Google-Maps-Unfallkarte

  • Wie lange dauert sowas bei dir und inwieweit lässt es sich automatisieren?

    Hat schon ein paar Stunden gedauert. Ich hoffe, dass es, wenn die 2018er-Daten online gehen, wesentlich zügiger gehen wird, weil der Weg jetzt einmal etabliert ist.

    Im Endeffekt habe ich die opendata-csv-Dateien in Excel gefiltert auf [(Rad=1)+(mit Getöteten=1)] und die resultierenden je knapp 200 Fälle als einzelne Layer in QGIS importiert. Dann konnte ich durch Überlagerung mit dem entsprechenden Jahres-Layer meiner eigenen Sammlung erkennen, wo keine Übereinstimmung bestand. Am längsten hat es dann gedauert, einen Weg zu finden, die UTM-Koordinaten der Rohdaten in Dezimalgrad zu konvertieren, um aus diesen per Excel-"verketten" einen anklickbaren gmaps-URL zu erzeugen.

    Die Zeilen der fehlenden Einträge habe ich dann aus den Rohdaten herauskopiert, und in Excel sortiert nach weiteren Beteiligten, Unfallart und Unfalltyp. Bei [(IstRad=1) + (IstFuß/IstKrad/IstPKW/IstSonstige=0) + (Unfalltyp=1 oder 7; also Fahrunfall oder sonstiger Unfall)] wurde darauf geschlossen, dass es sich um einen Alleinunfall handelte.

    Bei allen anderen Fällen habe ich in Gmaps Orts- und Straßennamen herausgesucht und per Suchmaschine nach passenden Pressemeldungen im angegebenen Monat des betreffenden Jahres gesucht. Wo möglich habe ich dann die fehlenden Parameter für meine Datenbank ergänzt. Ansonsten habe ich nur die Angaben zu Unfalltyp und -art aus den Rohdaten so gut es ging in meine Kriterien "übersetzt". Letztere Fälle sind daran zu erkennen, dass die Quelle "statistikportal" im Kommentar genannt wird.

  • Die Daten für 2018 sind jetzt online: https://unfallatlas.statistikportal.de/_opendata2019.html

    ...und hier die aktualisierte Karte der Fahrrad-Längsverkehrsunfälle (Unfalltyp 6xx mit Unfallart 2 und 3 für Auffahren bzw. Nebeneinanderfahren) für alle drei Jahrgänge vereint, wie bisher mit gmaps Satelliten-Ansicht als Startkarte.

    Längsverkehr 2016-2018

    Da Berlin diesmal erstmals dabei ist, habe ich die 2018-Daten dafür auch vollständig in QGIS umgesetzt. Basemap ist hier OpenCycle-Map.

    Berlin

    Die unterlegten Karten können aber in beiden Fällen über die beiden Menüs oben bzw. unten rechts gewechselt werden.

  • Hallo und guten Tag,

    im Rahmen einer Bachelorthesis werde ich mich mit den Abbiegeunfällen beschäftigen und auf die Notwendigkeit von Protected Intersections eingehen.

    Die Unfalldaten habe ich mir bereits heruntergeladen und gefiltert nach:

    Uland=2 (Hamburg)

    Utyp=2 (Abbiegeunfall)

    IstRad=1 (Beteiligung Rad)

    Ukategorie=1,2 (Tote, Schwerverletzte)

    -> 46 Datensätze bis 2018

    Ich habe bei euch gelesen, dass man scheinbar die Linref-Daten nutzen kann, um dies in ein GIS zu bringen.

    Wie ist das möglich, um es in Google Maps, Q-GIS etc. anzuzeigen, wie hier über mir für Berlin dargestellt?

    Exakt so etwas stelle ich mir für Hamburg vor. D.h. Th(oma)s könntest du mir genauer erklären, wie dieser Schritt funktioniert?

    Gruß Michael

  • Notwendigkeit von Protected Intersections

    Hallo!

    Wenn du wissenschaftlich arbeitest, solltest du nicht von vornherein eine bestimmte Variante als notwendig erachten. Schau dir also bitte Vor- und Nachteile an, auch von anderen Varianten. Und versuch auch, aussagekräftige Unfallstatistiken zu finden.

    Ich bin zum Beispiel in den meisten Fällen kein Fan von "Protected XYZ", weil das eine Separierung mit sich bringt, die den Radverkehr enorm benachteiligen kann, z. B. durch kleine Verkehrsflächen, kurvige Wege, Dooring Zones, fehlender Winterdienst, fehlende Überholmöglichkeiten, schlechte Sichtbeziehungen, zeitraubende Wegebeziehungen, unfaire Ampelschaltungen, usw.

    Ob man so ein Konstrukt nun "Hochbordradweg", "Fußweg mit Strich" oder "Protected Bike Lane / Intersection" nennt, ist egal.

    Das Problem mit Abbiegeunfällen kann man evt. mit Technik lösen (Abbiegeassistenten in allen KFZ oder Notbremsautomaten). Oder durch andere Verkehrsführungen wie Kreisverkehre.

    Google Maps

    Igitt. Nutz lieber was auf Basis von OpenStreetMap. Eine recht simple Option ist https://umap.openstreetmap.de/en/map/new/

    Dort kannst du entweder die Punkte manuell setzen, oder eine Datei hochladen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • D.h. Th(oma)s könntest du mir genauer erklären, wie dieser Schritt funktioniert?

    Qgis hast du schon installiert? Als nächstes empfiehlt sich noch das Openlayers-Plugin für das Einbinden externer Karten (Openstreetmap, Opencyclemap, Bing/Google-Maps etc.) als separater Layer. Nützlich fürs Offline-Anzeigen sind zudem weitere Layer wie z.B. die deutschen Kreisgrenzen. Die gibt es, genau so wie die Topografische Karte Deutschlands, in den größeren Maßstäben kostenlos beim Bundesamt für Kartographie. Qgis arbeitet direkt mit den gepackten zip-Files.

    Sofern du die Karten nachher nur als Standbild brauchst und sie nicht dynamisch online anbieten möchtest, empfiehlt sich einfach der Import der vom Statistikportal angebotenen csv-Datei und ein halbwegs flotter PC. Das Filtern nach Unfalltyp, -art, bundesland, -gegner etc. kannst Du dann in Qgis nachträglich machen. Wenn du gefilterte csv verwenden möchtest (z.B. um das Datenvolumen für den upload in die kostenlose 50Mb-Version von qgiscloud möglichst gering zu halten), musst du vermeiden, dass Excel beim Speichern irgendwas an den Kommaeinstellungen zerschießt. Dadurch werden die Angaben in den Linref-Spalten unbrauchbar.

    Beim Einlesen der csv auf die richtige x/y-Zuordnung der Linref-Spalten achten und das korrekte Koordinatensystem (KBS) auswählen. Die Unfallatlas-Datei verwendet als KBS EPSG:3044, ETRS89/ETRS-TM32.

    HTH

  • [google Maps]

    Igitt. Nutz lieber was auf Basis von OpenStreetMap. Eine recht simple Option ist https://umap.openstreetmap.de/en/map/new/

    Dort kannst du entweder die Punkte manuell setzen, oder eine Datei hochladen.

    Für die genaue Analyse der konkreten Verkehrsführung vor Ort ist wohl das fotografische Luftbild unerlässlich. Gibt es da was aus dem "open"-Bereich, das von der Abdeckung und Auflösung auch nur annähernd den google-Produkten nahekommt?

    Als streetview-Ersatz (der zudem in vielen Fällen auch aktueller ist als die google-Bilder) werden immerhin die Tracks von Mapillary immer besser.

  • Gibt es da was aus dem "open"-Bereich, das von der Abdeckung und Auflösung auch nur annähernd den google-Produkten nahekommt?

    Ja, der LGV (Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung) Hamburg stellt sehr gute Luftbilder bereit. Die darf man kostenlos nutzen, solange man die Quelle benennt:

    Geoportal Hamburg mit DOP20 von Frühjahr 2018

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • im Rahmen einer Bachelorthesis werde ich mich mit den Abbiegeunfällen beschäftigen und auf die Notwendigkeit von Protected Intersections eingehen.

    Ich hoffe, dass nur die Formulierung unglücklich ist, denn ich stimme Gerhart zu. Nach der Formulierung klingt es nicht nach einem wissenschaftlichen Vorgehen.

    Was ist die konkrete Fragestellung deiner Arbeit? Mit welchen Mitteln möchtest du die Fragestellung bearbeiten? Was ist dein derzeitiger Stand?

  • Ich hoffe, dass nur die Formulierung unglücklich ist, denn ich stimme Gerhart zu. Nach der Formulierung klingt es nicht nach einem wissenschaftlichen Vorgehen.

    Was ist die konkrete Fragestellung deiner Arbeit? Mit welchen Mitteln möchtest du die Fragestellung bearbeiten? Was ist dein derzeitiger Stand?

    Ja, die Formulierung war sehr kurz gehalten und nicht komplett betrachtet.

    Die Frage zielt letztendlich weniger auf den Sinn oder Unsinn dieser Kreuzungsform ab, sondern eher auf die mögliche Umsetzung in Hamburg (Platz, Unfälle,...).

    Damit will ich euch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht quälen. Ich persönlich habe bereits im Büro an Vor und Nachteilen geforscht, Sichtbeziehungen analysiert usw.

    Danke aber auch für Antworten in dem Bereich, ich werde das berücksichtigen. Aber die Notwendigkeit davon soll nicht wesentlicher Bestandteil sein.

    Th(oma)s danke dir für die detaillierte Erklärung, das werde ich die nächsten Tage mal angehen.

    Offline und stationär wäre prinzipiell ausreichend.

    Gruß Michael

  • Ja, die Formulierung war sehr kurz gehalten und nicht komplett betrachtet.

    Die Frage zielt letztendlich weniger auf den Sinn oder Unsinn dieser Kreuzungsform ab, sondern eher auf die mögliche Umsetzung in Hamburg (Platz, Unfälle,...).

    Damit will ich euch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht quälen. Ich persönlich habe bereits im Büro an Vor und Nachteilen geforscht, Sichtbeziehungen analysiert usw.

    Danke aber auch für Antworten in dem Bereich, ich werde das berücksichtigen. Aber die Notwendigkeit davon soll nicht wesentlicher Bestandteil sein.

    "Protected Intersections" - das ist doch das Kreuzungsdesign, bei dem Radfahrer zwei S-Kurven fahren müssen, wenn sie geradeaus wollen und PKW-Fahrer den Abbiegevorgang schon beendet haben, bevor sie die Radfurt erreichen, richtig? Und in welcher Position befindet sich dann das Führerhaus eines Müll-Lkw oder eines Sattelschleppers? Antwort siehe Rüterstraße/Wendemuthstraße.

  • Es geht nicht genau über Unfälle, aber über Gefahrenstellen im Allgemeinen. Leider nehmen bislang nur fünf Städte daran teil, weil dazu ein Ansprechpartner im jeweiligen Ort notwendig ist, der sich dann um die Beseitigung der Gefahrenstellen kümmert:

    Alle interessierten Fahrradfahrerer*innen sind herzlich eingeladen, die kostenlose App auf dem Smartphone zu installieren und so unkompliziert einen wichtigen Teil zu dem Forschungsprojekt für mehr Sicherheit im Radverkehr beizutragen.

    Im Projekt SimRa sammeln wir – auf datenschutzkompatible Art und Weise – Daten darüber, wo es in der Stadt für Radfahrende zu Gefahrenhäufungen kommt, welcher Art diese sind, ob diese zeitlich oder lokal gehäuft auftreten und wo sich die Hauptverkehrsflüsse auf dem Rad bewegen. Hierfür wurde im Projekt eine Smartphone-App entwickelt, die mittels GPS-Daten Fahrtrouten aufzeichnet und dabei Beschleunigungssensoren zum Detektieren von Gefahrensituationen nutzt – bspw. plötzliches Bremsen, Ausweichen oder gar einen Sturz. Im Anschluss an die Fahrt werden Radfahrende gebeten, diese detektierten Gefahrensituationen zu kategorisieren und zu annotieren, etwaige nicht detektierte Gefahrensituationen zu ergänzen und einen Upload auf die Projektserver frei zu geben.

    Kiel oder Hamburg stehen bislang nicht auf der Liste, aber vielleicht hat ja jemand Lust, das einmal auszuprobieren.

  • Ich staune ja gerade, wie viele verschiedene Anbieter zu diesen Unfallkarten im Netz herumschwirren. Greenpeace hat eine Karte, Fixmyberlin zeigt auch noch Planungen mit an, dann gibt es noch die Meldeplattform Radverkehr. Der Mängelmelder wird unter anderem vom ADFC Bremen genutzt, während NahverkehrHamburg vor einigen Jahren Radwegmängel auf Basis von Mark-A-Spot sammelte.

    Ganz sicher hat jedes dieser Werkzeuge seine Berechtigung, jedes seine Vor- und jedes seine Nachteile. Aber ich habe den Eindruck, dass diese Karten momentan nur zum Einsatz kommen, um, ich formuliere es mal bösartig, etwas Aktionismus vorzutäuschen und beispielsweise Mängel zu sammeln, die man dann als Medium in einem oder mehreren Artikeln zu publizieren. So wie es NahverkehrHamburg damals in sorgfältig aufbereiteten Artikeln vorgemacht hat ist das natürlich legitim und bietet einen echten Mehrwert, aber irgendwie denke ich mir: Schade um die ganzen Daten, die in sich abgeschlossen in jeder dieser einzelnen Karten-Installationen herumliegen und nicht genutzt werden.

    Es gibt einen relativ etablierten Standard namens Open311, mit der sich genau diese Art von Daten austauschen lassen. Damit ließen sich die ganzen Daten — theoretisch — sammeln, aggregieren und zu einer echten Prioritätenliste ausarbeiten, mit der man dann gegenüber den Kommunen oder Straßenverkehrsbehörden argumentieren könnte.

    Aber ich habe das Gefühl, dass die Daten momentan mehr oder weniger fleißig gesammelt, aber nicht für wesentliche Verbesserungen im Straßenverkehr genutzt werden. Und das ist eigentlich sehr schade.

  • Spannend. Ich hatte erst letzte Woche über so eine Karte nachgedacht - die gab es in Nürnberg irgendwann einmal, ich habe dort auch fleißig Problemstellen eingetragen und angeblich hatte die Stadt die Karte auch im Blick - sagte der Betreiber, glaube ich.

    Nun bin ich eben einige der selteneren Routen wieder gefahren und habe festgstellt, dass an mindestens zwei Stellen meine Probleme behoben wurden. Die Sturzgefahr im Hummelsteiner Weg ist weg und der Radweg entlang der Münchner Straße ist saniert worden. Allein, ich habe völlig vergessen wie die Karte zu finden war. Also kein Bookmark mehr, keinen Betreiber mehr im Kopf und so richtig neu suchen bin ich auch zu faul. Ich hätte aber die Mängel von damals schon gerne als "erledigt" abgehakt.

    Online-Aktionismus in diesem Fall nicht ideal - wenn die Karte heute einer anschaut sind dort (vielleicht? wahrscheinlich?) mehr Probleme zu sehen als tatsächlich existieren.