Feinstaub aus Holzöfen

  • LOL, es gibt nicht nur die Fraktion der Mode Holzheizer.

    Es ist auch nicht mein Ziel, hier zu pauschalisieren, beziehungsweise möchte um Entschuldigung bitten, wenn das so herübergekommen sein sollte.

    Aber es ist wohl wie beim Radfahren: Es gibt einerseits die Fraktion derjenigen, die sich beispielsweise in einem seltsamen Radverkehrsforum herumtreiben und wissen was sie tun — und dann das andere Extrem jener, die ihr Fahrrad im Baumarkt kaufen, die Bremsen nicht ordentlich einstellen und schon nach drei Wochen ohne Licht unterwegs sind, weil der Dynamo nicht ordentlich angeschlossen ist. Und genauso wie es nunmal diesen gewissen Prozentsatz an Idioten im Straßenverkehr gibt, die sich und andere gefährden, gibt es auch einen gewissen Prozentsatz an Ofenbesitzern, die mit ihrem Gerät nicht ordentlich umgehen können und sich und andere gefährden.

    Die Gänse bei unseren Nachbarn hinter unserem Haus sind noch weiß ohne dass sie gebadet werden ;)

    Es geht bei diesem Thema ja auch mitnichten um die Farbe von Gänsen oder von weiß gestrichenen Fensterrahmen. Wenn die schwarz werden, ist ohnehin viel Dreck in der Luft.

    Ich wundere mich viel mehr, dass wir als Gesellschaft insbesondere in den letzten Jahren immer wieder über die Belastung unserer Städte im Bereich der Hauptverkehrsstraßen mit Feinstaub und Stickoxiden diskutiert haben und sogar des Deutschen liebstes Kind mit Fahrverboten aus den Städten treiben wollen, um die Gesundheitsbelastung möglichst gering zu halten. Plötzlich hatten wir Angst vor Alzheimer oder kognitiven Problemen, weil Feinstaub über die Lunge bis ins Gehirn eindringen kann und rechneten uns gegenseitig vor, dass ein Aufenthalt von einer Stunde an einer vielbefahrenen Straße so und so vielen gerauchten Zigaretten entspräche.

    Andererseits wird aber momentan die so genannte „Clean Heat“ beworben, so dass mit Fördermitteln der Einbau von Öfen in Wohngebieten angestrengt wird. Wo vorher noch Gas- und Ölheizungen quasi nur Kohlenstoffdioxid und Stickoxide emittiert haben, verrichten jetzt Holzöfen und Pelletheizungen ihren Dienst, die um Größenordnungen mehr Schadstoffe ausstoßen. Ich habe den Eindruck, dass das nicht besonders sinnvoll ist.

  • Ich bin mit Holz- bzw. Kohleofen groß geworden. Wenn ich eines nicht vermisse, dann das!

    Dito. Wir hatten kein fließend Warmwasser in der 1960 (!) neu gebauten Wohnung. Küche und Waschbecken: Durchlauferhitzer. Badewanne: Ofen. Natürlich haben wir - wir waren Dauercamper - bei Gelegenheit Abfallholz aus dem Wald neben dem Campingplatz mitgebracht, am liebsten diese kleinen keilförmigen Stücke, die beim Fällen der Bäume liegengelassen wurden. Damit wurde dann freitags der Ofen befeuert.

    Was bin ich froh, dass ich jetzt einfach eine Armatur aufdrehen kann und eine Gasheizung im Keller stehen habe!

  • Ja mag so sein. es ist aber (immer noch) günstiger als Gas/Öl. Der eine brennende Kamin ersetzt insgesamt 8-9 Heizkörper, und es ist ein offener gemauerter Kamin mit einer Gasscheibe.

    Da kann man dem Holz beim Verbrennen zugucken, das ist einfach heimelig Das hat wenig zu tun mit einem Holzofen den man in einem Mehrfamilienhaus der 60er hatte.


    Wir wohnen hier extrem ländlich, das nächste Haus ist so weit weg dass ich nicht riechen kann was dort im Kamin verheizt wird. Auch nicht wenn ich im Garten stehe

    Es ist aber ein himmelweiter Unterschied ob ich nun hier alle 50-200m einen Kamin riechen kann oder ob ich an der Kieler Str. wohnend tagtäglich die Abgase von ca. 80.000 Ein- Auspendlern inhalieren darf, Sommer wie Winter, da nehm ich lieber die Kamine.

    Das Knistern im Kamin ist auch ganz entspannend und seit ich HH den Rücken gekehrt habe sehe ich einiges (auch im Verkehr) deutlich entspannter.

    Genieße das Landleben und im Sommer verbrennen wir sogar Kohle mitten im Garten und hauen uns dann alle Arten von Fleisch rein ;)

    Das Gemüse findet sich ringsrum, so sieht das hier aus :)

  • Es ist aber ein himmelweiter Unterschied ob ich nun hier alle 50-200m einen Kamin riechen kann oder ob ich an der Kieler Str. wohnend tagtäglich die Abgase von ca. 80.000 Ein- Auspendlern inhalieren darf, Sommer wie Winter, da nehm ich lieber die Kamine.

    Ich habe den Eindruck, dass diesbezüglich bald der Break-Even erreicht ist: Auf der einen Seite werden die Kraftfahrzeuge trotz aller Trickser- und Betrügereien durchaus sauberer (und vielleicht irgendwann im Zuge einer wie auch immer gearteten Verkehrswende weniger), auf der anderen Seite werden immer mehr relativ saubere Heizungen gegen Holzöfen ausgetauscht.

    Ich möchte den Vergleich anders formulieren: Wir machen sowohl die Luft in den Straßen als auch in den Wohngebieten sauberer.

    Persönlich empfinde ich zum Beispiel die Luft bei meinen Eltern, die am Rande eines Wohngebietes aus den 1980er Jahren leben, im Winter als deutlich unangenehmer als in einer Großstadt an einer vielbefahrenen Hauptverkehrsstraße, wo die Luft mit Sicherheit auch sehr ungesund ist. Aber wenn ich nach einem nicht einmal besonders langen Spaziergang wie vor zwei Wochen während dieser Inversionswetterlage rieche, als hätte ich einen ganzen Abend am Lagerfeuer verbracht, dann ist das mutmaßlich nichts, was wir hinsichtlich unserer Gesundheit für die nächsten Jahrzehnte anstreben sollten.

  • Ich hatte bereits erwähnt, dass dieses Haus schon seit es vor ca. 80 Jahren gebaut wurde, mit einem Kamin ausgestattet ist. Du riechst hier aber im Sommer wie Winter eher das rundrum wachsende Gemüse, welches dann wieder unter anderem auf deinem Teller landet. Aktuell riecht es je nach Standort und Windrichtung aber eher nach "Naturdünger". Hektarweise gammeliger Rot- und Weißkohl, sonst auch mal gerne nach dem Mist den die Bauern, auch oder gerade Biobauern aufs Feld bringen.

    Ansonsten hat dieses Haus aber auch eine Gaszentralheizung, insofern wurde schon verbessert. Aber den Kamin werden wir auch weiterhin befeuern.

    Ich fliege kaum noch, besitze kein Auto, esse nur noch seltener Fleisch aber ein Öko Ideologe wird nie aus mir ;)

  • Ich hatte bereits erwähnt

    Ja, gut, ich meinte jetzt auch nicht dein Haus, sondern eher beliebige Wohngebiete mit dichterer Bebauung. Dass bei Abständen von 200 Metern schon mehr ganz so viel ankommt von dem, was der Nachbar in den Ofen wirft, ist ja klar. Bei meinen Eltern zähle ich im Umkreis von hundert Metern fünf Edelstahl-Schornsteine, die mutmaßlich zu reinen Komfortöfen gehören, sowie mindestens vier weitere ältere Kamine, an die nachträglich ein Ofen angeschlossen wurde, der an kalten Wochenenden im Dauerbetrieb bullert.

    Und auch in unserem Wohngebiet haben die Leute grundsätzlich alle erst einmal eine Gas- oder Ölheizung, wenngleich so manche mutmaßlich in den letzten Jahren gegen eine Pelletheizung ausgetauscht wurde.

    ein Öko Ideologe

    Genau genommen ist das Thema Feinstaub eher ein Gesundheitsthema als Öko-Thema. Klima- und Umweltschutz kommen hier erst im zweiten Schritt ins Spiel, wenn es darum geht, woher das verbrannte Holz stammt und wie es dem Wald geht, aus dem das Holz entnommen wird. Aber das ist eine andere Debatte, die wir hier heute nicht führen müssen.

  • Ganz ähnlich bei mir: Der Geruch eines Kamins gehört für mich zum 1. Weihnachtsfeiertag dazu, weil wir an diesem Tag immer zu der Verwandschaft gefahren sind, die damals noch einen offenen Kamin hatte und den natürlich während der Feiertage betrieben hatte. Mutmaßlich prägt der Geruch die Erinnerungen eben deutlich mehr als andere Verknüpfungen — aber das ändert eben nichts daran, dass ich aus heutiger Sicht das Konzept der Holzverbrennung für problematisch erachte.

    Da bin ich völlig bei dir. Genau diese Ambivalenz wollte ich mit meinem Beitrag verdeutlichen.

  • Wie wärs mit ner 10H-Regelung für Kaminöfen? Ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal, ob ein Waldschrat oder Einöd-Bewohner frische Tannenzapfen verquamlt. Aber in dicht bebauten Siedlungen oder gar Reihenhaussiedlungen ohne Not jeden Tag nen ungefilterten Kaminofen anzumachen hat schon was Freches.

    Mir auch völlig egal, wenn jemand in seinem Reihenhaus-Wohnzimmer aus Spaß ein Lagerfeuer macht. Solange er die Fenster nicht öffnet. Was anderes sind Kaminöfen m.M.n. nicht. Aber wenns drum geht, Partikel- und Geruchsfilter einzubauen, wirds den Herrschaften zu teuer.

  • Übertreibung macht ja anschaulich, aber so?

    Ich zitier mal das Umweltbundesamt

    Zitat

    Die Heizung ist der mit Abstand größte Erzeuger von CO2 im Haushalt. Die Verbrennung von Holz statt Öl oder Gas schont das Klima. Denn bei der Verbrennung von Holz wird nur die Menge an CO2 frei, die das Holz im Laufe des Lebens gebunden hat.

    Allerdings führt der Einsatz von Holz zu vergleichsweise hohen Schadstoffemissionen. Deshalb sind auch beim Kaminofen einige wichtige Punkte zu beachten. ...

    https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fu…fen#hintergrund

  • Übertreibung macht ja anschaulich, aber so?

    Ich zitier mal das Umweltbundesamt

    https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fu…fen#hintergrund

    Wobei ich dieser Definition von Klimafreundlichkeit, beziehungsweise Klimaneutralität nicht so richtig folgen mag. Ich stelle einfach mal frech eine These in den Raum: Die Verbrennung von Erdöl schon das Klima, denn es wird nur die Menge an CO2 frei, die im Jahr Millionen im Erdöl gebunden wurde.

    Nun hinkt dieser Vergleich natürlich, denn Erdöl entstand im Verlaufe von Jahrmillionen und wir setzen mit unseren Verbrennungsmotoren momentan Kohlenstoffe frei, die seit eben diesen Millionenjahren im Erdboden schlummerten.

    Jetzt kommt mein „aber“: Auch ein Baum braucht ein paar Jahrzehnte zum Wachsen, bei einer Fichte geht man nach meiner Kenntnis von 80 Jahren aus, bis sie „geerntet“ werden kann. Das heißt, bei der Nutzung eines Ofens werden binnen weniger Wochen so viele Kohlenstoffe freigesetzt wie der Baum in seinem 80-jährigen Leben aufgenommen hat.

    Mein Problem damit, an dieser Stelle den Begriff „klimaschonend“ zu nutzen, besteht darin, dass das bei der Verbrennung freigesetzte CO2 dann erst einmal in der Luft ist. Und es ist ja nun mitnichten so, dass die freigesetzten Moleküle zum nächsten Baum schweben und dort direkt synthetisiert werden; an der Kurve der weltweiten CO2-Konzentration (erst gestern wurde, wie quasi jedes Jahr, ein neuer Höchststand verkündet) sieht man ja, dass wir momentan deutlich mehr CO2 freisetzen, als im natürlichen Kreislauf wieder gebunden wird. Mal ganz davon abgesehen, dass während der Heizperiode in der Regel keine großartige Photosynthese stattfindet.

    Gut, irgendwann wird das freigesetzte CO2 dann wieder gebunden — oder vielleicht auch nicht.

    Aber wenn ich dann lese, dass allein in Deutschland die Nachfrage an Brennholz so hoch ist, dass wir dafür in unseren Nachbarländern alte Urwälder roden, dann halte ich das nur sehr bedingt für klimafreundlich.

    Und falls du draußen auf dem Land tatsächlich einen eigenen Wald hast, aus dem du deinen Holzbedarf entnimmst, gilt das zwar nicht für dich, aber eben für einen Großteil der „normalen“ Haushalte, die, sofern denn ein eigener Garten vorhanden ist, dort allenfalls eine kleine Hecke stehen haben.

    Edit: Just in diesem Moment wurde die folgende Pressemitteilung verschiedener Umwelt- und Klimaschutzorganisationen veröffentlicht: Kein Raubbau im Wald für eine falsche Energiewende

    Interessantes Detail aus der Pressemitteilung: Das Verbrennen von Holz als klimaneutral zu bezeichnen geschah wohl eher aus politischen Erwägungen im Zuge des EEG.

  • Der Vergleich hinkt aber stark.

    CO2, das durch die Verfeuerung von Erdöl in die Atmosphäre kommt, verbleibt dort dauerhaft. Zumindest nach menschlichen Maßstäben.

    Wenn bei der Verfeuerung von Holz die Waldfläche konstant gehalten wird, wird das entstandene CO2 hingegen über die nächsten 80 Jahre wieder gebunden.

    Der CO2-Anteil steigt in beiden Fällen erstmal an. Aber bei der Verfeuerung von Holz hört es nach einigen Jahrzehnten von alleine auf. Zumindest so lange die Waldfläche konstant bleibt.

    Ich habe mich gerade noch gewundert, ob die Anzahl der Bäume für den aktuellen Energiebedarf überhaupt ausreichen würde.

    Mal sehr hemdsärmelig gerechnet:

    Pro Mensch gibt es aktuell 422 Bäume. Bei einer Wachstumsdauer von 80 Jahren dürfte jeder Mensch pro Jahr 5 Bäume "verbrauchen". Ein Baum wiegt irgendwas zwischen 2 und 4 Tonnen. Macht also 15 Tonnen Holz pro Person und Jahr. Bei einem Brennwert von 4 kWh/kg sind das 60 MWh pro Person und Jahr.

    Aber wie viel Energie benötigt ein Deutscher pro Jahr? Ich rechne mal von den im Mittel emittierten 10 t CO2/Jahr rückwärts. 10 t CO2/Jahr entsprechen ca. 3 t Erdöl. Das wiederum hat einen Brennwert von 11,8 kWh/kg, also insgesamt ca. 30 MWh.

    Müsste also insgesamt aufgehen. Aber leider sind die Bäume wohl nicht alle gut zugänglich.

    Edit: Anstatt wild vom CO2 rückwärts zu rechnen habe ich gerade mal noch den Energiebedarf pro Kopf in Deutschland ergoogelt: 40 MWh.

  • CO2, das durch die Verfeuerung von Erdöl in die Atmosphäre kommt, verbleibt dort dauerhaft. Zumindest nach menschlichen Maßstäben.


    Wenn bei der Verfeuerung von Holz die Waldfläche konstant gehalten wird, wird das entstandene CO2 hingegen über die nächsten 80 Jahre wieder gebunden.

    Ich glaube, wir meinen beide eigentlich eine andere Formulierung:

    Das CO2, das bei der Verbrennung fossiler Energiequellen freigesetzt wird, wurde bereits vor Millionen von Jahren gebunden und spielte darum keine Rolle, die Erde im Sinne des Treibhauseffektes so zu formen, wie wir sie als Menschheit schlussendlich vorgefunden haben. Im Gegensatz dazu bewegen sich Bäume in einem natürlichen Kreislauf…

    Zumindest so lange die Waldfläche konstant bleibt.

    … wobei die Bilanz dieses Kreislaufes nach meiner Kenntnis negativ ist: Es verbleibt, wenn es denn gut läuft, im natürlichen Kreislauf immer etwas mehr CO2 in unterschiedlichen Ausprägungen im Boden als bei der Verrottung wieder freigesetzt wird. Das heißt, genaugenommen muss die Waldfläche wachsen, also nicht jeder Baum nach 80 Jahren in den Ofen wandern, damit einige Bäume auf natürlichem Wege absterben, verrotten und von Mikroorganismen abgebaut werden, wobei ein kleiner Teil des Kohlenstoffes nicht wieder freigesetzt wird, so dass die Gesamtbilanz wieder stimmt.

    Im Endeffekt ist es aber natürlich so, dass auch Heizöl und Gas nicht die reine Geilheit sind. Für diese Energieträger werden Kriege geführt, Strände kilometerlang verdreckt, Rohrleitungen durch ökologisch wertvolle Gebiete geführt und so weiter und so fort.

  • Ich habe den Eindruck, dass diesbezüglich bald der Break-Even erreicht ist: Auf der einen Seite werden die Kraftfahrzeuge trotz aller Trickser- und Betrügereien durchaus sauberer (und vielleicht irgendwann im Zuge einer wie auch immer gearteten Verkehrswende weniger), auf der anderen Seite werden immer mehr relativ saubere Heizungen gegen Holzöfen ausgetauscht.

    Ich möchte den Vergleich anders formulieren: Wir machen sowohl die Luft in den Straßen als auch in den Wohngebieten sauberer.

    Du wirst damit leben müssen in unseren Breitengraden, entweder halbwegs CO² neutral, oder klinisch reine Luft. Beides ist momentan technisch nicht unter einen Hut zu bekommen.

    Wir (also unser Haushalt) haben uns vor bissl über 15 Jahren für CO² neutral entschieden, und zumindest momentan ist die Politik da auch gefolgt. Zum einen über das BlMSchV, das war damals schon absehbar, und zum anderen wurde auch von diesem Land (aus deiner Sicht) blöderweise das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet.

    Das ganze lässt sich auch nicht trennen, es gibt den Gesundheitsaspekt Feinstaub/Schadstoffe und auf der anderen Seite den Klimaschutz. Dazwischen wird man abwägen müssen, bis eine perfekte technische Lösung gefunden ist, sofern das irgendwann passiert. Selbst eine Wärmepumpe braucht genau dann am meisten Energie und hat den schlechtesten Wirkungsgrad, wenn der Anteil an Ökostrom gering ist, außer es gibt gerade einen Wintersturm.

    Meiner Meinung nach hast Du eine, für ein kapitalistisches Land, recht typische Sichtweise, denn klar, hier in Deutschland bzw. bei Dir vor der Haustür ist natürlich nur der Feinstaub und die Abgaswerte vor Ort interessant. Das betrifft ja Dich selber.

    Der Dreck bei der Öl- und Gas-Förderung entsteht schließlich ganz wo anders. Das allerbeste daran ist, wir könne prima mit dem Finger auf genau diese Länder zeigen (und natürlich auch auf die, die uns das Zeug bringen) und zurecht darauf hinweisen wie sauber es bei uns ist. Und Du hast recht, bei der Vergasung von Holz ist das eher nicht so. Da hat man viel Dreck, bis der Holzscheit im Ofen liegt. Dazu gehört auch Staub, der Feinstaub aus dem Kamin ist nur ein kleiner Anteil, aber wahrscheinlich der gesundheitsschädlichste.

    In Kiel eher weniger Thema, dafür in Hamburg schon, was kein Heizöl-EL wird und in der Raffinerie übrigbleibt, wird nicht wieder in die Nordsee, oder nach Afrika, Arabien oder den Irak zurückgepumpt in die Erde, sondern da verfeuert, wo es nicht so auffällt. Völlig Schadstofffrei, natürlich. Also unter anderem in den Schiffen, die uns Elektronik, Autos, Plastiktüten und, kaum zu glauben das „reine“ Öl und Gas bringen. Oder auch beim Gaspipelines verlegen.

    In Gas sind keine Feststoffe, damit ist Feinstaub kein Thema, bei Öl sieht das wiederum anders aus.

    Übrigens auch, was so nebenbei entsteht, da schaut man bei den Öl- und Gasheizungen auch nicht so genau hin, aber, das sind ja im Gegensatz zu Holz, keine komplexen und je nach Fundort verschieden zusammengesetzte Kohlenwasserstoffe. Sondern total reine CO²-Quellen, geruchsneutral bei der Verbrennung.

    Dioxine spielen bei der Holzverbrennaug nur dann wirklich eine Rolle, wenn das Holz verunreinigt ist, also Lack oder imprägniert. Nebenbei, auch bei der Gas und Erdölverbrennung können Dioxine entstehen, wie überall, wenn Kohlenstoffketten mit Chlor verbrannt werden.

    Warum wurde noch nicht erwähnt, das auch radioaktive Stoffe bei der Verbrennung entstehen können? Ist bei Holz definitiv so, bleibt hauptsächlich in der Asche, oh, die gibt es ja bei Gas und Öl gar nicht! Wo das dann wohl verschwindet?

    Dann red ich noch, aus meiner Sicht, als Laie, kurz über die Öfen.

    Das Problem bei den Öfen ist weniger, ob die im Baumarkt gekauft werden, oder im Fachhandel.

    Vielleicht doch, wegen der Beratung.

    Aber der Rauch und der Geruch kommen daher, dass der Ofen nicht im richtigen „Temperatur“-Fenster laufen.

    Das ist, wenn man einen Holzofen richtig betreibt, nur für kurze Zeit, also nach dem anzünden, nicht zu vermeiden. Ok. kurze Zeit ist geschwindelt, kommt auf den Ofen drauf an, kann schon 1/2h dauern. Ist übrigens bei Gas und Öl genauso, wenns auch kürzer dauert, aber da misst keiner und man sieht/riecht es nicht. Obwohl stimmt auch nicht, wenns kälter ist sehe ich genau wann beim Nachbar die Gasheizung läuft, jetzt zum Beispiel. Kommt Rauch aus dem Kamin, aber das ist sicher nur Wasserdampf ohne Schadstoffe. Im Gegensatz zu Holz zündet so ein Ofen aber mehrfach am Tag. Und auch oft nur für kurze Zeit (Sommer für den Warmwasser-Betrieb zum Beispiel), aber rein und fein, natürlich.

    Zurück zum Ofen, darum geht es ja hier. Ein Holzofen braucht eine Brennraumtemperatur, damit das vergasen funktioniert. Nun ist es nicht ganz einfach, diese Temperatur mit kleinen Brennräumen zu erreichen. Dafür müsste man das Holz entsprechend klein spalten. Hat an früher gemacht, die alten Küchenöfen, da braucht an kleines Holz, vielleicht ein ¼ von dem was heute üblich ist.

    Also → hohe Brennraumtemperatur = viel Leistung.

    Die meisten Öfen haben damit 6-10kWh, damit der Hersteller den Test besteht. Damit kann man aber ganze Häuser heizen, nicht nur ein 60m² Wohnzimmer. Also wird der Ofen maximal gedrosselt, damit wenig Wärme entsteht, aber die Verbrennung läuft maximal schlecht.

    Wenn man keine großen Flächen zum beheizen hat, macht ein Holzofen nur Sinn, wenn man die Wärme anders los wird. Zum Beispiel einen Puffertank.

    Zu dem CO² und Wald schreibe ich erst morgen etwas,

  • Hallo,

    zum Binden von CO2 im Wald gab es mal eine interessante Folge im Synapsen Podcast.

    Wenn ich mich recht erinnere ist das Problem, dass viele Wälder so bewirtschaftet werden, dass das Totholz gar nicht verrotten kann sondern aus dem Wald geholt wird. Aber auch wenn nicht, bleibt nicht sehr viel CO2 im Boden sondern es wird auch viel beim Verrotten an die Luft und Tiere abgegeben.

    Mit Abstand am meisten speichern ganz besonders die wirklich alten und dicken Bäume. Wenn der Wald also bewirtschaftet wird und die Bäume nach einem gewissen Alter abgeholzt werden, ist das auch schlecht.

    Trotzdem halt der Wald durch Schatten und Verdunstung einen großen Kühleffekt. Aber so richtig viel aufgeforstet wird ja leider nicht. Und bei den ganzen "Baumspenden" habe ich manchmal das Gefühl dass das Bäume sind die eh gepflanzt werden müssten - als Ausgleichsmaßnahme für die nächste Autobahn z.B.

  • Jetzt kommt mein „aber“: Auch ein Baum braucht ein paar Jahrzehnte zum Wachsen, bei einer Fichte geht man nach meiner Kenntnis von 80 Jahren aus, bis sie „geerntet“ werden kann. Das heißt, bei der Nutzung eines Ofens werden binnen weniger Wochen so viele Kohlenstoffe freigesetzt wie der Baum in seinem 80-jährigen Leben aufgenommen hat.

    Oder andersrum: Hätte es die Fichte gar nicht gegeben, wäre das CO2, das bei ihrer Verbrennung frei wird, bereits in der Atmosphäre.

    Wenn der Baum umfällt und verrottet, wird das CO2 auch wieder frei. Das einzige, was das verhindern würde, wäre das Holz in unterirdischen Kavernen luftdicht abgeschlossen einzulagern oder dafür zu sorgen, dass alle Bäume unendlich alt werden. Beides geht aber nicht.

    Es bleibt also bei der Frage der Nachhaltigkeit: So lange genauso viel nachwächst, wie geerntet wird, ist es klimaneutral. Leider haben wir schon wieder ein massives Fichtensterben als Folge zu trockener Sommer und der Ausbreitung von Schädlingen. Lässt man das tote Holz im Wald liegen und dort verrotten, wird das CO2 ebenfalls frei. Da ist es besser, wenigstens die Energie zu nutzen anstatt fossile Energieträger zu verbrennen.

    Wenn Bolsonaro & Co den Regenwald abfackeln, ist das natürlich in mehrfacher Hinsicht Kacke.

    Doof ist es übrigens auch, wenn hier Moore austrocknen oder immer noch trocken gelegt werden. Da muss man gar nicht bis zum Amazonas gucken, wenn man sehen will, was schief läuft.

  • Dieses Prinzip der selektiven Wahrnehmung zur Verfälschung der Wahrheit findet man leider mittlerweile sehr häufig. Z. B. wird die Plastiktüte als umweltschädlich gebrandmarkt, obwohl eine stabile Plastiktüte viel öfter wiederverwendet werden kann als eine wasserempfindliche Papiertüte, zudem im Herstellungsaufwand geringer ist und bei der Entsorgung in Deutschland Probleme wie Meeresverschmutzung nicht existent sind bzw. sein müssten. Oder bei Glasfalschen, bei denen der Energie- und Transportaufwand bei der Mehrfachbefüllung und deutschlandweiten Verteilung gegenüber Plastik ausgeblendet wird. Oder Mülltrennung, die zu erhöhtem Verpackungsmüll bei gleichzeitig beruhigtem Konsumentengewissen führt, anstatt zur Reduzierung von Müll. Oder wassersparende Armaturen im Bad, deren minimale Einsparungen in einem Land des Wasserüberflusses dann zu kaputt Rohrleitungen führen, die aufwändig gespült oder instand gesetzt werden müssen. Oder die Ernährungsampeln auf Lebensmitteln, die Fett als negativ darstellen, das dann von der Industrie dankbar durch billigen Zucker ersetzt wird, der im gegebenen Übermaß viel schädlicher. Oder der Verkäufer im Elektronikmarkt, der den Rechner mit starker CPU als leistungsstark anpreist, aber verschweigt, dass die dazu unterdimensionierte Grafikkarte dann trotzdem jedes Spiel ruckeln lassen wird, das die Kinder darauf spielen wollen.

    Zur Sache mit dem Plastik in Verpackungen und Tüten: Ja, in der Tat schneidet Kunststoff oft besser ab. Z.B. wenn es nur einmaliger Gebrauch ist (wie bei einer Tüte, falls man sie nur einmal verwendet), dann hat meist Plastik die bessere Ökobilanz (Energie- und Rohstoffverbrauch). Plastiktüten sind auch verhältnismäßig gut recyclebar, aber nur wenige Plastiktüten werden in Deutschand überhaupt recyclelt (habe was gelesen von nur 1/10). Das Problem, das ich bei Kunststoffverpackungen sehe, ist, dass sie sich einfach überall in der Umwelt verteilen. In Deutschland vielleicht nicht im Meer, aber es landet einfach viel nicht in der Mülltonne, sondern fliegt oder liegt irgendwo draußen rum. Andere Materialien haben dieses Problem nicht, weil es unschädlicher ist, wenn sie nicht im Müll landen. Wenn man also weniger Kunststoff in den Umlauf bringt, hat man auch weniger Kunststoff an Orten, wo man es nicht haben möchte. Außerdem ist Erdöl begrenzt und von daher haben Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen oder mit einem geschlosseneren Kreislauf den Vorteil kein oder weniger Erdöl zu verbrauchen (und das ist der Punkt, der meist nicht funktioniert, weil Herstellung und Transport natürlich auch mitgerechnet werden müssen). Unsere Lieferkiste verpackt manche Sachen in Papier oder Kunststofftüten aus nachwachsenen Rohstoffen. Das sehe ich immer mit gemischten Gefühlen.

    Wie man es dreht und wendet, ein grundsätzliches Problem ist, dass wir mehr Ressourcen verbrauchen als wieder neu dazu kommen.

    Zur Mülltrennung: Ja, es sollte jeder wissen, dass Müllvermeidung besser ist, aber das heißt ja nicht, dass Mülltrennung an sich problematisch ist, im Gegenteil.

    Zu der Liste möchte ich noch Gebrauchtes kaufen ergänzen: Da ist die Ökobilanz nur besser, wenn man das gesparte Geld nicht für etwas ausgibt, das am Ende die Ökobilanz verschlechtert.

  • Ich wollte auch was zur Holzverbrennung schreiben. Schön, dass das schon andere gemacht haben 8)

    Für jeden Baum, den man im Jahr verbrennt, müsste man ca. 80 neue pflanzen. Das passiert natürlich nicht und von daher ist Holzverbrennung vereinfacht gesagt auch unter ökologischen Aspekten nicht besser als die Verbrennung von Erdgas (denn ein gefällter Baum kann auch kein CO2 mehr aus der Luft binden). Vielleicht findet ja anochmal jemand eine Gesamtrechnung und postet die hier.

    Zum Thema Feinstaub: Als ich mir Luftreiniger angesehen habe, habe ich gesehen, dass man auch Algen zum Luftreinigen nehmen kann: https://www.solaga.de/alwe/

  • Ich wollte auch was zur Holzverbrennung schreiben. Schön, dass das schon andere gemacht haben 8)

    Für jeden Baum, den man im Jahr verbrennt, müsste man ca. 80 neue pflanzen. ...

    Wie kommst du denn auf diese Zahl? Dann hättest du nach 80 Jahren 80 Bäume durch 6.400 Bäume ersetzt?

  • Wie kommst du denn auf diese Zahl? Dann hättest du nach 80 Jahren 80 Bäume durch 6.400 Bäume ersetzt?

    Ich nehme an, das ist rückwärts aus dem Versuch gerechnet, zeitnah eine Klimaneutralität für den verbrannten Baum herzustellen: Ich verbrenne einen Baum, der 80 Jahre lang gewachsen ist, also das gebundene CO2 aus 80 Jahren enthält, und pflanze dann eben 80 Bäume, die theoretisch binnen eines Jahres dieses CO2 wieder synthetisieren. Das wird natürlich mit den unterschiedlichen Wachstumsphasen nicht so ganz hinhauen.