Vom alltäglichen "Kampf gegen das Auto" zum "Kampf gegen den Automat"?

  • Um mal den Ansatz, den ich verfolge, zu verdeutlichen:

    Mobilitätssysteme müssen so gewählt werden, dass es möglich ist, dass alle Menschen in der Welt davon gleichermaßen partizipieren können.

    Wenn du dem zustimmst, dann lohnt es sich darüber nachzudenken, wie ein solches Mobilitätssystem beschaffen sein muss.

    Man kann natürlich die Sache auch so anpacken, dass man in Kauf nimmt, dass es für die Mehrheit der Menschen auf der Welt völlig aussichtslos ist, in dieser und auch in den nächsten Generationen, darauf zu hoffen, dass sich ihre Lebensumstände irgendwie verbessern. Man kann es hinnehmen, dass die Mobilitätsmöglichkeiten für die Mehrheit der Menschen auf der Welt sehr stark eingeschränkt bleiben werden, im Wesentlichen auf das beschränkt was fußläufig erreichbar ist. Ich empfinde das als ungerecht und halte es für wichtig daran zu arbeiten, dass allen Menschen eine auskömmliche Mobilität ermöglicht wird und nicht einige wenige in Autos fahren und viele andere zu Fuß gehen müssen.

    Die nach meiner Einschätzung falschen "Heilsversprechungen", die von der Automobilindustrie, oder auch von Fluggesellschaften gestreut werden laufen darauf hinaus, dass die zunehmende technische Entwicklung und der Erfindereichtum der Menschen es eines Tages ermöglichen werden, dass alle Menschen ein so hohes Maß an Komfort in allen Lebensbereichen und Mobilitätsmöglichkeiten haben werden, wie das derzeit global betrachtet nur für wenige Menschen gilt. Um an der Stelle mal eine der bekanntesten Quellen zu nennen: "Grenzen des Wachstums" (1972), eine vom "Club of Rome" in Auftrag gegebene weltwirtschaftliche Studie.

    Ich bin mir sicher, dass alle Menschen auf der Welt ein Fahrrad besitzen und fahren können, und dass das einen nachhaltigen Umgang mit den weltweit vorhandenen Ressourcen nicht ausschließt. Es wird jedoch über die Fahrraderreichbarkeit hinausgehende Mobilitätsbedürfnisse geben und es wird auch sinnvoll sein, diese befriedigen zu können, um zum Beispiel internationale Kontakte von Menschen zu ermöglichen, aber auch um wirtschaftliche und technologische Strukturen zu gewährleisten, die ihrerseits einen nachhaltigen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen erst ermöglichen.

    Und da kommt der ÖPNV ins Spiel, aber auch der öffentliche Reisefernverkehr.

    Was den ÖPNV angeht behaupte ich: Ein kostendeckender und ressourcenschonender ÖPNV basiert darauf, dass die vorhandenen Fahrzeuge optimal eingesetzt werden. Und da du ja selbst schon danach fragtest: Im ländlichen Raum reduziert sich in den Abendstunden das Verkehrsgeschehen sehr stark. Deshalb kann da nur dann noch ein Bus (im ausgedünnten Takt) fahren, wenn der zu anderen Tageszeiten deutlich stärker ausgelastet ist. Und dazu braucht es die Stehplätze! Würde man im ländlichen Raum einen Omnibusverkehr für alle dort lebenden Menschen organisieren, dann bräuchte man zu den Verkehrsspitzen dreimal mehr Busse, wenn diese Menschen alle einen Sitzplatz haben sollen im Vergleich dazu wenn auch Stehplätze vorhanden sind und in Anspruch genommen werden.

    Beipiel: Der MAN-Doppelgelenkbus der Üstra hat 44-48 Sitzplätze (jenachdem ob die Klappsitze in Anspruchgenommen werden können oder dort z.B. Kinderwägen stehen). Und der Bus hat 107 bis 113 Stehplätze (das ist ebenfalls abhängig von der Belegung mit Kinderwagen, Rollifahrer usw.). Über den Daumen sind das 50 Sitzplätze und 100 Stehplätze. https://www.uestra.de/unternehmen/be…us/dieselbusse/

    Was die Größe der Stehplätze angeht: In dem von dir verlinkten Wikipedia-Artikel heißt es:

    "In Beförderungsmitteln wird durchschnittlich von 4 Personen je Quadratmeter im Regelbetrieb ausgegangen (= 0,25 m² je Person). Bei verdichteter Beförderungszahl und Sonderanlagen von etwa 8 Personen je Quadratmeter (= 0,125 m² je Person)" Ich vermute mal, dass unter Beförderungsfällen auch Aufzüge zählen, denn da kommt man schon mal auf 0.125 m² Stehplatzfläche pro Person. Das habe ich nachgemessen. In Aufzügen ist ja stets die Personenzahl angegeben. Und die Bodenfläche lässt sich leicht messen. Wenn ich mir allerdings so manche mit Kindern vollgestopfte Schulbusse anschaue, dann erinnert das auch eher an einen vollgestopften Aufzug.
    Die Sitzplatzfläche in einem ÖPNV-Fahrzeug habe ich mal mit Hilfe dieser Zeichnung nahgemessen: https://www.wikiwand.com/de/Herbert_Lindinger Die dargestellten TW 6000 werden seit 1975 in Hannover eingesetzt.

    Mit Hilfe der angegebenen Maße lassen sich weitere errechnen und ich bin ziemlich exakt auf 0,5 m² für einen Sitzplatz (inkl. Fußraum) und 0,25 m² für einen Stehplatz gekommen.

    Der TW 6000 hat 46 Sitzplätze. 46x0,5=23 m²

    Und 104 Stehplätze. 104x0,25=26 m² https://www.uestra.de/unternehmen/be…dtbahn/tw-6000/

    Stehplatzfläche und Sitzplatzfläche zusammen sind 59 m²

    Die Gesamtlänge inkl. Fahrerkabine ist 27m die Breite 2,40m das ist eine Gesamtfläche von 64,8 m² (Siehe angegebene Zeichnung).

    Die 5,8 m² Differenz ergeben sich aus dem Türenbereich, der nicht betreten werden darf und den beiden Fahrerkabinen.

    Bei deinem Flugzeugbeispiel ist angegeben:

    "Die Beinfreiheit bei den anderen Reihen ist bis zu 30 inches (76.20cm)" Das müsste eigentlich der Länge eines Sitzplatzes (inkl. Fußraum) entsprechen, weil dort die Beinfreiheit des Vordermannes anfängt, wo die eigene Beinfreiheit endet.

    Zur Breite steht in dem Dokument: "Die Sitzbreite zwischen den Armlehnen ist bis zu 17 inches (43cm)" Wenn ich noch jeweils 10 cm Armauflage auf den Armlehnen dazunehme, dann ist das eine Breite von 63cm.

    63x76,2=4800,6 cm² Das sind also ebenfalls ca. 0,5 m² Sitzplatzfläche in einem solchen Flugzeug. https://www.ryanair.com/de/de/nutzlich…abe-im-flugzeug

    in Omnibussen ist der Sitzplatz deutlich schmaler, denn die sind 2,55m breit (außen). Bei vier Sitzen von jeweils 63cm Breite (das wären insgesamt 252 cm) würde dann kein Platz mehr für den Flur bleiben. Außerdem hat ein Gelenkomnibus (s. o. ) 18 m Länge und ist nur wenig breiter als die angegebene Stadtbahn. Dafür ist die Stadtbahn deutlich länger. Trotzdem sind für den MAN-Omnibus 44-48 Sitzplätze angegeben.

  • In Aufzügen ist ja stets die Personenzahl angegeben. Und die Bodenfläche lässt sich leicht messen

    Wann warst du das letzte mal in einem Aufzug der mit der angegebenen Personenzahl besetzt war?

    Man sollte nicht den Anspruch haben, Mobilität so effizient wie irgendwie möglich anzubieten. Etwas Komfort darf gerne sein.

    In einen ICE-4 passen knapp 1.800 Leute rein, die Hälfte muss aber stehen. Das ist maximal effizient, aber reicht es nicht, wenn man 900 Leute drin hat, die alle sitzen können? Das ist immernoch bei Weitem effizienter als MIV, wo statt einem Zug einige Hundert PKW fahren würden.

    Mobilitätssysteme müssen so gewählt werden, dass es möglich ist, dass alle Menschen in der Welt davon gleichermaßen partizipieren können.

    Ich stimme dem nicht zu. Menschen haben verschiedene Jobs und es gibt auch soziale Unterschiede. Der Job bringt es mit, dass eine Bundeskanzlerin häufiger mal fliegt. Der Altenpfleger braucht das nicht.

    Erfolg soll sich auch irgendwo lohnen. Dann können halt paar Wenige häufiger mal in den Urlaub fliegen, davon geht das Klima nicht gleich kaputt. Das Problem ist die große Masse. Einmal im Jahr nach Malle in Urlaub fliegen anstatt Urlaub mit der Bahn zu machen. Oder innerdeutsch fliegen weil man vier Stunden Zeit sparen will. Oder jeden Tag die 5km mit dem Auto zur Arbeit fahren anstatt mit dem Fahrrad.

    Alle Mensche sollten aber über ein hohes Minimum an effizienter Mobilität verfügen. Z. B. eine Kombination aus Fahrrad und gut ausgebauten Öffis.

    MIV und Flugreisen müssen zur Ausnahme werden.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Was den Aufzug angeht: Oberstadtaufzug in Marburg, im Gebäude Pilgimstein 28A. Siehe dieses Video ab Minute 2:23 von 3:31. Im Video selbst ist der Aufzug nicht so voll besetzt, wie es häufiger bei starkem Andrang der Fall ist. https://www.youtube.com/watch?v=gBYVHk3HSlI

    Wieviel Komfort der ÖPNV bieten soll, ist letztlich eine politische Entscheidung. Und natürlich wäre es politisch unklug, das mit den Stehplätzen an die große Glocke zu hängen. Aber es ist noch schlimmer, wenn Politik andauernd so tut, als sei es ohne Problme möglich, dass jeder Mensch problemlos mit dem Auto (oder dem Elektroauto) mobil sein könne und das dauerhaft gut geht.

    Das weiter oben vorgestellte Cabinentaxi ist nach meiner Einschätzung der Versuch, ein ÖPNV-System zu entwerfen, dass ähnliche Annehmlichkeiten bietet wie der MIV. Aber das kann letztlich nicht so kostengünstig und ressourceneffizient arbeiten wie echter MIV zu dem nun mal die Stehplätze gehören aus den genannten Gründen. (Verkehrsspitzen)

    Der ICE ist kein ÖPNV sondern Fernverkehr. Da gilt das mit den Stehplätzen natürlich nicht.

    Dass die Bundeskanzlerin, aber auch bestimmte andere Berufe weiter Auto fahren müssen und auch können ist klar. Übrigens auch Altenpflegerinnen und -pfleger. Nämlich solche, die Hausbesuche machen. Und das sind nicht wenige. Wie das gesteuert werden kann ist noch mal extra zu klären. Zum Beispiel durch Zufahrtbeschränkungen in bestimmte Verkehrsbereiche.

    Auch wie man das hinkriegt, dass die große Masse nicht, aber in Einzelfällen usw., das ist ebenfalls ein breites Thema ...

    Ich wollte lediglich aufzeigen, was ich für vertretbar halte in Sachen Mobilität und da scheinen wir gar nicht so weit auseinanderzuliegen.

  • Ich kann mich erinnern, dass es in unserem Haushalt ein Buch über die Zukunft aus den 1960er Jahren gab. Das war eine schöne Mischung aus Wissenschaft und Science-Fiction, dazu noch großflächig von Hand illustriert. Neben Themen wie Wohnen in Mega-Wolkenkratzern, Zeitungen aus dem heimischen Drucker und die Lösung aller Energie- und Ernährungsprobleme der Welt ist bei mir (natürlich) besonders der Verkehrs-Sektor hängengeblieben.

    Damals bestand der 'alternative Antrieb' noch aus einem kompakten Kernreaktor im Kofferraum.

    Es gab weniger über fliegende Taxis zu berichten, dafür sollte eine Art Transrapid auf Steroiden das Ultimative Verkehrsmittel werden.

    Komisch, kein Wort über das Fahrrad. Und auf fliegende Hoverboards habe ich bis 2015 auch vergeblich gewartet...

    Kleiner Nachtrag: Nach intensiver Suche in meinem internen Speicher und dem Internet konnte ich den Buchtitel identifizieren. Es handelte sich um einen Bildband von Ulrich Schippke von 1974 namens 'Zukunft - Das Bild der Welt von Morgen' (Amazon Antiquariat). Auf einer privaten Seite sind ein paar Scans mit Bildern der beschriebenen Verkehrsmittel versammelt. Die Idee des Hyperloop in seiner jetzigen Form ist demnach quasi so alt wie Elon Musk.

  • Jetzt hast du doch mein Erinnerungsvermögen sehr angestachelt. Besonders dieser Link von dir, dem ich gefolgt bin und dabei auf eine weitere Seite gestoßen bin: http://klausbuergle.de/radtke_zukunft.htm

    Bei einer Ausstellung zum Thema Mobilität im Historischen Museum hatte ich 2015 ein Bild von diesem Poster gemacht, das auch in dem Link zu klausbuergle zu finden ist. Es zeigt auonom fahrende Autos. In dem Link in zu klausbuergle, in dem er Seiten aus dem "Zukunftsbuch" von 1974 zeigt, heißt es, das Bild sei von 1957.

    Wenn man bei der klausbuergle-Seite auf das Bild klickt kommt man zu dieser Seite, auf der mehr über das Bild zu erfahren ist:

    https://paleofuture.com/blog/2010/12/9…uture-1957.html

    Das Poster ist weit über ein halbes Jahrhundert alt. Und wenn man von den zeitgenössischen Attributen mal absieht, könnte man denken, hier wird für eine der aktuellen selbstfahrenden "Kugel-Autos" geworben.

    Siehe z. B. hier: https://www.welt.de/img/wirtschaft…vorbehalt-5.jpg


  • Manche Autofahrer und auch Führer von LKW scheinen schon vollautonome Fahrzeuge zu fahren, besser, sich darin fahren zu lassen.

    Anders ist die ausgibige Beschäftigung mit allem anderen, nur nicht dem Führen eines KFZ im öffentlichen Straßenverkehr, nicht zu erklären.

    Leider hat die Software noch ein paar Bugs, und dann knallt es ab und zu. Scheinen die Nutzer aber hinzunehmen....

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • "Das Stadtauto von morgen neu gedacht"

    https://www.dlr.de/content/de/art…eu-gedacht.html

    Warum ist der Schwerpunkt beim "people-mover" der urbane und suburbane Raum? Filmminute 2:50 https://youtu.be/8tSFzybbtiE?t=167

    In den Städten und Vorstädten sind doch ÖPNV-Verkehrsmittel sehr viel effizienter, kostengünstiger und beanspruchen deutlich weniger Verkehrsfläche!

    Immerhin wird bei 1:40 darauf hingewiesen, dass es möglich ist, das Fahrzeug in die Höhe zu bauen, so dass innen Stehplätze möglich werden. Das ist zumindest auf einem Bild im Hintergrund zu erkennen. https://youtu.be/8tSFzybbtiE?t=106

    Ohne Stehplätze keine Effizienz! Aber solche Details verschweigt der Film. Insgesamt habe ich den Eindruck, da wird mal wieder eine neue Variante von der "schönen neuen Autowelt" beschworen. Dabei ergibt nur eines Sinn: Das Auto muss weg! https://www.westendverlag.de/kommentare/das-auto-muss-weg/

  • Wieso, gerade in der Bahn ist stehen auch auf Langstrecke Usus, weil man oft nicht in dem Zug sitzt, also in dem Fall eben steht, mit dem man gerne gefahren wäre.

    Ob das Flugzeug effizient ist, das kommt wohl auf den Standpunkt an, immerhin spart man dort viel Platz bei den Sitzplätzen, das is schon recht nahe am stehen, oder am Hühnerkäfig.

  • Puh. Da haben Bahn und Flugzeug aber noch viel zu lernen.

    Nbgradler, du darfst nicht vergessen, dass die aus marktwirtschaftlichem Interesse heraus gewollte Loslösung von Preis und Entfernung dazu beiträgt, die Realitäten falsch zu beurteilen, bzw. das neue Realitäten geschaffen werden, die sich jedoch zum Beispiel in Hinsicht Nachhaltigkeit negativ auswirken.

    Das klassische Beispiel ist das Joghurt aus Bayern, das in Hamburg im Supermarkt-Kühlfach steht und ebenso preiswert angeboten wird wie ein Joghurt aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Obwohl es doch einen deutlich längeren Weg zurückgelegt hat.

    Ohne Stehplätze gibt es im ÖPNV keine Effizienz. Für den Fernverkehr gilt das nicht. Aber auch da taucht das Problem auf mit den Preisen. Natürlich könnte sich ein Fahrgast aus der Region Hannover darüber aufregen, dass er für die relativ kurze Fahrt im GVH relativ viel Geld bezahlt und sich dabei auch noch mit einem Stehplatz zufriedengeben muss. Obwohl er doch im letzten Urlaub mit einem Billigflugticket nach London flog und dabei einen Sitzplatz belegen konnte, möglicherweise für nur unwesentlich mehr Geld, als er in Hannover für ein Tagesticket im Nahverkehr bezahlen muss.

    Der ÖPNV funktioniert so, dass in den Verkehrsspitzen eine sehr große Anzahl Menschen transportiert wird, während in den verkehrsschwachen Zeiten deutlich weniger Menschen mit dem ÖPNV unterwegs sind. Gäbe es in den Verkehrsspitzen Sitzplätze für alle Fahrgäste, dann würden relativ große, bzw. viele ÖPNV-Fahrzeuge außerhalb der Verkehrsspitzen nur ganz wenigen Fahrgästen ftransportieren, jedenfalls ganz und gar nicht optimal genutzt werden. Und einfach nur rumstehen lassen geht auch nicht, weil es wichtig ist, den ganzen Tag über eine gute Taktung anzubieten.

    Deshalb meine Aussage: Ohne Stehplätze keine Effizienz. Und wenn du noch mal in den Video reinschaust, dann wirst du das vorgestellte Fahrzeug, den "people mover" auch mit Stehplätzen ausgestattet auf der Bildwand im Hintergrund sehen, die bei Minute 1:40 zu sehen ist. https://youtu.be/8tSFzybbtiE?t=108 Dort sind vier sitzende Fahrgäste und drei stehende Fahgrgäste im Bild zu sehen.

    Mein Verdacht: Diese Überlegungen mit den Stehplätzen werden gemacht, um das Projekt gesund kalkulieren zu können.

    Es wird darüber aber nichts ausdrücklich ausgesagt in dem Filmbeitrag. Denn dann würden manche Kritiker einwenden, es handele sich ja auch "nur" um so was wie einen kleinen Omnibus. Der Film will ja den Eindruck vermitteln, die Zukunftsvision Autos für alle ist weiter aktuell und daran müsse in jedem Falle festgehalten werden, ganz egal wieviel das den Steuerzahler kostet, die Umwelt verschmutzt, die Straßen verstopft, zu Unfällen führt, die Ressourcen verbrennt und so weiter.

    Und egal wie du da auch zu stehen magst, oder wie deine Zukunftsvsionen auch aussehen mögen. Du wirst dem kaum widersprechen können, dass ein ÖPNV mit Fahrzeugen in dem es neben den Sitzplätzen auch viele Stehplätze gibt, deutlich effizienter angeboten werden kann.

    Mit dem bin ich übrigens mal mitgefahren, ein Easymile-Kleinbus. Nach Auskunft des Begleitfahrers ohne Stehplätze, weil es dafür noch keine Zulassung gebe. Und wie man sehen kann: 6 Sitzplätze, je 3 gegenüberliegend. Der Einbeinhocker in der Mitte ist dem Begleitfahrer vorbehalten.

    Hier ein Bericht über den Einsatz eines "Easymile": https://www.golem.de/news/oepnv-aut…907-142500.html Dort geht es allerdings tatsächlich darum, ein ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum zu schaffen, für die wenigen Menschen, die nicht auf ein eigenes Auto zugreifen können. "Die Idee in Bad Birnbach wie in Wusterhausen ist es, ländliche Regionen attraktiv zu machen. Dort fehlt es oft an Nahverkehrsmöglichkeiten, was für diese Regionen einen Standortnachteil bedeutet. Viele Bewohner greifen zwangsläufig auf das eigene Auto zurück. Benachteiligt sind diejenigen, die das nicht können: Kinder und Jugendliche sowie ältere Menschen." Aber das wird halt leider nur mit hohen Zuschüssen funktionieren. Kostendeckend, auch im ländlichen Raum, wäre dagegen ein richtiger ÖPNV der ganz deutliche Vorrangprivilegien gegenüber dem MIV genießt.

  • Das klassische Beispiel ist das Joghurt aus Bayern, das in Hamburg im Supermarkt-Kühlfach steht und ebenso preiswert angeboten wird wie ein Joghurt aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Obwohl es doch einen deutlich längeren Weg zurückgelegt hat.

    Ich würde mich freuen, wenn in Hamburger Supermärkten überhaupt mal Joghurt aus Niedersachsen oder Schleswig-Holstein angeboten würde. Ab und zu findet man bei Rewe, Edeka usw. mal Joghurt aus Lüneburg (teuer), aber es gibt massenhaft und flächendeckend Joghurt mit der Herkunft BY, BW, dazu Biojoghurt aus Österreich. Bestenfalls entdeckt man bei Aldi mal SN oder, wenn man viel Glück hat, MV.

  • Vielen Dank für deine Antwort Fahrbahnradler, ich muss gestehen, mir war gar nicht bewusst, dass es eine standardisierte Kennzeichneung betreff des Herkunfts(-bundes)landes für Milchpprodukte gibt. Du meinst doch sicher die hier: https://www.bmel.de/SharedDocs/Bil…blob=poster&v=6

    Gefunden auf der Seite des Bundeslandwirtschaftsministeriums:

    https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/…ennzeichen.html

    Ich habe immer umständlich nach einer Adresse des Herstellers gesucht, wenn ich in Erfahrung bringen wollte, woher das Produkt stammt.

    Einerseits ist es ja erfreulich und im Sinne der Völkerverständigung wünschenswert, wenn Produkte nicht nur regional vermarktet werden, sondern dank günstiger Transportkosten auch über viele Landesgrenzen hinweg vermarktet werden können. Mit dem Argument, es diene der Völkerverständigung, werden ja auch Flugreisen subventioniert, indem das Flugbenzin steuerfrei gestellt ist.

    Andererseits tut es nicht not, dass ich das ganze Jahr hindurch frische Erdbeeren etc. kaufen können muss. Und was die Flugreisen angeht: Wenn mir Herr Meier von nebenan darüber Vorträge hält, wie es um die Qualität der Jägerschnitzel auf Mallorca bestellt ist, dann kommen mir da Zweifel, ob Flugreisen tatsächlich immer der Völkerverständigung dienen.

    Ich hab schon gelegentlich festgestellt, dass die Diskussion über billige Transportkosten aufgrund der hohen Subventionierung (Trotz LKW-Maut) des LKW-Verkehrs, auch eingefleischte Autofahrer zu GretaThunberg Fans machen kann. (zumindest kurzfristig)

    Ergänzung: Habe gerade noch mal auf der o. a. Ministeriumsseite nachgelesen und diesen Hinweis zu dem ovalen Kennzeichen gefunden: "Der Verbraucher kann an Hand des Zeichens nur erkennen, in welchem Staat und Bundesland das Erzeugnis zuletzt bearbeitet oder verpackt wurde. Dadurch sind Rückschlüsse auf die Transportwege möglich. Die Herkunft der Rohstoffe ist daraus jedoch nicht abzuleiten."

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (9. November 2019 um 20:32) aus folgendem Grund: Ergänzung

  • So isses. Aldi verkauft in Karlsruhe anderes Mineralwasser als in Heilbronn - unter demselben Markennamen. Warum muss ich also bei Aldi in Hamburg vor bayerischem und sächsischem Joghurt stehen?

    Vermutlich weil Aldi-Hamburg beim bayerischen oder sächsischen Joghurt-Produzenten bessere Konditionen rausgehandelt hat, so dass die höheren Transportkosten mehr als abgedeckt sind.

    Und das zeigt: Das autonome Fahren an sich schafft keine Verbesserungen hinsichtlich Nachhaltigkeit, Umweltschutz usw. Viel entscheidener ist es die Transportkosten (zum Beispiel die LKW-Maut) so zu steigern, dass die für Aldi günstigen Konditionen der Joghurthersteller aus Sachsen und Bayern sich nicht mehr lohnen.

    Autonom fahrende LKW würden die sinnlose Hermkarrerei von Produkten sogar noch weiter anheizen, weil die autonomen LKW vermutlich preiswerter sind, da ja kein Fahrer mehr benötigt wird.