Mir fehlte in der Diskussion die Reduktion des Autoverkehrs im Allgemeinen und die Bevorzugung von kleinen, leichten E-Autos.
Als "Sofortmaßnahme für den Klimaschutz" wäre mir Tempo 130 eingefallen.
Aber wahrscheinlich wollte Frau Baerbock nicht zu viele unschlüssige Wähler abschrecken.
Tatsächlich fordern die Grünen schon seit langem Förderprämien für kleine, leichte E-Autos:
Umweltbonus: Grüne fordern Prämie für Elektro-Kleinstfahrzeuge der Klassen L6e und L7e, Elektroauto-news vom 27. 1. 2020
"Die Grüne fordern, die Umweltbonus genannte Kaufpreisförderung von Elektroautos anzupassen. Hybridautos sollen keine Förderung mehr bekommen, stattdessen sollen Elektroleichtfahrzeuge wie der Renault Twizy oder der Microlino in den Kreis der förderfähigen Fahrzeuge aufgenommen werden. „Es ist absurd, dass Elektroleichtfahrzeuge einerseits auf die Elektromobilitätsziele der Bundesregierung einzahlen sollen, aber bei der Förderung außen vor bleiben“, sagte der Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn von den Grünen der taz."
Die Förderung von kleinen, leichten E-Autos, ist für die Grünen also tatsächlich schon lange ein Thema, das allerdings in einem Wahlkampf ganz schnell droht, instrumentalisiert zu werden für hämische Wahlkampfschwindeleien. Das hat man ja leider sehr unschön beobachten können bei der Forderung nach einer Förderprämie für Lastenräder.
Ich fürchte, dass eine Betonung der Forderung, auch kleine und leichte E-Autos der Fahrzeugklassen L6e und L7e steuerlich zu begünstigen, sofort vom politischen Gegner zu einer Hetzkampagne missbraucht würde, die dann wieder umständlich und kräftezehrend aufbereitet werden müsste. Ähnlich wie es jetzt auch bei der Förderprämie für Lastenfahrräder gelaufen ist.
Dagegen ist es wirklich bedauerlich, dass ein generelles Tempolimit von Tempo 130, nicht in dem Triell vorkam. Da sehe ich durchaus die Chance, dass hämische Gegenkampagnen ganz von sich aus ins Leere laufen würden, ohne dass viel Aufklärungsarbeit geleistet werden müsste, denn ein generelles Tempolimit von 130 auf Autobahnen ist vermutlich durchaus in breiten Bevölkerungsschichten mehrheitsfähig:
statista vom 30.4.21: Sollte aus ihrer Sicht ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen umgesetzt werden?
"42 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass ein Tempolimit von 130 km/h auf deutschen Autobahnen auf jeden Fall eingeführt werden sollte. Etwa 36 Prozent der Befragten lehnten ein Tempolimit ab."
Aber man sollte die Kampagnenfähigkeit der Autolobbyisten nicht unterschätzen. Fest steht, wer in Deutschland ein generelles Tempolimit auf Autobahnen fordert, der muss mit mächtig Gegenwind rechnen. Beim Tempolimit 130 auf Autobahnen dürfte es allerdings der Autolobby schwer fallen, Gegenwind aus der Bevölkerung zu entfachen.
Im grünen Wahlprogramm heißt es dazu: "Für die Autobahnen wollen wir ein Sicherheitstempo von 130 km/h. Wenn besondere Gründe es notwendig machen, wie beispielsweise in Städten oder Ballungsgebieten oder um sie herum, dann gelten maximal 120 km/h."
Interessant ist, dass das Wort Tempolimit an dieser Stelle vermieden wird und stattdessen ein "Sicherheitstempo" gefordert wird.