Hamburg - Unfälle mit Radfahrern

  • Also mir persönlich ist das zu "TÜV-mäßig". Es berücksichtigt das Verhalten im Straßenverkehr überhaupt nicht. M.M.n ist Agressivität - "Road Rage" - ein völlig unterbewertetes Kriterium in der gesamten Verkehrsdiskussion.

    Ich halte Aggressivität für maßlos überbewertet, jedenfalls was das Unfallrisiko anbetrifft.

    Unfälle entstehen in der Masse durch schlichte Selbstüberschätzung gepaart mit Augenblicksversagen. Das passiert uns aber allen von Zeit zu Zeit mal, ohne dass wir es mangels Folgen selbst bewusst mitkriegen würden. Infolgedessen halten wir uns selbst für unfehlbare Supermänner und meinen irrtümlich, es wären immer die anderen, insbesondere die aggressiven Drängler, denen sowas aufgrund einer persönlichen Prädestination passieren würde.

    Manchmal aber unterläuft zum unpassenden Zeitpunkt nicht nur uns, sondern auch einem Zweiten so ein Fehler: Bumms.

  • Ich halte Aggressivität für maßlos überbewertet, jedenfalls was das Unfallrisiko anbetrifft.

    Unfälle entstehen in der Masse durch schlichte Selbstüberschätzung gepaart mit Augenblicksversagen. Das passiert uns aber allen von Zeit zu Zeit mal, ohne dass wir es mangels Folgen selbst bewusst mitkriegen würden. Infolgedessen halten wir uns selbst für unfehlbare Supermänner und meinen irrtümlich, es wären immer die anderen, insbesondere die aggressiven Drängler, denen sowas aufgrund einer persönlichen Prädestination passieren würde.

    Manchmal aber unterläuft zum unpassenden Zeitpunkt nicht nur uns, sondern auch einem Zweiten so ein Fehler: Bumms.

    Ich hab mich selbst oft dabei ertappt, dass ich schneller fahre, als ich es eigentlich für richtig halte. Mit 50 km/h an parkenden Autos entlang, zwischen denen jederzeit ein Kind rauslaufen kann, z.B. Weil mir der Hintermann schon länger an der Stoßstange klebt und mir zu verstehen gibt, dass ich mich "verpissen" soll. "Hier is 50, du Idiot!"

    Mit Strich 80 durch die kilometerlange Baustelle, mit einem 40-Tonner hintendran, der lieber seine "normalen" 95 fahren will? Aber ich habs gar nicht eilig?

    Ich bin überzeugt, dass sehr viele Menschen lieber "überhöhte Geschwindigkeit" riskieren, als eisern dem Druck standzuhalten, die gesellschaftlich erwünschte "Mindestgeschwindigkeit" einzuhalten. Wenn du es komplett richtig machst, wirst du gnadenlos abgestraft. Ich halte das durchaus für ein Problem.

    Und was ist nun "richtig"? "Mitschwimmen" und beim Zu-Schnellfahren mitmachen? Irgendwann in der "Zu-Schnell-Gefahren-Statistik" auftauchen? Oder nicht, und lieber als "depperter Senior" dastehen, der nicht (mehr) "mitmachen" will und lieber zum Test soll?

  • Ich hab mich selbst oft dabei ertappt, dass ich schneller fahre, als ich es eigentlich für richtig halte. Mit 50 km/h an parkenden Autos entlang, zwischen denen jederzeit ein Kind rauslaufen kann, z.B. Weil mir der Hintermann schon länger an der Stoßstange klebt und mir zu verstehen gibt, dass ich mich "verpissen" soll. "Hier is 50, du Idiot!"

    Ich glaube, auch dieses „der Hintermann klebt mir im Kofferraum, der scheint mir damit drohen zu wollen, das muss ein Aggressor[tm] sein“ ist Teil der Fehleinschätzung.

    Wahrscheinlich ist auch der Hintermann bloß ein Getriebener seiner eigenen Fehlinterpretation bezüglich seines Hintermannes.😈

  • Alkohol sowie den Straßen- und Verkehrsverhältnissen unangepaßte Geschwindigkeit und Kombinationen davon sind nach wie vor Hauptunfallursachen und damit Haupttötungs- und Verletzungsursachen im Straßenverkehr. Letztlich ist das natürlich Aggressivität (was denn sonst?), jedoch eine gesellschaftlich weitverbreitete und akzeptierte, für viele Gewohnheit. So, daß die Folgen davon als Fahrlässigkeit durchgehen.

    Ich teile die Einschätzung von Pepschmier , daß hier tief ins Fleisch der Gewohnheit eingeschnitten werden muß, insbesondere auch in der Justiz, aber nicht nur dort.

    Es darf nicht sein, daß der Tod eines Kindes durch deutlich überhöhte Geschwindigkeit des Kfz-Lenkers innerorts mit 240€ erledigt werden kann. Daß Ku'damm-Raser erst im Knast sitzen, wenn es Opfer gibt, anstatt sie bereits vorher zu enteignen und festzusetzen etc.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Ich glaube, auch dieses „der Hintermann klebt mir im Kofferraum, der scheint mir damit drohen zu wollen, das muss ein Aggressor[tm] sein“ ist Teil der Fehleinschätzung.

    Die Drohungen sind doch keine Einbildung, Th(oma)s Jeder von uns hat das doch schon erlebt, dass man bedrängt, genötigt, gemaßregelt und beleidigt wird. Eine Straftat beginnt nicht erst, wenn daraus ein Unfall folgt. Diese Gewalt ist real und dafür reicht es bereits aus, dass sie als Gewalt empfunden wird.

    Ich habe oft genug Unfälle nur durch eine deutliche Reaktion (scharfes Bremsen oder abruptes Ausweichen) verhindern können. Meistens war die Ursache eine Unachtsamkeit, aber darunter waren auch vorsätzliche Gefährdungen, bei denen Autofahrer mindestens billigend in Kauf genommen haben, mich schwer zu verletzen.

  • Meistens war die Ursache eine Unachtsamkeit, aber darunter waren auch vorsätzliche Gefährdungen, bei denen Autofahrer mindestens billigend in Kauf genommen haben, mich schwer zu verletzen.

    Jetzt sitzt du im Geiste wieder auf dem Rad. Es geht aber gerade um in Reihe hintereinanderfahrende Autos.

    Ich fahre gerne 40, wo 50 erlaubt sind, und habe schon da keine Probleme mit anderen Autofahrern. Wenn ich das Limit ausschöpfe, gibts erst recht kein negatives Feedback. Deswegen halte ich Sprüche wie „Wenn du nicht mindestens Limit plus MWSt fährst, wirs du doch sofort von der Fahrbahn geschoben“ für eine Urban Legend, die in erster Linie dazu dienen soll, die eigene Eile zu rechtfertigen.

  • Ja, die meisten direkten Gefährdungen habe ich als Radfahrer erlebt. Ich kann mich aber auch an Fälle erinnern, wo Leute hinter mir im Auto regelrecht ausgerastet sind. Auch wurde ich mehrfach auf der Autobahn absichtlich ausgebremst, weil ich wohl nicht rechtzeitig Platz gemacht habe und eine Reihe von LKW zu Ende überholt habe, bevor ich wieder auf die rechte Spur gefahren bin.

    Oder ich denke an die Leute, die auf der Landstraße aus einer Kolonne von hinten überholen, weil es ihnen nicht schnell genug geht und die dann mit einer scharfen Bremsung wieder in die Kolonne einscheren und dabei andere gefährden, wenn sie merken, dass sie vor dem Gegenverkehr doch nicht an allen auf einmal vorbei kommen.

    Durch dichtes Auffahren bin ich auch im Auto gefährdet, weil das Risiko eines Auffahrunfalls steigt.

    Idioten, die durch ihr aggressives Verhalten andere gefährden, kenne ich also auch vom Autofahren. Aber vielleicht sind die natürlich auch gar nicht aggressiv, sondern haben nur zu lange Formel 1 angeschaut und verwechseln die Landstraße mit einer Rennstrecke.

  • Ah, sorry hatte irgendwie "Ü 50" gelesen. Ist trotzdem Alters-Diskriminierung wegen der dichteren Testfrequenz bei Älteren.:P

    Es ist nunmal Fakt, dass bei den allermeisten (mir eingeschlossen) zB. mit um 50 Jahren die Augen schlechter werden. Vor 8 Jahren , mit 40 trug ich noch keine Brille, nun geht ohne nichts mehr Vor 5 Jahren bekam ich ne Brille mit 1,5, nun sind es schon 3,5links

  • Viel gerechter und diskriminierungsfrei wäre hingegen eine Tauglichkeitsprüfung um weiterhin KFZ bewegen zu dürfen, U 50 alle 5 danach alle 2 Jahre.

    Warum erst Ü50 und nicht einfach für alle diese Prüfung alle 2 Jahre. Das könnte man wunderbar damit verknüpfen, dort Fragen zu stellen, zu geänderten Regeln oder Regeln, die oft falsch in den Köpfen der Leute sind (Benutzungspflicht von Radwegen, Schritttempo, Überholabstände, Abstände, ...). Einfach zum Erhalt der Fahrerlaubnis alle zwei Jahre eine neue Fahrprüfung wo genau solche Fragen kommen. Die Pflicht die aktuellen Regeln zu kennen besteht ja bereits.

    Das könnte wirklich etwas verbessern, wenn man so die Leute dazu bringen würde diese Pflicht, die aktuellen Regeln zu kennen, ach umzusetzen und gleichzeitig die Fahrtüchtigkeit zu prüfen.

    Doomsday: It's nature's revenge for what we've done (Chris Pohl)

  • Ein schon etwas älterer, aber passender Beitrag zum Thema "hilfreiche Erfahrung älterer Fahrer" in einer simulierten Fahrprüfung:

    Langjähriger Autofahrer stellt sich Fahrprüfung – und fällt durch

    Zitat
    Eigentlich hatte er sich im Vorfeld als vorbildlichen Autofahrer eingeschätzt. „Ich habe meinen Pkw-Führerschein im Juli 1982 mit null Fehlern bestanden, sowohl in Theorie, als auch in der Praxis“, sagt er. „Seitdem bin ich fast täglich unterwegs, habe circa 1,2 Millionen Kilometer auf Straßen zugebracht.“ Bis auf zwei kleinere Auffahrunfälle sei ihm nie etwas passiert.

    Was ist ihm also diesmal passiert? Eigentlich auch nichts, in zwei kurzen Fahrten lediglich:

    • Vorfahrtverstoß RvL (zweimal)
    • Spurwechsel ohne Blinker
    • Mindestabstand auf Autobahn unterschritten
    • Tempo 30 missachtet
    • auf Busspur gefahren (Rechtsfahrgebot nicht verstanden)

    Deswegen ist er natürlich einsichtig und gelobt Besserung, um seine große Erfahrung noch auszubauen:

    Zitat

    Am Ende der Prüfung hat Heiko Müller auf seinem Prüfprotokoll zehn gravierende Fehler stehen. Der Mann nimmt es mit Humor: „Aber immerhin gepiepst hat es nicht.“ Und weil es nur ein Experiment war, darf er seinen Führerschein behalten.

  • Ich bezweifle, dass die Mehrheit der Autofahrenden an sich die Führerscheinprüfung nochmals bestehen würde.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • JA vor allem für die mit KLE auf dem Kennzeichen sollte es alle 6 Monate Auffrischungskurse geben. "Keiner Lebt Ewig" ist da oftmals irgendwie die Devise :P

    Und wer die nicht besteht bekommt gelbe Nummernschilder :D

    Selbiges gilt aber für die "Volidioten Im Einsatz" also VIE

  • Ich bezweifle, dass die Mehrheit der Autofahrenden an sich die Führerscheinprüfung nochmals bestehen würde.

    Auf jeden Fall würden die Einstellungen "ich bin X Jahre Auto gefahren und nicht verunfallt, also bin ich jetzt Walter Röhrl!" und "ach Verkehrsregeln, solange es keine Punkte gibt sind die auch egal!" seltener werden... oder die Führerscheine weniger, was in diesen Einzelfällen auch kein Schaden wäre. Natürlich ist eine gewisse Vorbereitung nötig, aber wenn es alle zwei oder drei Jahre ist, würden sich die neu zu lernenden Regeln in Grenzen halten und die Erinnerung vom letzten Mal noch entsprechend frischer sein.

    Eine andere Möglichkeit wäre auch, diese praktische Prüfung nur bei durch den Fahrer (mit)verursachten Unfällen vorzuschreiben (denn dann ist sie ja offensichtlich überfällig), und bei allen anderen Fahrern lediglich einmal jährlich mit dem Steuerbescheid oder der Haftpflichtrechnung (ja, man kriegt damit nicht alle, aber der Verwaltungsaufwand wäre minimal) ein kleines Faltblatt mit den neuen oder geänderten Gesetzen und allgemeinen Verhaltenshinweisen zukommen zu lassen.

    Aus meiner Sicht auch enorm hilfreich wäre in diesem Zusammenhang eine Vorschrift, dass Polizeimeldungen zu Unfällen stets Hinweise und Ermahnungen zum richtigen Verhalten haben müssen. Teilweise passiert das schon, aber selektiv und nicht landesweit. Hier ein Beispiel aus Karlsruhe:

    Zitat

    Schwere Verletzungen zog sich eine 82-Jährige bei einem Verkehrsunfall am Mittwochvormittag in Karlsruhe zu. Die Frau überquerte gegen 10.45 Uhr die Neureuter Straße in Höhe der Gablonzer Straße bei Grünlicht auf einem Fußgängerüberweg. Da sie aufgrund ihres Alters nur sehr langsam die Straße überquerte, schaltete die Fußgängerampel auf Rotlicht als sie sich noch auf der Fahrbahn befand. Ein 60-jähriger Pkw-Fahrer stand an der Ampel auf der Gablonzer Straße und bog bei Grünlicht nach rechts auf die Neureuter Straße ein. Hierbei achtete er nicht auf die 82-jährige Fußgängerin und erfasste sie mit dem Pkw. Bei dem Sturz verletzte sich die Frau schwer. Sie wurde nach einer Erstversorgung vor Ort in ein Krankenhaus gebracht.

    Das müsste stattdessen z. B. so lauten:

  • Gegenfrage: Hat denn jemand, der sich regelmäßig an der Schlange vorbei ganz vorne rücksichtslos reinquetscht, vergessen, wie man sich verhalten sollte? Hat jemand, der gewohnheitsmäßig zu schnell fährt, vergessen, was die Schilder bedeuten? Hat jemand, der so gut wie immer zu dicht auffährt, vergessen, dass es eine Regel "Halber Tacho" gibt?

    Ich glaube das nicht. Ich denke, genauso gut könnte man alle zwei Jahre die erste Strophe von Schillers Glocke abfragen. An der Brutalität im Strassenverkehr würde das m.E. nichts ändern. Dass ganz "normale Menschen" im Auto zu rückenmarksgesteuerten Rambos werden, ist doch längst bekannt.

    Sollte das wider Erwarten keine Rolle spielen, wie manche behaupten, dann sollte man m.E. den gesamten Verkehr in Frage stellen. Dann funktioniert "das System" einfach von Grund auf nicht.

  • Aber warum sollte es nicht ausreichen, auf das tägliche Geschehen im Straßenverkehr entsprechend zu reagieren? Flächendeckend Blitzer, Lappen weg und gut.

    Weil Blitzer halt nur Geschwindigkeits- und Rotlichtverstöße detektieren. Es gibt aber eben auch allerhand Verstöße, die regelmäßig stattfinden und in der üblichen Verkehrsüberwachung kaum beobachtet werden können. Beispielsweise überholen mit zu geringem Abstand oder das zu schnelle abbiegen.