Feinstaub aus Holzöfen

  • Ich wage hier mal einen Vergleich:

    Eine Regierung, die trotz der extremen Umweltvergiftung und trotz der aktuell drohenden Corvid 19 Ausbreitung es nicht wagt, das generelle Böllerverbot und Feuerwerksverbot auch auf Sylvester auszuweiten, die wird es vermutlich auch nicht wagen, wirklich drastische Schritte zu unternehmen, um das grassierende Kaminfeuer-Unwesen einzudämmen.

    Vermutlich ist es ein allzu menschliches (männliches?) Laster, dem da gefrönt wird.

    Das Schlimme an der Sache: Es sind gewiss nicht wenige sogenannte Prepper (darunter viele aus der rechten Szene), die darauf bestehen, ihr eigenes Herdfeuer und Kaminfeuer zu hegen und zu pflegen und gegen die böse Welt da draußen zu verteidigen.

  • Quatsch. Gerade Strom aus erneuerbaren Energien ist teurer als Kohlestrom.

    Und gerade "Dreck verursachen" ist leider häufig im Preis nicht enthalten.

    https://www.pv-magazine.de/2019/10/15/stu…20Cent%20liegen.

    Zitat

    Für die Photovoltaik nehmen die Forscher mit Bezug auf Zahlen des Fraunhofer ISE für 2020 pro Kilowattstunde Gestehungskosten von 3,38 bis 6,17 Cent (Freiflächenanlagen) und 6,58 bis 10,51 Cent (kleine Dachanlagen) an. Daraus ergibt sich ein Mittelwert von 6,95 Cent pro Kilowattstunde. Die externen Kosten der Photovoltaik geben sie analog zum Umweltbundesamt mit 1,64 Cent pro Kilowattstunde an. Da diese Kosten über den Emissionshandel und die Energiesteuer aber bereits in den Marktpreisen enthalten sind, werden sie bei der Berechnung der Vollkosten nicht berücksichtigt. Damit liegen die Vollkosten der Photovoltaik bei etwa 7,0 Cent pro Kilowattstunde. Für die Onshore-Windenergie setzen die Wissenschaftler 6,0 Cent an, für die Offshore-Windenergie 10,4 Cent.

    Bei den Gestehungskosten fossiler Kraftwerke rechnen die FÖS-Forscher mit einem Börsenpreis von 3,85 Cent pro Kilowattstunde. Für die Steinkohle legen sie nicht internalisierte externe Kosten von 16 Cent pro Kilowattstunde an, für Erdgas 6,4 Cent. Dazu kommt bei Steinkohle-Kraftwerken noch ein staatlicher Förderwert von 2,0 Cent pro Kilowattstunde, der sich aus Finanzhilfen und Steuervergünstigungen zusammensetzt. In Summe ergibt das Vollkosten von 21,9 Cent pro Kilowattstunde bei Steinkohle- und 10,3 Cent bei Gaskraftwerken.

  • Die Industrialisierung vor 200 Jahren war garantiert kein nachhaltiger Prozess. Denn es wurden viele unwiderbringliche Ressourcen verbraucht.

    Wäre es wirklich besser gewesen, weiter zu leben wie im Mittelalter?

    Das ist so ein typisches "Totschlagargument". Wenn wer vergangene oder aktuelle technische Fehlentwicklungen kritisiert, dann bekommt er vorgehalten, er wolle zurück ins Mittelalter. Ist mir zuletzt passiert, als ich in Wiesbaden an einem Infostand der Straßenbahngegner stand und nach deren Motivation fragte: Antwort: Wie du findest die Rückkehr der Straßenbahn toll? Du willst wohl zurück ins Mittelalter? Die Straße gehöre den Autos wurde mir dort erklärt. Nur das ist modern, alles andere (inklusive Fahrrad) altmodisch.

    Dabei sind es doch in der Kaminofendiskussion gerade diese "Nostalgiker", die diese sehr traditionalistische Heizmethode so eisern verteidigen.

  • Und gerade "Dreck verursachen" ist leider häufig im Preis nicht enthalten.

    Eben. Wenn irgendwo Öl oder andere Chemikalien in die Natur gelangen, Flächen versiegelt werden, oder eben Treibhausgase ausgestoßen werden, dann wird das nach meinem Gefühl mitunter mit Schulterzucken hingenommen, beziehungsweise die Folgekosten, die etwa das ausgestoßene CO2 den folgenden Generationen aufbürdet, nicht ausgeglichen.

    Wäre es wirklich besser gewesen, weiter zu leben wie im Mittelalter?

    Zumal ja auch das Mittelalter und vorige Epochen unserem Planeten kräftig zugesetzt haben. Die Lüneburger Heide war mal ein Wald, bis vor etwa fünftausend Jahren zugunsten der Viehhaltung Weideflächen freigeschlagen wurden und während der folgenden Jahrhunderte und -tausende auch der restliche Wald größtenteils verschwand — weil zugunsten der Salzgewinnung Brennholz benötigt wurde.

  • Aktuell kommen die erneuerbaren Energien so langsam in den Bereich, dass sie tatsächlich billiger sind.

    Nein, sind sie schon. Und wenn man die Klimafolgekosten mit eingepreist hätte, wären sie es schon lange. Das darfst du irgendwann mal deinen Kindern erklären, die später unsere tatsächlichen Energiekosten von heute begleichen. Ich habe keine.

    Wäre es wirklich besser gewesen, weiter zu leben wie im Mittelalter?

    Nachhaltiges Wirtschaften gleichzusetzen mit einer Rückkehr ins Mittelalter, halte ich für gefährliche Polemik. Ganz im Gegenteil glaube ich, dass uns eher die fortschreitende Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zurück in mittelalterliche Verhältnisse führt.

    Es ist richtig, dass die Nutzung des Feuers früher "erfunden" wurde als Solarzellen und daher mache ich auch niemandem im Jahr 1960 (oder früher) einen Vorwurf, mit Kohle oder Öl geheizt zu haben. Aber das war auch in etwa die Zeit, als die ersten Leute begriffen haben, dass das zum Problem werden könnte, weiterhin in großem Stil fossile Energieträger zu verbrennen, weil sich das dabei entstehende CO2 in der Atmosphäre anreichert und damit zu einem Anstieg der globalen Temperatur führt.

    Spätestens seit dem Jahr 1997 kann eigentlich niemand mehr behaupten, er wisse nichts davon (Kyoto-Protokoll) und im Jahr 2015 hat man in Paris beschlossen, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass dieses Ziel nur erreicht werden kann, wenn ein weltweites CO2-Restbudget nicht überschritten wird. Mit diesem Wissen der Menschheit, das übrigens nicht aus dem Mittelalter stammt, ist es nun unsere Aufgabe, die Energieversorgung vor dem Überschreiten des CO2-Restbudgets vollständig klimaneutral umzubauen. Keine Ahnung, was das mit dem Mittelalter zu tun hat...

  • Nachhaltiges Wirtschaften gleichzusetzen mit einer Rückkehr ins Mittelalter, halte ich für gefährliche Polemik.

    Ich habe das mit kein Wort geschrieben.

    Deine Aussage war, dass es langfristig _immer_ besser ist, erneuerbare Energien zu verwenden, als fossile Brennstoffe unwiederbringlich zu verbrennen.

    Und das ist falsch. Denn hätten unsere Vorfahren so gedacht, hätten sie die fossilen Energieträger ungenutzt gelassen. Dann hätte es keine industrielle Revolution gegeben und wir würden immer noch leben wie im Mittelalter.

  • Die Industrialisierung vor 200 Jahren war garantiert kein nachhaltiger Prozess. Denn es wurden viele unwiderbringliche Ressourcen verbraucht.

    Wäre es wirklich besser gewesen, weiter zu leben wie im Mittelalter?

    Sobald die unwiederbringlichen Ressourcen verbraucht sind, lautet die Antwort Ja.

    Vermutlich. Es kommt darauf an, was man mit dem entgültigem Verbrauch von Ressourcen anstellt. Man kann ihn nutzen, um eine vorübergehende erhöhung des eigene Wohlbefindes zu erreichen. Das sehe ich für die Menschheit zur Zeit als gegeben. Man könnte ihn aber auch nutzen, um zusätzliche, nachhaltige Möglichkeiten zu generieren. Das müssen wir jetzt hinbekommen, oder wir leben wieder im Mittelalter, in einem verseuchten Mittelalter.

    Um es bildlich auszudrücken: Einen Lottogewinn kann man, um Spaß zu haben, ins Casino tragen, oder mit ihm ein Haus kaufen, um dauerhaft Miete zu sparen.

  • Adsche : Falls der Daumen runter als Widerspruch zu meiner Aussage zu verstehen war, dass erneuerbare Energien günstiger als fossile Energien sind, möchte ich noch eine Quelle für diese Behauptung nachreichen:

    https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/is…re_Energien.pdf

    Ich zitiere mal aus der von dir verlinkten Quelle:


    Folglich ist es also so, dass die Stromgestehungskosten, die man unter Ausnutzung fossiler Energieträger hat, nicht zuletzt durch eine nicht optimale und zukünftig noch schlechter prognostizierte Auslastung in die Höhe getrieben werden. Da auf Grund § 11 EEG in der Regel vorrangig Strom aus erneuerbaren Energien ins Netz eingespeist wird, ist diese schlechte Auslastung eine direkte Folge der Energiewende. Die Stromgestehungskosten fossiler Energien sind also erst wegen der erneuerbaren Energien so hoch.

  • Deine Aussage war, dass es langfristig _immer_ besser ist, erneuerbare Energien zu verwenden, als fossile Brennstoffe unwiederbringlich zu verbrennen.


    Und das ist falsch.

    Dann lass es mich anders ausdrücken: Langfristig gesehen wird es sich auf jeden Fall als falsch herausstellen, nicht früher mit dem Verbrennen fossiler Energieträger aufgehört zu haben, obwohl es bereits Alternativen gegeben hätte. Selbst die bisherige globale Erwärmung wird auf längere Sicht in Küstenregionen gravierende Auswirkungen zeigen. Selbst wenn die gesamte Menschheit heute auf einen Schlag aufhören würde, weiteres CO2 zu emittieren, würde die globale Erwärmung von 1°C bestehen bleiben und Gletscher würden weiter schmelzen wie bereits heute. Langfristig führt auch 1°C globale Temperaturerhöhung zu einem Anstieg des Meeresspiegels von ca. 5m. Würde es bei 1°C bleiben, würde der Anstieg des Meeresspiegels langsam genug erfolgen, dass sich die Menschheit vielleicht daran anpassen kann. Dürren und Stürme wären nicht häufiger und schlimmer als heute auch.

    Die Stadt, in der ich lebe, gab es schon im Mittelalter, aber in 300 Jahren wird es die tiefer gelegenen Stadtteile nicht mehr geben, selbst wenn wir von einem Tag auf den anderen klimaneutral wären. Mit jedem Zehntel Grad zusätzlicher Erwärmung beschleunigen wir den Prozess und erhöhen das Risiko, Kipppunkte zu überschreiten, an denen der Wandel sich unaufhaltsam selbst beschleunigt.

    Ich könnte mich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass mir das egal sein kann, weil ich es ohnehin nicht mehr erlebe. Aber zu behaupten, dass es auf jeden Fall richtig war, für unseren heutigen Wohlstand das ganze Öl, Gas und die Kohle zu verbrennen, würde ich dann doch in Frage stellen. Unser größtes Problem wird auch nicht die Tatsache sein, dass eine Kleinstadt an der Unterelbe irgendwann absäuft, sondern wir werden schon viel früher viel größere Probleme mit gewaltigen globalen Fluchtbewegungen haben, weil andere Regionen schon viel früher nicht mehr bewohnbar sind und den Menschen dort die Lebensgrundlage wegbricht. Bislang hat Europa dafür keine andere "Lösung", als die Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen.

    Es geht nicht um die Vergangenheit, weil wir die sowieso nicht mehr ändern können, sondern darum, was wir heute und in nächster Zeit unternehmen müssen, um den Schaden zu begrenzen. Es ist auch nicht zwangsläufig so, dass Entwicklungs- und Schwellenländer künftigen Wohlstand nur erreichen können, wenn sie die fossile Phase der Energiegewinnung ebenfalls durchmachen, sondern dort kann der Start mit heutigem Wissen und heute verfügbarer Technologie gleich mit erneuerbaren Energien beginnen. Die Aussage, dass Wohlstand nur durch Verbrennung fossiler Energien möglich ist, ist Quatsch. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass unser eigener Wohlstand in der Vergangenheit darauf aufgebaut hat.

  • Die Stromgestehungskosten fossiler Energien sind also erst wegen der erneuerbaren Energien so hoch.

    Absurd! Es wurden Überkapazitäten an Kohlekraftwerken geschaffen, obwohl man längst wusste, dass man mit der Verbrennung von Kohle aufhören muss. Und daran sind jetzt die erneuerbaren Energien schuld?

    Was ist denn deine Lösung? Hoffen, dass es schon nicht so schlimm wird mit dem Klimawandel? :)

  • Quatsch. Gerade Strom aus erneuerbaren Energien ist teurer als Kohlestrom.

    Und gerade "Dreck verursachen" ist leider häufig im Preis nicht enthalten.

    Der Punkt ist, dass alles Geld, mit dem der vermeintlich saubere Strom gekauft wird, vorher durch dreckige Mehrwertschöpfung generiert wurde. Darüber hinaus wird der Unternehmer, sofern er mit der Erzeugung von Ökostrom Geld verdient, den von ihm generierten Mehrwert wieder für Sachen ausgeben, die höchstwahrscheinlich unter allerlei Umweltbelastungen produziert worden sind. Wenn der Unternehmer das Geld nur verdient, weil er vom Staat dafür Subventionen erhält, dann entstammt auch dieses Geld wiederum der dreckigen Gesamtwirtschaft, die per Besteuerung den Staatssäckel vor der Ausschüttung an den Öko-Unternehmer aufgefüllt hat.

  • Absurd! Es wurden Überkapazitäten an Kohlekraftwerken geschaffen, obwohl man längst wusste, dass man mit der Verbrennung von Kohle aufhören muss. Und daran sind jetzt die erneuerbaren Energien schuld?

    "Schuld" ist hier der falsche Begriff. Aber das Vorhandensein der erneuerbaren Energien hat definitiv einen Einfluss auf die Kosten fossiler Energien. Warum steht ja in dem Artikel, den du verlinkt hast.

    Zitat

    Was ist denn deine Lösung? Hoffen, dass es schon nicht so schlimm wird mit dem Klimawandel? :)

    Nein. Es ist durchaus eine legitime Position für die Energiewende zu sein. Aber man muss doch trotzdem nicht ständig das Märchen erzählen, es gäbe die Energiewende zum Nulltarif.

  • Was ist denn deine Lösung?

    Ich fürchte, es gibt keine.

    Es reicht ja nicht, dass wir nur unseren heutigen Strombedarf irgendwann ohne fossile Energie decken. Wir müssen darüber hinaus auch noch alles, was derzeit an Öl, Kohle und Gas im industriellen Prozess direkt und ohne den Umweg Strom verbraten wird, irgendwie ersetzen (Kalkproduktion für Zement, Stahlkochen etc.). Und selbst wenn das gelänge, bestünde immer noch das eigentliche Problem, dass nämlich fossile Energieträger durch das Wegbrechen des Marktes in Europa weltweit größte Begehrlichkeiten bei den Machthabern der sog. Entwicklungsländer wecken werden, die sich wohl noch auf Jahrzehnte hinaus nix dabei denken werden, dank niedrigster Preise noch schnell einen kräftigen Schluck aus der CO2-Pulle zu nehmen, um den Rückstand ihrer Nationen aufzuholen.

    Wenn man Letzteres verhindern wollte, müssten wir also außer die wirtschaftliche Umstrukturierung hier zu stemmen auch noch gleich morgen alle Länder, die davon leben, fossile Energieträger zu fördern, erobern und dort Blauhelmsoldaten an allen Schächten und Förderanlagen postieren, damit kein Idiot mehr auf die Idee kommt, das Zeug für kleines Geld hochholen zu wollen. Gleichzeitig müssten wir aber dann auch in diesem Fall noch viel mehr Soldaten bereitstellen, die die Restwälder des Globus davor bewahren müssten, dass der Planet binnen eines halben Jahres von irgendwelchen Kriminellen komplett kahl geschlagen wird.

  • Es ist durchaus eine legitime Position für die Energiewende zu sein. Aber man muss doch trotzdem nicht ständig das Märchen erzählen, es gäbe die Energiewende zum Nulltarif.

    "Legitim" finde ich etwas schwach. Das ist so, als wenn es da irgendwie große Zweifel dran gäbe. "Märchen" ist noch so ein schönes Wort. Die Wahrheit ist doch die, dass es noch viel teurer kommen wird, wenn man *keine* Energiewende vollführt. Selbst wenn es die Energiewende nicht zum Nulltarif gäbe: Wenn man die realen Kosten bedenkt (also z.B. Folgekosten des Klimawandels) ist die Energiewende auf jeden Fall lächerlich billig.

  • Nein. Es ist durchaus eine legitime Position für die Energiewende zu sein. Aber man muss doch trotzdem nicht ständig das Märchen erzählen, es gäbe die Energiewende zum Nulltarif.

    Ich erlebe in Gesprächen nicht so sehr eine Diskussion darüber, ob die Energiewende teuer oder weniger teuer ist, oder sogar eine Kostenersparnis mit sich bringt.

    Dafür erlebe ich häufiger, dass so getan wird, als sei der gegenwärtige hohe Lebensstandard in der Form, in der er zelebriert wird, etwas das keinesfalls in Frage gestellt werden darf.

    Wenn sich alle ein größeres Auto kaufen, dann ist das doch normal, das ich auch ein größeres Auto kaufe. Und jemand der gar kein Auto fährt, der wird im günstigsten Falle als so eine Art Mahner akzeptiert, der vor etwas warnt, das hoffentlich nie eintreten wird.

    Deshalb ist die Frage, ob wir uns die Energiewende leisten können aus meiner Sicht gar nicht so sehr im Mittelpunkt der Diskussion. Vielmehr kreisen die Gespräche oft um die Fragen, die eigentlich schon beantwortet sind.

    Genau so hier beim Thema Kaminöfen. Da mag die Abgasreinigung noch so optimal wie's geht eingestellt sein. Und das Gerät nicht aus dem Baumarkt, sondern vom besten Spezialisten installiert sein.

    Wer so was betreibt, der weiß, dass er sich damit einen nicht unerheblichen Luxus gönnt, der aus rein ökologischen Gründen nur wenigen möglich ist. Ein Mehrfamilienhaus mit 30 bis 40 Wohneinheiten, das eine wirklich energieeffiziente Wärmehaltung ermöglicht, wird dagegen von vielen abgelehnt. Oder eine Wohneinheit, in der die Lüftung über Wärmeaustauscher-Belüftungen funktioniert und wo die Fenster nicht geöffnet werden, das finden dann viele unheimlich oder blockieren total emotional.

  • Es reicht ja nicht, dass wir nur unseren heutigen Strombedarf irgendwann ohne fossile Energie decken. Wir müssen darüber hinaus auch noch alles, was derzeit an Öl, Kohle und Gas im industriellen Prozess direkt und ohne den Umweg Strom verbraten wird, irgendwie ersetzen (Kalkproduktion für Zement, Stahlkochen etc.).

    Ja, selbstverständlich. Neben der Industrie auch den gesamten Verkehrssektor und die Gebäudeheizung. Und daher habe ich auch geschrieben, dass es nicht ausreicht, die installierte Leistung an Solar- und Windenergie zu verdoppeln, um nur den bisherigen Strombedarf komplett daraus zu decken, sondern wir müssen die Kapazitäten in den nächsten 30 Jahren versechsfachen. Insbesondere bei der Solarenergie ist noch reichlich Luft nach oben und bei der Windenergie müssen wir künstliche Hindernisse bei der Standortfindung abbauen. Mir ist es unverständlich, warum Windräder einen größeren Abstand zu Wohngebieten einhalten müssen als Kohlekraftwerke. Vermutlich, weil weniger Menschen die Arxxxkarte gezogen haben, neben einem Kohlekraftwerk zu wohnen und weil es bei Windrädern mehr Menschen betreffen würde. Nach dem St. Floriansprinzip: Heiliger St. Florian, verschon' mein Haus, zünd' andere an. Hauptsache, der Strom kommt aus der Steckdose, nach mir die Sintflut.

    Ich bin -ehrlich gesagt- auch sehr skeptisch, ob die Menschheit weltweit rechtzeitig die Kurve kriegt und die Katastrophe abwenden kann. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es dafür Vorreiter braucht, dass Deutschland Vorreiter sein könnte und dass Deutschland davon einen erheblichen Vorteil hätte, Vorreiter zu sein. Es liegt nicht am Fehlen technischer Lösungen, sondern an der mangelnden Bereitschaft, Dinge zu verändern. Diejenigen, die davon profitieren, dass alles weiter geht wie bisher, haben nunmal mehr Macht als diejenigen, die künftig von einer Veränderung profitieren würden.

  • ... Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es dafür Vorreiter braucht, dass Deutschland Vorreiter sein könnte und dass Deutschland davon einen erheblichen Vorteil hätte, Vorreiter zu sein. ...

    Mit dem EEG und der damit wachsenden PV und WE Industrie war D definitiv Vorreiter. Leider werden Solarmodule nun in CN billiger produziert. Da sind leider genau so schnell Arbeitsplätze verschwunden wie entstanden.

  • Wäre es wirklich besser gewesen, weiter zu leben wie im Mittelalter?

    Diese rhetorische Frage ist eigenartig, impliziert sie doch, der Mensch würde Entwicklungen wie die der Industrialisierung vorhergesehen haben und sich bewusst für diese und gegen das weitere Leben im Mittelalter entschieden haben - ganz davon abgesehen, dass auf das Mittelalter natürlich nicht die Industrialisierung folgte und wir Geschichte ohnhehin erst rückblickend epochal konstruieren.

    Heute aber wissen wir - und das ist das schöne an historischer Betrachtung - welche Folgen es hat, deutlich mehr Ressourcen zu verbrauchen als "nachwachsen". Darum können wir beim Blick auf die Vergangenheit unsere Gegenwart besser verstehen und für die Zukunft Entscheidungen treffen, die vergangene Fehler zu revidieren versuchen.

    Freilich ist das ist ein sehr vereinfachtes idealtypisches Denkmodell, aber entspricht nun einmal einem kritischen historischen Bewusstsein, das sich von einer rein nostaglischen oder abwertenden Betrachtung der Vergangenheit unterscheidet.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)