Vom alltäglichen "Kampf gegen das Auto" zum "Kampf gegen den Automat"?

  • Ich als Frau kann das natürlich nicht, weil mir ja dank Geschlechterklischees weisgemacht wurde, ich sei zu blöd, rechts und links zu lernen. Das ist tatsächlich sexistisch, find ich nicht gut oder lustig.

    In Hamburg passieren mir dank des Windes immer wieder echt gruselige Manöver. Für mich ist das meist ein Grund, der Fahrbahn fern zu bleiben - Autoführende überholen oft mit ausreichendem Abstand, aber auch da ist mir unwohl, wenn ich genau weiß, dass eine Windböe mich fix um einen Meter versetzt oder mir das geradeaus fahren unmöglich macht.

    Da will ich dann am liebsten nur überholt werden, wenn die Autoführenden dafür komplett auf eine andere Spur wechseln. Geschieht aber nur selten :/ Ich kenne die Statistiken, dass Fahrbahnradeln sicherer ist, ist mir bekannt, aber für mich überholt ein Teil der Autoführenden innerhalb meiner Individualdistanz. Und das ist einfach stressig und unangenehm.

    Bei einem autonomen Fahrzeug könnte ich hinterher nichtmal jemanden drauf ansprechen 0.0

    Wisst Ihr, ob sowas erstmal gesetzlich festgelegt wird? Oder programmieren die Hersteller das lust- und launenorientiert?

    LG
    Anna

  • Wisst Ihr, ob sowas erstmal gesetzlich festgelegt wird? Oder programmieren die Hersteller das lust- und launenorientiert?

    Es gilt die StVO, die wird natürlich beachtet werden. Mit Glück ziehen die noch Juristen zu Rate, die sich Urteile anschauen. Aber Gesetze wird es erstmal nicht geben, die werden erst bei entsprechendem Bedarf gemacht, d.h. wenn's zu spät ist.

    Ich sehe das größere Probleme eher darin, dass nicht alles "programmiert" wird, sondern vieles durch "intelligente" Algorithmen entschieden werden wird, die kein Mensch mehr durchblickt, genausowenig wie man in den Kopf von einem Menschen hineinblicken kann.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • Bei 50cm Abstand fahren die Dinger mir dann ja den Arm ab, den ich zum Abbiegen raushalte.

    Da du dich eh erst vergewissern musst, ob was von hinten kommt, bevor du den Arm ausstreckst, hat das autonome Fahrzeug entsprechend auch Zeit genug, deinen Arm rechtzeitig zu "sehen" und diesem auszuweichen. Anders als ein menschlicher Pilot wird es das auch emotionslos jedesmal brav machen.

    Ich schrieb unter anderem von einem plötzlichen Windstoß - Wohnwagengespanne und LKWs werden von so etwas durchaus seitlich versetzt. Ich auch.

    Ah, die alte Legende vom Seitenwind, der Radfahrer ständig ruckartig meterweit nach links versetzt. :D

    Ich frage mich ernsthaft, wie es kommt, dass niemals Radfahrer vom Hochbordradweg herab durch plötzliche Seitenwindböen unter die oft genug im identischen Abstand vorbeifahrende KFZ-Kolonne geweht werden. So eine Bordsteinkante gibt offenbar einen phantastischen Windfang ab. :P

  • Ich frage mich ernsthaft, wie es kommt, dass niemals Radfahrer vom Hochbordradweg herab durch plötzliche Seitenwindböen unter die oft genug im identischen Abstand vorbeifahrende KFZ-Kolonne geweht werden. So eine Bordsteinkante gibt offenbar einen phantastischen Windfang ab. :P

    Rein aus dem Kopf: Von den ca. 400 toten Radfahrern pro Jahr waren das ca. 10. Ob durch Wind oder Unachtsamkeit steht natürlich nicht in der Statistik.

  • Rein aus dem Kopf: Von den ca. 400 toten Radfahrern pro Jahr waren das ca. 10. Ob durch Wind oder Unachtsamkeit steht natürlich nicht in der Statistik.

    Da wäre die Quelle sehr interessant.

    In meiner eigenen Datenbank habe ich unter 1909 Todesfällen aus den letzten knapp 5 Jahren nur 10 Berichte, in denen ein Radfahrer vom Radweg aus auf die Fahrbahn geriet und von einem KFZ totgefahren wurde; also nur ca. zwei pro Jahr. Dass zum Unfallzeitpunkt starker Wind herrschte, war aber in keinem einzigen Fall eine Erwähnung wert, wohingegen in der Mehrheit eine andere plausible Ursache genannt wurde (z. B. Kreislaufkollaps, Kollision mit einem in den Weg ragenden Papierkorb).

  • @Nathanael Wenn du mich kennen würdest, lachtest du über deinen Anwurf. Es gibt wohl kaum einen Mann in deiner Umgebung, der sich derart viel mit Genderthemen auch wissenschaftlich beschäftigt hat.

    Nein, das ist nicht sexistisch, sondern spiegelt den wissenschaftlichen Stand der Dinge in Neurologie und Psychologie wider.

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • @Nathanael Und wie sehr du meinen Post verdreht hast, ist dir aber schon bewusst? Ich werde darauf aber nicht weiter eingehen, ahnte ich schon beim Schreiben, dass von irgendwoher dieser nicht fundierte Vorwurf kommen würde. Tut mir dennoch leid, dass du offensichtlich dadurch verletzt bist.
    Lustig war es im Übrigen nicht gemeint, sondern ganz ernst.

    Sollte dich das Thema wirklich interessieren, machst du dich in den einschlägigen wissenschaftlichen Zeitschriften gern kundig. Danach wirst du deinen Vorwurf evtl. nochmals überdenken.
    Edit: Dass die räumlich-kognitiven Fähigkeiten nach unterschiedlichen Studien sogar an den Spiegel der weiblichen Sexualhormone gekoppelt sind, wage ich da ja kaum hinzuzufügen.
    Dazu gibt es mehrere wissenschaftliche Publikationen.
    Ich verlinke hier nur eine, den Vortrag einer Expertin (sic!) auf diesem Gebiet und gleichzeitig Präsidentin des Weltärztinnenbundes (!) sowie Koryphäe im Forschungsbereich "Cognition and Gender". Vielleicht konfrontierst du dann besser diese mit deinem Sexismusvorwurf. E-Mail ist in der Präsentation mit angegeben. ;)

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Lieber Cubernaut,

    richtig, ich kenne Dich nicht. Danke für die Publikation, ich werde sie mir durchlesen. Dass es Unterschiede gibt, ist wohl nicht zu widerlegen. Mir wird einfach oft genug suggeriert, als Frau könne ich nicht allein leben oder müsse beschützt werden, so habe ich Deine Aussage auch aufgefasst. Als sexistischen und übergriffigen, das Frauchen als blöd darstellende Stammtischwitz. Ich bin nämlich durchaus in der Lage, Richtungsanweisungen zu verstehen und eine Karte zu lesen.

    Ich überlege gerade, wie ich eine solche Aussage formuliert sehen müsste, um sie nicht so aufzufassen, denn ich will nicht zu Erfüllung selbsterfüllender Prophezeiungen dienen. Kommunikation hat ja immer mehrere Seiten... Vielleicht kannst Du mir noch einmal ein Feedback per PN geben, inwieweit ich Deinen Post verdreht habe, ich steige da gerade nicht dahinter.

    LG
    Anna

  • Ist nicht diskriminierend gemeint: Bei Kindern und Frauen Gegenstand angeben: "Fahre dahin, wo deine Klingel ist." "Fahr nach dahinten , wo der Eismann ist." usw.

    Nein, das ist nicht sexistisch, sondern spiegelt den wissenschaftlichen Stand der Dinge in Neurologie und Psychologie wider.


    Nun, in meinen Augen klingt das auch ziemlich komisch. Ich bezweifle auch, dass es wissenschaftlicher Stand ist, dass man Frauen nicht mit Links oder Rechts kommen kann. Genau so fasse ich dein geschriebenes aber auf.

  • Bevor wir hier den Strang ganz sprengen: Bezweifle es weiter ohne jedes Fundament und spekuliere wild herum ohne jeden Faktenbezug, gib mich hier bitteschön wie @Nathanael nicht inhaltlich falsch wieder und lies den Vortrag der o. g. Expertin, die als die Koryphäe im Bereich "Cognition and Gender" gilt, und bring dich auf den Stand der Forschung! Wer aber nicht willens ist, sich mit den aktuellen Forschungsergebnissen auseinanderzusetzen und gleich "Sexismus, Sexismus" in den Raum ruft, ist für mich kein adäquater Gesprächspartner.
    Nirgend habe ich geschrieben, Frauen könnten das nicht lernen, seien blöd oder Ähnliches. Dass in wenigen Zeilen keine wissenschaftliche Expertise möglich ist, sollte klar sein. Es ging im Post darum, wie grundsätzlich verkehrssicher manövriert werden kann, und ja: Da ist es im Zweifel besser, auf die Richtung optisch zu verweisen durch Zeigen (Deixis) oder das Benennen eines Objekts in die zu fahrende Richtung. Aber für mich ist hier jetzt Schluss, denn wenn mich eines aufregt, ist es "Herum-zu-Vermuten", ohne einmal einschlägige Forschungsergebnisse zu kennen, geschweige denn sie überhaupt (gründlich) gelesen zu haben! X(
    Tut mir leid, @Malte, dass das hier so OT wurde, aber derartige Anwürfe mag ich nicht so im Raum stehen lassen, haben für mich gar die Tendenz zur Verleumdung. Mir wäre es am liebsten, wenn das OT hier gelöscht würde.
    Muss aber auch nicht sein, danke dir!

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Moin Leute,

    da der arme Malte gerade seine Zeit im Stau verbringt, schreibe ich hier kurz stellvertretend: Lassen wir das Sexismus-Thema mal links liegen, denn um das geht es hier ja nicht. Tauscht Euch darüber bitte per PN aus, wenn ihr da noch mehr Gesprächsbedarf seht. Danke!


    Also weiter im Thema mit autonomen Fahrzeugen.

  • Wieso wird dieses rollende Dixi-Klo eigentlich immer Bus genannt? Sechs Leute kann ich auch in einen Vw-"Bus" setzen. Und der ist sogar schmaler.

    Ich hatte bei einer Probefahrt mal den Fahrtbegleiter eines solchen Busses befragt, den du "Dixie-Klo" nennst. Zusätzlich zu den sechs Sitzplätzen gibt es im Prinzip sechs Stehplätze (bzw. Platz für mindestens einen Rolli-Fahrer). Die Stehplätze dürfen jedoch nach Angaben des Fahrtbegleiters aufgrund rechtlicher Vorschriften in Deutschland bislang nicht als solche benutzt werden.
    Anders als bei diesem recht kleinen Linien-Omnibus, der über reichlich Stehplätze verfügt. Ich habe selbst erlebt, dass dort rund 50 Personen drin Platz fanden.
    Das Bild ist in Marburg a. D. Lahn aufgenommen worden. (Es ist allerdings kein selbstfahrender Bus.)

    Der wesentlich Vorteil der automatisch fahrenden Busse ist meines Erachtens der, dass dafür im Prinzip Stehplätze vorgesehen werden können. Das ist es was die Straßen entlastet und damit mehr Raum für Radverkehr schafft. Bislang scheinen jedoch Stehplätze noch nicht vorgesehen zu sein.

    Hier noch ein Link zu einem Artikel über den Marburger "Bredamenarinibus Vivacity + ":
    "Die kleinen Italiener....Neue Busse für Marburg""

  • "Fahrerlose Busse sollen bereits in diesem Jahr auf einer Ringlinie in der Hafencity getestet werden. Für das erste bundesweite Modellprojekt in Hamburg stellt das Bundesumweltministerium 3,7 Millionen Euro bereit. Aus Sicherheitsgründen fährt in den ersten beiden Jahren aber noch ein Busfahrer mit." NDR vom 12.1.2018

    https://www.ndr.de/nachrichten/ha…ochbahn496.html

    Sieht ganz so aus, dass die Hamburger Radler schon sehr bald das Vergnügen (?) haben werden, den Radverkehrsalltag unter Beteiligung automatisch fahrender Busse ganz praktisch zu erleben. Allerdings fahren ja in den ersten beiden Jahren noch Fahrer mit. Die selbstfahrenden Busse sollen bis zu 50 km/h schnell fahren. Betrieben wird die Kleinbus-Linie von der Hamburger Hochbahn.

  • Was nun? Fußgängerin oder Radfahrerin? Oder eine Fußgängerin, die ein Rad geschoben hat?

    Das ZDF berichtet am 19.3.2018 num 19:19h: https://www.zdf.de/nachrichten/he…santin-100.html

    "Im US-Bundesstaat Arizona hat sich ein tödlicher Unfall mit einem selbstfahrenden Auto des Internet-Fahrdienstes Uber ereignet. Ein Roboterwagen erfasste in der Stadt Tempe eine Frau, die die Fahrbahn überquerte. Hinter dem Steuer habe sich zur Sicherheit ein Fahrer befunden, aber das Auto sei im Selbstfahrmodus gewesen, als es zu dem Unfall kam, teilte die Polizei mit. Die Fußgängerin starb an ihren Verletzungen."

    Auf ntv heißt es dagegen am 19.3.2018: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Sel…le20343989.html

    "Erstmals ist ein Mensch bei einem Unfall mit einem selbstfahrenden Auto ums Leben gekommen. Ein Roboterwagen des Fahrdienstvermittlers Uber hat eine Frau erfasst, die im US-Bundesstaat Arizona eine Fahrbahn überqueren wollte. Das Fahrzeug sei am späten Sonntagabend oder frühen Montagmorgen in der Stadt Tempe autonom mit einem Sicherheitsfahrer am Steuer unterwegs gewesen, berichten der Sender ABC und die "New York Times" unter Berufung auf die Polizei. Die Radfahrerin sei an ihren Verletzungen gestorben."

    Unterstreichungen von mir.

    Man soll ja den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich befürchte man muss auch genau hinsehen, wer da von einer totgefahrenen Fußgängerin und wer da von einer totgefahrenen Radfahrerin berichtet. Die beinahe alltäglichen und selbst von höchsten Regierungsstellen angeheizten Hasskampagnen gegen Radfahrerinnen und Radfahrer (Dobrindt-Rüpelradler) jedenfalls legen es nahe, dass eine totgefahrene Radfahrerin den Machern der automatisierten-Fahren-Technik weniger "ins Kontor haut".
    Und noch mal zur Erinnerung das Foto von einem VW-Plakat, das vor einigen Monaten in Hannover an der Hauswand klebte:

  • Wenn ein gewisser Anteil selbstfahrender Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs ist, erwarte ich einen großen Fortschritt in der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer, vor allem aber für die "Schwächeren", denn

    • die Akzeptanz von Geschwindigkeitsbegrenzungen wird steigen, wenn ein hinreichender Anteil an Verkehrsteilnehmern sich stur daran hält
    • Autonome Fahrzeuge sind immer aufmerksam (beim Abbiegen, beim Überholen)
    • Autonome Fahrzeuge fahren sehr defensiv, weil die Programmierer kein Risiko eingehen werden, für das sie zur Rechenschaft gezogen werden könnten, und weil der Komfort für die Insassen dann besser ist.

    O Mann! Ich hätte nicht gedacht, dass so bald deine optimistischen Einschätzungen so hart auf die Probe gestellt werden würde, wie jetzt nach dem Unfall in Arizona, wo ein selbstfahrendes Auto eine Fußgängerin totfuhr. Aber deine Gesamteinschätzung wird in vollem Umfang bestätigt unter anderem von einem Kommentar in der taz vom 20.3.2018:

    "Noch wünschenswerter wäre es natürlich, wenn die moderne Technik zunächst dafür eingesetzt würde, Busse und Bahnen so zu verbessern, dass bald niemand mehr ein privates Auto vermisst. Doch überall wird das auf absehbare Zeit nicht gelingen. Und wenn es schon Autos geben muss, dann im Zweifel lieber solche, deren Fahrverhalten auf Grundlage staatlicher Vorgaben von Sensoren und Algrithmen gesteuert wird als von den unberechenbaren und oft verantwortungslosen menschlichen FahrerInnen, die derzeit auf unseren Straßen unterwegs sind." http://www.taz.de/Kommentar-Tote…ahren/!5492495/

  • Bislang lief die Diskussion ja eher unter dem Aspekt des direkten Begegnungsfalles. Radfahrer trifft auf automatisch gesteuertes Auto.

    Heute erschien in der HAZ ein Interview mit dem Moia-Manager Robert Henrich. In dem Interview sagt er aus, dass er sich von Moia vor allem deshalb eine Entlastung der Verkehrssituation verpreche, weil er keine Steigerungsmöglichkeiten des Mobilitätsmixes zugunsten der Öffis sähe. Er schätzt den Öffinutzer-Anteil auf 20% und die seien nicht steigerungsfähig. Dafür könnten aber einige der Nichtöffinutzer, die gegenwärtig mit dem Auto mobil sind, für Moia begeistert werden.

    Über Steigerungsmöglichkeiten (oder Nicht-Möglichkeiten) beim Radverkehr macht er keine Angaben. Ich befürchte, dass er das mit dem Radverkehr genau so sieht. Und hier heißt es aufgepasst! Nicht wegen selbstfahrender Moia-Fahrzeuge. Bislang sind die alle noch mit Fahrer unterwegs. (Obwohl das ja auch nicht unbedingt beruhigen kann. Siehe Christan F's Beitrag.)

    Aber was sich da in dem Interview auftut, diese Einschätzung des Moia-Managers, dem möchte ich doch entschieden widersprechen. Hier die Passage aus dem Interview vom 21.3.2018: "Der ÖPNV ist stark, trotzdem hat er nur einen Marktanteil von ungefähr 20 Prozent in deutschen Städten. Immer noch wird die Mehrzahl der Strecken mit dem eigenen Auto zurückgelegt, sogar mit großem Abstand und das trotz gut ausgebautem ÖPNV und den bestehenden Angeboten wie Taxi, Carsharing oder Bikesharing." http://www.haz.de/Nachrichten/Wi…-Taxis-ersetzen

    Ich befürchte, über den Radverkehr denkt er ähnlich; Keine Steigerungsmöglichkeit in Sicht.

    Dafür tritt Robert Henrich mit Moia an! Und bislang stellt Moia zwar noch keine Forderungen, aber das wird, so befürchte ich auch noch kommen. Und zwar mit der jetzt schon von Moia verbreiteten Botschaft, es würden dadurch Autofahrten abnehmen und zwar in einem Segment, dass vom Radverkehr oder ÖPNV nicht abgedeckt werden könne, als Begründung.

    Und dann werden wir die hunderten zusätzlichen Moia-Fahrzeuge in der Stadt rumfahren sehen. Und die werden zusätzlich zum Beispiel Schutzstreifen zum Halten benutzen (was ja STVO-gerecht möglich ist).

    Aber ob das wirklich Autofahrer sein werden, die auf die Moia-Fahrzeuge irgendwann mal umgestiegen sein werden? Ich fürchte es findet vielmehr eine Kanabalisierung statt zwischen den verschiedenen Gliedern umweltschonender Mobilität. (Wenn man denn Moia überhaupt dazu zählen kann.) In einem hohen Maß werden ÖPNV-Nutzer und Radfahrer auf Moia umsteigen und nur vielleicht auch ein paar Autofahrer. Zumal die Moia-Fahrzeuge ja perspektivisch einmal autonom fahren sollen. Und da ist gängigen Umfragen zu Folge bislang kaum ein Autofahrer bereit zu.

    Moia wird sich zwar damit brüsten, einen Beitrag zum Umweltschutz zu erbringen, aber Moia wird trotzdem ähnlich viel Verkehrsfläche beanspruchen wie normaler Autoverkehr und das zu Lasten des Radverkehrs. Und des ÖPNV's. Wie schon gesagt, mit Forderungen hält sich der Moia-Manager bislang zurück. Aber demnächst wird er möglicherweise die Busspuren für seine Fahrzeuge beanspruchen und dann dürfen da keine Radfahrer mehr drauf fahren. Und demnächst wird er die Ampelvorrangschaltung für den ÖPNV auch für seine Moia-Fahrzeuge haben wollen. Und auf eine Ampelvorrangschaltung, bzw. eine grüne Welle für den Radverkehr brauchen wir uns dann als Radfahrerinnen und Radfahrer keine Hoffnungen mehr machen.

    Es ist zu befürchten, dass Vertreter der Medien und der Politik und der Verwaltung auf den Moia-Werbefeldzug nicht mit genügend kritischer Distanz reagieren. Ist ja auch viel cooler die tollen neuen Moia-Fahrzeuge als Vorzeigeprojekt zu präsentieren, als die ganz gewöhnlichen Radfahrerinnen und Radfahrer in den Mittelpunkt der Verkehrsplanung zu stellen. Als Radfahrerinnen und Radfahrer werden wir vermutlich nicht so sehr drum kämpfen müssen, von einem einzelnen zukünftig selbstfahrenden Omnibus nicht überrollt zu werden. Sondern es wird darum gehen deutlich zu machen, warum Radfahren die bessere Alternative ist, besser als der Autoverkehr und besser als "Moia". Und ich sehe sowohl für den ÖPNV als auch für den Radverkehr noch ganz viel Luft nach oben, vor allem dann, wenn eine echte Mobilitätswende (zu der ich Moia nicht zuzähle) mit hoher Energie vorangetrieben wird.

    Moia-Fahrzeug in Hannover. Bald sollen davon über 200 durch die Stadt fahren.

  • Moia-Fahrzeug in Hannover. Bald sollen davon über 200 durch die Stadt fahren.

    Und -wenn erst selbstfahrend- können diese das Dienstleistungs-Prekariat aus dem Umland in die gentrifizierten Großstädte bringen.

    Da sehe ich die eigentlichen Gefahren der auto-Mobilisierung: Satelliten-Siedlungen außerhalb der Speckgürtel, durch rollende, günstig zu betreibende Sammel-Schlaf-Büros in Erreichbarkeit der Metropolen gerückt.

    Das automobile Auto - vom Traum der Mittelschicht zum Albtraum der Kleinverdiener.

    Schöne neue Welt.

    "I've noticed that the majority of traffic 'safety' campaigns seem to focus on everything except the bull in the china shop - the automobile." copenhagenize.com

  • Wenn ein gewisser Anteil selbstfahrender Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs ist, erwarte ich einen großen Fortschritt in der Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer [...]

    O Mann! Ich hätte nicht gedacht, dass so bald deine optimistischen Einschätzungen so hart auf die Probe gestellt werden würde, wie jetzt nach dem Unfall in Arizona, wo ein selbstfahrendes Auto eine Fußgängerin totfuhr.

    Nachdem ich das Video von dem Unfall (wohl von der lokalen Polizei bereitgestellt) gesehen habe, bin ich ziemlich erschrocken - die Fußgängerin kam ja nicht aus dem Busch am Straßenrand gehüpft, sondern schob das Fahrrad langsam von links kommend über die Fahrbahn - da gab es kein Sichthindernis außer der Dunkelheit. Und diese Dunkelheit war in dem Uber-Video sehr sehr dunkel, ganz anders als in dem anderen Video von derselben Straße, das auch nachts aufgenommen wurde.

    Da kann man schon die Frage stellen ob das Video aus dem Uber Auto nachträglich künstlich verschlechtert wurde, um den Unfall als unvermeidbar darzustellen.

    Heise berichtet heute von massivem internen Druck in dem Roboterwagenprogramm bei Uber, und auch von den sehr lockeren Vorschriften in Arizona. Beides zusammen ist eine ungute Ausgangslage für die Sicherheit.

    Und zusätzlich erhöht das Geschäftsgebaren von Uber nicht unbedingt das Vertrauen in dieses Unternehmen.

    In dem Uber-Video wird im zweiten Teil die "Sicherheitsfahrerin" gezeigt, die im Wagen sitzt und falls nötig eingreifen soll. Tut sie aber nicht, weil sie gar nicht auf die Straße schaut. Aus Langeweile?

    Der Vorfall ändert nichts an meiner Einschätzung, dass autonome Fahrzeuge gut für die Verkehrssicherheit sind. Blind voranstürmen darf man nicht; strenge Sicherheitsregeln sind notwendig.

    Der Unfall und die Videos dazu zeigen, dass die Anwesenheit eines Menschen im selbstfahrenden Fahrzeug bei überraschenden Situationen nichts für die Sicherheit bringt. Es sei denn, derjenige ist extrem gut ausgebildet und reaktionsschnell. Aber Uber will ja mit den Dingern Personalkosten sparen und keine Pilotengehälter bezahlen.

  • Es ist in der Tat erschreckend. Bei klarem Wetter läuft eine Fußgängerin, die ein Fahrrad schiebt, abseits einer Fußgängerquerung einfach über die Fahrbahn in ein von weitem sichtbares fahrendes Auto. Das war kein kleines Kind, das war kein dementer Senior, das war eine Frau im Erwachsenenalter. Das wird schon mal so gut wie gar nicht thematisiert.

    Dann ist da das Video. Imho völlig ohne Aussagekraft. Selbst im dichten Nebel oder Regen hätte der Radarsensor die Kollission kommen sehen müssen. Und bei klarem Wetter wie in der Ereignisnacht der Laserscanner ebenfalls. Das Auto hat aber null gebremst.

    Es wird interessant werden, wenn die Daten alle ausgewertet sind, was

    - die Sensoren wahrgenommen haben

    - der Rechenknecht im Fahrzeug daraus interpretiert hat

    - ob und wenn ja welche Handlungsfolge er daraus gezogen hat

    - ob oder ob nicht diese Folge ausgeführt wurde

    - wenn nicht, warum nicht.

    Beim Unfall des Tesla damals hatte der Rechenknecht aus der von den Sensoren erfassten planen Seitenfläche des LKW eine Plakatwand am Seitenrand interpretiert und somit keine Notwendigkeit gesehen, auf diese zu reagieren. Da Plakatwände sich ja nicht bewegen und diese sich im Moment des "Erkennens" noch nicht im Fahrweg befand. Die durchaus vorhandene Eigenbewegung des "erkannten" Gegenstandes wurde offenbar nicht weiter beachtet, als "erkannt" wurde, dass es sich um einen "fixen" Gegenstand handelte.

    Wer weiß, was der Rechenknecht aus der Fußgängerin, die ein Rad schiebt, aus dem Blickwinkel gemacht hat?

    Auf den beaufsichtigenden Fahrer kann man sich nicht verlassen. Überwachungsaufgaben, bei denen man in der Regel nicht eingreifen muss, sind auf die Dauer dermaßen einschläfernd, das glaubt man gar nicht. Und ja, ich gehe auch davon aus, dass Uber da keine Pilotengehälter zahlt, sondern irgendwas am Rand des Mindestlohns. Und ob man mehr als einen Führerschein als Qualifikation braucht, ist auch fraglich. Aber selbst bestens ausgebildete und motivierte Personen halten das nicht lange durch, wenn man nicht genug Pausen einlegt und/oder aktivierende Elemente einbaut wie Totmannschaltung oder andere Aufmerksamkeitseinrichtungen.

    bye
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