Woche 20 vom 15. bis 21. Mai 2023

  • Viel wichtiger fände ich eh, wenn man auch die Planer (oder juristisch die örtliche Verkehrsbehörde) der Straße als Beteiligte betrachtet.

    Wer tut das nicht? Das Problem ist m.E., dass es nicht deutlich genug öffentlich angesprochen wird. Sobald von "bewusst in Kauf genommenen Opfern", etc. die Rede ist, sind sofort alle Schotten dicht. Leider auch bei denen, die sich eigentlich der Förderung des Radverkehrs verpflichtet fühlen. Zu groß die Angst vor harten, verbalen Auseinandersetzungen, zu groß die Bedenken, man könne es sich mit Polizei und Verwaltung "verscherzen".

    Anschuldigungen finden nur in Internetforen statt, fernab der größeren Öffentlichkeit. Davon lebt das "System" (schon das Wort "System" hat mir einen Rüffel eingebracht :)).

  • – ja woher soll dann ein Autofahrer in einer Seitenstraße ahnen, dass da Radfahrer kommen und auch noch von rechts?

    Autofahrende haben grundsätzlich immer und überall damit zu rechnen, dass Fahrradfahrende von irgendwoher kommen. Alleine die vielen zum Teil widersprüchlichen Regeln und deren Umsetzung zur Führung des Fahrradverkehrs (und des Fußverkehrs) erzeugen automatisch viele Situationen, in denen es schwierig ist, klar und schnell zu erfassen, wer woher kommt.

    Dazu kommt, dass Fußverkehr an vielen Stellen ebenfalls aus Autofahrersicht unkalkulierbar von "irgendwoher" kommt und die Frage wer vorrangberechtigt ist, die ist keinesfalls immer schnell und klar beantwortet.

    Damit will ich keinesfalls rechtfertigen, dass Kommunen meinen, sie müssten einseitige Radwege in beide Richtungen als benutzungspflichtige Radwege ausweisen. Aber wer ein Auto lenkt, der lenkt ein Fahrzeug mit hoher Zerstörungskraft. Und der ist dazu verpflichtet, das sehr, sehr vorsichtig zu machen. Alleine die geltenden viel zu hohen Tempolimits innerorts und außerorts jedoch erschweren es Autofahrenden, ihrer Sorgfaltspflicht gewissenhaft nachzukommen.

  • ... Verkehrsunfälle entspringen weder planvollem Handeln noch übler Absicht.

    Da bin ich andere Ansicht: Es ist durchaus von planvollem Handeln zu sprechen, wenn zum Beispiel auf Landstraßen Tempo 100 max. gilt, sofern kein niedrigeres Tempolimit angeordnet ist.

    Warum gilt auf Landstraßen nicht Tempo 60 km/h als Höchstgeschwindigkeit?

    Der Grund ist ein durchaus planvolles Handeln: Die Autolobby will erreichen, dass möglichst alle Landstraßen so ausgebaut werden sollen, dass es dort gefahrlos möglich ist, Tempo 100 zu fahren. Also zum Beispiel Begradigungen von schlecht einsehbaren Kurven, die Anlage von abseits gelegenen Fahrradwegen. Das Abflachen von Kuppen, der kreuzungsfreie Ausbau von Einmündungen und Abzweigungen usw.

    Dabei werden 2 Faktoren übersehen: Auch dort, wo die angesprochenen Maßnahmen (Begradigungen etc.) umgesetzt wurden, kommt es weiter zu Unfällen.

    Und:

    Viele Landstraßen sind in einem Zustand und haben einen Ausbaustandard, der es absolut nicht erlaubt, Tempo 100 km/h zu fahren. Trotzdem sind vielerorts keine Tempolimits ausgeschildert, weil angenommen wird, dass Autofahrer ja wissen, dass sie unabhängig von geltenden Tempolimits stets verpflichtet sind, eine der Verkehrssituation angemessene Geschwindigkeit zu fahren.

    Dabei wird oft von vornherein gar nicht erst in Erwägung gezogen, dass auf Landstraßen stets mit Fahrradfahrer*innen oder Fußgänger*innen zu rechnen ist. Denn schließlich ist auch für diese Verkehrsteilnehmer*innen die Teilnahme am Straßenverkehr (noch?) erlaubt, auch auf Landstraßen, auch dann, wenn es dort keine Fußwege oder Fahrradwege gibt!

    Verkehrsunfälle entspringen also oft durchaus planvollem Handeln, allerdings sind das oft sehr unheilvolle Pläne, die sich jedoch hervorragend als "Heilspläne" für die Autofahrerlobby darstellen lassen.

  • Da bin ich andere Ansicht: Es ist durchaus von planvollem Handeln zu sprechen, wenn zum Beispiel auf Landstraßen Tempo 100 max. gilt, sofern kein niedrigeres Tempolimit angeordnet ist.

    Staatliches Eingreifen ist eine ganz andere Baustelle. Ich rede von der Frage, ob eine anders gewichtete Schuldzuweisung im Unfallbericht die offenbar erhoffte erzieherische Wirkung entfalten könnte - was ich in Frage stelle, weil niemand von uns von vorneherein mit dem Bewusstsein auf die Straße geht, heute einen Unfall zu verursachen wenn sich eine günstige Gelegenheit dafür bietet. Das müsste aber der Fall sein, damit sich der (bisher...) unbescholtene Leser von Unfallberichten überhaupt gemeint fühlen könnte.

  • Th(oma)s: Es ging doch um diesen Unfallbericht:

    Kollision im Kreisel
    79-jährige Autofahrerin übersieht Rennradfahrer.
    www.sueddeutsche.de

    Darin heißt es:

    "Einen Radfahrer zu Fall gebracht hat am Montagnachmittag eine 79 Jahre alte Pkw-Lenkerin. Der Unfall, der gegen 14 Uhr am Kreisverkehr geschah, der die Allinger Straße in Puchheim und die Eichenauer Straße verbindet, verlief glimpflich. Wie die Polizei mitteilt, übersah die Eichenauerin beim Einfahren in den Kreisel den 56-Jährigen auf seinem Rennrad."

    Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann ist dein Lob an den Berichterstatter, dass er richtig und ohne Wertung dargestellt hat, dass ein Radfahrer von einer PKW-Lenkerin zu Fall gebracht wurde. Die Formulierung ist in der Tat bemerkenswert, weil sonst oft so schwammige Formulierungen benutzt werden wie "das Auto touchierte den Fahrradfahrer".

    Aber du kritisierst an dem Berichterstatter, dass er dann weiter schreibt, bzw. die Darstellung der Polizei übernimmt: "Wie die Polizei mitteilt, übersah die Eichenauerin beim Einfahren in den Kreisel den 56-Jährigen auf seinem Rennrad." Was genau ist deine Kritik an dieser Passage? Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass die Autofahrerin den Rennradfahrer absichtlich zu Fall gebracht hat, z. B. weil sie wegen irgendwas verärgert war. Ist das deine Kritik?

    Aber ist es nicht so, dass diese Aussage der Polizei insoweit bemerkenswert ist, als damit das Autofahren mit relativ hohem Tempo infrage gestellt wird? Wenn es so leicht passieren kann, dass ein Radfahrer übersehen wird von einer Autofahrerin, dann muss doch das Tempo reduziert werden, damit das nicht so leicht passiert. In dem Zusammenhang ist es allerdings problematisch, dass die Autofahrerin als "79-Jährige" beschrieben wird. Da sagen sich dann natürlich viele: "Naja, einer 79-Jährigen kann so was schon mal passieren. Das ist aber noch lange kein Grund, ein niedrigeres Tempolimit in dem Kreisel anzuordnen."

  • Aber du kritisierst an dem Berichterstatter, dass er dann weiter schreibt, bzw. die Darstellung der Polizei übernimmt: "Wie die Polizei mitteilt, übersah die Eichenauerin beim Einfahren in den Kreisel den 56-Jährigen auf seinem Rennrad." Was genau ist deine Kritik an dieser Passage? Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass die Autofahrerin den Rennradfahrer absichtlich zu Fall gebracht hat, z. B. weil sie wegen irgendwas verärgert war. Ist das deine Kritik?

    Aber ist es nicht so, dass diese Aussage der Polizei insoweit bemerkenswert ist, als damit das Autofahren mit relativ hohem Tempo infrage gestellt wird? Wenn es so leicht passieren kann, dass ein Radfahrer übersehen wird von einer Autofahrerin, dann muss doch das Tempo reduziert werden, damit das nicht so leicht passiert. In dem Zusammenhang ist es allerdings problematisch, dass die Autofahrerin als "79-Jährige" beschrieben wird. Da sagen sich dann natürlich viele: "Naja, einer 79-Jährigen kann so was schon mal passieren. Das ist aber noch lange kein Grund, ein niedrigeres Tempolimit in dem Kreisel anzuordnen."

    Ich selber kritisiere den Unfallbericht nicht, ich zitiere/persifliere die Socialmedia-Entrüstung über solche Unfallberichte.

    Der Unfallbericht enthält keine Angaben zum Tempo der Autofahrerin (und äußert erst recht keine Kritik daran oder stellt was in Frage). Der flüchtige Leser wird wohl weniger das Alter der Autofahrerin bewerten als den Umstand, dass es sich beim Opfer um einen "Rennradfahrer" gehandelt hat zur Kenntnis nehmen (und sich dabei denken: "ja ja, kein Wunder, die rasen aber auch immer so rücksichtslos".)

  • Der flüchtige Leser wird wohl weniger das Alter der Autofahrerin bewerten als den Umstand, dass es sich beim Opfer um einen "Rennradfahrer" gehandelt hat zur Kenntnis nehmen (und sich dabei denken: "ja ja, kein Wunder, die rasen aber auch immer so rücksichtslos".)

    Ah, verstehe! Okay, aber auch, dass es sich um eine "ältere" Autofahrerin gehandelt hat, wird bei vielen dazu beitragen, den Unfall als unglücklichen Zufall zu sehen, der halt mal passieren kann. So nach dem Motto: "Der Rennradfahrer war ja sicher viel zu schnell unterwegs und die alte Frau ist ja nicht mehr Lage, schnell zu reagieren."

    Ich selber kritisiere den Unfallbericht nicht, ich zitiere/persifliere die Socialmedia-Entrüstung über solche Unfallberichte.

    So richtig, gezielt und intensiv hab' ich mich noch nicht mit den Socialmedia Abläufen beschäftigt. Vielleicht ist meine ablehnende Haltung zu pauschal. Andererseits, wenn ich manchmal solche Facebook-Schlagabtausche lese, dann habe ich den Eindruck, dass das nicht sehr fruchtbar ist. Deshalb schreibe ich auch lieber Beiträge in einem Diskussionsforum.

  • Autofahrer übersieht Radfahrerin in Jena
    Diese und weitere Blaulichtmeldungen aus Jena lesen Sie hier.
    www.otz.de

    KFZ-Rechtsabbieger <> Fahrrad geradeaus

    Zitat

    In der Folge kam es zum Zusammenstoß und die Frau kam zu Fall. Dabei verletzte sie sich.

    KFZ <> Person auf Fahrbahn

    Zitat

    Ein 64-jähriger Autofahrer übersah den Einweiser und es [kam] zum Zusammenstoß. Hierbei verletzte sich der 49-Jährige und musste medizinisch versorgt werden.

    KFZ-Linksabbieger <> Moped geradeaus

    Zitat

    Durch den Zusammenstoß kam die Frau zu Fall und das Moped stieß in der Folge gegen einen weiteren Pkw. Die 24-Jährige wurde bei dem Unfall verletzt und musste medizinisch versorgt werden.

    Tja. 2x passiv, 1x aktiv. unabhängig vom Fahrzeug.

    Oder ist da doch mehr als Unvermögen dabei, aktiv- von passiv-Formulierungen unterscheiden zu können? :/

  • Wenn ich korrigieren darf: 2x reflexiv mit der verletzten Person als handelnder Person; 1x passiv, sodass klar wird, dass eine äußere Ursache für die Verletzung verantwortlich ist.

  • In Horneburg / Landkreis STD können auch Sattelzüge "übersehen" werden. Für Polizeisprecher scheint dieses Wort eine andere Bedeutung zu haben als im Duden steht.

    Zitat

    Die Unbekannte übersah offenbar das große Fahrzeug und pralle [sic.] mit ihrem Auto beim Abbiegen gegen den Auflieger.

    Sie hielt mit ihrem erheblich im Frontbereich beschädigten Auto an, sammelte ihre Fahrzeugteile ein und fuhr dann Richtung B 73 davon ohne sich um die Schadenregulierung zu kümmern bzw. ihre Personalien anzugeben.

    Die Autofahrerin wurde als ältere Dame mit grauen Haaren beschrieben. Gegen Sie wird nun wegen Unfallflucht ermittelt.

    POL-STD: Horneburger Polizei sucht unbekannte Unfallverursacherin | Presseportal

  • Hierzustadt werden auch gerne Straßembahnen übersehen: bis zu 75 m lang, 2,65 m breit und in der Regel signalgelb gesgtrichen mit signalrotem Strich und limousinenvorfahrtsschwarzer Front und nachts hell erleuchtet ..

  • Hierzustadt werden auch gerne Straßembahnen übersehen: bis zu 75 m lang, 2,65 m breit und in der Regel signalgelb gesgtrichen mit signalrotem Strich und limousinenvorfahrtsschwarzer Front und nachts hell erleuchtet ..

    "Straßenbahn rammt Auto in Hannover: Ehepaar verletzt

    13.05.2014

    Hannover (dpa/lni) - Beim Zusammenstoß mit einer Straßenbahn ist ein Autofahrer in Hannover schwer verletzt worden. Der 50-Jährige hatte die Bahn der Linie 9 am Montagabend beim Abbiegen übersehen, wie die Polizei mitteilte. Er wurde in seinem Auto eingeklemmt. Die Feuerwehr brauchte etwa eine Stunde, um den schwer verletzten Mann aus dem Wrack zu befreien. Seine 46 Jahre alte Frau, die mit im Wagen saß, kam mit leichten Blessuren davon. Der Schaden beträgt 25 000 Euro."

    Oder hier die Überschrift eines neueren Berichtes, diesmal aus der HAZ vom 24.4.23:

    "Unfall in Hannover: Stadtbahn rammt Auto an der Hans-Böckler-Allee"

    Unfall in Hannover: Stadtbahn rammt Auto an der Hans-Böckler-Allee
    Auf der Hans-Böckler-Allee in Hannover sind am Montag eine Stadtbahn und ein Kleinwagen zusammengeprallt. Der Zug erfasste den Renault Twingo am Abzweig zur…
    www.haz.de

    Häufiger liest man davon, dass Straßenbahnen angeblich Autos gerammt haben. Die genauere Schilderung des Unfallherganges offenbart in den meisten Fällen, dass Autofahrer versucht hatten die Straßenbahn auszubremsen, bzw. diese ganz einfach "übersehen" hatten.

    Jaja, die "pöööse" Straßenbahn rammt den Autoverkehr von der Straße.

    Dass Autofahrer Radfahrer gerammt haben, kommt häufiger vor, aber man liest seltener davon.