Bike-Flash: Warnende LED für Kraftverkehr

  • Eine weitere Maßnahme, die allerdings jetzt nicht von dem Bezirksrat des betroffenen Stadtbezirks eingefordert wird (Vahrenwald), sondern vom Bezirksrat Mitte sieht die Installation von so genannten Bike-Flashs vor: "Nähert sich ein Radfahrer einer Kreuzung, blinken LED-Lampen in unterschiedlichen Höhen. Sie sollen Lastwagen und Autos beim Abbiegen warnen. Bike-Flash heißt das System. Der Bezirksrat Mitte will es in Hannover testen. Hätte es den tödlichen Unfall an der Vahrenwalder Straße verhindern können?" http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…ellen-schuetzen

    Diese Bike-Flashs sind Lampen, die aufleuchten, wenn sich ein Radfahrer einer Kreuzung nähert und abbiegende KFZ-Lenker auf den herannahenden Radfahrer aufmerksam machen sollen. Gibt's so was auch in Hamburg, bzw. wird das dort diskutiert?

    Die Erfindung kommt von einem Flensburger und entstand aus einem schlimmen Unfallereignis in Flensburg heraus: Das Flensburger Tageblatt berichtete darüber Anfang des Jahres. https://www.shz.de/lokales/flensb…id19151981.html


    Aber macht das überhaupt Sinn? Meine Befürchtung ist, dass dann Radfahrer an Kreuzungen, die nicht mit den sog. Bike-Flashs ausgestattet sind möglicherweise noch stärker gefährdet sein werden. Und eine weitere Befürchtung ist, dass solche Maßnahmen, die ja möglicherweise nur "Show" - in diesem Fall "Light-Show" - sind, die notwendige Diskussion über Reduktion des Verkehrs und/oder einen sicheren Güterverkehr im Keim ersticken.

    Mehr dazu auf http://bike-flash.de/ und bei http://itstartedwithafight.de/2018/02/23/ver…biegeunfaellen/

    Ich bin da ganz bei Daniel (dem Autoren von itstartedwithafight.de): Sofern die dort und in der Presse genannten 15k € für ein System (also 60k € für eine Kreuzung) stimmen, zeigt sich schon bei einer Hochrechnung für eine Stadt oder gar Großstadt, dass es in der Fläche ziemlich ins Geld gehen dürfte. Das Geld kann anderweitig wesentlich sinnvoller investiert werden, um die Verkehrssicherheit zu steigern. Außerdem hilft Bike-Flash nur dort, wo es verbaut ist, also nicht an anderen (gefährlichen) Einmündungen oder Ausfahrten (Firmen, Supermärkte …). Stattdessen sollte lieber Entwicklung und Einsatz entsprechender Systeme an Bord der Fahrzeuge gefordert und gefördert werden. Auch wenn das natürlich ebenfalls keine Ideallösung ist, weil nur wieder eine technische Lösung für Probleme gesucht wird, die man deutlich einfacher lösen könnte …

  • Also ich halte von solchen Zusatzsystemen wenig, da wird imho wieder nur an den Symptomen herum gedoktort. Ist aber keine richtige Lösung.

    Zum einen muss dieses Licht vom LKW/PKW Fahrer erst einmal wahrgenommen und dann auch noch richtig interpretiert werden. Zum anderen verschiebt es nur die Unfallschwerpunkte an Kreuzungen ohne ein solches Licht. Und dass das ganze Flächendeckend eingeführt halte ich im Moment für ausgeschlossen.

  • Vielen Dank für die Antworten zum "Bike-Flash". Das Kostenargument hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm. Die springende Frage beim Lostenargument ist ja die, ob man die Kosten der MIV-Förderung zurechnet oder der Radverkehrsförderung. Wenn's blöd läuft kommt dann raus: Wir haben ja schon sooooo viel Geld ausgegeben um den Radverkehr attraktiv zu machen ... Und in Wirklichkeit müsste das Geld für die Bike-Flashs der MIV-Förderung zugerechnet werden.

  • Meine Hauptbedenken wären eher, dass das System nichts nützt, da es immer noch davon abhängt, ob KFZ-Lenkende vernünftig schauen.

    Hier gibt es eine Kreuzung, wo Autos aus der Seitenstraße an einer gelb blinkenden Warnleuchte, einer eigenen Haltelinie und der Radwegmarkierung vorbeikommen. Leider halten die wenigsten an bevor sie zur Sichtlinie der Fahrbahn kommen.

  • Ich denke tatsächlich nicht, dass es was bringen würde. Ich werde überall nicht wahrgenommen, nicht nur an den Riesenkreuzungen – und es ist eigentlich immer eine Frage des Hinschauens. Neulich fuhr ich mit neonorangenem Helm (der weithin sichtbar ist, wie mir von mehreren unabhängigen Menschen berichtet wurde) im Kreisverkehr, eine ausfahrende Autofahrerin sah mir, ein einfahrender Autofahrer sah mich nicht, dabei war ich da echt gut sichtbar. Dem hätte auch so eine Blinkelampe nicht geholfen.

    Wer in Gedanken woanders ist, sieht nichts. Auch ich habe schon Sachen aus Träumerei nicht wahrgenommen – da hätten die Dinge auch blinken und hupen können...

    LG
    Anna

  • Eine vermutlich kostengünstigere Lösung als eine Bike-Flash-Anlage sind runde, ortsfeste Spiegel, die insbesondere LKW-Fahrern helfen sollen, Radfahrer zu erkennen, bevor sie abbiegen.

    Solche Spiegel wurden auch in Hannover an einzelnen Kreuzungen angebracht. Neulich ist mir mal wieder einer aufgefallen:

    Ort: Friedrichswall/Ecke Karmarschstraße

    Mir kommt es allerdings so vor, als sei der Spiegel auf dem Foto nicht optimal eingestellt. Aber mal angenommen die Position passt, wieviel bringt dann so ein Spiegel, der ja allemal kostengünstiger sein dürfte als die "Bike-Flash-Anlage"?

    In einem Bericht aus Freiburg, dort sollen mehr als 100 dieser Spiegel hängen, heißt es: "Eine private Initiative sorgt dafür, dass an gefährlichen Kreuzungen im Freiburger Stadtgebiet sogenannte Trixi-Spiegel aufgehängt werden. Mehr als 100 von ihnen hängen bereits – und die Unfallzahlen gehen zurück."

    Badische Zeitung vom 5.1.2010, https://www.badische-zeitung.de/freiburg/spieg…--25157148.html

  • Mir kommt es allerdings so vor, als sei der Spiegel auf dem Foto nicht optimal eingestellt.

    Problem erkannt.

    Reinigung, Instandhaltung, Abnahme, Dokumentation der Prüfung etc - bleibt alles bei der Stadt hängen.

    Und an Kreuzungen ohne Spiegel? da dürfen LKW nicht abbiegen?

    Technikhörigkeit.

  • Ich habe so meine Zweifel, das solche Spiegel wirkich helfen. Denn laut STVZO §56(1) müssen am Fahrzeug selbst schon genügend Spiegel vorhanden sein, um alles sehen zu können. Wenn "Tote-Winkel"-Unfälle passieren, sind diese Spiegel nicht oder nicht richtig benutzt worden. Ob da ein weiterer Spiegel, der zudem nicht immer vorhanden ist, auch (richtig) benutzt wird ?

    Thomas Schlüter hat in in seiner Auswertung von Radunfällen jedenfalls feststellen müssen, das in mindestens 6 Fällen , wo ein solcher Spiegel nach einem tödlichen Radunfall angebracht worden ist, an der gleichen Kreuzung ein weiterer tödlicher Radunfall stattgefunden hat.

    Einmal editiert, zuletzt von mkossmann (6. Juni 2018 um 09:30)

  • Diese Verkehrsspiegel wurden schon in einigen Städten getestet und die Wirksamkeit ist laut folgender Zusammenfassung eines ADFC-Vertreters „nicht erwiesen“: https://www.traumabiomechanik-gmttb.de/app/download/6…425555&mobile=1 (S. 12)

    In dem verlinkten pdf finden sich weitere Ansätze und jeweils eine kurze Bewertung dazu.

    Für mich bleibt’s dabei: Tiefergezogene Fenster oder gleich Glastüren wie bei Bussen und Abbiegeassistenzsysteme können sicherlich den ein oder anderen Unfall verhindern oder wenigstens entschärfen, aber wenn das Ziel tatsächlich die Vision Zero ist, muss man das Übel schon bei der Wurzel packen. Davon sind wir leider weit entfernt und auf der bundespolitischen Ebene dürfte diesbzgl. in den nächsten gut 3 Jahren leider sowieso Stillstand herrschen …

  • Wenn das Fahrerhaus des LKW so gebaut wäre, dass der LKW-Fahrer wie ein Omnibusfahrer in einem Niederflurbus sehr viel tiefer sitzen würde, dann würde das auch eine Menge bringen. Auf der Bilder-Suche danach bin ich auf diese Konstruktion im Wikipedia-Artikel über Fahrerhaus gestoßen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChr…sing_22_150.jpg

    Die tiefergezogenen Fenster, so steht es in dem von dir verlinkten ADFC-Bericht sind in verschiedenen anderen Ländern bereits Vorschrift. In Deutschland nicht. Und ich teile deine Befürchtung, dass es bei der gegenwärtigen Regierungskoalition keine Aussicht auf eine Verbesserung gibt und erst recht keine Aussicht darauf, dass Vorschriften erlassen werden, Fahrerhäuser so zu bauen, dass die LKW-Fahrer etwa in der Höhe eines PKW-Fahrers sitzen oder eines Niederflurbus-Fahrers.

    Im Gegenteil. So wie es aussieht werden bald die Fahrer von PKW so hoch sitzen wie die Fahrer konventioneller LKW.

    <Xhttps://www.motor-talk.de/news/ein-kings…289.html?page=3 <X

    Was den Artikel aus der Badischen Zeitung angeht: Das scheint ja dann mehr ein Gefälligkeits-Artiekl zu sein. Da kannte vielleicht wer aus der Gruppe, die sich um die "Trixie-Spiegel" bemühte, jemand aus der Redaktion.

  • Der Erfinder der Trixi-Spiegel kommt im nebenan verlinkten Beitrag von Spiegel-TV zu Wort. Seine Tochter Trixi hat den Unfall 1994 glücklicherweise schwer verletzt überlebt.

    Ich glaube i. ü. nicht, dass es sich um einen Gefälligkeitsartikel handelt. Die Spiegel können bei korrekter Installation, bei guter Pflege und höherem Bekanntheitsgrad in manchen (vielen?) Situationen sicher helfen. Nur kann auch das nur ein Zwischenschritt Richtung Vision Zero sein. Lkw (und auch andere Fahrzeuge) haben ja jetzt schon Spiegel, die viel zu oft nicht, unzureichend oder falsch genutzt werden … Die PM der Stadt Freiburg zur Evaluierung der Trixi-Spiegel durch die Uni KL spricht jedenfalls dafür, dass sie tatsächlich hilfreich sind. Dass es laut der oben verlinkten ADFC-Präsentation dennoch an entsprechend ausgerüsteten Kreuzungen zu Unfällen und Todesfällen gekommen ist, zeigt allerdings, dass die Spiegel trotz aller positiven Effekte nicht der Weisheit letzter Schluss sind.

    So lange sich Verkehrsströme kreuzen, ist stets Unfallrisiko-Management angesagt. Nah an 0 wird man mit all den hier diskutieren Maßnahmen allerdings nicht kommen. Und mal ganz ehrlich: Selbst wenn es keine toten Radfahrenden und Fußgängerinnen bei Unfällen durch rechtsabbiegende Lkw/Kfz mehr gäbe, wären da immer noch die Toten durch andere Verkehrsunfälle und über 100k Verletzte im Jahr – alleine bei den beiden Gruppen. Ein generelles Tempolimit von 30 innerorts wäre um Größenordnungen effektiver als wohl alle andere Maßnahmen zusammen, um Unfallfolgen und den volkswirtschaftlichen Schaden durch Kraftfahrzeugverkehr und die daraus resultierenden Unfälle wirksam zu reduzieren. Wenn sich das mal rumspräche und eine politische Mehrheit fände, die genug Cojones hätte, das gegen die Autolobby und einen wahrscheinlich nicht gerade kleinen Teil der Bevölkerung durchzusetzen, wäre schon verdammt viel gewonnen …

  • Hallo foobar, das hört sich jedoch natürlich wieder mehr so an, als sei es angebracht, die Trixi-Spiegel nicht nur in Freiburg flächendeckend zu installieren. Vielleicht sogar in Kombination mit den bike-flash-Lichtern?

    Aber das alles fände dann auf Kosten der Steuerzahler statt oder auf Kosten von privaten Initiativen. Die ersten hundert Trixie-Spiegel, so steht es in der Pressemitteilung der Stadt Freiburg, wurden vom örtlichen Rotary-Club finanziert. Die anderen von der Stadt und auch die Pflege der Spiegel bleibt wohl an der Stadt hängen. In der Summe aber immer noch volkswirtschaftlich günstiger als totgefahrene Radfahrer und Fußgänger.

    Was deine Forderung, "Ein generelles Tempolimit von 30 innerorts wäre um Größenordnungen effektiver als wohl alle andere Maßnahmen zusammen, ...", betrifft: volle Zustimmung meinerseits!

  • Trixi-Spiegel vs. Flashlight: Der Spiegel wird vor der Kreuzung angebracht und ist daher sichtbar, wenn der LKW-Fahrer sowieso versucht, um die Fahrzeugspiegel den Raum neben seinem Fahrzeug einzusehen.

    Vorteil: Es ist dann wie ein zusätzlicher Rückspiegel, der sich aber nicht dreht, wenn das Fahrzeug bereits in die Kurve einschwenkt und daher gibt es dann auch keinen toten Winkel. Den soll es zwar nicht geben mit korrekt eingestellten Spiegeln, aber spätestens in der Kurve nutzen die Spiegel am Fahrzeug überhaupt nichts mehr, egal, wie sie eingestellt sind.

    Nachteil: Wenn der Fahrer den zusätzlichen Trixi-Spiegel nicht beachtet, oder wenn er verdeckt ist oder der LKW bereits daran vorbei ist, nutzt er nichts.

    Das Flashlight ist -wie ich es verstanden habe- auf der gegenüberliegenden Seite angebracht.

    Vorteil: Wenn es richtig funktioniert, zieht es die Aufmerksamkeit des Fahrers auf sich, falls dieser sich vor dem Abbiegen nicht vergewissert hat, dass von hinten kein Radfahrer kommt. Nachteil: Wenn der LKW bereits in der Kurve ist, hat der Fahrer keine Chance mehr, über die Fahrzeugspiegel den Raum rechts neben seinem Fahrzeug einzusehen. Wenn der Fahrer erst mal 3 Fehlalarme des Flashlights erlebt hat, wird er dann trotzdem weiterfahren.

    Und noch ein mögliches Szenario stört mich an dem Flashlight: Radfahrer wird an einer Kreuzung ohne dieses Feature überfahren, "weil da nichts geblinkt hat".

  • Die meisten Rechtsabbieger-Unfälle basieren auf bewusster Fahrlässigkeit. "Es ist noch immer gutgegangen." Daraus resultiert dann zu hohe Geschwindigkeit, unterlassener Schulterblick, falsche Spiegelnutzung. Diese Unfälle werden mit keinem weiteren Hilfssystem verhindert.

    Und wenn der LKW-Fahrer nun zusätzlich in den Spiegel guckt, lässt er den von hinten kommenden Radling durch, überfährt dafür den von vorne kommenden. Denn der taucht in keinem seiner Spiegel auf. Oder, um um beim Thema zu bleiben. Für den blinkt der Bike-Flash nicht.

  • Ich habe es schon erlebt, dass ein LKW-Fahrer vor mir rechts abgebogen ist, obwohl ich ihm über seinen Außenspiegel vorher direkt in die Augen geschaut hatte. Ich war mir 100%ig sicher, dass er mich gesehen hat, aber er hat entweder durch mich hindurch geschaut oder sich auf das Recht des Stärkeren berufen.

  • Es hilft nur, entweder keine Geradeausradler neben Rechtsabbiegern zu führen oder die zeitliche Entflechtung durch LSA mit unterschiedlichen Grünphasen. Wem das zu viel Aufwand ist, der will auch keine Vision zero.

    bye
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  • Dann muss man Radfahren verbieten, bis nur noch autonome KFZ auf den Straßen sind.

    Oder die KFZ, bis sie autonom fahren können.

    Tut mir leid, aber man muss erst mal die Situationen so ändern, dass bei regelkonformem Verhalten nix passieren kann. Und dann gleichzeitig oder im zweiten Schritt dafür sorgen, dass die Regeltreue steigt. Wenn man nix ändert, weil sich eh keiner dran hält, kann man gleich Peacemaker verteilen.

    bye
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