Hamburg: Stadtbahn oder U5?

  • Frauen fahren Straßenbahn, das ist der Unter-Titel eines Aufsatzes von Elke Kiltz, die in den 80er-Jahren eine Aktion unterstützte, in der Frauen nachgewiesen haben, dass Frauen Straßenbahn fahren.

    Und zwar deutlich häufiger Straßenbahn fahren als Männer. Die wiederum U-Bahn fahren. Und Auto.

    Untersucht wurde von den Frauen eine Straßenbahnstrecke, die parallel zu einer U-Bahn-Strecke verläuft.

    Man kann es den Frankfurter Frauen und allen anderen Aktiven nicht hoch genug anrechnen, dass es ihnen gelungen ist, in Frankfurt die Straßenbahn zu erhalten!!! Und ich frage mich, ob dieser Gesichtspunkt, "Frauen fahren Straßenbahn" auch heute noch relevant ist und ob er in Hamburg einmal in relevanter Form diskutiert wurde.

    In Hannover, wo es ja ein paar unterirdische Kilometer Stadtbahn gibt, die von ihren Befürwortern und auch vom Betreiber, der Üstra, selbst immer als "U-Bahn" bezeichnet wird, gab es diese Diskussion immer dann, wenn mal wieder über unterirdische versus oberirdischen Streckenführungen diskutiert wird. Aber so intensiv und gut recherchiert vorgetragen wie in Elke Kiltz' Aufsatz habe ich das bislang noch nicht gelesen. Die Diskussionen in Hannover zeigten, wie es auch in dem angegebenen Aufsatz geschildert wird, dass Frauen die U-Bahn und die U-Bahn-Stationen als unsichere Orte erleben.

    Den Frauen wird dann entgegengehalten, dass das durch die Kriminalitätsstatistik nicht belegt werden könne.

    Aber die ganze Statistik, sofern sie denn tatsächlich zuträfe, wird komplett entkräftet, wenn dann so wie diese Woche eine solche Meldung in der Zeitung erscheint: Hannover: Junge Frau im Tunnel von drei Männern überfallen

    https://www.neuepresse.de/Hannover/Meine…ern-ueberfallen

    Dabei handelt es sich um einen Tunnel, der zur unterirdischen Stadtbahnhaltestelle Hauptbahnhof führt.

    Hier ein Foto von der Frankfurter Straßenbahn:


    Der Aufsatz von Elke Kiltz heißt: "Initiative "Frauen fahren Straßenbahn" Öffentlicher Personennahverkehr, Lobbypolitik für Frauen in der Kommune" und ist erschienen in dem Buch Welche Freiheit brauchen wir?, Hrsg. Die Grünen im Bundestag, Untertitel: Psycholgie der AutoMobilen Gesellschaft, erschienen Berlin 1989 http://www.bookbutler.de/search?isbn=3882900431

  • Zur Erhöhung der Kapazität des Hamburger Hauptbahnhofes ist plötzlich ein neuer S-Bahn-Tunnel vom Hauptbahnhof über den Stephansplatz beim Bahnhof Dammtor, Schlump und Doormansweg nach Diebsteich im Gespräch. Auf der so genannten Verbindungsbahn sollen dann vier Gleise für den Fernverkehr zur Verfügung stehen. Das Vorhaben soll 650 Millionen Euro kosten — und frühestens 2030 fertig sein: Hamburg begrüßt S-Bahn-Tunnelpläne

    Ich behaupte mal frech: Das wird nichts.

    Und wie würden dann die (heute ja durchaus stark genutzten) Haltestellen Sternschanze (na gut... die ist ja vor allem wegen dem Übergang zur U3 stark frequentiert, den hätte man dann am Schlump) und Holstenstraße (das wäre ein echtes Problem) bedient werden?

  • Und wie würden dann die (heute ja durchaus stark genutzten) Haltestellen Sternschanze (na gut... die ist ja vor allem wegen dem Übergang zur U3 stark frequentiert, den hätte man dann am Schlump) und Holstenstraße (das wäre ein echtes Problem) bedient werden?

    Meine ganz naive Idee wäre ja, dass es dann zwei weitere Gleise für Fern- und Nahverkehr gibt, so dass theoretisch auch ein Drei-Minuten-Takt mit Regionalbahnen gefahren werden könnte.

    Die fahren dann allerdings weder von Aumühle zur Elbaustraße — allerdings könnte man theoretisch die Metronom-Züge nach Niedersachsen in Altona starten lassen und auf diese Weise die S 31 ersetzen. Ist halt nur die Frage, ob das eine wirkliche Verbesserung des Angebotes darstellt.

  • Du meinst dann also, dass man dann auf den Regionalbahnstrecken noch zwei Zwischenhalte zwischen Dammtor und Altona einfügen könnte um die S-Bahn zu ersetzen?

    Naja: Können tut man vieles. Ob das aus betrieblicher Sicht sinnvoll ist und überhaupt in irgendeiner Weise die Fahrgastströme widerspiegelt ist ja eine ganz andere Sache.

  • Selbst wenn man Regionalzüge an der Sternschanze und der Holstenstraße halten lassen würde - die würden ja alle nach Diebsteich fahren. Ergebnis: Es gäbe keinen einzigen Zug mehr von Altona nach Holstenstraße, Sternschanze, Dammtor. Altona wäre nur noch über den City-S-Bahn-Tunnel mit der Innenstadt verbunden. Die S 11 müsste also auch durch den Tunnel.

    Und glaubt irgendjemand, die Leute aus Richtung Wedel, Rissen, Othmarschen usw. würden am Bahnhof Altona den Bahnsteig wechseln, um per S-Bahn zum Diebsteich fahren, dort erneut den Bahnsteig wechseln, um zur Holstenstraße zu kommen?

    Nee, nee, nee, diese Trassenführung eines S-Bahn-Tunnels sprengt das gesamte Verkehrsgefüge im Westen - wobei der Westen an der Uni beginnt ...

  • "Stehen auch für Regional- u. Fernverkehr zur Verfügung"

    vs

    "Stehen ausschließlich dem Regional- u, Fernverkehr zur Verfügung"

    Zwischen Karlsruhe und .. schlagmichtot fahren auch TGV und S-Bahn auf dem selben Gleis.

    Grundsätzlich ist das bei entsprechendem Ausbau auch kein Problem.

  • Zwischen Karlsruhe und .. schlagmichtot fahren auch TGV und S-Bahn auf dem selben Gleis.

    Grundsätzlich ist das bei entsprechendem Ausbau auch kein Problem.

    ICE/TGV + Stadtbahn kann zwischen Bruchsal und hinter Rastatt passieren (über beide Äste zwischen KA und RA)

    Auf den Strecken ist nur 160 erlaubt, da dürfen alle Stadtbahnen drauf. Auf die Strecke über Graben dürfen wegen 200 die ersten Hochflurer nicht wegen Leichtdingensverordnung, bei den ersten Mittelflurern weiß ich's gerade nicht auswendig, vermutlich auch nicht, die neuen Mittelflurer dürften m.W.n. die nötigen neueren höheren Crashnormen erfüllen, um da fahren zu dürfen.

  • In HH kommt bei sowas erschwerend hinzu, dass die S-Bahn andere Stromschienen nutzt. Deshalb fahren auf der Linie nach Stade auch spezielle Triebwagen, die beide Stromsysteme nutzen können. Es ist von daher aber generell etwas schwierig normale Züge und S-Bahn hier auf dem gleichen Gleis fahren zu lassen.

  • Es ist von daher aber generell etwas schwierig normale Züge und S-Bahn hier auf dem gleichen Gleis fahren zu lassen.

    Spielst du auf das Lichtraumprofil wegen der Stromschiene an?

    Das müsste aber doch grundsätzlich passen. In Hamburg-Eidelstedt fährt ja auch ein LINT-54 im Bereich der Stromschiene und bis 2005 (?) gab es auch noch regen Güterverkehr von Hamburg-Altona über die S-Bahn bis Blankenese und weiter bis Wedel.

  • Spielst du auf das Lichtraumprofil wegen der Stromschiene an?

    Es ist der Stromabnehmer. Die S-Bahnen nach Stade haben diesen zusätzlich auf dem Dach. Ob dann noch zusätzlich transformiert werden muss, entzieht sich meiner Kenntnis. Umgekehrt fehlt die Oberleitung an den S-Bahn-Gleisen. Dieselloks könnten dort aber.

  • Die DB hat ungern fremde Stromsysteme auf ihren Gleisen, denn sie will ja womöglich auch mit ihrem Strom drauf fahren. Mit DB-Strom ist zwar bisher nur bis Stade elektrifiziert, die Verlängerung bis CUX ist aber für irgendwann geplant, dann können Personen- und Güterzüge ohne Umspannen bzw. ohne Dieseln unter Draht den dortigen Hafen erreichen etc.

    Zwei Stromsysteme auf einem Gleis bringt Probleme mit sich. Weniger bauliche Dinge (Lichtraumprofil), eher elektrische Dinge. Mir ist dunkel aus Bahnforen im Hinterkopf, dass es bei einem Berliner Bahnhof, wo sich eine Mischung aus S-Bahn- und Restbetrieb auf einem Gleis nicht vermeiden ließ, der Aufwand nicht trivial war, dass sich beide Stromsysteme so nahe beieinander nicht gegenseitig stören.

    Zweisystemtechnik ist dagegen bewährt, vollends seit dem Karlsruher Modell. Der Bahnstrom wird dabei natürlich runtertransformiert etc. Dass nicht beide Stromarten, wie in Karlsruhe, über das Dach reinkommen, ist eher nebensächlich.

  • Ganz an mir vorbeigegangen ist ja, dass die U 5 in Hamburg schon wieder zur Disposition steht. Morgen entscheidet der Verkehrsausschuss darüber, ob für den Bau der neuen U-Bahnlinie zusätzliche Mittel bewilligt werden sollen: Weitere 1,1 Milliarden Euro werden benötigt. Und werden die bewilligt, dann müsste Hamburg die U-Bahn auch fertig bauen, um die Fördermittel des Bundes abgreifen zu können, was in Zukunft natürlich noch teurer werden könnte.

    Oder man lässt es halt bleiben. So wie ich das verstehe, ist ein Stopp des Vorhabens momentan recht wahrscheinlich. Oder wie es Nahverkehr-Hamburg formuliert: https://www.nahverkehrhamburg.de/das-dilemma-de…-konnte-198956/

  • dazu in der Zeit:

    Offensichtlich hat das Vorhaben den Punkt aber längst überschritten, an dem es noch zu stoppen gewesen wäre: Der erste Abschnitt ist seit September im Bau, zudem sind keine Alternativen in Sicht, weil während der zehnjährigen Planungsgeschichte der U5 keine entwickelt worden sind. Und es ist keine politische Konstellation erkennbar, die eine Mehrheit für einen Ausstieg organisieren könnte.

  • Zitat

    Hamburg hat sich praktisch unwiderruflich auf ein Vorhaben eingelassen, das von Anfang an Grund zur Sorge gibt, es wäre besser nie begonnen worden.

    Und wer von den dafür Verantwortlichen wird sich wann dafür juristisch und finanziell verantworten müssen?

  • Nunja, im Rückblick sind viele Beschlüsse und Entscheidungen glasklar "Fehlentscheidungen".

    Vielleicht sollte man eher bestrebt sein, am System, in dem politische Interessenvertretungen fachliche Entscheidungen zu gesamtgesellschaftlich relevanten Vorhaben treffen, etwas zu ändern.

    Irgendwer muss entscheiden, muss Mittel freigeben und Planungen in die Phase überführen.

    aber wer? basierend auf welchen Informationen? mit welchem fachlichen Hintergrund? legitimiert von wem?

  • Am Ende dieser "Monster-Treppe" erscheint wenigstens das Licht.

    Für die Hamburger U-Bahn insgesamt gilt das leider nicht.

    U5 Korrektur: U4 Ausgang Überseequartier oder HafenCity Universität, als ich das Foto machte war der Aufzug noch nicht fertig gebaut und es gab nur an einem anderen Ausgang eine Rolltreppe.

    Wer solche Planungen genehmigt, der sollte dazu verdammt sein, sein weiteres Leben drauf zu fristen. :evil:

    "Endstation Neugraben [S 3 und S31]

    Die Innenstadt ist für Menschen im Rollstuhl wegen Bauarbeiten und kaputten Fahrstühlen mitunter unerreichbar. Verantwortlich sein will dann niemand."

    Zitat aus Taz vom 30.7.2020

    Rollstuhlfahrer*innen in Hamburg: Endstation Neugraben
    Die Innenstadt ist für Menschen im Rollstuhl wegen Bauarbeiten und kaputten Fahrstühlen mitunter unerreichbar. Verantwortlich sein will dann niemand.
    taz.de

    Das Bild in dem TAZ-Artikel zeigt die Haltestelle HafenCity Universität. Dort funktionieren inzwischen die Aufzüge bereits und sind noch nicht defekt.

    Stand 23.5.2023, nachgeschaut auf der Karte der ausgefallenen Aufzüge: https://www.hvv.de/de/aufzuege

    Oberirdische Stadtbahnhaltestellen ermöglichen einen barrierefreien Einstieg in Niederflur-Stadtbahnwagen ohne Aufzüge!

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (23. Mai 2023 um 15:51) aus folgendem Grund: Korrekturhinweise umgesetzt