Woche 28 vom 8. bis zum 14. Juli 2024

  • Und die Qualitätszeitung bringt es nicht fertig, dazu mal - würde zur Recherche dazugehören - jemanden zu befragen, der sich da auskennt und vielleicht mal das Verhalten des Autofahrers einstuft: Nötigung? Gefährdung des Straßenverkehrs?

    Da setzt also einer sein Auto als Waffe ein, und das Opfer sagt: "Ego te absolvo". Oh weh.

  • Auch wenn beim Überholen selten etwas passiert, finde ich solche PR-Aktionen trotzdem nicht verkehrt, gerade mit Bezug zu Schutzstreifen.

    Der Punkt ist, dass die angeblich angeborene Angst vor dem Auto von hinten ja gar nicht wirklich angeboren ist. Vielmehr wird die durchaus auch bei vielen anderen Konflikten vorhandene normale und nützliche Wachsamkeit der Menschen durch das Wechselspiel zwischen Verbände-Kampagning und genau solchen Aktionen überhaupt erst für dieses eine Szenario zur Angst gewandelt und bis zur manifesten Neurose bestärkt.

    Ergänzung: apropos vermeintlich "angeborene" Angst:

    https://www.udv.de/resource/blob/180772/57b7f67bb86eece6dbe4571e8e92576d/131-fahrradunfaelle-landstrasse-data.pdf

    Wahrscheinlich wird diese UDV-Studie dank dpa in Kürze auf allen Newsportalen breitgetreten. Ebenso wahrscheinlich wird niemand bemerken, dass bereits im Ansatz der Analyse durch das Filtern auf "Muskelantrieb" und das Ignorieren der außerörtlichen Radfahrleistung infolge Pedelec-Boom und Corona-Lockdown 2010, als halb Deutschland frei hat^h^h im Homeoffice war und Fahrradausflüge ins Umland unternahm, ein absolut willkürlicher Bias in den Schlussfolgerungen generiert wird. Und wie üblich werden die bekannten Institutionen all dies ignorieren und mit der bekannten Gebetsmühle "Die Gefahr kommt von hinten. Darum tut Radweg Not!" das Augenmerk der Radfahrer einmal mehr in die gewünschte Richtung lenken. Irgendjemand hier, der gegen mich wettet, dass der Anteil schwerer Längsverkehrsunfälle bei KFZ untereinander kleiner ist als bei der Paarung KFZ-Fahrrad?

    Just another Brick in the Wall.||

    2 Mal editiert, zuletzt von Th(oma)s (11. Juli 2024 um 16:02)

  • DMHH

    Zitat

    Du erwähnst, dass das Thema Abstandkontrollen in der Fahrradbubble präsent ist.

    Ich weise darauf hin, dass das Thema erst mit Festlegung konkreter Werte präsent wurde. Davor war es kein so großes Thema. Weil eben systematische Kontrollen der Polizei schlicht nicht vernünftig möglich waren.

    Dann hatte ich dich falsch verstanden. Ich erinnere die Beschwerden über Engüberholen allerdings auch von vor 2020.

  • https://archive.ph/4htGF

    Freigabe der Einbahnstraße für Radverkehr in Gegenrichtung.

    alter Falter, so viel Realitätsverleugnung. Nicht der Autofahrer ist schuld, wenn er beschimpft und bedrohnt, neeeeeeein, vielmehr ... äh... ein fehlendes VZ. angeblich fehlendes VZ...

    Zitat

    Feuerwehr im Gegenverkehr“ für die traditionelle Erlaubnis, mit Blaulicht und Martinshorn von der Wache Chrysanderstraße direkt Richtung Mohnhof zu fahren.

    Fun Fact. Ich glaube, dass dürfen die immer. Auch ohne Schild und Wegerecht.

  • Die Thematik des Überholabstandes ist auch in aller Munde, weil die nunmehr festgelegten Werte sich ja auch überprüfen lassen.

    Da die Abstände einseitig als Vorgabe für eine Partei verfügt werden, aber bei a-posteriori-Analyse die Einhaltung auch immer grundsätzlich abhängig ist vom für den Überholer unvorhersehbaren Verhalten des Überholten, besteht IMO nach wie vor weder die Möglichkeit, die Nicht-Einhaltung der Vorgabe gerichtsfest zu sanktionieren, noch wäre dies überhaupt im Sinne des Erfinders. Wozu soll ein Sicherheitsabstand gut sein, der nicht in Anspruch genommen werden darf? Das ist doch wie Geld auf die Hohe Kante legen, und es dann nie ausgeben dürfen.

    Wie wolltest du das vorher machen? Jeden Radfahrer anhalten und fragen: "fanden Sie den eingehaltenen Abstand ausreichend?" und damit Verwarngeldangebote an den Autofahrer begründen?

    Sehr simpel wäre die Kontrolle und Sanktioniereng aller Überholer auf Setzen des Blinkers zu machen gewesen. Wer nicht 2x geblinkt hat, muss zahlen. Würde 99,9999...% aller Engüberholvorgänge abdecken.

  • DMHH

    Ich erinnere die Beschwerden über Engüberholen allerdings auch von vor 2020.

    Ja, die gab es. Das waren dann so fälle wie der verlinkte Foto-Beweis von Mueck.

    die letzten 2 Jahre Twi..x waren aber weniger "außenspiegel touchiert ellenbogen"-aufreger, sondern eher so "LAndstraße-1-Meter-statt-2-Meter". Was per Verordnung unzweifelhaft verbotswidrig ist und auch in der Wahrnehmung sehr eng sein kann - aber eben nicht per se gefährlich ist. Und das "gefähähääärlich!" ist echt Mode X/

  • Ein für KFz-Fahrer hartes Urteil:

    Jugendschöffengericht: Drei Jahre Haft wegen tödlicher Schleuderfahrt
    20-Jähriger muss nach dem Unfalltod seiner Beifahrerin ins Gefängnis.
    www.sueddeutsche.de

    Fehlt vielleicht einige Information, aber im Vergleich zu anderen Urteilen hier ist weder die Rede von zum 3. Mal, die genannte Geschwindigkeits-Übertretung war vielleicht nicht den Wetterverhältnissen angemessen, aber im Alltagsbereich von "passt scho" und es war nicht innerorts.

    Nebenbei ein Jugendgericht.

  • Der Punkt ist, dass die angeblich angeborene Angst vor dem Auto von hinten ja gar nicht wirklich angeboren ist.

    Da würde ich als Hobbypaläontologiepsychologe mal wagen zu widersprechen ...;)

    Man hört, wie sich von hinten der Säbelzahntiger im Gebüsch anschleicht, äh, das Auto von hinten angefahren kommt, sieht ihn aber nicht und weiß auch nicht, was der Säbelzahntiger als nächstes macht, äh, ob der Autofahrer ordentlich fährt oder ob er gerade 'ne WhatsApp tippt. Man hat die Situation nicht unter voller eigener Kontrolle und kann sie auch nicht wirklich unter Kontrolle kriegen, denn selbst wenn man sich intensiv umschaut (und so nach vorne die Kontrolle verliert), kann man die Situation nicht unter volle eigene Kontrolle bringen, weil man, außer evtl. nachts, das whatsappen hinter der spiegelnden Frontscheibe kaum sehen kann.

    Im Pkw ist das etwas einfacher, weil man über den Rückspiegel immer wieder kurz nach hinten schauen kann. Aber selbst da kann für einige diese Urangst de Kontrollverlustes relevant werden, nämlich die, von einem Rudel Mastodonten zerquetscht zu werden, äh, am Stauende zwischen Lkw zermalmt zu werden ...

    Auf dem Radweg wähnt man sich dagegen sicher, weil die Säbelzahntiger und Mastodonten im anderen Gebüsch unterwegs sind ...

    ... bis zur nächsten Lichtung, ähm, Kreuzung ...

    Ich sehe da durchaus angeborene Ängste mitspielen, ganz ohne Medienhypes ...

  • Man hört, wie sich von hinten der Säbelzahntiger im Gebüsch anschleicht, äh, das Auto von hinten angefahren kommt, sieht ihn aber nicht und weiß auch nicht, was der Säbelzahntiger als nächstes macht, äh, ob der Autofahrer ordentlich fährt oder ob er gerade 'ne WhatsApp tippt.

    Das ist doch alles schon post-kampagnatives Kopfkino.

    Ich habe 1970[TM] das Radfahren in Wuppertal begonnen und habe mir nicht eine einzige Minute über rückwärtigen Verkehr Sorgen gemacht. Das mag jugendlicher Risikotaubheit geschuldet gewesen sein, aber weder für meine Eltern noch andere Erwachsene war das Von-hinten-Risiko je ein Thema. Dass es da ein Problem geben könnte, erfuhr ich erstmals, als ich mit dem Fahrrad in Radwegrevieren (zB während der Promotion 1991-1994 in HH) unterwegs war und als auf Fahrbahnen sozialisierter Verkehrsteilnehmer plötzlich zur Zielscheibe automobiler Maßregelungen wurde.

  • Zitat

    Demnach passieren 42 Prozent aller tödlichen Radunfälle außerhalb geschlossener Ortschaften.

    Und in meinem Kopf rattert es, weil es in Hamburg keinen einzigen tödlichen Fahrradunfall außerhalb geschlossener Ortschaften gegeben hat. :whistling::S Weil: ist ja alles igO, ganz egal, wie ländlich das aussieht in den Vier- und Marschlanden. :/

    Zitat

    Denn der häufigste Grund für schwere Radunfälle außerorts ist, dass Autos mit Fahrrädern zusammenstoßen (41 Prozent). Und in mehr als der Hälfte dieser Fälle sind die Autofahrer auch schuld (59 Prozent).

    in mehr als der Hälfte dieser Fälle sind die Autofahrer...

    • auch schuld
    • auch schuld

    :/

    und in 41% der 10.000 betrachteten schweren Unfälle stoßen Auto und Fahrrad zusammen. weiter hinten stehen dann 33% allein-Unfälle. Und die restlichen 26%?

    Zitat

    Oft fuhren diese bei schlechten Sichtverhältnissen [...] von hinten auf die Radfahrer auf.

    und was ist "oft"?

    aber klar, Ein-Richtungs-Radwege werden gefordert. Mit Unterführungen. Und Ampeln. Immerhin konsequent :S. Weil wenn man sich schon über Separation unterhält, dann doch bitte 100%. Ich seh schon die Zufahrten zu Äckern und Wäldern mit Ampeln geregelt. Oh, oder so lustige Brücken für den Radverkehr.

    Auch geil, die am Ende des Artikels dann so eher beiläufig der Spin dazu kommt, wo die meisten Unfälle passieren: Stadt. wissens' scho': da, wo man langsamer fährt und oft Radwege hat :|

  • ... bis zur nächsten Lichtung, ähm, Kreuzung ...

    Was man aber durch defensive Fahrweise beeinflussen kann. Den womöglich besoffenen, gerade eine WhatsApp schreibenden oder schlicht Radfahrer hassenden Autofahrer hingegen nicht. Es spielt nahezu keine Rolle, wo man auf der Fahrbahn fährt; die Chance, dass der Autofahrer de facto voll drauf hält ist die gleiche – am äußersten rechten Rand ist nur die Chance höher, dass er aus einem anderen Grund weit genug links fährt, um einen zu verfehlen.

  • Weil: ist ja alles igO, ganz egal, wie ländlich das aussieht in den Vier- und Marschlanden. :/

    Ich hab übrigens das Phänomen von "wir sind selbst alle auch Radfahrer" so deutlich erlebt, wie auf der "Insel" zwischen Bergedorf und Winsen. Du darfst da zwar überall 50 (auch an vielen Stellen, wo es dafür eigentlich zu eng ist), aber die Leute bleiben da auch über längere Abschnitte bei 20-25 km/h hinter einem, bis sie mit dem größten irgendwie von der Fahrbahnbreite ermöglichten Abstand überholen – und das an einem Montag Vormittag, wo normalerweise ja eher die unentspannten unterwegs sind.

    Zu dem Artikel: Keine Ahnung, wo die 42% herkommen; das ist wohl ein langjähriger Durchschnitt. In den letzten beiden Jahren waren es 54% außerorts, nachdem bis 2017 noch Werte von maximal 40% angesagt waren.

    An Unfallszenarien gibt es außerorts praktisch nur zwei: Überholunfälle (oder auch mal frontal) und "Radfahrer braucht zu lange, die Hauptstraße zu queren" (und wird von rechts abgeräumt). Das Innerorts so häufige "Autofahrer übersieht bevorrechtigten Radfahrer auf dem Radweg" kommt kaum vor – eher wirst' auf der Fahrbahn übersehen, wenn du auf der Hauptstraße radelst oder bei zwei Nebenstraßen von rechts kommst. Ich denke, das hängt damit zusammen, dass man beim Abbiegen sowieso stark abbremsen muss und das außerorts de facto jeder fahrbahnbegleitende Weg Radweg ist.

    Ich denke, was helfen würde, ist ein Standard-Tempolimit von 80 (das verkürzt die erforderliche Lücke im Verkehr, die teilweise die Sichtweite übersteigt) und/oder jede Menge Querungsinseln (das würde sie sogar halbieren) bei Straßen mit Radwegen und ein pauschales 60 mit Rechts-vor-links bei Straßen ohne Radwegen.

  • Das ist doch alles schon post-kampagnatives Kopfkino.

    Ich habe 1970[TM] das Radfahren in Wuppertal begonnen und habe mir nicht eine einzige Minute über rückwärtigen Verkehr Sorgen gemacht. Das mag jugendlicher Risikotaubheit geschuldet gewesen sein, aber weder für meine Eltern noch andere Erwachsene war das Von-hinten-Risiko je ein Thema. Dass es da ein Problem geben könnte, erfuhr ich erstmals, als ich mit dem Fahrrad in Radwegrevieren (zB während der Promotion 1991-1994 in HH) unterwegs war und als auf Fahrbahnen sozialisierter Verkehrsteilnehmer plötzlich zur Zielscheibe automobiler Maßregelungen wurde.

    Meinereiner 1966 oder 1967 achterndieks in Bremerhoben, noch mit Stützrädern.

    Wir mussten uns auch keine Gedanken um Verkehr von hinten machen, wir hatten damals schon viele Radwege, die größtenteils heute noch im Originalzustand *flöt* aber nicht mehr benutzungspflichtig sind, weil BHV 1997 wohl kein Geld für 241er hatte und der adfc wohl später bei den 240ern aufgeräumt hat ... (Fast nur 240er standen 1997, 241 waren vorher nicht zwingend nötig, meinten einige Regionen)

    Damals war ich wohl noch Radwegradler, das hat sich erst mit der Sozialisation in de.rec.fahrrad geändert, wo man über die wahren Gefahren aufgeklärt wurde ... Und wo es keine Radwege gab, war ich stolz, hier zwischen Schiene und Bordstein balancieren zu können, gute Übung für die Fahrzeugbeherrschung bei "jugendlicher Risikotaubheit", aber sicherheitsmäßiger Wahnsinn aus heutiger Sicht.

    Wir "Rüpelradler", egal ob früh- oder spätberufen, sind nicht der Maßstab, wir wären früher die Säbelzahntigermeuchler gewesen, nicht diejenigen, die sich in der Höhle verbarrikadiert hätten bei Säbelzahntigeralarm ...

    Aber letztere haben entweder diese Urangst schon oder wegen dieser verfängt eben die Radwegpropaganda so gut, Trigger, das ist im Wesentlichen eine individuelle Henne-Ei-Frage ...

  • Weil: ist ja alles igO, ganz egal, wie ländlich das aussieht in den Vier- und Marschlanden.

    Meiner Ernnerung nach ist Berlin die einzige Stadt, die vwv-stvo-widrig die Ortstafeön nur an der äußersten Außengrenze aufstellt und "Löcher" zwischendrin ignoriert, die anderswo korrekt agO beschildert waren oder (wie in KA) wurden ...

  • , sondern eher so "LAndstraße-1-Meter-statt-2-Meter".

    Wobei 1 m bei 70 km/h Differenzgeschwindigkeit schon einen Unterschied macht für's Nervenkostüm. Ich bin ja im Stadtverkehr relativ entspannt und hart gesotten, aber wenn ich mich mal auf eine 4-spurige Bundesstraße verirre und da so Heiopeis meinen, sich ohne Spurwechsel vorbeidrücken zu können, dann mach ich auch drei Kreuze, wenn ich da wieder runter bin.

  • um es deutlich zu sagen: ja, für das "Gefühl" ist es uncool. Aber realistisch ist jeder hier in der Lage, sauber geradeaus zu fahren.

    Da passiert auch bei 1m Abstand eben nichts. heutzutage nichtmal "Sog"