Woche 17 vom 21. bis 27. April 2025

  • Könnte ich verstehen, wenn die Unfallzahlen stärker steigen als die Zunahme des Radverkehrs. Ist aber nicht so.

    Was vermutest du? Woran liegt es, dass die Radverkehr-Unfallzahlen nicht stärker steigen, als die Zunahme des Radverkehrs das erwarten lassen würde?

    Oder dieselbe Problematik noch mal anders formuliert: Der Radverkehr nimmt zu. Die Unfallzahlen nehmen allerdings nicht im selben Maße zu, wie der Fahrradverkehr. Wie kommt das?

    Ich vermute, dass es ganz normal ist, dass bis zu einem bestimmten Zeitpunkt die Zunahme des Fahrradverkehrs einhergeht mit einer Abnahme der Radverkehr-Unfallzahlen, insbesondere von Fahrrad-Auto-Unfällen. Ich erkläre mir das so: Wenn Autofahrer*innen nur sehr vereinzelt hin und wieder mal Fahrradfahrer*innen begegnen, dann ist für den Radverkehrsteilnehmer die Gefahr sehr groß, dass er in brenzligen Situationen übersehen wird.

    Rechnet aber der Autofahrer jederzeit mit Fahrradverkehr, weil der allgegenwärtig ist, dann reduziert das die Unfallgefahr für die Radverkehrsteilnehmer.

    Das kann zunächst sogar so weit gehen, dass bei einer Zunahme des Radverkehrs nicht nur die relativen, sondern auch die absoluten Unfallzahlen mit Fahrradbeteiligung zurückgehen unter ein Niveau, das zuvor bestand, als nur sehr wenige Fahrradfahrer*innen unterwegs waren.

    Die oben aufgestellte Vermutung ist unabhängig davon, ob eine spezielle Radverkehrs-Infrastruktur besteht oder nicht.

  • Die oben aufgestellte Vermutung ist unabhängig davon, ob eine spezielle Radverkehrs-Infrastruktur besteht oder nicht.

    Du versuchst grrade, „Safety in Numbers“ (SiN) nachzuerzählen. Wobei der zitierte Satz unlogisch ist. Um Radverkehr auf der Fahrbahn nicht zu übersehen, muss niemand aktiv mit muskelbetriebenen Zweirädern dort rechnen. Pflichtgemäße Aufmerksamkeit dem Verkehrsgeschehen zu widmen reicht dann aus. Bei Radverkehrsanlagen braucht es allerdings tatsächlich einer besonderen Schulung, weil dann plötzlich Fahrzeugverkehr auch an gänzlich unerwarteten Stellen auftauchen kann.

    Was bei SiN im Radverkehr stark unterschätzt wird, ist die Rolle der Er-Fahrung auf Seiten der Radfahrer selbst. Fahrzeugbeherrschung ist erstens bei einem einspurigen Zweirad essentiell für Unfallfreiheit. Abgesehen davon bringt zweitens viel Fahrpraxis auch einen 6. Sinn für das Antizipieren fremder Fehler, insbesondere bei Radverkehrsanlagen.

    Egal, ob SiN und/oder objektiv bessere Verkehrssicherheit, die langfristige Unfallentwicklung in D zeigt, dass Unfälle Fahrrad-KFZ im Lauf der Jahre fahrleistungsbereinigt stark abnehmen. 2024 setzt den Trend nahtlos fort. Als Fahrradverband könnte man solche Details kennen, und ich würde sie als Funktionär sowohl zur Eigenwerbung benutzen, als auch fürs Kampaigning um das Einfangen der „Interested but Concerned“.

  • Abgesehen davon bringt zweitens viel Fahrpraxis auch einen 6. Sinn für das Antizipieren fremder Fehler, insbesondere bei Radverkehrsanlagen.

    Was meiner Beobachtung nach allerdings auch hinzukommt, ist eine große Sorglosigkeit von Radfahrern auf Radverkehrsanlagen. Die gefühlte Sicherheit verleitet dazu, Dinge zu tun, die sie auf der Fahrbahn niemals tun würden.

    Wenn ich mit Leuten über ihre Erfahrungen auf "Radwegen" spreche, kommen die wenigsten von alleine darauf, dass viele der Situationen, die sie schon bewusst als gefährlich wahrnehmen, auf der Fahrbahn gar nicht erst eingetreten wären. Stattdessen glauben sie, dass es auf der Fahrbahn noch viel schlimmer wäre.

    Beides wird durch die "wir brauchen mehr Radwege, damit Radfahren endlich sicher wird"-Kampagnen des ADFC noch verstärkt.

  • Dem ADFC zu unterstellen, weil er bequeme und sichere Fahrradwege fordert, mache er das Fahrradfahren unsicher, halte ich für unzutreffend. Und die angeführten Belege geben das nicht her.

    Auffällig in der aktuellen Unfallentwicklung im Fahrradverkehr ist eine Zunahme der Pedelec-Unfälle, insbesondere der tödlichen Pedelec-Unfälle.

    Da ist es schon schwierig, das genau darzustellen. Betrachtet man beispielsweise die Unfallentwicklung bei den "Bio-bikes" ist diese derzeit rückläufig. Dabei müsste man aber wieder sehr genau unterscheiden, ob lediglich die absoluten Zahlen rückläufig sind oder auch die relativen Zahlen gemessen entweder an Zahl der gefahrenen Personenkilometer oder gemessen an der Zeit, die Menschen auf dem Fahrrad verbracht haben.

    Plausibel ist folgende Überlegung: Wer bisher eine halbe Stunde pro Tag mit dem Fahrrad ("Bio-bike") gefahren ist und neuerdings mit dem Pedelec unterwegs ist, der legt eine circa eineinhalbmal so lange Wegstrecke zurück. Statt bisher 7-8 km jetzt etwa 11-12 km. Das steigert in doppelter Hinsicht die Gefahr von Unfällen: Mit dem Pedelec fährt man schneller und in derselben Zeit größere Strecken.

    Plausibel ist ferner, dass die Nutzung des Fahrrades deutlich zurückgegangen ist und stattdessen von vielen das Pedelec benutzt wird. Plausibel ist auch, dass dadurch eine insgesamt höhere Kilometerleistung erzielt wird. Ob aber tatsächlich mehr Leute Fahrrad fahren oder ob die Leute mehr Zeit auf dem Fahrrad verbringen, könnte man nur ermitteln, wenn man genau die Zeit-Dauer der Fahrradnutzung betrachtet.

    Als Vertreter eines Fahrrad-Interessenverbandes, der daran interessiert ist, möglichst viele Menschen für das Fahrradfahren zu begeistern, halte ich solche Hinweise für absolut kontraproduktiv:

    Fahrzeugbeherrschung ist erstens bei einem einspurigen Zweirad essentiell für Unfallfreiheit.

    Das würde doch bedeuten, dass ein Vertreter eins Fahrradverbandes anderen sagt: Sieh erst mal zu, dass du richtig Fahrradfahren lernst, dann brauchst du auch keine Angst vor Unfällen zu haben. Wenn du dazu gehören willst, dann streng dich ordentlich an und trainiere das Fahrradfahren. Das begeistert viele Menschen nicht und schreckt nicht wenige nachhaltig ab, weil sie keine Lust haben auf so eine elitäre Veranstaltung. Was den ADFC meines Erachtens stetig ausgezeichnet hat und auch weiterhin auszeichnet ist, dass er nicht so auftritt wie zum Beispiel ein Sportverein, dem es darum geht Spielernachwuchs heranzuziehen. Vielmehr vertritt der ADFC die Position, dass das Fahrradfahren für alle Menschen eine gute und sichere Fortbewegungsart darstellen muss und dass dafür die Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Und Fahrradgewöhnungstraining und Fahrradsicherheitstraining ist dabei nur ein Standbein. Wichtig ist insbesondere, die Verkehrsinfrastruktur so zu gestalten, dass sich Menschen dazu eingeladen fühlen, das Fahrrad zu nutzen.

    Egal, ob SiN und/oder objektiv bessere Verkehrssicherheit, die langfristige Unfallentwicklung in D zeigt, dass Unfälle Fahrrad-KFZ im Lauf der Jahre fahrleistungsbereinigt stark abnehmen. 2024 setzt den Trend nahtlos fort. Als Fahrradverband könnte man solche Details kennen, und ich würde sie als Funktionär sowohl zur Eigenwerbung benutzen, als auch fürs Kampaigning um das Einfangen der „Interested but Concerned“.

    Meinst du mit "fahrleistungsbereinigt", die Fahrleistung gemessen in Kilometer oder gemessen in Stunden, die auf dem Fahrrad zugebracht werden?

    Das macht einen Unterschied. Es muss darum gehen, die Menschen auf's Rad zu bringen, unabhängig von Kilometerleistungen. Wenn wenige Menschen große Fahrrad-Kilometerleistungen erbringen, ohne dabei Unfälle zu bauen, ist das erfreulich. Wichtiger aber ist, dass möglichst viele Menschen möglichst unfallfrei Fahrrad fahren.

    Und es genügt auch nicht der Hinweis, dass "Fahrleistungs-bereinigt" weniger Fahrrad-Unfälle passieren. Wie würdest du als Funktionär denn das als Werbung nutzen wollen: Etwa so: ;) "Das Statistische Bundesamt Destatis meldet heute neue Daten zu Fahrradunfällen. Demnach ist die Zahl der getöteten Radfahrenden zwischen 2014 und 2024 gegen den Trend gestiegen." :(

    Destatis: Zahl der getöteten Radfahrenden steigt / ADFC fordert sichere Radwege
    Fahrradunfälle 2014-2024: Destatis meldet heute, dass die Zahl der getöteten Radfahrenden gegen den Trend ansteigt. Der ADFC kommentiert.
    www.adfc.de

    ;)"Aber macht euch nichts draus, dafür sind wir Fahrradfahrenden in den letzten zehn Jahren ja auch deutlich mehr Kilometer gefahren. Und von denen, die dabei auf der Strecke geblieben sind, sind eh viele selber Schuld dran. Und dass die Bundesregierung sich der Vision Zero verpflichtet fühlt, darf man nicht allzu eng sehen. Das ist sowieso illusorisch." ;)

  • Es werden halt immer mehr Pedelces. Also steigt auch der Anteil an Unfällen mit den Dingern. Wenn die Hälfte der Radfahrer mit Pedelecs unterwegs sind, liegt es nahe dass dann auch ähnlich viele in Unfälle verwickelt wären wie Bio-Bikes.

    Wahrscheinlich sogar mehr, denn bei den Pedelecs ist die Anzahl an älteren Nutzer deutlich größer, und die sind sowieso mehr vertreten in der Unfall-Statistik.

    Insofern ist es völlig normal, wenig verwunderlich und erwartbar -> je größer der Anteil an elektrisch unterstützten Radln, je größer die Beteiligung an Unfällen.

    Der ADFC fordert sichere Radanlagen, aber der Aufwand dafür ist in der Regel völlig unrealistisch.

    Das würde bedeuten entweder völlig eigene Wege/Routen. Das gibt es in der Regel schon, wo vorhanden. Oder an Kreuzungen getrennte Freigabe der Verkehre. Und das macht die Kreungen sehr viel weniger Leistungsfähig.

  • Stattdessen glauben sie, dass es auf der Fahrbahn noch viel schlimmer wäre.

    So ist es ja auch. Weil auf der Fahrbahn jederzeit jemand anderes (!) einen tödlichen Fehler verursachen kann – ja, das Risiko ist gering, aber es ist eben da und ich kann daran auch nichts ändern, außer eben auf dem Radweg zu fahren. Auf dem Radweg muss ich an Einmündungen und vielleicht noch bei Gegenverkehr aufpassen und hab bis zur nächsten meine Ruhe. Genau so funktioniert nämlich das menschliche Gehirn: Kurz konzentrieren, danach "entspannt vor sich hin fahren". Gerade außerorts sind oft etliche Kilometer zwischen den Punkten, wo man aufpassen muss – dazwischen kann ich entspannen und nicht wie ein Adrenalin-Junkie ständig auf Alarm sein.

    Und ja, ich rede von Radwegen, nicht von "benutzungspflichtigen Gehwegen", wie es sie in den Dörfern dazwischen leider immer wieder gibt – Fahrbahnradeln wäre dort aber immer noch nicht die bessere Option, weil die ganze Ortsdurchfahrt nach dem Motto "wir opfern uns gerne dem schnellen Autoverkehr" gestaltet wurde.

    Zu den gängigen Fehleinschätzungen gehört ja auch, dass "Beinaheunfälle" als Fehler angesehen werden. Tatsächlich sind sie aber ein Feature: Denn sie bedeuten, dass dieser Konfliktpunkt so gestaltet wurde, dass ein Fehler eines Verkehrsteilnehmers durch die Aufmerksamkeit eines anderen kompensiert werden kann.

    Um Radverkehr auf der Fahrbahn nicht zu übersehen, muss niemand aktiv mit muskelbetriebenen Zweirädern dort rechnen. Pflichtgemäße Aufmerksamkeit dem Verkehrsgeschehen zu widmen reicht dann aus.

    Diese "Pflichtgemäße Aufmerksamkeit" existiert nicht. Sie ist eine Wunschvorstellung von Verkehrsplanern, die ständig von allen (!) Verkehrsteilnehmern missachtet wird. Meist passiert nichts, weil die Annahme "da wird schon keiner kommen" richtig war; in anderen Fällen kann die eigene Unaufmerksamkeit durch das Verhalten anderer (inklusive ALLER Verkehrsregeln) kompensiert werden. Und in (mindestens) 2 Millionen Fällen jährlich geht's schief.

    Das macht einen Unterschied. Es muss darum gehen, die Menschen auf's Rad zu bringen, unabhängig von Kilometerleistungen.

    Richtig. Und dafür müssen wir von dieser "Radfahren ist gefährlich" oder gar "…wird immer gefährlicher" Rhetorik weg.

    Dazu kommt noch, dass Gefahrenstellen nicht da sind, wo es die Angst-Lobby gerne behauptet (das gilt übrigens für beide Richtungen): Unfälle außerorts werden von zwei Szenarien dominiert: "Radfahrer quert Hauptstraße und wird von rechts abgeräumt, weil er die Lücke falsch eingeschätzt hat" und "Autofahrer rammt Radfahrer auf Nebenstraße, weil er dachte, er wäre alleine unterwegs". Die Lösung für ersteres wären entweder beidseitige Radwege oder jede Menge Querungshilfen – und wo das fehlt, eben mehr Vorsicht bei den Radfahrern. Die Lösung für das zweite ist von der Annahme, dass geringer Verkehr eine Straße sicher macht (oft ist relativ zur Verkehrsmenge das Gegenteil der Fall!).

    Innerorts ist die Sache noch deutlicher: Erstmal gibt es einen massiven Rückgang tödlicher Kfz-Kollisionen insgesamt dort; und zwar vor allem sprunghaft von 2020 (144) auf 2021 (98), als einige Verkehrsregeln (Abbiegen mit Schrittgeschwindigkeit, Überholabstand) geändert wurden. Und an "fehlenden Radwegen" liegen die wenigsten davon – wenn an Hauptstraßen Radwege fehlen, werden sie von Radfahrern idr. gemieden (ob das gut ist, kommt auf den Einzelfall an, aber wo keine Radfahrer sind, gibt es eben auch keine Unfälle). Und Radwege auf Nebenstraßen bringen genau gar nichts. Zu hinterfragen wäre allerdings, ob nicht in vielen Fälle eine Zwischenlösung (Vorfahrtsstraße ohne Radweg bei Tempo 30) die bessere Option wäre. Also die Fahrradstraße nicht für "besonders wenig Autos", sondern für "mehr Autos als die klassische 30-Zone, aber eben langsam".

  • Gerade außerorts sind oft etliche Kilometer zwischen den Punkten, wo man aufpassen muss – dazwischen kann ich entspannen und nicht wie ein Adrenalin-Junkie ständig auf Alarm sein.

    :/

    also außerorts hab ich auf der Fahrbahn genau 3 "Aufpass-Aufgaben":

    • Spur halten
    • Schlaglöcher beachten
    • Radfahrer überholen

    und die Aufgaben ähneln den Radweg-Aufgaben frappierend.

    Gegen "von hinten überfahren werden" kann ich doch gar nichts machen. außer - siehe oben - nicht erratische Schlangenlinien fahren. :/

    egal, wie viel Adrenalin ich habe - das ändert nichts an "überfahren / nicht überfahren" :/

  • Gegen "von hinten überfahren werden" kann ich doch gar nichts machen.

    Du sagst es, man kann nichts dagegen machen und jedes Auto, dass von hinten kommt, kann das letzte gewesen sein. Auf dem Radweg muss ich mir darüber keine Gedanken machen, denn da gibt es ein solches Risiko nicht; auch nicht, wenn ich aus irgendeinem Grund langsam werde oder (zum Beispiel wegen eines Schlaglochs) eben nicht stur geradeaus fahre.

    Natürlich tut sie das. Ansonsten würdest du auch nicht außerorts mit einem PKW am Verkehr teilnehmen können.

    Auch für Autofahrer gilt, dass man außerorts nur sporadisch aufmerksam sein muss - ein Radfahrer auf der Fahrbahn ist da sogar ein extremer Bruch in der Routine, denn das ist ein sich bewegender Konfliktpunkt (im Gegensatz zu Kreuzungen, bei denen man ja schon weiß, wo sie sind). Und nein, auch der Vergleich mit einem Traktor hinkt: Der ist nämlich so groß, dass man ihn (oder den Stau dahinter) lange vorher wahrnimmt.

  • Bei Gewitter könnte auch jeder Blitz der letzte sein oder bei starkem Wind jeder Ast der auf mich fallende :/

    Hab jetzt noch nicht gehört, dass Leute bei Wind und Gewitter adrenalingeladen mit dem Rad unterwegs sind :/

  • Auf dem Radweg muss ich mir darüber keine Gedanken machen, denn da gibt es ein solches Risiko nicht

    Dafür zehnmal so viele andere. Genau das meinte ich mit der Sorglosigkeit, die meiner Meinung nach einen nicht unerheblichen Beitrag leistet.

    Meiner Erfahrung nach muss man auf "Radwegen" viel aufmerksamer fahren als auf der Fahrbahn. An jeder Kreuzung muss man damit rechnen, aus zwei unterschiedlichen Richtungen umgenietet zu werden (von links hinten von Rechtsabbiegern und von rechts aus der Seitenstraße). Und das alles mit schlechteren Sichtbeziehungen, da man dichter an den Sichthindernissen fährt (Hauswände, Hecken, Zäune, Mauern, ...) oder gleich ganz hinter Sichthindernissen (parkende Autos, Werbetafeln, Stromkästen, Bäume, ...).

    Dazu das Dooringrisiko auf der Beifahrerseite (also dort, wo die Leute noch weniger aufpassen, bevor sie eine Autotür öffnen), Fußgänger (auch mit Hund), die plötzlich in den Fahrweg treten, Hindernisse, Schlaglöcher, Wurzelaufbrüche.

    Aber hey: Immerhin kann man sich einbilden, diese Risiken alle selbst kontrollieren zu können. Toll! :thumbup:

    Wie das in der Realität aussieht, habe ich gerade heute Morgen wieder erlebt, als mich ein Geisterradler fast frontal aufs Korn genommen hat, weil er beim Geisterradeln nicht einmal nach vorne geguckt hat, sondern auf sein Handy. Immerhin der hat sich bestimmt total sicher gefühlt.

  • Zitat

    Du sagst es, man kann nichts dagegen machen und jedes Auto, dass von hinten kommt, kann das letzte gewesen sein.

    Auf dem Radweg muss ich mir darüber keine Gedanken machen, denn da gibt es ein solches Risiko nicht; auch nicht, wenn ich aus irgendeinem Grund langsam werde oder (zum Beispiel wegen eines Schlaglochs) eben nicht stur geradeaus fahre.

    Der Gedanke, auf dem Radweg hättest du selber es in der Hand, fremde Fehler durch eigene Aufmerksamkeit zu kompensieren, ist maßlose Hybris. Im Übrigen sind tödliche Fahrradunfälle insgesamt so selten, dass die Abwägung der Chancen für den Einzelnen eh ohne jeden Belang ist. Da kannst du genau so gut bei einem 10 km entfernt vorüberziehenden Gewitter über die sicherste Unterstellmöglichkeit philosophieren.

    Auch für Autofahrer gilt, dass man außerorts nur sporadisch aufmerksam sein muss

    Du fährst selber hoffentlich kein Auto, oder? Wenn doch, lass es bitte lieber.

  • Der Gedanke, auf dem Radweg hättest du selber es in der Hand, fremde Fehler durch eigene Aufmerksamkeit zu kompensieren, ist maßlose Hybris.

    Das ist doch wie beim Fliegen:
    Fliegen ist gefährlicher als Autofahren, denn wenn der Pilot einen Fehler macht, bin ich tot. Beim Autofahren habe ich es selbst in der Hand und Fehler anderer kann ich ausgleichen, denn ich bin "besser" als der Durchschnitt.
    Die Statistik sagt in beiden Fällen (Radwege und Fliegen) das Gegenteil. Die Statistik/Forschung sagt aber auch, dass der durchschnittliche Mensch sich für überdurchschnittlich "gut" hält.

    Aber noch etwas zum Fahrbahnradeln:
    Ich höre oft vorher wie dicht ein Auto an mir vorbeifahren wird. Auch in vielen Dashcam-Aufnahmen, in denen laut Radfahrer "plötzlich" ein Auto ganz dicht überholt, fahren die Radfahrer genauso plötzlich ein Stück weiter rechts. Ich denke das liegt daran, dass wir zwei Ohren haben. Klar hilft das nicht immer, aber manchmal schon, vermute ich.

    Auf einem neu gebauten Radweg hier in der Nähe gab es unerwartet viele Unfälle. Meiner Meinung nach liegt das u.a. daran, dass es im Schnitt alle 17 Meter eine Konfliktstelle gibt (Garageneinfahrt, Hinterhofeinfahrt, Kreuzung etc.). Also alle gut zwei Sekunden. Bleib mal als Radfahrer so konzentriert, dass du die alle im Blick hast und rechtzeitig stehst, wenn du übersehen wirst (denn du bist ja besser als der Durchschnitt und schaffst das. Ich glaub an dich ;)  TheK ). Ist natürlich ein benutzungspflichtiger Zweirichtungsradweg innerorts. Ich nehme da die Fahrbahn.

  • Dem ADFC zu unterstellen, weil er bequeme und sichere Fahrradwege fordert, mache er das Fahrradfahren unsicher, halte ich für unzutreffend. Und die angeführten Belege geben das nicht her.

    Das würde doch bedeuten, dass ein Vertreter eins Fahrradverbandes anderen sagt: Sieh erst mal zu, dass du richtig Fahrradfahren lernst, dann brauchst du auch keine Angst vor Unfällen zu haben. Wenn du dazu gehören willst, dann streng dich ordentlich an und trainiere das Fahrradfahren. Das begeistert viele Menschen nicht und schreckt nicht wenige nachhaltig ab, weil sie keine Lust haben auf so eine elitäre Veranstaltung.

    Lös dich doch einfach mal von dem ewigen verkrampften "Jemand muss doch inschuld sein! (und dass es unredlich wäre, das strategisch herunterzuspielen oder darüber zu schweigen. Immer ordentlich Salz in die Wunden reiben, sonst merkt womöglich gar keiner was.")

    Wie bereits mehrfach gesagt, ist die Entwicklung in Deutschland in allen Belangen (Pedelecs, Senioren, Alleinunfälle) grundsätzlich identisch mit der in den Niederlanden. Das führt unweigerlich zu zwei Schlussfolgerungen: erstens, es ist nicht die mangelhafte deutsche Infrastruktur. Zweitens: es liegt nicht an böswilligen/rücksichtslosen deutschen Autofahrern. Passend dazu geht es hier zur ausführlichen Stellungnahme des niederländischen Radfahrerverbandes Fietsersbond zur aktuellen Unfall-Statistik der Niederlande.:evil:

  • Lös dich doch einfach mal von dem ewigen verkrampften "Jemand muss doch inschuld sein! (und dass es unredlich wäre, das strategisch herunterzuspielen oder darüber zu schweigen. Immer ordentlich Salz in die Wunden reiben, sonst merkt womöglich gar keiner was.")

    Wie bereits mehrfach gesagt, ist die Entwicklung in Deutschland in allen Belangen (Pedelecs, Senioren, Alleinunfälle) grundsätzlich identisch mit der in den Niederlanden. Das führt unweigerlich zu zwei Schlussfolgerungen: erstens, es ist nicht die mangelhafte deutsche Infrastruktur. Zweitens: es liegt nicht an böswilligen/rücksichtslosen deutschen Autofahrern. Passend dazu geht es hier zur ausführlichen Stellungnahme des niederländischen Radfahrerverbandes Fietsersbond zur aktuellen Unfall-Statistik der Niederlande.:evil:

    Lass bitte solche Versuche bleiben, deine Diskussionspartner in ein schlechtes Licht zu rücken. Zumal ein solcher Vorwurf wie "verkrampft". Du vertrittst sehr intensiv deinen Standpunkt und wiederholst ihn gerne. Da empfiehlt es sich nicht, anderen Leuten vorzuwerfen, sie verharrten verkrampft auf bestimmte Aussagen. Zumal ich nirgends etwas davon geschrieben habe, dass immer die anderen Schuld seien.

    Es ist halt manchmal auch eine Bewertungsfrage: Wenn jemand mit einem Pedelec über einen schmalen und holprigen Angebotsradweg fährt und dabei verunfallt, dann kann man sagen: Selber Schuld, er hätte ja langsamer fahren können, oder auf der Fahrbahn fahren können.

    In dem von dir kritisierten ADFC-Artikel heißt es dazu: "Radwege sind oft kaputt, von Hindernissen übersät, viel zu schmal, zugeparkt ..." https://www.adfc.de/pressemitteilu…sichere-radwege

    Möglicherweise erwartest du von einem ADFC-Vertreter, dass er sagt: Ihr wisst ja alle, dass viele Radwege viel zu schmal sind und holprig und oft zugeparkt. Grämt euch deswegen nicht, es ist sowieso viel sicherer, die Fahrbahn zu benutzen. Ich fürchte, da erwartest du zu viel.

    Dass es mitunter richtig und sicherer ist, die Fahrbahn zu benutzen als einen gefährlich engen und holprigen Angebotsradweg, das sagt auch der ADFC. Allerdings setzt sich der ADFC auch dafür ein, dass solche Radwege erneuert und dabei verbreitert werden, wenn es für den Fahrradverkehr angeraten und zweckdienlich ist.