdem kommen dann auch noch andere gesellschaftliche Umstände hinzu, die auch mich dazu brachten, bspw. in den allermeisten Fällen die 7 km zur Arbeit mit dem Auto - und nicht mit dem Rad zu fahren. Mir war z. B. die Fahrt in gesellschaftlich akzeptierten, "klassischen" Alltags-Klamotten einfach zu unbequem. Umziehen für die kurze Strecke aber ebenfalls unnötig und zu zeitraubend. Solange man also am Arbeitsplatz nicht in gemütlichen Shorts akzeptiert wird...! ;)

    Das KFZ hätte hier keine 67,- EUR und das Benzin nicht nur rund 1,34EUR/l kosten dürfen

    Erst dann wäre ich bereit gewesen, Alternativen in Betracht zu ziehen, die dann nämlich nicht mehr so exorbitant viel teurer geworden wären, als für Freizeitvergnügen 900km zurückzulegen.

    Halt - was heißt hier "nur 1,34 Euro/l"? Als ich mit dem Autofahren anfing, kostete der Liter "nur" 2 Mark - und das war damals schon eine "Schallmauer", die da durchbrochen wurde! Ein Auto ist für sich betrachtet verdammt teuer, weshalb ich heute keins mehr besitze. Das fällt einem auch nicht unbedingt auf, wenn man sich nur 4 Tage lang mal eins mietet, vermutlich waren die 67 Euro auch ein Angebotspreis? Dass beispielsweise die Bahn im Fernverkehr (sofern es noch einen gibt) oft teurer und auch zeitraubender ist, spricht eher für eine grundsätzlich verfehlte Verkehrs-, aber auch Preispolitik bei der Bahn - und nicht dafür, dass ein Auto "zu billig" wäre. Es ist ja bspw. auch total unsinnig, dass das Fliegen wiederum am billigsten ist. Und nebenbei: Die Bahn ist ja auch alles andere als zuverlässig...

    Mit einem mit 3 bis 5 Personen besetztes Auto ist das übrigens auch ökologisch nicht so "böse", wie es immer dargestellt wird. Für die damals täglichen Fahrten zur 60 bis 70 km entfernten FH waren wir immer eine 2- bis 5-köpfige Fahrgemeinschaft.

    Man begeht meines Erachtens einen strategischen Fehler, wenn man als Autokritiker selbst immer wieder behauptet, Autofahren sei so abartig billig. Isses aber nicht. Autofahren ist ökonomisch betrachtet eine Geldvernichtungsmaschinerie sondergleichen. Rechnet man wirklich alle Kosten auf einen Kilometer um, wird manch einem erst bewusst, wie viel er andauernd in seine Karre steckt. Außerdem gibt es ja kaum ein Konsumprodukt, welches bereits gegenwärtig stärker besteuert wird, als Mineralöl - da beträgt ja der Steueranteil schon das X-fache des eigentlichen Werts...

    Ich persönlich halte vor allem sozialpolitisch eine weitere künstliche Verteuerung des Automobils für völlig falsch. Gesellschaftlich schädliches Verhalten sollte kein Privileg von Leuten mit ausreichend dicken Brieftaschen sein. Die Arbeitsmarktpolitik in D ist grausig und verlangt von Menschen unheimlich viel ab; den Niedriglöhner trifft es dann nämlich als Ersten. Oder denjenigen, der aus gesundheitlichen Gründen nicht drauf verzichten kann. Die fahren auch eher keinen fetten, spritfressenden SUV. Kann ja sein, dass manch grüner Öko, der trotzdem ein Auto hat, einen hoch höheren Benzinpreis verkraften und meint, sich so ein gutes Gewissen erkaufen zu können...

    SO wird das Auto seinen immensen Wert als Statussymbol eher nicht verlieren!

    Ökonomisch kann jedenfalls wohl gar nichts gegen das Verkehrsmittel Fahrrad anstinken; mit keinem kommt man mit einem derart geringen finanziellen Aufwand so weit wie mit einem Fahrrad. Man müsste es nur wollen...

  • In Groningen z.B. siehst Du, wie es geht. Der Grenznutzen des Autos ist dort in der Innenstadt niedriger als der des Rades. Du kommst halt mit dem Auto nicht schneller ans Ziel - und wenn Du dort bist kannst Du nicht parken. Also bleiben die Autos vor der Stadt und die Menschen gehen oder fahren Rad. Build it and they will come läuft doch auch nicht. Wir hatten doch letztens diese Kleinstadt in England die in den 50er Jahren autogerecht und mit brauchbarer Fahrradinfrastruktur gebaut wurde - da fährt kein Mensch mit dem Rad.

    Edith: hier noch der Link zu dem Guardian Artikel: https://www.theguardian.com/cities/2017/se…opped-stevenage

    Einmal editiert, zuletzt von geisterradler (22. Januar 2019 um 12:35)

  • Und ehrlich, ich fahre gerne mit dem Fahrrad. Aber wenn ein Auto vor der Tür steht, ist die Versuchung, damit einfach zum verdammten Bäcker 1200m die Straße runter zu fahren, einfach da. Und wir sind letztlich mit dem Auto zum Bäcker gefahren.

    Meine persönliche Schmerzgrenze für's zu-Fuß-gehen sind ca. 500m (Außer ich will's unbedingt, dann sind auch mal 10km drin). Alles darüber fahr ich dann, also Fahrrad oder Auto, was ich gerade da hab.

    Ich vermute mal du hattest an deinem Urlaubsort kein (benutzbares) Fahrrad? Hättest du deines mitgehabt, wärst du damit zum Bäcker gefahren?

    Außerdem kommen dann auch noch andere gesellschaftliche Umstände hinzu, die auch mich dazu brachten, bspw. in den allermeisten Fällen die 7 km zur Arbeit mit dem Auto - und nicht mit dem Rad zu fahren. Mir war z. B. die Fahrt in gesellschaftlich akzeptierten, "klassischen" Alltags-Klamotten einfach zu unbequem. Umziehen für die kurze Strecke aber ebenfalls unnötig und zu zeitraubend. Solange man also am Arbeitsplatz nicht in gemütlichen Shorts akzeptiert wird...!

    Ich fahr derzeit die 5km mit dem Rad zur Arbeit. Meistens sogar mit Hemd. Muss mich dann aber zurücknehmen, um nicht gar zu verschwitzt anzukommen. Muss mal schauen wie das im Sommer wird; den Job hab ich erst seit Kurzem.

    Für mich ist Radfahren mehr eine ökonomische Betrachtung. Bei mir vor der Tür ist alles zugeparkt. Es gibt in Hamburg viel Stau. Bei meinem neuen Job ist alles noch viel schlimmer zugeparkt. Ich will mir gar nicht ausrechnen, was ich auf dem Weg durch das Auto an Lebenszeit verlieren würde. Und Geld kostet's ohnehin sehr viel mehr.

    Ansonsten steig ich aus Bequemlichkeit (und Zeitgründe) gerne ins Flugzeug anstatt mit der Bahn zu fahren. Ich muss vermutlich demnächst wieder Richtung Bodensee. Gibt wieder Direktflüge ohne Umstieg in Frankfurt. Tür zu Tür ca. 3.5h, mit Bahn 9-10h.

    Bei meinem Vorletzten Job bin ich auch lieber 20km mit dem Auto in 25-30 min gefahren anstatt 2 Stunden (sic!) mit den Öffis.

    Letztlich brauchen wir beides: Autofahren und Fliegen muss unattraktiver werden. Und die Alternativen müssen besser werden.

    Davon ab: Autofahren ist bequem und macht Spaß. Aber die ökonomischen Gründe überwiegen für mich im Moment zu sehr.

    Ich persönlich halte vor allem sozialpolitisch eine weitere künstliche Verteuerung des Automobils für völlig falsch. Gesellschaftlich schädliches Verhalten sollte kein Privileg von Leuten mit ausreichend dicken Brieftaschen sein. Die Arbeitsmarktpolitik in D ist grausig und verlangt von Menschen unheimlich viel ab; den Niedriglöhner trifft es dann nämlich als Ersten. Oder denjenigen, der aus gesundheitlichen Gründen nicht drauf verzichten kann.

    Du brauchst irgendwelche Steuermechanismen. Der über Geld ist simpel und funktioniert.

    Wer aus gesundheitlichen Gründen auf ein KFZ angewiesen ist, soll entsprechende Steuererleichterungen bekommen.

    Wer aus beruflichen Gründen ein KFZ braucht, soll das vom Arbeitgeber gestellt/bezahlt bekommen.

    Alle anderen müssen zahlen oder verzichten.

    Wenn für schädliches Verhalten deutlich mehr Steuern gezahlt werden als Schaden angerichtet wird, ist das für mich in Ordnung.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Für mich ist Radfahren mehr eine ökonomische Betrachtung. Bei mir vor der Tür ist alles zugeparkt. Es gibt in Hamburg viel Stau.

    Verkehrsprobleme haben oft als Hauptursache unmenschliche Bevölkerungsdichten. Daran wird aber oft kein Gedanke verschwendet. Dabei läge auch da ein nicht unerheblicher Teil der Lösung...

    Ich lebe ja in der pfälzischen "Provinz" - und da ist das alles schlicht kein Problem. Allerdings bist du auf dem Land ohne Auto ziemlich aufgeschmissen, da es in den Dörfern kaum noch Infrastruktur gibt. Vor allem durch neoliberale "Verwaltungsreformen" wird jene auch immer mehr zentralisiert. Musst du aufs Amt oder zum Gericht, artet das in eine halbe Weltreise aus. Grade auf dem Land wurden unzählige Bahnstrecken abgebaut und der ÖPNV ist eine Katastrophe. Die Leute da süffisant auf die Öffis zu verweisen, ist für mich zynisch! Ich fahre deshalb Rad, weil der öffentliche Nahverkehr für mich und mein Verkehrsbedürfnis indiskutabel unflexibel - und dazu auch noch schweinteteuer ist.

    Du brauchst irgendwelche Steuermechanismen. Der über Geld ist simpel und funktioniert.

    Mag sein. Er trifft aber alle gleichermaßen - und ist damit sozial ungerecht. Und jene mit wenig Geld am Allerersten. Keiner, der sich einen fetten SUV leistet, interessiert es, ob der Liter Sprit 1 Euro, 1,50 Euro oder 2 Euro kostet...

    Wer aus gesundheitlichen Gründen auf ein KFZ angewiesen ist, soll entsprechende Steuererleichterungen bekommen.

    Für "Steuererleichterungen" musst du erst einmal nennenswert Einkommensteuer zahlen. Das trifft am unteren Rand auf immer weniger Menschen zu. Beispiel Azubis: Wer da auch mal 20 oder 30 km pendeln muss, hat von den "Werbungskosten" nix, da er gar wegen der niedrigen Azubi-Entschädigung unterhalb des Grundfreibetrags gar keine ESt bezahlt.

    Wer aus beruflichen Gründen ein KFZ braucht, soll das vom Arbeitgeber gestellt/bezahlt bekommen.

    Du - wenn du so einen tollen Job hast, bei dem dir der Chef einen Dienstwagen bezahlt, freut mich das. Ich glaube aber kaum, dass man der Kassiererin im Supermarkt einen Pkw stellen wird, damit die zur Arbeit kommt. Wege zur Lohnarbeit sind "Privatvergnügen"! Überlege den Punkt vielleicht nochmal, ist es doch meines Erachtens grade die (nicht minder ungerechte) steuerliche Begünstigung(!) von Dienstwagen, die einen Großteil des Kfz-Wahns in D ausmacht!

    Wenn für schädliches Verhalten deutlich mehr Steuern gezahlt werden als Schaden angerichtet wird, ist das für mich in Ordnung.

    Nein, nicht dann, wenn das weite Bevölkerungsteile durch einen völligen Verzicht "bezahlen" müssen, weil Automobilität zum Luxus wird. Diese Ignoranz ist es, warum sehr viele Autofahrer einen Hass auf "Verkehrswende"-Prediger haben! Wenn das wirklich alles so schädlich ist, soll man die Eier haben und das allen gleichermaßen verbieten - dem Fahrer eines 20 Jahre alten Opels wie dem des Porsche-SUV; bspw. durch Fahrverbote in Innenstädten!

    Das halte ich wie bereits gesagt für unsozial. Vor allem dann, wenn man sich ja selber den Luxus leistet, aus reiner Bequemlichkeit mehr als fragwürdige (durch Steuerfreiheit subventionierte) Verkehrsmittel zu benutzen. :evil:

    Ansonsten steig ich aus Bequemlichkeit (und Zeitgründe) gerne ins Flugzeug anstatt mit der Bahn zu fahren.

    Ja. Du kannst es dir leisten. Andere nicht, für die ist schon ein Nahverkehrsticket zu teuer...

  • Ich persönlich halte vor allem sozialpolitisch eine weitere künstliche Verteuerung des Automobils für völlig falsch.

    Da haben wir wieder ein Dilemma :) Man weiß, dass es richtig wäre, aber man möchte es den Leute nicht zumuten.

    Unser Haus liegt 2m über NN. Wenn ich (Fahrrad sei Dank) lange gesund bleibe, werde ich noch erleben, wie es absäuft. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die große Sturmflut kommt, bei der der Deich nicht mehr hält. Fakt ist aber, dass im Falles des Falles unser Leben davon abhängt und auch das Leben der SUV-Fahrer und der Kleinwagenfahrer und der S-Bahn Nutzer. Bis die Oberpfalz absäuft, dauert es halt noch ein wenig länger.

    Und es sind nicht nur die steigenden Meeresspiegel und häufigere extreme Unwetter: Von der anderen Seite gräbt man von unten am Deichfuß. Nennt sich "Elbvertiefung", damit immer größere Containerschiffe in den Hamburger Hafen fahren können (Arbeitsplätze!) anstatt in die Tiefwasserhäfen in Bremerhaven und Wilhelmshaven (Arbeitsplätze?). Die wiederum sind für die Reedereien unattraktiv, weil als Folge der autofixierten Verkehrspolitik der letzten 70 Jahre die gute Bahnanbindung ans Hinterland fehlt.

    Und da soll ich nun Verständnis dafür haben, dass die Leute gerne mit dem Auto zum Bäcker fahren? Es läuft doch mächtig was falsch, was weit darüber hinaus geht, dass es ungerecht ist, wenn es sich die Leute nicht mehr leisten können, dort zu wohnen, wo sie arbeiten oder wenn sie keine Arbeit finden, wo sie wohnen und wenn es immer weiter heißt, dass es deswegen alles alternativlos sei.

    Was ich damit eigentlich sagen will: Es geht nicht um eine "künstliche Verteuerung" des Autos, sondern darum, den angerichteten Schaden den Verursachern in Rechnung zu stellen.

  • Ich halte gelegentliche Fahrten über Land mit dem Auto nicht für ein Problem. Ich hätte da auch kein schlechtes Gewissen.

    Als problematisch empfinde ich regelmäßige Fahrten durch (oder in) die Innenstadt. Das kann man durch Priosierung des ÖPNV und des Radverkers ändern. Aber dazu fehlt oft der Wille. Und wenn es doch gewollt ist, fehlt die Entschlossenheit, wie hier in Berlin.

    Mich stört dieses "Sozialargument", wenn es um die Steuerung des MIV durch Verteuerung geht. Ich finde, ein gut ausgestatteter ÖPNV ist in jedem Falle viel "sozialer" als ein gut ausgestatteter MIV.

    Ich bin für die gesamte Palette an Schreckensinstrumenten: City-Maut, höhere Steuern, weniger Parkplätze, Rad-infra zuugunsten KfZ-Infra , massiver Ausbau des ÖPNV usw. usw. Die Leute passen sich an die Infrastruktur an, die vorhanden ist. Es wird Auto gefahren, weil es geht. Geht es nicht, fahren die Leute anders. Also muss man dafür sorgen, dass Autofahren weniger flauscht.

    Ich besitze ein Auto. Ist aber mehr so ein Stehrümchen. Ohne Auto könnte ich meinem Sommerhobby nicht nachgehen. Da ich es so selten brauche, verleihe ich es privat über eine kommerzielle Plattform. Alltagswege mache ich immer mt dem Rad. Macht mehr Spaß.

  • Unser Haus liegt 2m über NN. Wenn ich (Fahrrad sei Dank) lange gesund bleibe, werde ich noch erleben, wie es absäuft.

    Das ist jetzt nicht gegen dich gerichtet, aber ich frage mich wieso man heutzutage immer mehr in "Problemregionen" Häuser und Städte baut? Sei es jetzt direkt am Meer, in den Alpen wo die Lawine runterkommt oder in der Nähe von Vulkanen. Früher hat man Bereiche gemieden in denen es in absehbarer Zeit zu eine Katastrophe kommen kann.

  • Moin,

    ja das ist halt das Thema. DMHH hat das schon recht gut beschrieben. Auto ist halt verdammt bequem!

    Familie mit Kindern: Spielzeug, Bücher, Windeln, Wechselklamotten, Karre oder Laufrad - alles ist irgendwie im Auto. Man muss weniger nachdenken was man mitnimmt oder was man anzieht.

    Und Stau gibt es ja nun wirklich nicht immer und überall. Sofern keine großen Staus zu befürchten sind und am Start und Ziel über einen Parkplatz nicht nachgedacht werden muss - klar nimmt man da das Auto wenn der Weg mit Fahrrad oder ÖPNV mindestens doppelt so lange dauert.

    Dazu muss man sich weder über Fahrzeiten, Fahrkarten oder Klamotten irgendwelche Gedanken machen.

    Rein betriebswirtschaftlich: Klar, das Auto ist teuer, aber wenn ich mit dem Rad oder ÖPNV deutlich länger brauche, ist einem das vielleicht auch Wert.

    Mein Beispiel: Meine täglichen 8km zum Bahnhof. Fahrrad 30min von Haustür bis Bahnsteig, Auto 15min von Haustür bis Bahnsteig (Stau gibt es da quasi nicht). In den 15min kann man bei 15€ pro Stunde netto 3,75€ verdienen. Das Auto kostet bei 0,30€ pro km aber "nur" 2,40€ pro Strecke.

    Das Ergebnis kann drehen wie man möchte mit "ist ja gleichzeitig auch Sport/Bewegung/Frischluft", "das Fahrrad kostet ja auch was" oder "Das Auto habe ich ja sowieso" (oder Spritpreise sind mir egal, ich tanke eh immer nur für 20€ ;) ).

    In den Ballungsräumen/Großstädten sieht die Rechnung natürlich anders aus, besonders wenn man in 45min mit dem Auto zum 100€ teuren Parkplatz fährt, den man genauso in der gleichen Zeit in der Kombi Fuß/Bus/Bahn/Rad erreichen könnte. Aber auch da gibt es Leute, denen die "Bequemlichkeit" und "Privatsphäre" das Wert ist. Hier sollte tatsächlich mit Fahrverboten/Einschränkungen und Verbesserung des ÖPNV (insbesondere gutes P+R für Einpendler) "nachgeholfen" werden.

    Klar ist, dass auf Langstrecken die Bahn attraktiver und das Auto unattraktiver gemacht werden muss (z.B. "einfach" durch eine Autobahnmaut). Flüge unter 500km verbieten und unter 1000km deutlich verteuern (mindestens das doppelte wie der Normalpreis der Bahn).

    Ich denke es muss ein grundsätzliches Umdenken stattfinden (auch gerne in Marketingkampagnen wie in Hamburg geplant), Radfahren wieder "cool" werden, ein gutes (E-)Bike auch als Statussymbol gelten dürfen. Bahn fahren wird ja schon gut beworben ("Die Zeit gehört mir") und tendenziell auch immer mehr angenommen.

    Warum wird im TV keine Werbung für E-Bikes gemacht? Weil die zahllosen Fahrrad-Hersteller im Vergleich zu BMW, VW usw. zu klein sind? Fahrräder in der Werbung sehe ich irgendwie immer nur in Spots für Versicherungen... Evtl. sollten sich mehrere große Fahrradhersteller mal zusammenschließen? E-Bikes deshalb weil dann viele "Nachteile" des Radfahrens wegfallen (Anstrengung, Schweiß, gefühlte Langsamkeit) und damit die Hemmschwelle vielleicht sinkt?

  • Ich fahre längere Strecken auch meist mit dem Auto (mit der Familie). Die Bahn verlangt mir für günstige Preise zu viel Vorlauf und Glück und mit viel Gepäck und mehrfachem Umsteigen ist das auch absolut kein Spaß. Und wenn man Pech hat, ist das Reservierungssystem ausgefallen und man steht mit Kind und Kegel im Gang. Für viel Geld.

  • Rein betriebswirtschaftlich: Klar, das Auto ist teuer

    In Vollkosten gerechnet sicherlich. Für die alltägliche Nutzungsentscheidung zählen aber nur die Grenzkosten. Da schaut die Rechnung noch schlechter aus.

    Bei uns sind es meist die Familienfahrten am Wochenende.

    z.B. 10 km eine Richtung innerhalb von Berlin:

    • 3 € für die Autofahrt, die noch dazu erst beim nächsten Tanken oder gar erst beim Verkauf des Autos fällig werden.
    • 14 € für vier Personen im ÖPNV.
  • Da wird es schon mit dem Fahrrad teils schwierig. Wenn ich mit dem Auto in die Arbeit fahre bin ich halt da. Wenn ich mit dem Rad komme habe ich relativ häufig (vermutlich größer 50% der Fälle) den Gedanken: "Na, einen Schokoriegel habe ich mir jetzt aber verdient". Das ist nicht ganz Streckenunabhängig, aber in die Arbeit reicht mir auf dem Rad aus.

    15 km Auto ~ 1 Liter Diesel. Das wären dann derzeit irgendwas um die 1,4€? Der Automat in der Kantine will auch schon einen Euro für die Schokolade..

  • Ich fahre längere Strecken auch meist mit dem Auto (mit der Familie). Die Bahn verlangt mir für günstige Preise zu viel Vorlauf und Glück und mit viel Gepäck und mehrfachem Umsteigen ist das auch absolut kein Spaß. Und wenn man Pech hat, ist das Reservierungssystem ausgefallen und man steht mit Kind und Kegel im Gang. Für viel Geld.

    Das geht mir auch als Alleinreisender so. Innerhalb Deutschlands ging es mit der Bahn ganz gut. Seitdem ich in der Schweiz wohne, nehme ich meist einen Mietwagen um meine Eltern zu besuchen, ganz selten mal die Lufthansa. Ist günstiger als die Bahn, schneller, ich kann ohne Probleme in Deutschland nochmal in den Supermarkt (da habe ich den Mietwagen schon halb wieder „drin“) und ich kann auf halber Strecke noch problemlos ohne Aufpreis meinen Bruder besuchen. Besonders schlimm ist es, seitdem die Bahn von Zürich nach München meistens einen Bus anstatt einem echten Zug einsetzt. Dann ist das Gepäck auf ein Stück beschränkt, man sitzt fürchterlich unbequem, einen Pappkarton darf man je nach Laune des Personals garnicht mitnehmen, eine Stunde Verspätung mit der Bayrischen Grenzpolizei ist auch oft mit dabei, und zum Umsteigen in München nimmt man dann noch die S-Bahn ...

  • Ja. Ist schon sehr bemerkenswert, wie viel mehr die Abgase im Winter stinken. Hat mich früher schon gewundert, woher das kommt.

    Wäre mal interessant zu wissen, ob das irgendein unvermeidlicher Effekt ist oder ob es die Thermofenster in der Abgasreinigung sind.

  • Uh, so unangenehm das Thema ist: ich vermute stark die Schleimhautfeuchtigkeit in der Nase ist im Winter höher. Weil kalt und Triefnase und so.

    Und der etwas unangenehme Teil dann jetzt: Deswegen stinkt ein Furz in der Dusche auch so viel mehr. Weil die Nase besser funktioniert. Bäh.

  • Ich bin offensichtlich komisch, meine Frau auch:

    Vor unserer Tür steht ein Fabia Kombi.

    Im Keller und vor der Tür für uns Vier 9 Fahrräder.

    Der Fabia stellt für mich so gut wie nie eine Verlockung dar. Ich bin noch nie unterwegs gewesen und habe mir gesagt: "Scheiße, wär' ich bloß mit dem Auto gefahren."

    Umgekehrt aber schon.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Ich bin noch nie unterwegs gewesen und habe mir gesagt: "Scheiße, wär' ich bloß mit dem Auto gefahren."

    Umgekehrt aber schon.

    Um ehrlich zu sein, ich hatte das bereits: Es waren 35°C, unerträglich schwül war es außerdem. Ich bin fast vom Rad gefallen. Ich hab es dann gelassen und schob die verbliebenen 5km ganz sachte nach Hause. Da sehnte ich wirklich einen PKW mit Klimaanlage herbei...

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)