E-Scooter rollen heran

  • Die wichtigste Regel ist ganz einfach: Der Gehweg ist tabu.

    Nach meiner Beobachtung werden die Dinger aber hauptsächlich auf dem Gehweg gefahren. Mindestens, wenn keine Radverkehrsanlage vorhanden ist.

    So lange das so ist, braucht man sich eigentlich über Feinheiten, welches Zusatzzeichen für wen gilt, noch keine Gedanken zu machen.

    Verwundert auch nicht - ich wurde auch schon aus dem Auto (mit Kind daneben) belehrt dass ich "Vollidiot" doch auf dem Gehweg zu fahren hätte. Ich glaube viele haben gar keinen Bock mehr sich damit von A nach B zu bewegen, einfach aufgrund des Rufes der eScooter. Wird halt wieder Auto gefahren...

  • Das Prinzip heißt "Teile und Herrsche".

    Der Autofahrerschaft und ihren Lobby-Verbänden gelingt es ausgezeichnet, die E-Tretroller-Leihangebote und ihre Nutzer in Verruf zu bringen. Leider tragen auch die Nutzer der E-Tretroller selbst ihren Beitrag dazu bei, immer wieder Angriffsflächen zu bieten.

    Komisch nur, dass das beim Autofahren eigentlich genau so ist und auch immer wieder darüber berichtet wird, dass besoffene Autofahrer Unfälle bauen oder zu schnelles Fahren eine häufige Unfallursache ist und Menschenleben gefährdet, ohne dass das dazu führt, die Autofahrerei in Verruf zu bringen.

    Zumindest nicht in dem Maße, wie es umgekehrt gelingt, die E-Tretroller in Verruf zu bringen.

    Interessant ist, dass auch viele Radfahrer*innen bedenkenlos in den schrägen Autofahrer-Chor mit einstimmen, wenn es darum geht, E-Tretroller zu "dissen". Vielleicht hat das damit zu tun, dass viele Fahrradfahrer sehr stolz darauf sind, sich mit eigener Muskelkraft fortzubewegen. Das gipfelt ja sogar darin, dass manche Fahrradfahrerin stolz darauf sind, ein Sinklespeedbike oder gar ein Fixie zu fahren.

    Aber diese Aversionen von Fahrradfahrer*innen gegen E-Tretroller geht oft deutlich weiter und ist sehr viel stärker emotionsbelastet als die gegen Autofahrende. Obwohl Autofahrerende doch ein Vielfaches an Energie verschwenden im Vergleich zu einem E-Tretroller, bzw. bei Autofahrern der Bequemlichkeitsaspekt noch sehr viel deutlicher im Mittelpunkt steht. Eine Bequemlichkeit bei der Mobilität, der gegenüber ein Singlespeedbike-Fahrer alleine schon mit der Wahl seines Verkehrsmittels ein deutliches Gegen-Statement setzt.

    Bin ich als Fahrradbenutzer ökologisch, ökonomisch, volkswirtschaftlich, gesellschaftspolitisch und verkehrspolitisch nun dichter beim E-Tretroller-Fahrer oder beim Autofahrer?

  • Verwundert auch nicht - ich wurde auch schon aus dem Auto (mit Kind daneben) belehrt dass ich "Vollidiot" doch auf dem Gehweg zu fahren hätte. Ich glaube viele haben gar keinen Bock mehr sich damit von A nach B zu bewegen, einfach aufgrund des Rufes der eScooter. Wird halt wieder Auto gefahren...

    Das ist das Prinzip Andi Scheuer. Er führt den E-Scooter so ein, dass es zu einer Hass-Kampagne gegen E-Tretroller und deren Nutzer*innen führt.

    Genau wie bei der PKW-Maut, die hat er auch so eingeführt, dass selbst die Opposition gar nicht anders konnte als Scheuers Maut-Pläne zu kritisieren. Scheuer selbst hat das nicht geschadet. Und zwar nicht trotzdem er so als Verkehrsminister agiert hat, wie er agiert hat, sondern weil er so agiert hat.

    Auch Scheuers großmundige Ankündigung, der E-Tretroller sei das Fahrzeug für die "letzte Meile" passt in dieses Bild. Er stößt Entwicklungen an, die scheitern, je deren Scheitern einkalkuliert ist, so dass letztlich das "gute, alte, vielfach bewehrte Automobil" ins beste Licht gerückt wird.

    Mal schauen, wie das bei Wissmann wird.

    Man kann eigentlich nur froh sein, dass kein Grüner Verkehrsminster wurde, denn die Enttäuschung bei den vielen Autofahrer*innen unter den Wähler*innen, wäre riesengroß, wenn das Verkehrsministerium tatsächlich Alternativen zum Autofahren erfolgreich "auf's Gleis setzte". Wo doch jeder Autofahrer keine andere Erwartung an einen Verkehrsminister hat, als dass er den Beweis erbringen möge, dass das Auto alternativlos ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (4. Januar 2022 um 16:57) aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Oh, guck an:

    aus der Zeit: Aktuell schaden geteilte E-Scooter unterm Strich dem Klima

    Nutzungsdauer e-Roller der Sharing-Dienste: < 2 Jahre

    und bei dieser Nutzungsdauer kommt noch Gewinn zusammen? hm.

    Ich bin da irgendwie skeptisch, ich oller Querdenker :)

    Ich hab den Eindruck, dass es inzwischen en vogue ist, beim Verkehr nur noch aufs CO2 zu gucken. Ich hab aber im Hinterkopf, dass jeder verbrauchte Liter Benzin ca. 10.000 Liter Atemluft in Abgase verwandelt. Ist das irgendwie in Vergessenheit geraten? Abgase mögen in dem engeren Sinne zwar nicht dem Klima schaden, der lebenden Flora und Fauna aber vermutlich schon.

    Das doofe Kaff Emmering, das ich jeden Tag durchquere, ist eine stinkende, dreckige Mistsenke von Abgasen, ich denk schon dran, nur noch mit Gasmake durchzufahren. Auch wenn nur 12% der Rollerfahrten Autofahrten ersetzen, dann bitte sofort her damit!

  • Ich bin da irgendwie skeptisch, ich oller Querdenker :)

    Ich hab den Eindruck, dass es inzwischen en vogue ist, beim Verkehr nur noch aufs CO2 zu gucken.

    In dem Artikel heißt es: "Reck: Das haben wir einer vorherigen Studie der OECD entnommen. Diese war umfassend angelegt, bezog etwa Modelle verschiedener Hersteller mit ein und umfasste den gesamten Lebenszyklus. Neben dem Aufladen der Batterie wurden also die Emissionen bei der Herstellung und für das Einsammeln und Umparken der Scooter einbezogen. Kombiniert man diese CO2-Bilanz mit unseren Erkenntnissen über das Mobilitätsverhalten, kommt heraus, dass ein geteilter E-Tretroller über den gesamten Lebenszyklus im Durchschnitt 51 Gramm CO2 pro Kilometer mehr verursacht als die Verkehrsmittel, die er ersetzt."

    Meines Erachtens könnte ein E-Tretroller-Verleih so betrieben werden, dass es nur einen genormten Ladesystem-Anschluss an den Fahrzeugen gibt und die Dienstleiter gezwungen sind, so zusammenzuarbeiten, dass es nur ein Leihsystem gibt.

    Und dieser Anschluss muss passen an alle Ladestationen, die in der Stadt möglichst günstig verteilt sind, so dass je Parkzone für E-Leihtretroller in der Regel ausreichend Fahrzeuge bereitstehen. Und die sollten genau so auch von E-Leihfahrrädern genutzt werden können. Klappt es mal nicht mit dem gewünschten E-Leihtretroller zu fahren, dann nehme ich mir halt ein E-Leihfahrrad.

    Das Abstellen der E-Tretroller irgendwo in der Landschaft muss durch geeignete Kontrollen und technische Ausstattung unterbunden werden. (Zum Beispiel Ausschluss solcher Nutzer aus dem Leihsystem.)

    Dann würde auch weniger CO2 pro Kilometer anfallen, weil die Roller nicht mehr mit Kleintransportern eingesammelt und neu aufgestellt werden müssen. Freifahrt-Angebote, bzw. Fahrten für geringes Geld können dazu beitragen, dass die Roller dort abgestellt werden, wo sie gebraucht werden.

  • Auf ndr-info vom 14.2.22 gibt es einen Bericht über die Unfallentwicklung bei E-Scootern:

    Mehr Verletzte bei Unfällen mit E-Scootern in Niedersachsen
    Mit den besonders in Städten beliebten E-Scootern gibt es in Niedersachsen immer mehr Unfälle. Die Zahl der Verletzten hat sich 2021 laut Statistischem…
    www.ndr.de

    Demnach haben sich die Unfälle mit E-Scootern im Jahr 2021 laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zu 2020 fast verdoppelt.

    Leider wird keine Aussage dazu gemacht, ob das an der zunehmenden Nutzung von E-Tretrollern liegt, oder ob die Risikobereitschaft zugenommen, bzw. die Vorsicht beim Fahren abgenommen haben. Oder ob es andere Ursachen hat.

    In Hannovers Nordstadtkrankenhaus "sagte ein Mediziner im Gespräch mit dem NDR in Niedersachsen. Ihm zufolge verletzen sich die Fahrerinnen und Fahrer hauptsächlich am Hand- oder Sprunggelenk. Kopfverletzungen müssten dagegen im Nordstadt-Krankenhaus selten behandelt werden - anders als beim Fahrradfahren."

    Auch hier fehlen Vergleichszahlen. Es mag möglicherweise zu treffen, dass beim Fahrradfahren häufiger Unfälle mit Kopfverletzungen auftreten. Aber es gibt auch deutlich mehr Menschen, die Fahrrad fahren. Es mag zutreffen, dass es beim E-Tretrollerfahren seltener zu Kopfverletzungen kommt im Vergleich zu anderen Unfallfolgen mit E-Tretrollern.

    Allerdings halte ich es für wahrscheinlich, dass es beim Fahrradfahren insgesamt deutlich weniger Unfälle gibt als beim E-Tretroller-fahren gemessen an den insgesamt zurückgelegten Personenkilometern.

    In dem NDR-Bericht heißt es weiter: "Andere Kliniken beobachten dagegen viele Verletzungen am Kopf und an den Halswirbeln. Die Landesverkehrswacht Niedersachsen empfiehlt daher, auch beim E-Scooter-Fahren einen Helm zu tragen."

    Interessant fände ich auch einen Hinweis auf die gefahrenen Geschwindigkeiten bei den Unfällen und dem Einfluss von hohen Geschwindigkeiten auf die Unfallgefahr. Zwar sind E-Tretroller bei 20 km/h abgeregelt, aber beim Fahrradfahren werden viele Kilometer mit niedrigeren Geschwindigkeiten zurückgelegt. Sollte tatsächlich eine hohe Geschwindigkeit beim E-Tretrollerfahren eine große Rolle spielen beim Unfallgeschehen, dann muss möglicherweise das Tretrollerfahren komplett auf die Fahrbahnen verlegt werden. Schließlich handelt es sich um ein Kraftfahrzeug.

  • Meine Frau hats beim ganz normalen Kinder-Roller-Fahren (ohne E) zerlegt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, mit so einem Ding vorschriftsmäßig auf bayerischen "Rad"wegen zu fahren. Spätestends bei der ersten Einmündung zerlegt es dich, meistens aber wohl schon aufgrund von Rollsplitt oder aufgrund einer der vielen "für Radfahrer zumutbaren", für Geländewagen dagegen undenkbaren, Schikanen. Von den hierzulande angeblich zumutbaren Schlammpisten für Radfahrer ganz abgesehen.

    In der Fahrbahnmitte, da wo der geneigte KfZ-Lenker mit dem Arsch entlangschleift, wäre ein E-Roller wohl auch über längere Strecken kein Problem, aber dort, wo Dreck und Pöbel sich den "Restplatz" teilen müssen, ist er selbst für kurze Strecken unbrauchbar.

  • Man muss es schon können und wollen.

    Ich habe die Dinger in HH jetzt schon tatsächlich das ein ums andere Mal genutzt - zunächst aus Neugier, dann ab und an in Ermangelung eines (Leih-)Rades oder wegen gesundheitlicher Einschränkungen. Es geht. Aber ich bin auch jahrzehntelang Skateboard, MTB und Motorrad gefahren ...

    Man muss wirklich sehr genau auf den Untergund achten und einhändig fahre ich nur kurz oder gar nicht. MAnche sind mit Blinkern ausgestattet, aber die werden oft übersehen.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Ich sehe schon, ich habe die Anführungszeichen bei "Tatü-tata !!!" vergessen ...

    Die rollernde Streifenhörnchen haben Stimmbänder :)

    Davon abgesehen sind weder Blaulicht noch Martinshorn eine notwendige Voraussetzung für eine Festnahme. Da ist dem Artikelschreiber vor lauter Staunen über die Putzigkeit die Logik abhandengekommen.

  • Da Fahrradstreifen schon nicht ernst genommen werden, fürchte ich für die Rollerpolizei noch mehr um die Durchsetzbarkeit polizeilicher Maßnahmen. Davon abgesehen, dass man schneller rennen kann als diese Dinger fahren.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Ich aber nur ganz kurz ^^

    Dann bitte hier entlang zum Training ;)

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  • Nach den E-Scootern kommen jetzt auch die E-Roller. Und stehen natürlich auf dem Gehweg.

    Gilt für die eigentlich das gleiche wie für PKW bzgl. Parken auf Gehwegen? Also kann ich da auch einfach ne OWi-Anzeige stellen?

    Beim Betreiber werde ich mich auf jeden Fall auch beschweren, auch wenn ich da wenig keine Hoffnung auf Besserung habe.

    Und einfach mal formlos per Meldemichel beschweren steht auch noch auf meiner ToDo-Liste.

    Was kann man sonst noch machen?

  • Beim Betreiber werde ich mich auf jeden Fall auch beschweren, auch wenn ich da wenig keine Hoffnung auf Besserung habe.

    Das dürfte ein hoffnungsloser Kampf sein. Mich würde es auch nicht wundern, wenn die Roller mal von erbosten Autofahrern auf den Gehweg umgeparkt werden, wenn sie ordnungsgemäß am Fahrbahnrand abgestellt wurden. So lange auch Polizei und Ordnungsämter wegen des "Parkdrucks" Verständnis für regelwidriges Parken zeigen, wird sich nichts ändern.