Woche 39 vom 23. bis 29. September 2024

  • aber keine Sorge, ist ja ein Zeit-Magazin-Beitrag

    Ein ausgesprochen schlechter Artikel, ein schier endloses Geschwurbel. Erst ein trockener Abriß darüber, was er rein funktional von seinem neuen Fahrrad im wesentlichen erwarte: Schnöde Alltagstauglichkeit für die Großstadt Berlin. Und dann verliert er sich seitenlang in Betrachtungen darüber, wie wohl welches Fahrrad auf ihn und folglich in seiner Außendarstellung auf andere, vor allem in den ihm wichtigen sozialen Gruppen wirkt. Und was er gerne wäre, also so darstellen würde, könnte, wollte.
    Dieser Dimitrij hat ein tiefsitzendes psychologisches Problem mit seinem Selbsbewußtsein. Bevor der sich ein Fahrrad kauft, sollte er zum Arzt gehen.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Meiner Beobachtung nach passiert das nicht, auch wenn es immer behauptet wird. Die Leute fahren trotzdem Fahrrad, zur Not illegal auf dem Gehweg. Insgesamt werden es aber mehr Radfahrer, wenn Radverkehr sichtbarer und gleichberechtigter wird.

    Jein – der Radverkehr nimmt definitiv sehr deutlich zu, dabei wird allerdings Mischverkehr bei 50 (oder gar außerorts) von der überwältigenden Mehrheit gemieden. Das passiert eben nicht nur über die konsequente Nutzung von selbst wirklich schlechten Angebots-Radwegen oder über illegales Gehweg-Radeln, sondern wenn nötig auch durch Vermeidung der ganzen Straße. Und da kommt man eben an den Punkt, dass manche Ziele als "nicht mit dem Fahrrad erreichbar" empfunden werden.

  • Die Wissenschaft ist da inzwischen weiter ... Jeder hat seine eigene Wirklichkeit, weil jedes Gehirn die Informationsflut anders selektiert ...

    Schrödingers Pendelraum, also? Ob man symmetrisch +/-20cm um eine mittlere Fahrlinie eiert oder einseitige 1,5m-Ausschläge nach links schafft, hinge dann nicht mehr von den langweiligen Gesetzen der Newton'schen Physik ab, sondern richtete sich relativistisch danach, ob das Gehirn zuvor selektiv bemerkt hätte, dass man sich gerade (nicht) auf einer Fahrbahn befindet?:evil:

    Ich denke manchmal, dass mir gleich bewusst werden wird, dass das, was ich bis gerade eben noch für mein richtiges Leben gehalten habe, in Wahrheit nur der Film war, der angeblich im Augenblick des Todes nochmal im Zeitraffer vor dem inneren Auge abgespielt wird. Interessant wird es, wenn man überlegt, dass auch diese Einsicht nur die letzte Szene eines weiteren Letzter-Atemzug-Filmes gewesen sein könnte...

  • Und da kommt man eben an den Punkt, dass manche Ziele als "nicht mit dem Fahrrad erreichbar" empfunden werden.

    Der akzeptierte Fahrrad-Radius hängt allein davon ab, ob man bereits ein Auto zur Verfügung hat. Mit Auto ist er immer Null, ohne Auto kann er variabel sein. Will sagen: es ist eine Illusion, dass Radverkehrsförderung auch nur ansatzweise irgendwas am Autoverkehrsaufkommen ändern könnte. Autos werden nicht angeschafft, um damit die 500m zum Bäcker zu fahren. Sie werden folglich auch weder abgeschafft, wenn man bei schönem Wetter ab und zu auch mal die 500m zum Bäcker radelt, noch hätte der Ersatz einer Handvoll Bäcker-Fahrten mit dem Auto durch Radfahrten spürbare (und daher staatlicherseits förderungswürdige) ökologische Effekte.

  • und hier noch ein Artikel aus der Zeit, direkt mit Brompton-Bezug, Malte ^^

    :whistling:;)

    aber keine Sorge, ist ja ein Zeit-Magazin-Beitrag :*

    https://www.zeit.de/zeit-magazin/z…gazelle-maenner

    https://archive.ph/I5bdE#selection-2119.744-2119.902

    Nein, kein Brompton-Bezug. Denn "wir" Brompton-Fahrer klappen nicht, wir falten! ;)

    Edit: Ok, lese gerade den Artikel, dort steht das ja sogar so ...

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Dieser Dimitrij hat ein tiefsitzendes psychologisches Problem mit seinem Selbsbewußtsein. Bevor der sich ein Fahrrad kauft, sollte er zum Arzt gehen.

    Ich muss eher an "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung" denken als an erforderliche Psychotherapie.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Und da kommt man eben an den Punkt, dass manche Ziele als "nicht mit dem Fahrrad erreichbar" empfunden werden.

    Das ist bei solchen "Radwegen" nicht anders. Niemand, der bisher bisher dort mit dem Auto fährt, kommt auf die Idee, dahin stattdessen mit dem Fahrrad zu fahren, weil es diese "Radwege" gibt.

  • In NL dagegen (soweit ich das sehen kann) - nichts, nada, keine öffentliche Reaktion. So macht man eine gute gefühlte Sicherheit.

    Das ist sicherlich richtig – das "Radfahren ist bei uns sicher" wird dort geradezu wie ein Mantra verbreitet, weil man eben verstanden hat, dass das wichtigste zur Steigerung des Radverkehrs nicht dröge Unfallzahlen, sondern die _gefühlte_ Sicherheit sind. Die durchaus kritischen Diskussionen, wie man die Sicherheit verbessert, werden dagegen nicht in der Öffentlichkeit geführt.

    Ein anderer Aspekt ist aber eben auch die Infrastruktur, die versucht rücksichtsloses Verhalten über die Gestaltung zu verhindern. Dagegen wird in Deutschland oft immer noch nach dem Motto "wenn sich alle an die Regeln halten, ist das hier sicher" gebaut, was dann zu "Rambo hat hier Vorfahrt" führt.

  • Das ist sicherlich richtig – das "Radfahren ist bei uns sicher" wird dort geradezu wie ein Mantra verbreitet, weil man eben verstanden hat, dass das wichtigste zur Steigerung des Radverkehrs nicht dröge Unfallzahlen, sondern die _gefühlte_ Sicherheit sind.

    Wie viele Menschen können wir denn deiner Meinung nach opfern, wenn es nicht um "dröge Unfallzahlen", sondern nur um gefühlte (scheinbare) Sicherheit geht?

  • Na, im Thüringer Landtag scheints ja vorwärts zu gehen, ähh, nicht.

    ++ Live-Ticker zum Landtag Thüringen ++: Tumult im Thüringer Landtag
    Der Landtag startet mit Unterbrechungen. AfD-Alterspräsident weigert sich seit Stunden, über die Beschlussfähigkeit des Parlaments abstimmen zu lassen.
    taz.de


    Um 12:00 die Glocke geläutet und nun immerhin hat der Alterspräsident seine Rede gehalten, offensichtlich mind. 4x zur Pause geläutet und immerhin immer noch kein Antrag behandelt und vielleicht gibts schon einen Schriftführer, oder auch nicht.

    Hoffe die haben alle Brotzeit dabei, das könnte noch dauern.


    Nachtrag: Jetzt gehts erst einmal vor den Thüringer Verfassungsgerichtshof.

    Ein Glück für die, die keine Brotzeit dabei hatten.

    Einmal editiert, zuletzt von Autogenix (26. September 2024 um 16:20)

  • Ich denke, der Unterschied zw. NL und D in den Fahrradnutzerzahlen liegt nicht (in erster Linie) an der Infrastruktur oder an der gefühlten Sicherheit. Ich denke, die bessere Infrastruktur ist eher eine Folge der höheren Nutzerzahlen.

    Unterschiede, die ich kenne (oder zu kennen glaube):

    • In den NL ist Fietzen etwas patriotisches, während man hierzulande eher ein grünversiffter Ökofatzke ist, wenn man bei Regen zum Einkaufen radelt (noch dazu mit Anhänger :))
    • In den NL hat es nichts patriotisches an sich, eine Luxuskarosse zu fahren, es ist halt einfach nur - Luxus. Man bezahlt bei der Zulassung eines Autos einmalig eine Luxussteuer, bei der jedem hier die Schädeldecke hochfliegen würde (bei einem Porsche Cayenne ca. 60.000 Euro, bei einem VW Golf ca. 10.000 Euro - Kfz-Steuer kommt dann noch dazu, wie bei uns)
    • Diese komische Unterscheidung zwischen nützlichem Autofahrer und Scheißradler gibts da so nicht. Auch wenn man gegenseitig aufeinander schimpft: diese dümmliche Wertung des Verkehrsmittels ist nicht da.

    Insofern halte ich das Gerede davon, man würde mit mehr und besseren Radwegen hierzulande mehr Radfahrer erzeugen, für Blödsinn. Solange es diese Unterscheidung in "Weiße" und "Neger", in "nützliche" und "unnütze" Verkehre, diese dümmliche latente Hierarchieteilung gibt, wird das nix.

  • Weniger Radunfälle – aber in der Mehrheit sind Radfahrer schuld
    Polizei Hamburg weist Statistik aus: An einem Kreisverkehr westlich der Alster wurden besonders viele Radler verletzt. Welche weiteren Hotspots gefährlich sind…
    www.abendblatt.de

    Liegt zwar hinter der Bezahlschranke, aber der Widerspruch zwischen Überschrift und Bildunterschrift kann treffender nicht sein. Einfach köstlich! (Bitte Artikel im Original aufrufen. Dann erscheint auch die Bildunterschrift, die ich meine.)

  • Liegt zwar hinter der Bezahlschranke, aber der Widerspruch zwischen Überschrift und Bildunterschrift kann treffender nicht sein. Einfach köstlich! (Bitte Artikel im Original aufrufen. Dann erscheint auch die Bildunterschrift, die ich meine.)

    Die Aussage des Titels stimmt durchaus, knapp über 50% der Unfälle mit Fahrradbeteiligung werden von auch von einem Radfahrer verursacht. Die Desinformation besteht darin, immer zu verschweigen, das Autofahrer mit einer noch höheren Quote ihre Unfälle selbst verursachen: Über 80% der Unfälle mit Autobeteiligung werden auch von einem Autofahrer verursacht.

  • Die Desinformation besteht darin, immer zu verschweigen, das Autofahrer mit einer noch höheren Quote ihre Unfälle selbst verursachen: Über 80% der Unfälle mit Autobeteiligung werden auch von einem Autofahrer verursacht.

    Die Desinformation besteht erstens darin, zu suggerieren, dass „Fahrradunfall“ identisch wäre mit „Unfall zwischen PKW und Fahrrad“ (und damit unredlicherweise den 100%-Schuldanteil bei Allein- und Fahrrad-Fahrradunfällen in die vermeintliche Verschuldensquote der Paarung PKW-Fahrrad einzupreisen), und zweitens (falls denn doch mal nach Verkehrsart der Gegner gewichtete Schuldquoten präsentiert werden) fälschlich so zu tun als ob die jeweiligen Schuldquoten bei allen Unfallschweregraden identisch wären.

  • Die Desinformation besteht erstens darin, zu suggerieren, dass „Fahrradunfall“ identisch wäre mit „Unfall zwischen PKW und Fahrrad“ (und damit unredlicherweise den 100%-Schuldanteil bei Allein- und Fahrrad-Fahrradunfällen in die vermeintliche Verschuldensquote der Paarung PKW-Fahrrad einzupreisen), und zweitens (falls denn doch mal nach Verkehrsart der Gegner gewichtete Schuldquoten präsentiert werden) fälschlich so zu tun als ob die jeweiligen Schuldquoten bei allen Unfallschweregraden identisch wären.

    Das schlimme ist vor allem, dass Fahrunfälle (also solo) völlig zufällig in die Statistiken mit einfließen. Du hast ja in deinem Blog gerade die Zahlenreihe zu München: Diese Quelle beinhaltet in einigen Jahren alle, in einigen gar keine und in wieder anderen vereinzelte Fahrunfälle.

    Ansonsten variiert die Quote auch regional und gerade in Hamburg sind tödliche Kollisionen zwischen Autos und Fahrrädern die letzten Jahre fast immer von den Autofahrern _alleine_ verschuldet worden.