Woche 36 vom 02. bis 09. September

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    An der Alster morgens um acht in die Innenstadt. Wie sich der Berufsradverkehr in den letzten zwei Jahren beschleunigt hat: enorm. Das liegt unter anderem am E-Bike. Selbst Couch-Potatoes machen mit den gepimpten Rädern ordentlich Tempo. Kommen sie von hinten angebrettert, wird es stressig. So müssen sich Fahrer eines Mittelklassewagens auf der Autobahn fühlen, wenn im Rückspiegel ein Lamborghini auftaucht. Nix wie weg. Nur wohin? Gibt ja keinen weiteren Fahrstreifen. Deshalb: treten, hecheln, leiden.

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    Nur wohin? Gibt ja keinen weiteren Fahrstreifen.

    Der Radweg am Südostufer der Alster ist nicht straßenbegleitend (da ist sogar ein ganzes Café zwischen Straße und Radweg!), ergo gibt es an der Straße "An der Alster" auch keine RWBP. Wer schnell unterwegs ist, sollte dort meiner Meinung nach die Fahrbahn benutzen. Ich mach's zumindest.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Sachsen-Anhalt hat auch pro Einwohner die meisten Toten überhaupt. Will sagen: was auch immer da schief läuft, fehlende Radwege bzw Muskelantrieb an einem Teil der Zweiräder sind nicht die Ursache.

    Ich habe die im Destatis Unfallatlas gelisteten Fahrradunfälle des letzten Jahres mal ausgewertet. Das Land Sachsen-Anhalt weist da insgesamt 2036 Ereignisse mit Fahrrädern und mindestens einem Verletzten auf. Das muss nicht zwingend der Radler sein, ebenso sind auch mehrere Verletzte je Ereignis möglich; jedoch darf man davon ausgehen, dass Unfälle mit Beteiligung von PKW oder LKW als Fahrradgegner quasi ausschließlich genau 1 körperlich Geschädigten haben, und dass es sich dabei um die radfahrende Person handelte.

    252 der 2036 waren Unfalltyp 6 ("Unfall im Längsverkehr"), wobei 72 nur unter Radfahrern und 37 mit Fußgängern passierten. Von den verbleibenden Fällen waren 107 mit PKW und 30 mit [LKW/Bus/Traktor/Wohnmobil etc.]. 104 dieser 137 Unfälle mit mehrspurigen KFZ hatten nur "leichte" Folgen, 32 gehörten der Kategorie "schwerverletzt" an, außerdem wurde ein tödlicher Unfall im Längsverkehr registriert. 20 der 32 Schwerverletzten plus der Todesfall gehören dabei zu den Unfallarten 2 oder 3 (="Auffahren von hinten" bzw. "Streifen beim Nebeneinanderfahren"). Die Luftbildanalyse der 21 Unfallorte ergab, dass 7 der Fälle einschließlich des Todesfalles* innerorts geschahen. 2 der außerörtlichen Vorfälle standen vermutlich im Kontext eines Abbiege-/Spurwechselmanövers (bei einem Fall beginnt/endet ein einseitiger Radweg ganz in der Nähe, beim zweiten Fall liegt die Unfallstelle unmittelbar vor dem Beginn von mit Pfeilen markierten Abbiegestreifen vor einer Kreuzung). Es verbleiben somit in 2023 für das Angstszenario "mehrspuriges KFZ von hinten" ganze 12 Unfälle mit Schwerverletzten und kein einziger Todesfall außerorts (2 auf schmalen Ortsverbindungsstraßen, 9 auf Landesstraßen und 1 auf einer Bundesstraße). Alle 12 Schauplätze liegen auf schnurgeraden Straßenabschnitten, in 5 dieser Fälle war es entweder dunkel oder die Unfallaufnahme trug "Dämmerung" ins Formular ein.

    *) Der einzige tödliche Auffahrunfall 2023 in Sachsen-Anhalt passierte "auf dem Dorf" in einer T30-Zone, wo der Autofahrer wohl aufgrund der genau frontal tiefstehenden Sonne dem Radler einfach in die Hacken fuhr.

    Einmal editiert, zuletzt von Th(oma)s (8. September 2024 um 17:19)

  • Sachsen-Anhalt hat auch pro Einwohner die meisten Toten überhaupt. Will sagen: was auch immer da schief läuft, fehlende Radwege bzw Muskelantrieb an einem Teil der Zweiräder sind nicht die Ursache.

    130 Verkehrstote finde ich für's letzte Jahr – das ist zwar immer noch ungefähr das doppelte, aber nicht so… Langfristig hab ich 28 Ü gezählt (4 davon innerorts, was für die paar Hansel auch heftig ist…), ergibt dann 9,3%. Einwohner-Anteil sind 2,64% – womit wir bei dem 3,5-fachen Durchschnitt sind. Nur mal als Vergleich: Niedersachsen hat ähnliche Absolut-Werte und ein "paar" Leute (und jede Menge Radweg-Kilometer) mehr.

  • Das Titelbild zeigt, wie man eine Fahrradstraße nicht anlegen sollte: Als Parkplatzzufahrt zu Schrägparkplätzen. Denn da fahren Autofahren dann blind und ohne Einweiser rückwärts aus den Parkplätzen raus

    Fahrradstadt Hamburg. Irgendwie muss der Senator doch auf die Kilometer kommen, die man als Fahrradinfrastruktur versprochen hat.

  • Woher stammt eigentlich die ominöse 4 m Empfehlung? Werden anderswo nur Fahrradeinbahnstraßen ausgewiesen? Weil bei Begegnungsverkehr wäre ja nicht viel mit Nebeneinanderfahren.

    "Fahrbahnbreiten von mind. 4,00 m + 0,75 m pro beparkter Seite müssen eingehalten werden, damit Radfahrende tatsächlich nebeneinander fahren oder sich überholen können. (Rn. 62-64)" So beschrieben auf der Internetseite Fahrradstadt Braunschweig unter Bezugnahme auf ein Gerichts-Urteil zu einer Fahrradstraße in Hannover.

    Ein Urteil als Argumentationshilfe: "Wo Fahrradstraße drauf steht, muss auch Fahrradstraße drin sein." – Initiative Fahrradstadt Braunschweig
    In einem wegweisenden Urteil zu Fahrradstraßen stärkt das Verwaltungsgericht Hannover das Konzept von “echten” Fahrradstraßen. Im August 2021 urteilte das…
    www.fahrradstadt-braunschweig.de
  • Woher stammt eigentlich die ominöse 4 m Empfehlung?

    VwV-StVO nicht. Ob sich die ERA 2010, bekanntlich nicht mehr ganz frisch, darüber auslässt, weiß ich nicht, die liegen daheim rum. Aktuell werden in KA Fahrradstr. eher wohl nach den Musterlösungen des Landes Ba-Wü umgebaut/ummarkiert:

    https://www.aktivmobil-bw.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Musterloesungen_RadNETZ.pdf

    Ich meine, einige andere Bundesländer haben ähnliche Papiere.