Fahrradpiktogramme männlich, weiblich, divers

  • Ullie

    Auf dem Papier war die Frau in der DDR gleichberechtigt.

    Wenn du einmal in Berlin bist, empfehle ich dir den Besuch des Museums über den Alltag der DDR in der Kulturbrauerei (nicht zu verwechseln mit diesem Klamaukmuseum nähe Berliner Dom), um dein Geschichtsbild diesbezüglich "ein wenig" zu korrigieren: Nur weil jeder irgendwie einmal mit Bebels "Die Frau im Sozialismus" in Berührung kam, sagte das noch lange nichts über die Besetzung wichtiger Positionen in Wirtschaft und Politik der DDR aus.

    Als Einstieg: https://www.deutschlandfunk.de/frauen-in-der-…ticle_id=380443

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

    Einmal editiert, zuletzt von cubernaut (10. Juni 2019 um 15:25)

  • Einfach mal drauf einlassen. Das Thema hat viel Potential. Man kann das noch viel, viel weiter treiben.

    ...

    Sorry jetzt für die offenen Worte meinerseits, aber ich halte diese ganze mwd-Debatte für schwachsinnig.

    Wir haben auf dieser Welt genug ernste Probleme, die es zu lösen gilt. Aber um die nicht angehen zu müssen, sucht man sich lieber Ersatzprobleme (Stichwort FWP) und diskutiert darüber herum. Das Klima und der Planet gehen den Bach runter, in der Zwischenzeit wird überlegt, wie viele verschiedene Toilettenarten es in Gebäuden gibt und wie ein Fahrradpiktogramm auszusehen hat :rolleyes:

  • Die Wendungen der Fahrradpiktogrammdiskussion hier haben zumindest einen gewissen Unterhaltungswert ;)

    Bezüglich "Klima und Planet"-Diskussion vs. "mwd"-Diskussion: Das Bemühen um einen zivilisierten Umgang mit uns und der Welt hat verschiedene Aspekte. Der Schutz von Minderheiten ist enorm wichtig für eine aufgeklärte und gerechte Gesellschaft. Ebendiese aufgeklärte und gerechte Gesellschaft kann und wird für die Erhaltung der Lebensgrundlagen kämpfen. Da sehe ich keinen Widerspruch. Es ist nicht so, dass hier Kräfte gebunden werden, die man anderswo dringender bräuchte.

    Um den Bogen zum Radverkehr zu spannen: Verwendet man das Fahrrad als Verkehrsmittel und nicht als "Spielzeug für Fußgänger", wird man regelmäßig erheblich diskriminiert (Anhupen bei Fahrbahnbenutzung, Schuldzuweisungen/Victim Blaming in der Öffentlichkeit, absichtliches Dicht-Überholen, massive Lebensgefährdung durch gedankenlos geplante Infrastruktur usw.).

    Nun ist das für die meisten freiwillig und man könnte sich ja auch ÖPNV oder MIV nutzen. Ich tue mir das freiwillig an, weil ich Radfahren toll finde und für mich der Nutzen weit stärker zählt als diese Lästigkeiten. Wenn man aber "divers" wäre, oder dunkelhäutig, oder homosexuell, dann könnte man das gar nicht ändern und leidet unter den alltäglichen Diskriminierungen. Wenn da ein Extra-Klo hilft, dann ist es ein kleiner Preis um das zu beheben.

    Wenn ich mich also mit einem Falschparker auf dem Radweg anlege, tue ich das erstens, weil ich selber gerne freien Weg hätte. Zweitens, um die Gefährdung für andere, schwache Verkehrsteilnehmer zu beenden, z.B. Kinder die Verkehrssituationen noch nicht so gut einschätzen können. Drittens setze ich damit auch ein Signal gegen Diskriminierung von Schwächeren im Allgemeinen.

    Das könnte die "moralische Überlegenheit" sein, von der manche gerne sprechen - damit wäre ich einverstanden.

  • Sorry jetzt für die offenen Worte meinerseits, aber ich halte diese ganze mwd-Debatte für schwachsinnig.

    Wir haben auf dieser Welt genug ernste Probleme, die es zu lösen gilt. Aber um die nicht angehen zu müssen, sucht man sich lieber Ersatzprobleme (Stichwort FWP) und diskutiert darüber herum. Das Klima und der Planet gehen den Bach runter, in der Zwischenzeit wird überlegt, wie viele verschiedene Toilettenarten es in Gebäuden gibt und wie ein Fahrradpiktogramm auszusehen hat :rolleyes:

    Ich sehe ein, ich hätte meinen Beitrag mit "Satire" kennzeichnen sollen.

  • Bezüglich "Klima und Planet"-Diskussion vs. "mwd"-Diskussion: Das Bemühen um einen zivilisierten Umgang mit uns und der Welt hat verschiedene Aspekte. Der Schutz von Minderheiten ist enorm wichtig für eine aufgeklärte und gerechte Gesellschaft. Ebendiese aufgeklärte und gerechte Gesellschaft kann und wird für die Erhaltung der Lebensgrundlagen kämpfen. Da sehe ich keinen Widerspruch. Es ist nicht so, dass hier Kräfte gebunden werden, die man anderswo dringender bräuchte.

    Ich sehe schon, ich muss da noch mal etwas weiter ausholen.

    Ich habe vor einiger Zeit über ein Jahr in Afrika verbracht, als freiwilliger Helfer bei Aufbau- und anderen Hilfsmaßnahmen. Die Zeit dort hat mir sehr geholfen die Welt mit anderen Augen zu sehen und mal aus der "Filterblase Deutschland" auszubrechen. Ich kann nur sagen, uns geht es hier verdammt gut. Natürlich ist der Schutz von Minderheiten wichtig, aber vieles wird hier nach meinem Geschmack viel zu arg aufgebauscht.

    Ich habe dort Familienväter kennengelernt, die sich jeden Tag Gedanken machen mussten, was Sie Ihren Kinden Abends zum Essen auf den Tisch stellen können. Deshalb reagiere ich da etwas empfindlich, wenn man sich verglichen damit hierzulande über kleine Nichtigkeiten aufregt.

  • Ich sehe schon, ich muss da noch mal etwas weiter ausholen.

    Ich habe vor einiger Zeit über ein Jahr in Afrika verbracht, als freiwilliger Helfer bei Aufbau- und anderen Hilfsmaßnahmen. Die Zeit dort hat mir sehr geholfen die Welt mit anderen Augen zu sehen und mal aus der "Filterblase Deutschland" auszubrechen. Ich kann nur sagen, uns geht es hier verdammt gut. Natürlich ist der Schutz von Minderheiten wichtig, aber vieles wird hier nach meinem Geschmack viel zu arg aufgebauscht.

    Ich habe dort Familienväter kennengelernt, die sich jeden Tag Gedanken machen mussten, was Sie Ihren Kinden Abends zum Essen auf den Tisch stellen können. Deshalb reagiere ich da etwas empfindlich, wenn man sich verglichen damit hierzulande über kleine Nichtigkeiten aufregt.

    Ich habe zwar noch nicht als Aufbauhelfer in Afrika gearbeitet, aber ich habe beruflich mit jugendlichen und jungen erwachsenen Migranten unter anderem aus Afrika aber auch aus anderen Ländern der Welt hier in Deutschland gearbeitet. Ich bin immer wieder erschrocken darüber, dass viele der Migranten es für ganz selbstverständlich halten, dass sie möglichst bald ein eigenes Auto fahren werden. Einer der häufigsten Berufswünsche ist "Automechaniker". Der hohe Grad der Automobilisierung in den westlichen Industriestaaten ist jedoch weltweit nicht umsetzbar. Ich glaube nicht, dass dem viele ernsthaft widersprechen. Welche Erfahrungen hast du denn mit dieser Frage in Afrika gemacht?

    Sehr nachdenklich muss diese Nachricht stimmen:

    "Der Straßenverkehr ist tödlicher als Ebola oder Malaria: Jahr für Jahr sterben weltweit 1,25 Millionen Menschen auf der Straße. (...) In Ländern, die für Verkehrssicherheit kein Geld haben, gibt es viel mehr Verkehrstote als in reichen Staaten. Rund 90 Prozent aller Todesfälle ereignen sich laut WHO in Ländern mit geringen bis mittleren Einkommen, auch wenn dort nur 54 Prozent aller Fahrzeuge der Welt unterwegs sind." https://www.spiegel.de/gesundheit/dia…-a-1058458.html

    Warum aber bauen wir und liefern wir aus Deutschland immer noch so viele Automobile anstatt gute ÖPNV-Systeme zu exportieren, mit denen sich auch Geld verdienen lässt und die viel mehr Menschen Mobilität ermöglichen als Autos. Warum exportieren wir keine Fahrradfabriken?

    Fahrradpiktogramme auf denen Fahrräder mit tiefem Durchstieg dargestellt werden, sehe ich nicht als "Wohlstands-Pille-Palle". Vielmehr betonen Fahrräder mit tiefem Durchstieg, das gute und nachhaltige Mobilität eine Mobilität nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen ist. Und das gute und nachhaltige Mobilität eine Mobilität nicht nur für junge Menschen, sondern auch für alte Menschen ist, die nach meiner Beobachtung sehr oft ein Fahrrad mit tiefem Durchstieg fahren. (Und zwar nicht nur die Frauen!)

    Währenddessen entlarvt jeden Tag auf's Neue die Autowerbung, wie stark männlich dominiert der MIV ist. Und damit entlarvt sich der MIV selbst als chauvinistisches Mobilitäts-System, dem wir als Radfahrerinnen und Radfahrer mit Fug und Recht eine andere Sicht der Dinge entgegensetzen dürfen!

    Zum Beispiel auch an Ampeln:

    Geht natürlich auch in Grün:

    Vielen Dank an Malte, dass wir nun in einem eigenen Thread zum Thema weiter diskutieren können.

    Nbgradler, du kannst dir Popcorn-Nachschub besorgen!

  • Ich war jetzt eine Woche nicht online und habe diese Diskussion ein wenig überflogen.

    Wäre mir eines der hier vorgestellten Piktogramme in freier Wildbahn begegnet, hätte ich mir wahrscheinlich überhaupt nichts dabei gedacht. Solange das dargestellte noch auf einen Blick als das erkennbar ist, was es darstellen soll, wird den meisten eine kleine Änderung nicht auffallen. Als politisches Statement also wahrscheinlich eher zu subtil. Da muss dann schon mindestens das Mainzelweibchen her.

    Ich persönlich finde das Fahrradsymbol ohne Stange tatsächlich besser, weil es mit weniger Elementen auskommt, besonders das bei der Ampel.

    Vermutlich hat man beim Karlsruher Verkehrsverbund ähnliche Überlegungen angestellt, das Radsymbol für die Fahrradmitnahme möglichst neutral zu gestalten. Herausgekommen ist ungefähr das hier (aus der Erinnerung gezeichnet, sorry):

    "Wir bedienen alle Zielgruppen, Frauen, Männer, Junge, Alte, Montainbiker, Pedelec-, Rennrad- und Fixie-Fahrer. Entwerfen Sie mal was!"

  • Das hat aber schon enorme Ähnlichkeit zu den Gender-Symbolen... da heißt es aufpassen was man ausdrückt, gerade mit den nach oben zeigenden Strichen. :whistling:


    "Wir bedienen alle Zielgruppen, (...)Pedelec-,(...)-Fahrer. Entwerfen Sie mal was!"

    Das ist halt die Frage. Das offizielle Fahrradsymbol ist ja ziemlich eindeutig. Darf man bei diesem extrem abstrahierten Zweirad nun Pedelecs mitnehmen, egal wie "groß" (Versicherungskennzeichen)? Oder sogar E-Motorräder?

  • Vermutlich hat man beim Karlsruher Verkehrsverbund ähnliche Überlegungen angestellt, das Radsymbol für die Fahrradmitnahme möglichst neutral zu gestalten. Herausgekommen ist ungefähr das hier (aus der Erinnerung gezeichnet, sorry):

    "Wir bedienen alle Zielgruppen, Frauen, Männer, Junge, Alte, Montainbiker, Pedelec-, Rennrad- und Fixie-Fahrer. Entwerfen Sie mal was!"

    Du hast aber ein gutes Erinnerungsvermögen und zeichnerisches Talent! Ich habe mir ein wenig die Finger wund getippt und das hier gefunden:

    https://bnn.de/wp-content/upl…Tueroeffner.jpg

    Ob bei den Karlsruhern "Gender-Aspekte" eine Rolle spielten, kann ich nicht sagen. Aber so richtig gelungen finde ich das nicht. Vor allem sehe ich kein Problem, sondern eher eine Chance darin, eindeutig ein Damenrad darzustellen anstatt irgendeine "Zwischenform". Die Frauen mussten sich lange genug damit begnügen, irgendwie "mitgemeint" zu sein. Und vom Fahrradfahren hat man Frauen mindesten in der Anfangstzeit zunächst eher abgeschreckt, als sie dazu zu ermuntern. Sollen sich jetzt doch mal die Männer "mitgemeint" fühlen, wenn sie ein Fahrradpiktogramm ohne Mittelstange sehen.

  • Hannover voran!

    Schau mal: seit Jahrzehnten gibt es das Symbol eines Zweirads mit Tiefeinstieg: Das ist ein Mofa.

    Würde man das Fahrrad-Symbol auf Tiefeinstieg umstellen, wären die beiden Fahrzeugarten und damit die Schilder aus der Ferne bzw. bei einem flüchtigen Blick nicht mehr (so gut) voneinander zu unterscheiden.

    Also behalten wir bitte den Diamantrahmen. Wenn's der Wahrheitsfindung dient, meinetwegen mit leicht abfallendem Oberrohr. ;)

  • Danke, bei mir ging das Zeichnen schneller als das Suchen... Das Symbol ist demnach nicht ganz so grausam wie in meiner Erinnerung (aber fast).

    Auf deinem Bild finde ich interessant, dass da zwei Versionen des Kinderwagens zu sehen sind. Da hat der Designer noch irgendwie die Kurve gekriegt ;)

  • Schau mal: seit Jahrzehnten gibt es das Symbol eines Zweirads mit Tiefeinstieg: Das ist ein Mofa.

    Würde man das Fahrrad-Symbol auf Tiefeinstieg umstellen, wären die beiden Fahrzeugarten und damit die Schilder aus der Ferne bzw. bei einem flüchtigen Blick nicht mehr (so gut) voneinander zu unterscheiden.

    Also behalten wir bitte den Diamantrahmen. Wenn's der Wahrheitsfindung dient, meinetwegen mit leicht abfallendem Oberrohr. ;)

    Das Mofa- oder Moped-Symbol finde ich auch schwierig. Da ist aber zur Unterscheidung am wichtigsten, dass man im Gegensatz zum Fahrrad (alle Rohre gleiche Strichstärke) ganz deutlich einen dicken Tank erkennen muss. Beim Pedelec / e-Bike entsprechend den Akku. Und das Stromkabel, das bei der Fahrt ja immer hinterherweht ;)

    Wikipedia

  • Schau mal: seit Jahrzehnten gibt es das Symbol eines Zweirads mit Tiefeinstieg: Das ist ein Mofa.

    Würde man das Fahrrad-Symbol auf Tiefeinstieg umstellen, wären die beiden Fahrzeugarten und damit die Schilder aus der Ferne bzw. bei einem flüchtigen Blick nicht mehr (so gut) voneinander zu unterscheiden.

    Also behalten wir bitte den Diamantrahmen. Wenn's der Wahrheitsfindung dient, meinetwegen mit leicht abfallendem Oberrohr. ;)

    An diese Verwechslungsgefahr mit dem Mofa-Piktogramm musste ich beim herumbasteln an dem Piktogramm auch denken. Vielen Dank für den Hinweis. Muss dringend mal schauen, wie die neueren Mofa-Piktogramme aussehen.

  • Schön finde ich auch, dass an Menschen gedacht wurde, die mit einem Hüpfball unterwegs sind.

    Das ist ein Kind, dass auf einem großen Klo sitzt.

    Nein, nein, das seht ihr alle flasch!

    Das ist ein Fußgänger nach einer Begegnung mit einem Rüpelradler, der sich über die Blockade des Radstellplatzes beschwert hat und dem nach dieser Begegnung noch das Vorderrad im Hintern steckt ...

  • Die Frauen mussten sich lange genug damit begnügen, irgendwie "mitgemeint" zu sein.

    Sie sind nicht irgendwie "mitgemeint" sonder schlicht und einfach inkludiert und zwar vollständig. Du solltest Dich einfach mal über Generizität informieren.

    Ich weiß, es ist feministischer Sprachgebrauch, aber es hat eine deutlich negative Konnotation, die mich an einem ernsthaften Diskussionswunsch des Nutzers zweifeln läßt.

    Man kann sicherlich darüber streiten, ob ein generisches Symbol (oder Wort) gut gewählt ist, aber die Generizität in Frage zu stellen, schafft ungeheure funktionale Probleme. Die Persönlichkeitsrechte der eine Hälfte und die Menschenrechte der andere Hälfte der Bevölkerung in Frage zu stellen, ist auch eine steile These.

  • Also ich bin ja etwas neidisch auf die weiblichen Bezeichnungen. Denn im Deutschen gibt es keine einfache Bezeichnung nur für den männlichen Teil einer Gruppe. Die Damen hingegen haben ihr eigenes Wort.

    Erst die Feministen haben allen eingeredet, dass mit den generischen Formen die Damen gar nicht gemeint sind.