Neue Regelungen für S-Pedelecs

  • Klingt fast wie eine Drohung: Neue Regeln für Radfahrer geplant

    S-Pedelecs dagegen können theoretisch bis 45 km/h fahren und gelten europaweit als Kleinkrafträder. Generell dürfen sie nicht auf Radwegen fahren. Die Radwege seien für die hohen Geschwindigkeiten infrastrukturell oftmals nicht ausgelegt, sagte der Pressesprecher des Ministeriums.


    Dieses Argument will mir nicht in den Kopf rein.

    Mit demselben Argument müsste man allen Audi TTs (und fast allen anderen Kraftfahrzeugen) untersagen, innerorts herumzufahren, da deren Höchstgeschwindigkeit ja auch ein mehrfaches von 50 km/h ist. Auch mit unmotorisierten Fahrrädern lassen sich für einen einigermaßen trainierten Fahrer locker 40km/h in der Ebene, und 60-70 km/h bei abschüssigen Strecken erreichen. Trotzdem dürfen/müssen diese auf Radwegen fahren.

    Für mich ist das Radwegverbot für E-Bikes ein Ausschlusskriterium für den Kauf eines solchen: Mein täglicher Weg führt ungefähr zu einem Drittel auf radweglosen, schwach befahrenen Straßen; dort würde es ein E-Bike wirklich bringen. Der Rest geht meist auf Radwegen an Ausfallstraßen; dort will ich mich nicht mit dem Rad in den Auto-Stau stellen.

  • Wenn es nach dir ginge, sollten dann auch normale Motorräder langsam auf Radwegen fahren dürfen?

    Dass sich die meisten Radwege nicht für hohe Geschwindigkeiten eignen ist bekannt. Dass die Behörden und Gesetzgeber so stur an ihren Radwegebenutzungspflichten festhalten, ist eine Sauerei, weil Radverkehr damit künstlich ausgebremst bzw. gefährdet wird.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Wenn es nach dir ginge, sollten dann auch normale Motorräder langsam auf Radwegen fahren dürfen?

    Sicherheitsprobleme sehe ich dabei keine besonderen.

    Das einzige valide Argument hier ist, dass Radfahrer dann noch stärker dem Lärm und Gestank der Motorräder ausgesetzt wären. Bei Elektromotorrädern wie z.B. der Zero S wäre auch dieses Problem nicht vorhanden. Deshalb am besten den Radweg so definieren: Darf von allen Fahrzeugen mit max. 40 km/h benutzt werden, wenn dessen Lärmpegel x dB nicht überschreitet. Radfahrer unterhalb von 20 km/h sollten ihn nutzen. Wobei sich außerorts auch wieder darüber streiten lässt, ob die 40 km/h-Begrenzung bei kilometerweiter Sicht und vollkommen leerem Radweg sinnvoll ist.

  • Wenn es nach dir ginge, sollten dann auch normale Motorräder langsam auf Radwegen fahren dürfen?

    Überhaupt nicht. Wenn ein S-Pedelec (das meinte ich eigentlich, nicht E-Bike) mit 25 km/h auf dem Radweg fährt, unterscheidet es sich nicht von einem normalen Fahrrad, oder einem herkömmlichen Pedelec bis 25km/h. Deswegen verstehe ich nicht, dass man damit Radwege nicht benutzen darf. Dass die mögliche Höchstgeschwindigkeit darüber liegt, bedeutet nicht, dass man immer Vollgas fährt. Ein Audi TT 3.2 quattro fährt innerorts ja auch nicht durchgehend "250km/h (abgeriegelt)", obwohl das seine Höchstgeschwindigkeit ist.


    Dass die Behörden und Gesetzgeber so stur an ihren Radwegebenutzungspflichten festhalten, ist eine Sauerei, weil Radverkehr damit künstlich ausgebremst bzw. gefährdet wird.

    Das ist korrekt, aber ein anderes Thema.

  • "Die Radwege seien für die hohen Geschwindigkeiten infrastrukturell oftmals nicht ausgelegt, sagte der Pressesprecher des Ministeriums. Zudem sei die Geschwindigkeit zwischen Rädern und S-Pedelecs so unterschiedlich, dass der Druck zu überholen sehr hoch sei. Wenn sich S-Pedelecs und Radfahrer den Radweg teilen, kann es aber zu Problemen beim Überholen kommen. Häufig sind die Wege zu schmal – selbst für Radfahrer, die einander überholen."

    Der letzte Satz ist doch aktuell in bereits jeder Großstadt bzw. Stadt mit rel. hohem Fahrradanteil am Modal Split ein Problem, das ausgesessen wird. Erstaunlich, dass man im Ministerium erst im Zusammenhang mit E-Bikes darauf kommt.

  • Der letzte Satz ist doch aktuell in bereits jeder Großstadt bzw. Stadt mit rel. hohem Fahrradanteil am Modal Split ein Problem, das ausgesessen wird. Erstaunlich, dass man im Ministerium erst im Zusammenhang mit E-Bikes darauf kommt.

    Ganz einfach: Fortbewegungsmittel ohne Motor gelten in diesem Ministerium nicht als Verkehrsmittel. Nur motorisierter Verkehr ist Verkehr! Deshalb können nur Fahrräder »den Verkehr« behindern, aber niemals auf Bürgersteigen und Radwegen parkende Autos.

  • Wenn ein S-Pedelec (das meinte ich eigentlich, nicht E-Bike) mit 25 km/h auf dem Radweg fährt, unterscheidet es sich nicht von einem normalen Fahrrad, oder einem herkömmlichen Pedelec bis 25km/h.

    Was ist, wenn bei einem 45er E-Bike der Akku leer ist? Die 45 Km/h dürften dann in weite Ferne rücken. Wo fährt man dann? Auf dem Radweg? Wo fährt man, wenn man die Motorunterstützung abschaltet? Ich hab' noch nirgends Antworten darauf gefunden... ?(

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Besonders interessant:

    "Die theoretisch möglichen 45 km/h erreicht nicht jeder Fahrer permanent, viele bewegen sich im Bereich zwischen 30 bis 35 km/h. Mit dieser Geschwindigkeit kann man durchaus den Autoverkehr behindern."

    30 bis 35 Km/h sind also eine "Behinderung" für den Autoverkehr! Wie viele "Behinderungen" sind denn vorhanden, die Autos trotz der erlaubten 50 Km/h in der Stadt gerade mal auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 bis 25 Km/h abbremsen? Ich denke da an rote Ampeln, anfahrende Busse, Zebrastreifen, haltende Lieferwagen, Baustellen usw..

    Bisher dachte ich immer, dass der Autoverkehr in erster Linie selbst behindert.

    "Terrorismus ist der Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen"
    Peter Ustinov

  • Ein Arbeitskollege der mit dem Auto zur Arbeit fährt sagte zu mir, dass ihn die Radfahrer behindern. Ich denke, dass man mal ne Strichliste führen sollte - sowohl für Autofahrer als auch Radfahrer. Fragestellung der Liste heißt dann: "Wie oft wurde ich heute von einem KFZ ausgebremst? Wie oft wurde ich heute durch einen Radfahrer ausgebremst?" Das Ergebnis sollte recht deutlich ausfallen.

    Zum Thema E-Bike ohne Akku. Könnte es nicht eine Geschäftsidee sein, superleichte E-Bikes zu bauen, die auf dem Prüfstand 45 kmh erreichen und anschließend vom Kunden ohne Akku gefahren werden, einfach nur weil man ein Kennzeichen haben und generell keine Radwege benutzen will?

    In Holland fahren ständig die Motorroller und Mopeds auf den Radwegen, was mMn ziemlich nervig ist. Andererseits sorgen diese und auch die S-Pedelecs auf Radwegen für einen politischen Druck. Weil mit höheren Geschwindigkeiten und mehr Überholvorgängen gerechnet werden muss, müssten auch Radverkehrsanlagen höhere Standards haben.

  • Zum Thema E-Bike ohne Akku. Könnte es nicht eine Geschäftsidee sein, superleichte E-Bikes zu bauen, die auf dem Prüfstand 45 kmh erreichen und anschließend vom Kunden ohne Akku gefahren werden, einfach nur weil man ein Kennzeichen haben und generell keine Radwege benutzen will?

    kostet aber einen guten Tausender. Vielleicht wirds billiger wenn man es gleich ohne Akku nimmt :)

  • Zum Thema E-Bike ohne Akku. Könnte es nicht eine Geschäftsidee sein, superleichte E-Bikes zu bauen, die auf dem Prüfstand 45 kmh erreichen und anschließend vom Kunden ohne Akku gefahren werden, einfach nur weil man ein Kennzeichen haben und generell keine Radwege benutzen will?

    Frag mal Herrn Winterkorn! ;)

  • Zum Thema E-Bike ohne Akku. Könnte es nicht eine Geschäftsidee sein, superleichte E-Bikes zu bauen, die auf dem Prüfstand 45 kmh erreichen


    Das wäre noch nicht einmal notwendig. S-Pedelecs müssen die 45 nicht aus eigener Kraft schaffen. Sie müssen nur bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützen.

    add-e.at/

    kostet aber einen guten Tausender. Vielleicht wirds billiger wenn man es gleich ohne Akku nimmt


    Kostet noch wesentlich mehr, wenn du das Ganze legal in Deutschland betreiben willst. Du müsstest nämlich zunächst eine Einzelabnahme machen.

  • Auf den ersten Blick außer am Nummernschild kaum zu unterscheiden von einem normalen Pedelec:

    "„Da ist der Radweg!“ Es dauert keine zehn Minuten, bis ich bei meinem Selbstversuch „Pendeln mit dem S-Pedelec“ von einem Autofahrer auf den Radweg verwiesen werde. „Das ist ein S-Pedelec“, kläre ich ihn in aller Kürze auf, „ich habe ein Nummernschild. Damit darf ich gar nicht auf dem Radweg fahren.“ Verwunderte Blicke sind seine Antwort und das Geständnis: „Das wusste ich nicht.“" Der Absatz ist ein Zitat aus der VCD-Zeitung fairkehr https://www.fairkehr-magazin.de/archiv/2022/fk…-mit-s-pedelec/

    Mir war gar nicht klar, dass sich der VCD so vehement dafür einsetzt, den S-Pedelec-Verkehr auf den Radwegen zu etablieren. In dem zitierten fairkehr -Artikel von Katharina Garus wird sogar offen zum Rechtsbruch aufgefordert: "Und so bleibt mir beim Pendeln mit dem S-Pedelec vorerst nur, mich weiterhin entweder über Verkehrsregeln hinwegzusetzen..."

    Der ADFC dagegen warnt davor, auf Fahrradwegen den S-Pedelec-Verkehr zuzulassen:

    "Wenn auf Radwegen neben Radlern, die im Durchschnitt rund 15 Stundenkilometer fahren, in Zukunft auch hochmotorisierte S-Pedelecs mit der dreifachen Geschwindigkeit unterwegs sind, wird das Unfallrisiko deutlich steigen." aus RP vom 2.7.2015

    Schnelle S-Pedelecs: ADFC warnt vor schnellen E-Bikes auf Radwegen
    Die Regierung will die Verkehrsordnung demnächst ändern. ADFC und Mediziner sind gegen eine Zulassung schneller S-Pedelecs. Für die einen ist das E-Bike
    rp-online.de
  • Ob jetzt alle Kreisgruppen vom VCD der Meinung sind, sei mal dahingestellt, aber offiziell ja. Der VCD ist ja auch ein ganzheitlicher Verkehrsclub, der auch Fußgänger und potentielle "Auto zu Zweiradpendler" im Blick hat, der ADFC versteht sich als Radler-Vertretung und da sind die S-Pedelcs nach Zulassungsverordnung zumindest Graubereich. Der Fuß-eV tritt ja auch nicht für den Radverkehr auf Gehwegen ein.

    Beide haben recht. Wer schon mal mit flotten 30+ auf den üblichen Radwegen unterwegs war, weiß, dass diese Geschwindigkeit in der Regel weder den baulichen Gegebenheiten entspricht, und der Fahrradverkehr ist auch viel gemischter als der KFZ-Verkehr, aber auch als der Fußverkehr.

    Fahrrad findet zwischen 5km/h bis 60km/h statt, Auto je nach Geschwindigkeitsbegrenzung -5 bis +20km/h, Fußverkehr, mal abgesehen von wenigen Weltelite -Läufern zwischen 3-10km/h.

    Da passt das S-Pedelc so wenig rein wie die 50er. Trotzdem ist der S-Pedelc ein Baustein für viel weniger Autoverkehr. Damit lassen sich Strecken bis 40km relativ Problemlos überwinden in akzeptabler Zeit. Für die gleiche Strecke täglich mit dem Fahrrad brauchts schon überzeugte Radler.

    Gebe zu, als fauler Hund, wenn ich jeden Tag 40km in die Arbeit hätte, würd ichs mir wohl auch überlegen.

  • Die Fehlannahme ist ja, dass die S-Pedelecs immer am Geschwindigkeitslimit von 45km/h betrieben werden würden. Sicher wird es ein paar Idioten geben die das versuchen, aber der Großteil wird es wohl nicht tun.

    Autos werden ja auch nicht immer an Ihrer möglichen Höchstgeschwindigkeit betrieben.

  • Ich glaube, dass sich vor allem diejenigen S-Pedelecs zulegen, die auf ihren täglichen Wegen die Geschwindigkeit tatsächlich ausfahren können. In der Stadt geht das nicht, aber in ländlichen Regionen ist das eine tolle Alternative zum Auto. Ich kenne jemanden, der pendelt häufig von Balje nach Stade mit dem S-Pedelec. Balje nach Stade - Google Maps

    Auf der Strecke kannst du durchgängig 45 km/h fahren. Da gibt's keinen Stau und "Radwege" musst du nicht benutzen. In den Ortsdurchfahrten ist man fast genauso schnell wie mit dem Auto.

  • Dass sich die meisten Radwege nicht für hohe Geschwindigkeiten eignen ist bekannt.

    Sieht man ja besonders schön bei unseren netten Nachbarn, den Niederländern mit den tollen Radwegen , die ja teilweise sogar Benutzungspflicht für 45 km/h Mopeds (bromfiets) haben. Obwohl diese Mopeds auf Radwegen nicht mit Höchstgeschwindigkeit gefahren werden dürfen. IIRC 30 igO und 40 agO.

  • Auf Radschnellwegen könnte ich mir eine S-Pedelec Freigabe vorstellen. Auf den üblichen "Radwegen" auf gar keinen Fall. So ist das halt, wenn Geschwindigkeit auf miese Infrastruktur trifft. Bei jemandem der 40-45 auf nem Fahrrad fährt, kann man eine gewisse Beherrschung des Geräts voraussetzen - bei S-Pedelec-Fahrern nicht unbedingt.

  • Tübingens Boris Palmer ist ja ein Fan von S-Pdelecs und gibt per Zusatzzeichen auch einige Radweg frei, bspw. einen Fuß- und Radtunnel als allerersten und publikumswirksam, war hier bestimmt auch Thema, den aber mit Tempolimit 30!

    Es gibt ja nicht nur straßenbegleitende Radwege, wo man besser auf der Fahrbahn daneben führe, sondern auch eigenständige Radwege (wie dieser Tunnel) UND Feld- und Waldwege, die ja auch nicht mit S-Pedelecs genutzt werden dürfen nach gültigen Landeswald- und -naturschutzgesetzen. Wenn man diese Wege im Blick hat, wird die Sache schon interessanter, weil mit dem Verbot dieser Wege viele Abkürzungen und ruhigen Wege wegfallen.

    Man könnte sich überlegen, ob man solche Wege für S-Pedelecs, aber mit Tempolimit (das dann auch gerne für alle Kfz) freigibt.

    Und richtig, viele S-Pedelecer nutzen die 45 wohl gar nicht voll aus.

    Demgegenüber gibt es Fahrräder/Radfahrer, die mit Rennrädern und vor allem Velomobilen die 45 erreichen oder deutlich überschreiten, die dürften und müssten sogar auf Radwege (die Gummiformulierung in der VwV-StVO mal ignorierend, deren Anwendung in S-H schon mal scheiterte vor Gericht, die österr. StVO ist da besser ...)