Hamburg - Unfälle mit Radfahrern

  • Genau, Sichtfeldklassifizierung ist das Stichwort.

    Er muss in so viele Spiegel gleichzeitig gucken, dass er nicht alles wahrnehmen kann.

    Ich würde von einem "looked, but faild to see" Unfall ausgehen: Er hat in die Spiegel (Rampenspiegel, Weitwinkel,...) gesehen, aber den nachfolgenden Radfahrer nicht "erkannt" oder "wahrgenommen".


    Um beim Abbiegen in alle relevanten Spiegel zu schauen, wird eine Zeit von ca. 2 s benötigt (BG Verkehr 2016, S. 35 aus Terzis 2016). Bei den Analysen von Richter et al. (2014a, S. 89) wird für den Weitwinkelspiegel eine durchschnittliche Blickdauer von 0,7 s und für den Hauptaußenrückspiegel 0,43 s gemessen. Somit ergibt sich hier eine Blickdauer für die relevanten Spiegel von ca. 1,13 s. Die Zeiten der Blickzuwendungen des Nahbereichs- bzw. Anfahrspiegel und des Frontspiegels werden nicht explizit ausgewiesen. Einige Autoren geben zudem an, dass die Zeit zur Verarbeitung der Informationen während des Abbiegens zu gering ist, was mit Hilfe von Assistenzsystemen durchaus vereinfacht werden könnte (Hayo 2015, S. 72; Richter et al. 2014a, S. 89).

    (Masterarbeit aus Berlin, von Janina-Charline Michel)

    Dass er da einen nachfolgenden Radler übersieht, ist nicht erstaulich!

  • (C) LGV Hamburg, 20cm 2018, dl-de/by-2-0


    Wenn die Pressemitteilung stimmt, frage ich mich, warum der Unfall passiert ist.

    Warte, sie kam von rechts?

    Dann ist´s ja am ARAS, nicht am Radstreifen passiert, oder irre ich mich jetzt komplett?

    sie fuhr die Meeneknwiese entlang, ja? Hm, okay. Es ist ja auch quasi ein Radstreifen, dann hat nur keiner den ARAS mittig nutzen wollen?

  • Unabhängig davon ist aber eben die Sichtbarkeit der entscheidende Punkt...

    :/

    Radwege gehören nicht zum natürlichen Aufmerksamkeitsbereich von Kraftfahrern. Sie wieder in diesen aufzunehmen benötigt eine entsprechende Konditionierung oder wenigstens eine situative, bewusste Konzentration darauf. Das sind zusätzlichen Fehlerquellen, zusätzliche große Fehlerquellen.

    Und erst dann stellt sich die Frage nach Sichtbarkeit und Totem Winkel.

    Wenn es stimmt, dass der Fahrer erst einige Radfahrer durchgelassen hat und dann ..., ist es ein Zeichen dafür, dass er nur auf die ersten Radfahrer geachtet hat, die er leicht sehen konnte, und nicht die Radverkehrtanlage im Sinn hatte.

  • Das ist der Hauptvorteil von Schutzkreuzungen, dass du da mehr drauf achten kannst, wenn welche nachfolgen... Traurige Situation

    Ich halte niederländische Kreuzungen nicht für sicherer. Ich habe bisher keinen überzeugenden Nachweis gesehen. Vielmehr gibt es in Deutschland zahlreiche Konstellationen, wo Radfahrer auch genügend weit versetzt von der Fahrspur eine Fahrbahn kreuzen, auch wenn sich das nicht geschützte Kreuzung nennt.

    Blog-Beitrag zu niederländischen Kreuzungen (mobilogisch):

    Zitat

    Kernelement, das die Sicherheit verbessern soll, ist das Abrücken der Furt nach Außen. Die deutsche Variante gibt es schon lange als „Knotenpunkt mit weit abgerückter Fahrradfurt (> 4 m)“. Da sie in wissenschaftlichen Sicherheitsstudien insgesamt oft schlecht bis sehr schlecht abgeschnitten hat, wird sie von den hiesigen technischen Regelwerken (RASt 2006, ERA 2010 samt Vorgängerausgaben) nicht favorisiert – obwohl oder weil es sich um eine besonders autofreundliche Lösung handelt. Zur Absicherung der Rad- und Fußverkehre werden Teilaufpflasterungen empfohlen.(6) Die weite Abrückung der Furt hat einzelne Vorteile, sicherheitsmäßig aber bedeutsame Nachteile

  • Ich halte niederländische Kreuzungen nicht für sicherer.

    Ich auch nicht. Erstens gibt es keine typisch "niederländischen" Kreuzungen. Die haben da auch je nach Provinz und jeweiliger Mode im Baujahr einen riesigen Wildwuchs an diversen Führungsformen. Und zweitens halte ich auch die behauptete "Protection" für nicht nachgewiesen bzw. prinzipiell gar nicht nachweisbar. Der Grund dafür ist, dass die NL keine systematische landesweite Unfallaufnahme haben. Somit sind nachträgliche Analysen und Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Infrastuktur auf typische Unfallszenarien prinzipiell nicht möglich, und infolgedessen bewegen sich alle Angaben zur Verkehrssicherheit auf statistisch *sehr* dünnem Eis.

  • Ruhige Wohnstraße. Etliche Schilder mit 30 und was mit Kindern. Kind, 4 Jahre. Laufrad. Auto. Peng.

    „Offenbar war der Junge ohne auf den Verkehr zu achten vom Gehweg auf die Straße gefahren“, so ein Polizeisprecher.

    Offenbar war der Autofahrer ohne auf Kinder zu achten mit nicht angepasster Geschwindigkeit gefahren.

  • Zwar nicht Hamburg, aber im benachbarten Tornesch wurde gestern Abend eine 59-jährige Radfahrerin schwer verletzt: Unfall beim Abbiegen: Lastwagenfahrer übersieht Radfahrerin

    Der Lastkraftwagen bog von der Denkmalstraße nach rechts in die Pinneberger Straße ab, die Radfahrerin fuhr auf dem linksseitigen Radweg Richtung Prisdorf. Für Radfahrer sind in bester schleswig-holsteinischer Tradition auf beiden Seiten gemeinsame Fuß- und Radwege für beide Richtungen angeordnet.

  • Für Radfahrer sind in bester schleswig-holsteinischer Tradition auf beiden Seiten gemeinsame Fuß- und Radwege für beide Richtungen angeordnet

    Wenn man dabei das alte VZ244 entdeckt (Vorgänger vom 240 mit Fahrradsymbol oben), dann weiß man doch auch gleich, dass sich darum schon seit über 20 Jahren niemand mehr gekümmert hat.

    Dat hev wi scho jümmers so macht... :)

  • Dat hev wi scho jümmers so macht... :)

    Und das wird auch immer noch so sorgfältig gemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einer nennenswerten Zahl der schleswig-holsteinischen Straßenverkehrsbehörden eine hinreichende Untersuchung erfolgt ist, ob diese blau beschilderten Sonderwege überhaupt den Ansprüchen aus den Verwaltungsvorschriften genügen. In meiner Heimatstadt Rendsburg ist der örtliche ADFC auch ständig am Streiten über diese Zeichen 240, aber so richtig getan hat sich da bislang nichts entlang vieler Straßen.

  • Das ist aber kein rein schleswig-hollsteinisches Problem...

    Links das...

    und auf der gegenüberliegenden Seite das:

    Konsequent werden die viel zu schmalen Gehwege auch gleich noch in beiden Richtungen für Mofas freigegeben und zwischen den Gehwegen und der Fahrbahn befindet sich auf beiden Seiten der Straße ein jeweils 3m breiter Seitenstreifen. Die Leute, die so etwas angeordnet haben, wissen nicht einmal dass es eine Verwaltungsvorschrift gibt.

  • § 11 EBO:

    (7) Bahnübergänge dürfen gesichert werden1.bei schwachem Verkehr (Absatz 13) durch die Übersicht auf die Bahnstrecke (Absatz 12)

    ... und das Bild sieht nach freier Sicht aus.


    ... und wenn da jemand technische Sicherungen fordert, wird die Bahn den BÜ aus Kosntengründen eher ganz zumachen ...


    ... und helfen tut's auch nicht immer, gerade über ein anderes Forum gefunden

    Einmal editiert, zuletzt von Malte (8. Mai 2020 um 00:41) aus folgendem Grund: 2 Beiträge von Mueck mit diesem Beitrag zusammengefügt.