Woche 30 vom 26. Juli bis 01. August 2021

  • "Das Auto ist ein Geldgrab" hat inzwischen sogar die bürgerlich-konservative FAZ bemerkt.

    Kosten für die Gesellschaft: „Das Auto ist ein Geldgrab“
    Dass Radfahren besser für Umwelt und die Gesundheit ist als das Autofahren, liegt nahe. Aber schont das Fahrrad auch den Geldbeutel? Einige Forscher haben…
    www.faz.net

    Große Aufregung unter allen Realitätsverleugnern in der Kommentarspalte. :)

  • Yeti 27. Juli 2021 um 10:14

    Hat den Titel des Themas von „Woche 30 vom 26. Juli bis 01. August“ zu „Woche 30 vom 26. Juli bis 01. August 2021“ geändert.
  • Ernsthaft, es braucht Recherche um festzustellen, das ein 500-1500€ teures Radl günstiger für Geldbeutel und Umwelt ist, als ein 20-100.000€ teures Fahrzeug, das auch statt etwa 50-200€ Ersatzteile pro 10.000km, nicht nur etwa den Neupreis des Radls an Sprit verbrät auf diese Distanz, an eine Wartung um die 400€, eine Versicherung braucht und 3m breite Teerbänder zum fahren, Ampeln,........

  • Auch da ist es doch keine Überraschung, alleine die KFZ-Verkehrsinfrastruktur kostet zig Milliarden.

    Wie viele Leute würden ohne KFZ tot vom Radl fallen im Jahr? 20-50?

    Wie viel gesünder wäre Deutschland ohne KFZ?


    Es ist ja schön, wenns einer mal ausrechnet, aber doch völlig klar.

  • Auch da ist es doch keine Überraschung, alleine die KFZ-Verkehrsinfrastruktur kostet zig Milliarden.

    Wie viele Leute würden ohne KFZ tot vom Radl fallen im Jahr? 20-50?

    Wie viel gesünder wäre Deutschland ohne KFZ?


    Es ist ja schön, wenns einer mal ausrechnet, aber doch völlig klar.

    Das Auto ist untrennbar in unserem Wirtschaftskreislauf verwurzelt. Man kann zwar anstreben, auf Autos zu verzichten, muss sich aber dabei darüber im Klaren sein, dass die Welt danach keinesfalls die selbe sein wird, wie wir sie heute kennen - bloß ohne Autos. Auch der Lehrer, der Autos doof findet, keinen Führerschein hat und seit eh und je seine Alltagsmobilität mit dem Fahrrad bestreitet, wird letztlich aus Steuern und damit vom Mehrwert bezahlt, den der schmutzige "motorisiert-industrielle Komplex" erwirtschaftet.

    Keine Volkswirtschaft kann davon leben, dass die eine Hälfte der Bürger als Beamte in der Verwaltung arbeitet und die andere Hälfte der ersten Hälfte Lebens- und Hausratversicherungen vertickert. :evil: An diesem grundsätzlichen Problem ändert sich auch nichts, wenn es uns irgendwie gelänge, die schmutzige Mehrwertschöpfung für unsere schönen Konsumgüter dauerhaft nach Fernost zu verlagern, und die dort erwirtschaftete Mehrwertschöpfung trotzdem nach Europa zurückzuholen, ohne dass die Asiaten gegen diese gnadenlose Ausbeutung aufbegehren.

    Hat jemand ein Beispiel dafür, dass irgendwo auf der Welt aktuell oder in der Vergangenheit eine Volkswirtschaft aus eigener Kraft, ohne Ausbeutung von Mensch und Umwelt und ohne (autobasierte) Hypermobilität einen Wohlstand geschaffen hat, der es erlauben würde, über die Kostenvorteile von Konsumverzicht nachzudenken? :/

  • Volkswirtschaft

    Die Arbeitskräfte die in der Automobilindustrie nicht mehr benötigt werden, kann man woanders sicher gut gebrauchen: Wir wollen die Energiewende. Irgendjemand muss dafür auch (nicht metaphorisch gemeint) anpacken. Windräder/Solarzellen/Wasserkraft/Stromnetze/usw. bauen/aufstellen/entsorgen erzeugt sicherlich viele neue Arbeitsplätze.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Windräder/Solarzellen/Wasserkraft/Stromnetze/usw. bauen/aufstellen/entsorgen erzeugt sicherlich viele neue Arbeitsplätze.

    Der industrielle Umweltsektor wird mit Überschüssen finanziert, die vorher durch „schmutzige“ Produktion erwirtschaftet worden sind. Auch die Produktion von Windrädern und Solarzellen kostet sehr viel Geld, und Geld wächst nicht auf Bäumen. Es wird stattdessen durch Ausbeutung von Mensch und Umwelt „gemacht“.

  • ... wird letztlich aus Steuern und damit vom Mehrwert bezahlt, den der schmutzige "motorisiert-industrielle Komplex" erwirtschaftet.

    Steuern alleine würden dafür m.W. schon lange nicht mehr reichen. Seit diesem Jahr (2021) fließen erstmals mehr als 100 Mrd.(!) Euro aus den eingezogenen Steuern allein in die "Unterstützung der Rentenkasse", weil die sonst längst pleite wäre. Der Lehrer ist da gar nicht dabei.

    M.W. können "wir" von Steuern längst nicht mehr leben. Zum täglichen Leben gibt es bei uns die Deutschland-Finanz-GmbH. Dort werden täglich die paar Milliarden "gehandelt", die sich der Billionen-Geldberg auf seiner Reise um die Welt nach einem sicheren Hafen sucht. Wehe, wenn Deutschland sein AAA+ Rating verliert, dann ist sofort Schluß. Denn dann folgen auf die legitimen Rückzahlungs-Forderungen der 30-Tage-Anlagen keine adäquaten Einzahlungen mehr. Und kein Politiker in Deutschland könnte mehr einen Geldhaufen irgendwohin scheißen. Ganz abgesehen davon, dass sich keiner mehr Geld aus dem Automaten ziehen könnte.

    Bei der Frage, woher dieser Billionen-Geldberg kommt, der wie eine riesige Welle andauernd über die Erde zieht, hast du m.E. recht. Der kommt aus Dreck, Erniedrigung, Tod, und von jedem, der sich ein Päckchen Jacobs-Kaffe beim Aldi kauft.

  • Quatsch.

    Nicht falsch verstehen: ich will nicht sagen, dass es eine direkte Quersubventionierung gibt. Es ist nur so, dass zB sowohl die Kunden als auch die Angestellten der Windradhersteller und Solarzellenfabriken tief im dreckigen Wirtschaftskreislauf verwurzelt sind.

    Der Gegenwert von „Geld“ ist Anspruch auf eine künftige Entropiezunahme. Entropiezunahme ist aber gleichbedeutend mit „Dreck machen“.

  • "Das Auto ist ein Geldgrab" hat inzwischen sogar die bürgerlich-konservative FAZ bemerkt.

    https://www.faz.net/aktuell/gesell…gedArticle=true

    Große Aufregung unter allen Realitätsverleugnern in der Kommentarspalte. :)

    Ich las in der FAZ immer nur eines: das Feuilleton. Wie es heute ist: keine Ahnung.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Hat jemand ein Beispiel dafür, dass irgendwo auf der Welt aktuell oder in der Vergangenheit eine Volkswirtschaft aus eigener Kraft, ohne Ausbeutung von Mensch und Umwelt und ohne (autobasierte) Hypermobilität einen Wohlstand geschaffen hat, der es erlauben würde, über die Kostenvorteile von Konsumverzicht nachzudenken? :/

    "Finnland, Norwegen und Uruguay stellen die "grünsten" Nationen der Erde dar, während die ökologischen Bilanzen Nordkoreas, Taiwans und Turkmenistans im Vergleich am schlechtesten dastehen.

    Zu diesem Index der ökologischen Nachhaltigkeit (Environmental Sustainability Index, ESI) gelangten Experten um Daniel Esty von der Yale-Universität durch einen Vergleich von 146 Staaten."

    Quelle:

    https://www.spektrum.de/news/laender-r…sten%20dastehen.

    Es gibt noch weitere solcher Rankinglisten und es gibt unterschiedliche Klasseneinteilungen bei diesen Rankinglisten.

    Aber zu der von dir aufgeworfenen Frage der "Hypermobilität" hat Knoflacher in seinen Büchern mehrfach geschrieben, dass es wichtig ist, dass sich Regionen spezialisieren, anstatt dass der Wettbewerb beim Wirtschaften sich durch billige Transportwege sich immer großflächiger ausbreitet. Wenn zum Beispiel in einer Region viele medizinischen Güter produziert werden, dann ist es sinnvoll, wenn die Firmen regional investieren, um zum Beispiel neue Arbeitskräfte zu gewinnen, die ausscheidende Arbeitskräfte ersetzen oder um neue Produktionszweige aufzubauen. Das geschieht ganz von selbst schon dadurch, dass die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Berufsfeld in vielen Familien eine Familientradition sind. Und das kann dadurch verstärkt werden, dass Firmen Bildungsangebote machen: Zum Beispiel Museen, die über regionale Produktions-Traditionen informieren und attraktive Bildungsangebote auch für Kinder anbieten. Oder indem die ortsansässigen Firmen Schüler-Praktika anbieten.

    Gleichzeitig müssen schnelle und billige Transportwege für Güter und Menschen reduziert werden indem sie nicht weiter hochgradig subventioniert werden. Kein Land leidet wirtschaftlich darunter, wenn es ein generelles Tempolimit nicht nur innerorts und auf Landstraßen sondern auch auf Autobahnen gibt. Oder wenn für die Gründung und den Betrieb von Produktionsstätten ein Schienenanschluss Voraussetzung sein muss, den die Firmen mitfinanzieren müssen, anstatt dass ihnen staatlich finanzierte Autobahnanschlüsse zur Verfügung gestellt werden. Dazu muss allerdings ein noch sehr viel höheres Maß an Einigkeit hergestellt werden zwischen den Regionen und Staaten, damit diese sich nicht gegenseitig ausstechen bei der Begünstigung von Unternehmen.

  • [Norwegen]

    • Norwegen konsumiert wie alle anderen Erste-Welt-Länder einen sehr großen Teil (Halb-)Fertigprodukte (u.a. Autos!), wo die Entropieerhöhung, die zur Erzeugung notwendig ist, in Ländern mit schlechterer Ökobilanz gezecht wurde
    • Norwegen rechnet sich die Bilanz schön, weil sie zu Hause Wasserkraft nutzen, aber die beträchtliche Öl- und Gasförderung ins Ausland verkaufen. Finde ich unredlich.
    • viele Maßnahmen zur Senkung der Binnen-Umweltbilanz werden wiederum erst durch die enormen Gewinne ermöglicht, die aus der Öl- und Gasförderung stammen (zB hohe staatliche Prämien für Elektroautos...).
    • was die Individualmobilität mit PKW anbetrifft, liegt Norwegen mit 6.900 PKW-km pro Person und Jahr zwar etwas besser als Deutschland (7.600 km/a), aber schlechter als viele andere Industrieländer mit weit mieserer Ökobilanz. Das ebenfalls von dir als vorbildlich erwähnte Finnland wiederum hat mit Abstand die meisten Fahrzeug-km pro Einwohner im Vergleich. Eine signifikante Korrelation zwischen (hoher) Radfahrleistung und (niedriger) PKW-Fahrleistung besteht übrigens *nicht*.


  • ...

    dass es wichtig ist, dass sich Regionen spezialisieren, anstatt dass der Wettbewerb beim Wirtschaften sich durch billige Transportwege sich immer großflächiger ausbreitet. Wenn zum Beispiel in einer Region viele medizinischen Güter produziert werden, dann ist es sinnvoll, wenn die Firmen regional investieren, um zum Beispiel neue Arbeitskräfte zu gewinnen, die ausscheidende Arbeitskräfte ersetzen oder um neue Produktionszweige aufzubauen. Das geschieht ganz von selbst schon dadurch, dass die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Berufsfeld in vielen Familien eine Familientradition sind.

    zu den spezialisierten Regionen:

    Das darf dann aber nicht dazu führen, dass es nur noch eine/wenige Regionen gibt die bestimmte Produkte herstellt. Dann reicht ein Hochwasser wie in NRW & RPF und betroffenen Produkte sind für lange Zet nicht mehr verfügbar.

    zu den Familientratditionen:

    In meinem Bekanntenkreis kenn ich keinen Fall, bei dem das so ist. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sowas soziale Ungleichheiten/Ungerechtigkeiten zumindest begünstigt, wenn nur noch die Kinder von Studierten dann studieren gehen oder die Kinder von Geringverdienern auch zu Geringverdienern werden.

  • Der Gegenwert von „Geld“ ist Anspruch auf eine künftige Entropiezunahme. Entropiezunahme ist aber gleichbedeutend mit „Dreck machen“.

    In einer idealen, nachhaltigen Kreislaufwirtschaft müsste das aber nicht so sein, wenn wir "Entropiezunahme" als den Ablauf eines unumkehrbaren Vorganges auffassen. Also jeden Vorgang, der dauerhaft etwas verbraucht oder dauerhaft etwas hinterlässt. Seien es Rohstoffe, die anschließend nicht mehr nutzbar sind, oder Stoffe, die sich dauerhaft oder mindestens langfristig anhäufen (CO2, Müll, ...). *edit: mir ist bewusst, dass dies nicht die korrekte Definition von Entropie ist.

    Davon sind wir in der Tat noch weit entfernt, aber durch eine nachhaltige Energieversorgung würde sich die Bilanz schonmal deutlich verbessern. Auch von einem echten Recycling sind wir in vielen Bereichen noch weit entfernt, solange Verbrennen als "thermisches Recycling" akzeptiert ist. Aber auch in dem Bereich gibt es Fortschritte und es ist nicht alles so düster, wie es von fossilen Besitzstandswahrern hingestellt wird.

    Duesenfeld | Ecofriendly recycling of lithium-ion batteries

  • Auch da ist es doch keine Überraschung, alleine die KFZ-Verkehrsinfrastruktur kostet zig Milliarden.

    Dem gegenüber stehen Milliarden Einnahmen durch Steuern auf Kraftstoffe und Kfz-Steuern. Meines Wissens nach genügen diese Einnahmen für die Erhaltung der Infrastruktur. Die Gesamtrechnung kippt erst, wenn man die negativen externen Effekte mit einberechnet: Lärm, etc.

  • Die Frage bei solchen Rechnungen ist doch immer, wo man die Grenze zieht, was man mit einbezieht und was man außen vor lässt. Natürlich brauchen wir eine Verkehrs-Infrastruktur, damit jegliches wirtschaftliche Handeln überhaupt ermöglicht wird. Man könnte also sämtliche Steuereinnahmen den Kosten für die Infrastruktur entgegenstellen und dann käme heraus, dass das ein absolutes Schnäppchen ist.

    Trotzdem ist es wichtig, auch die mittelbaren Kosten bei der unterschiedlichen Nutzung der Infrastruktur mal zu beleuchten. Und sei es nur dafür, dass sich die "Ohne-Auto-gehts-gar nicht-und-die doofen-Radfahrer-zahlen-gar-keine-Steuern-Fraktion" darüber aufregt. :)