Hamburg - Unfälle mit Radfahrern

  • Was ist denn bitte problematisch, wenn ein Zusammenhang zwischen "schweren Kopfverletzung" und dem Nicht-Tragen eines Helmes dargestellt wird?

    Hätte dort gestanden "Der Radfahrer trug keinen Helm und zog sich eine komplizierte Fraktur des Knöchels zu." würde ich die Kritik verstehen, aber so ...

  • Und der fehlende Helm dann keine Beachtung findet wenn es keine Kopfverletzungen gibt.

    Und der vorhanden Helm keine Beachtung findet wenn es keine Kopfverletzungen gibt.

    Und der vorhanden Helm keine Beachtung findet wenn es trotzdem Kopfverletzungen gibt.

    Das Vorhandensein eines Helms nunmal nichts mit einer Unfallursache zu tun hat.

  • Der wichtigste Punkt wurde noch nicht genannt: Es gibt bis heute keinen wissenschaftlichen empirischen Nachweis, daß ein Fahrradhelm überhaupt irgendeine signifikante Schutzwirkung gegen schwere Kopfverletzungen entfaltet.

    Keinen.

    0.

    Weltweit.

    Die Erwähnung eines Fahrradhelmes in einem solchen Kontext dient also ausschließlich dem Victim-blaming.

    Immer.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Es gibt bis heute keinen wissenschaftlichen empirischen Nachweis, daß ein Fahrradhelm überhaupt irgendeine signifikante Schutzwirkung gegen schwere Kopfverletzungen entfaltet.

    Kommt doch auf die Art der Verletzung an. Schutz vor Schürfwunden ist ohne weiteres nachvollziehbar. Schutz vor Schädelbruch (Sturz gegen Kantstein) halte ich auch noch für plausibel.

    Ich vermute, dass es dafür auch entsprechende Studien gibt.

    Anders sieht's mit Hirn- und Wirbelsäulenverletzungen aus. Wenn der Schädel abrupt von 30 auf 0 abbremst, fliegt das Hirn mit 30km/h gegen den Schädel. Wie soll dort ein dünner Fahrradhelm helfen?!

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Ich vermute, dass es dafür auch entsprechende Studien gibt.

    Be the first. Zeige mir die Studie (und nicht einen Artikel darüber, der irgendetwas behauptet) und ich zeige Dir den methodischen Fehler, der sie wissenschaftlich wertlos macht.

    Studien gibt es natürlich haufenweise, nur belegen die nichts, weil sie eben aufgrund gravierender methodischer Fehler wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen. Schließt man diese Fehler aus, findet man keine Signifikanz mehr.

    Es gibt dafür vier mir plausibel erscheinende Erklärungen:

    1. Risikokompensation. Die ohnehin geringe Schutzwirkung geht durch vermehrt risikobehaftetes Verhalten sowohl der Helmträger als auch der übrigen Verkehrsteilnehmer gegenüber diesen verloren.

    2. "Risikotausch", sehr ähnlich zu 1. bzw. dazu überlappend. Die ohnehin geringe Schutzwirkung wird konterkariert, weil Verletzungsrisiken hinzutreten, die es ohne Helm nur vermindert bis gar nicht gäbe (z.B. aufgrund des mit Helm größeren Kopfvolumens und dadurch bedingte größere Angriffsfläche und Hebelwirkung).

    3. Die Schutzwirkung ist derart marginal, daß sie im statistischen Rauschen verschwindet.

    4. Es gibt gar keine Schutzwirkung gegen schwere Kopfverletzungen durch Fahrradhelme.

    Am wahrscheinlichsten erscheint mir eine Mischung der Punkte 1. bis 3.


    Und Schürfwunden sind nun mal keine schweren Kopfverletzungen.

    Bisher gibt es lediglich Belege dafür, daß die Einführung einer *Helmpflicht* das Kopfverletzungsrisiko für die verbleibenden Fahrradfahrer erhöht, Australien z.B.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

    Einmal editiert, zuletzt von Peter Viehrig (18. Mai 2021 um 11:00)

  • Und Schürfwunden sind nun mal keine schweren Kopfverletzungen.


    Bisher gibt es lediglich Belege dafür, daß die Einführung einer *Helmpflicht* das Kopfverletzungsrisiko für die verbleibenden Fahrradfahrer erhöht, Australien z.B.

    Nur um's nochmal klarzustellen: Helmpflicht lehne ich kategorisch ab und selber trage ich auch keinen Helm: Ich glaube nicht, dass mein persönliches Risiko sonderlich groß wäre und dass ein Helm das sonderlich mindern würde. Und der gefühlt niedrigen Schutzwirkung stelle ich entgegen dass Helme unbequem+unpraktisch sind. Anders wäre es vielleicht wenn ich sowas wie Downhill machen würde, aber dann trüge ich wohl eher einen Integralhelm.

    "Schürfwunde" mag harmlos klingen, kann aber auch ziemlich schwerwiegend sein. Und Schädelbrüche halte ich auch nicht für harmlos. Mir ging es auch rein um die technische bzw. physikalische Schutzwirkung von Helmen, und die halte ich (in begrenztem Maße) für gegeben. Belastbare Studien kenne ich aber nicht.

    Studien gibt es natürlich haufenweise, nur belegen die nichts, weil sie eben aufgrund gravierender methodischer Fehler wissenschaftlichen Ansprüchen nicht genügen. Schließt man diese Fehler aus, findet man keine Signifikanz mehr.

    Du beziehst nicht-technische Aspekte mit ein und magst damit durchaus Recht haben. Ich empfehle daher auch nicht, im normalen Straßenverkehr mit Helm zu fahren.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Und Schädelbrüche halte ich auch nicht für harmlos.

    Zeige mir den wissenschaftlichen Nachweis, daß Fahrradhelme im Straßenverkehr diesbezüglich eine meßbare Wirkung haben.

    Du beziehst nicht-technische Aspekte mit ein und magst damit durchaus Recht haben.

    Was zählt, ist, was hinten 'raus kommt. Nicht irgendeine Labormessung.

    Diese ganze Helmpropaganda - und nichts anderes ist es ja - dient doch letztlich der Umverteilung der Versicherungsleistungen von unschuldigen Gewaltopfern im Straßenverkehr zu den Versicherungsaktionären. Und je erfolgreicher diese Helmpropaganda ist, um so wahrscheinlicher wird diese Umverteilung eintreten. Der BGH hat diese ja schon avisiert, wenn die Helmtragequote steigt. Deshalb muß man diese Helmpropaganda attackieren, wo immer sie sich zeigt, insbesondere, wenn zur Neutralität verpflichtete Behörden diese herausposaunen.

    Denn, nochmal: Es fehlt ihr jede wissenschaftliche empirische Grundlage.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • "Der etwa 60-jährige Biker, der ohne Helm unterwegs fuhr, stürzte zu Boden und zog sich dabei schwere Kopfverletzungen zu. Er kam mit dem Notarzt in eine Klinik – laut Polizei besteht Lebensgefahr.", heißt es in dem Artikel. Ich wundere mich ja schon über den begriff Biker für Fahrradfahrer. Das ist zumindest verwirrend. Biker ist ja wohl mehr ein Begriff für einen Motorradfahrer.

    Versucht der Autor gleich zwei Gruppen von Verkehrsteilnehmern in Misskredit zu bringen? Fahrradfahrer und Motorradfahrer?

    Vor allem aber: Es gibt keine näheren Information über den eigentlichen Unfallhergang und es wird zwar über einen Fahrradhelm spekuliert, der möglicherweise Unfallfolgen hätte vermindern können. Aber was ist mit einem Notbremsassistenten oder einem Spurhalteassistenten des Unfallautos? Die hätten ja im günstigsten Fall einen Unfall vermieden! Solche Assistenzsysteme, bzw. das Fehlen dieser Assistenzsysteme, werden in dem Bericht an keiner Stelle erwähnt.

  • Diese ganze Helmpropaganda - und nichts anderes ist es ja - dient doch letztlich der Umverteilung der Versicherungsleistungen von unschuldigen Gewaltopfern im Straßenverkehr zu den Versicherungsaktionären.

    Denn, nochmal: Es fehlt ihr jede wissenschaftliche empirische Grundlage.

    Ob es wohl möglich ist, das Prinzip umzukehren? Noch sind Autofahrer nicht verpflichtet zu zahlreichen Assistenzsystemen, die aber in den kommenden Jahren zur Pflichtausstattung jedes Neuwagen zählen werden. Wenn es gelingt, das Fehlen dieser Assistenzsysteme oder das Abschalten dieser Assistenzsysteme als Unfallursache herauszustellen, dann gelingt es hoffentlich auch, dass der Fokus auf Helm oder nicht Helm in eine ganz andere Richtung gelenkt wird nämlich hin zum Auto und seiner mangelhaften Sicherheitsausstattung.

  • Zeige mir den wissenschaftlichen Nachweis, daß Fahrradhelme im Straßenverkehr diesbezüglich eine meßbare Wirkung haben.

    Ich habe weder Zahlen noch Studien parat. Ich behaupte auch überhaupt nicht, dass Fahrradhelme im Straßenverkehr die Zahl dieser Verletzungen in relevanter Größenordnung verringern. Ich kann mir lediglich sehr gut vorstellen, dass es solche Fälle tatsächlich gibt. Ob pro Jahr <1 oder >100? Keinen blassen Schimmer.

    Was man für eine persönliche Entscheidung Helm vs. nicht Helm bräuchte, wären zwei Zahlen: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich in meinem Restleben mit/ohne Helm mindestens eine relevante Kopfverletzung beim Radfahren erleiden werde?

    Helmbefürworter wären in der Pflicht, eine Formel zu erstellen, wo man paar persönliche Daten eingibt und die das dann ausrechnet. Die Formel wäre natürlich mit einer belastbaren Studie zu belegen. Aber ich habe bisher nichts dergleichen gesehen.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Was hier noch nicht mit eingerechnet wurde, ist die indirekt schädliche Wirkung von Helmen. Nachgewiesenermaßen durch gesetzliche, vermutlich auch durch nur soziale Benutzungspflicht wird auf Fahrten mit dem Fahrrad und deren gesundheitsfördende Wirkung verzichtet. Und in der Folge ist der Schaden an durch Bewegungsmangel verursachten Krankheiten wesentlich größer als der Gewinn durch möglicherweise vermiedene Kopfverletzungen.

  • Und der fehlende Helm dann keine Beachtung findet wenn es keine Kopfverletzungen gibt.

    Und der vorhanden Helm keine Beachtung findet wenn es keine Kopfverletzungen gibt.

    Und der vorhanden Helm keine Beachtung findet wenn es trotzdem Kopfverletzungen gibt.

    Das Vorhandensein eines Helms nunmal nichts mit einer Unfallursache zu tun hat.

    Und im Gegensatz zum Motorradhelm ohnehin nur bei ganz spezfischen Unfallszenarien überhaupt hilft, schwere oder schwerste Verletzungen zu verhindern.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Kommt doch auf die Art der Verletzung an. Schutz vor Schürfwunden ist ohne weiteres nachvollziehbar. Schutz vor Schädelbruch (Sturz gegen Kantstein) halte ich auch noch für plausibel.

    Ich vermute, dass es dafür auch entsprechende Studien gibt.

    Von höherer Bedeutung dürfte der Fahrradhelm in anderer Hinsicht sein: Im Ersten Weltkrieg wurden den Soldaten und ihren Angehörigen sogenannte Herzschuss-Panzerplatten für teuer Geld angeboten. Obwohl die allerwenigsten Soldaten an einem Herzschuss starben und auch den Soldaten selbst das größtenteils klar gewesen ist, dass so ein Stück etwas dickeres Blech gegen die allermeisten Gefahren nichts ausrichtet, fanden diese Platten wohl viele Käufer.

    Die etwa Bierdeckel-große Herzschussplatte sollte an der Brust im Bereich des Herzens an der Kleidung befestigt werden.

    Hier ein Link zu einem Geschichts-Forum, in dem davon berichtet wird:

    https://www.geschichtsforum.de/thema/herzschu…erplatte.36607/

    Letztlich ging es bei der "Herzschuss-Panzerplatte" darum, das Gefühl zu erhalten, gut geschützt in den Krieg zu ziehen, bzw. den lieben Verwandten gut behütet und geschützt an der fernen Front zu wissen.

    Vermutlich verhält es sich beim Fahrradhelm ähnlich. Es ist nicht so sehr die tatsächlich medizinisch technisch nachweisbare Schutzwirkung, sondern ein "Gefühls-Ding", dass so viele einen Fahrradhelm benutzen und es möglich ist, dafür erfolgreich Werbung zu machen.

  • Ich habe weder Zahlen noch Studien parat. Ich behaupte auch überhaupt nicht, dass Fahrradhelme im Straßenverkehr die Zahl dieser Verletzungen in relevanter Größenordnung verringern.

    Nicht nur das nicht, es geht in die andere Richtung: Helmträger sind unten den Verletzten und Toten signifikant überrepräsentiert. Das lässt sich mit einer fehlenden objektiven Schutzwirkung und der Kompensation einer großen subjektiven Schutzwirkung plausibel erklären.

    Ich kann mich beispielsweise an Heiko Maas erinnern, als er (noch Verkehrsminister im Saarland) eine Helmpflicht forderte. Die Helmtragequote entspricht betrüge nur 12 % (oder so) und er stärben immer noch zu viel Radfahrer, weil sie zu 80 % ohne Helm führen. Wie divergent kann man kognitiv sein.

  • Was ist denn bitte problematisch, wenn ein Zusammenhang zwischen "schweren Kopfverletzung" und dem Nicht-Tragen eines Helmes dargestellt wird?

    Hätte dort gestanden "Der Radfahrer trug keinen Helm und zog sich eine komplizierte Fraktur des Knöchels zu." würde ich die Kritik verstehen, aber so ...

    Das Radfahren an und für sich ist keine so gefährliche Angelegenheit, dass man dafür zwangsläufig einen Helm tragen müsste. Zwar gibt es auch Alleinunfälle, bei denen ein Helm durchaus Schutzwirkung entfalten kann, in den meisten Fällen ist jedoch der Autoverkehr an den Unfällen beteiligt.

    Man könnte freilich versuchen eine strenge Fahrrad-Helmpflicht anzuordnen, und das würde auch die Unfallzahlen reduzieren, aber nur deshalb, weil damit auch die Zahl der Fahrradfahrer reduziert würden. Das Fahrradfahren ist ja unter anderem deshalb ähnlich schön wie das zu Fuß gehen, weil man es einfach so machen kann. Ohne irgendwelche besonderen Schutzmaßnahmen zu treffen.

    Müsste man zum Fahrradfahren noch extra einen Helm aufsetzen, vielleicht sogar noch eine Warnweste anlegen usw. dann verliert es an Attraktivität.