Früher, als ich noch nicht in Kiel wohnte, war ich immer ganz beeindruckt von den Kieler Fahrradstraßen, die sich tatsächlich als recht umfangreiches Netz durch die Stadt zogen. Mittlerweile weiß ich: So toll sind die Fahrradstraße nun auch nicht, denn grundsätzlich sind das nicht mehr als Parkplätze mit einem Fahrradpiktogramm in der Mitte.
Abends darf man sich dann mit dem Parksuchverkehr herumschlagen, der dort ganz gemächlich die Straßen auf und ab kurvt. Morgens, pünktlich ab acht Uhr, bietet sich nun ein ganz anderes Bild: In den Fahrradstraßen staut sich der Kraftverkehr. Diese beiden Fotos stammen aus der Hardenbergstraße, in der jeweils eine für den Radverkehr freigegebene Einbahnstraße hin zur Holtenauer Straße eingerichtet wurde:
Bis zur Ampel habe ich heute immerhin ganze dreieinhalb Minuten gebraucht. Gleich am Anfang und am Ende beim Umschalten auf grünes Licht wurde ich stilecht „übersehen“, denn natürlich sind alle in großer Eile und Hast und alle müssen dringend weiter und haben ihr Smartphone in der Hand, um ihren Mitmenschen ganz genau den aktuellen Standort mitteilen zu können. Da wundert’s mich echt, dass noch niemand gehupt hat.
Jedenfalls ist das hinreichend absurd: Man baut Fahrradstraßen, die man so sinnvoll gar nicht nutzen kann, denn weder links noch rechts komme ich mit dem Rad vorbei zur Ampel, wo ja sogar eine Fahrradschleuse gebaut wurde.
Die Fahrradschleuse ist das hier:
Weil da in der Regel auf beiden Seiten der Holtenauer Straße jeweils zwei Kraftfahrzeuge drauf parken (Polizei: „Irgendwo müssen die Autofahrer ja parken!“), können Radfahrer nicht rechts nach vorne in die Schleuse fahren. Allerdings muss auch der vor der Ampel wartende Kraftverkehr noch ein Stück weiter nach links rücken, denn je nach Parkkünsten der Falschparker ist rechts ganz schön wenig Platz. Dadurch können aber entgegenkommende Radfahrer, die ja diese freigegebenen Einbahnstraßen in beiden Richtungen durchfahren dürfen, nicht mehr durch.
Im Endeffekt fahren die lieben Radfahrer also auf dem Gehweg herum und klingeln Schulkinder beiseite. Hurra!
Das ist aber im Endeffekt auch schon fast egal, denn irgendwas ist ja immer: