Woche 19 - 09.05. - 15.05.2016

  • In Berlin wurde ein radelnder Politiker erst abgedrängt und danach übel zugerichtet. Heute berichteten alle möglichen Berliner Nachrichtenseiten darüber. Die Kommentare auf der Facebook BZ Seite waren leider nur zum kotzen.


    Und dann noch einer. Busfahrer! HUUPHUUPHUUP! Versuchte Nötigung! Gericht! und? Urteil! 600 Euro + 1 Monat Fahrverbot. (ich sehe gerade, doch schon vom 02.05., aber egal)

  • Ist ja ne dolle Wurst. Eigentlich sogar zwei.

    Sauerei, was dem Piraten da passiert ist. Erinnert mich an meinen Zwischenfall als Fußgänger mit nem Falschparker.
    In diesem Fall war Polizei vor Ort und hat alle Personalien und Zeugen aufgenommen. Das wird trotz Gegenklage- Malte kennt das Spiel ja- hoffentlich bitter für den Prügler. Ich denke mal, dass er unter anderem ne MPU ablegen muss und bis dahin zu Fuß laufen muss, sobald die Führerscheinstelle offiziell informiert ist.

    Schön ist das Urteil gegen den bedrängenden Busfahrer. Endlich mal eine Staatsanwaltschaft und ein Gericht, die ein öffentliches Interesse bejaht und nicht eingestellt und auf den Zivilklageweg verwiesen haben.
    Das Urteil geht so in Ordnung. Und siehe da, plötzlich hat der Berufskraftfahrer Tränen in den Augen aus Angst um Arbeitsplatz und eigene Familie. Hoffentlich denkt er das nächst Mal dran, dass Radfahrer auch gesund und arbeitsfähig bleiben wollen und Familien haben.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Dieses (ausnahmsweise) radfahrerfreundliche Urteil gab's aber auch nur, weil der Busfahrer sich vor Gericht wirklich selten dämlich angestellt hat.
    Hätte er nur einen winzigen Funken Einsicht/Reue gezeigt, wäre das Urteil vermutlich deutlich milder ausgefallen, so es dann überhaupt eins gegeben hätte.

  • In dem ersten Bericht finde ich am Schlimmsten, dass gegen einen zufälligen Passanten auch wegen Körperverletzung ermittelt wird.

    Das ist der Teil der Geschichte, den ich am wenigsten verstehe.
    Ich finde es ja schon sehr ungewöhnlich, dass ein Autofahrer einen Radfahrer verprügelt, der nur "HEY" gebrüllt hat. Eigentlich ist dafür noch eine saftige Beleidigung oder ein Kontakt zum Auto nötig. Aber da draußen gibt es genug Irre, so dass man auch mal an den falschen geraten kann. Keine Ahnung. Aber dann?
    Der Autofahrer springt aus dem Auto und fängt aus Sicht von Passanten vollkommen unprovoziert an, einen Radfahrer zu verprügeln. Und ein Passant denkt sich: "Schön, das wollte ich schon immer mal machen!" und prügelt mit?
    Ausschließen kann man natürlich nichts. Aber für mich wirkt das nicht sonderlich glaubwürdig.

    Die Ermittlungen werden hoffentlich etwas Licht in die Angelegenheit bringen und wir werden wohl nie davon erfahren.

  • Etwas über "Stau-Psychologie" & Co.

    Zitat

    "Für sie ist die Fahrt mit dem Auto alternativlos. Mit der Bahn würde die Fahrt noch viel länger dauern."

    Dann ist ja der tägliche Stau nicht sooo schlimm...

    Zitat

    "Der Autofahrer ist nicht nur Stau, er verursacht ihn auch."

  • mobilogisch.de - Fußverkehrsqualität in Städten messen mit perpedesindex

    Zitat


    Nachdem ich zahlreiche Daten miteinander korreliert hatte, konnten folgende Aussagen getroffen werden:

    • Städte mit höheren Einwohnerzahlen besitzen schlechtere Werte im Indikator Verkehrssicherheit.
    • Größere Städte (ausgehend von Einwohnerzahl und Stadtfläche) weisen einen geringeren Umwegefaktor auf.
    • Größere Städte (ausgehend von Einwohnerzahl und Stadtfläche) besitzen einen geringeren Motorisierungsgrad.
    • Städte mit einer größeren Stadtfläche besitzen mehr Erholungsfläche pro Einwohner.
    • Kleinere Städte (ausgehend von Einwohnerzahl und Stadtfläche) besitzen einen höheren Anteil des Fußverkehrs im Modal Split.

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    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Klingt ja ganz interessant und auch nicht völlig unlogisch.
    Allerdings ist der statistische Ansatz einer multiplen Korrelation zahlreicher verfügbarer Parameter auch der mit der geringsten Aussagekraft.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Allerdings ist der statistische Ansatz einer multiplen Korrelation zahlreicher verfügbarer Parameter auch der mit der geringsten Aussagekraft.

    So ein oder zwei erläuternde Sätze dazu fände ich hilfreich. Vermutlich die wenigstens hier sind umfassend bewandert mit verschiedenen möglichen Untersuchungsmethoden und ihren Schwächen und Stärken, ich übrigens auch nicht.

    ebayForumKopfverkl.jpg
    Peter Viehrig

    "Glaube ist die Überzeugung, dass etwas wahr ist, weil die Belege zeigen, dass es falsch ist."
    (Andreas Müller)

  • Wow, der Vizechef vom Abendblatt liest denen ja mal wirklich die Leviten!


    Es ist zehn Jahre her, da blamierten sich Hamburgs Bezirke bis auf die Knochen. Der damalige, dem Radverkehr nicht besonders verbundene CDU-Senat hatte für die Sanierung maroder Radwege drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Abgefordert aber hatten die Bezirke kümmerliche 45.000 Euro – also 1,5 Prozent. Diese Summe ging allein auf Mitte zurück, alle anderen Bezirke verzichteten aus Inkompetenz, Unwissenheit, Desinteresse auf jeden Cent. Es mangele an Personal, hieß es damals zur Entschuldigung. Dabei wussten einige Verantwortliche damals nicht einmal von dem Sonderfonds, der in allen Zeitungen gefeiert worden war.
    Wer diese Vorgeschichte mitbringt, sollte etwas leiser klagen.
    ...
    Um den Radverkehr voranzubringen, bedarf es eben nicht nur des Gelds und des Personals, sondern vor allem des Willens zur Verkehrswende. Gute Ideen und Pragmatismus sind dabei von zentraler Bedeutung. Auf Nebenstraßen etwa sind keinerlei Baumaßnahmen nötig, um den Verkehr zu entschleunigen und sicherer zu machen. Dafür reicht etwas Farbe. Schon das Entfernen der Mittelmarkierung verengt eine Straße und macht sie radlerfreundlich. Eine veränderte Ampelschaltung kostet ebenfalls kaum etwas, genauso wenig wie die Öffnung weiterer Einbahnstraßen. Ein konsequentes Abzetteln von Autos, die Radwege zuparken, könnte sogar Geld einbringen.

  • So ein oder zwei erläuternde Sätze dazu fände ich hilfreich.

    Wenn man eine Korrelation aus vorliegenden Daten ermitteln möchte, kann man das nur mit einer bestimmten Unsicherheit tun. Nimmt man beispielsweise zwei Mengen von Zufallswerten, könnten sie ja auch bei einer kleinen Stichprobe zufällig scheinbar korrelieren. Also muss sich ein Statistiker immer überlegen, mit welcher Zuverlässigkeit (=Konfidenzintervall) er seine Aussagen treffen möchte. Wenn ein Statistiker dann sagt "das korreliert", meint er meist "das korreliert mit 95% Sicherheit".
    In der Praxis bedeutet das, dass das Vorgehen bei der Suche nach der Korrelation wichtig ist. Macht man das ordentlich, dann überlegt man sich erst, was korrelieren könnte und prüft danach. Wenn dann tatsächlich die Messwerte eine Korrelation ergeben, darf man von "zu 95%" sicher reden.
    Arbeitet man nicht sauber, wirft man einfach einen Haufen Werte in ein Statistiktool und sucht ungesteuert nach beliebigen Korrelationen.
    Macht man das mit 20 verschiedenen Werten, gibt es ca. 200 mögliche Kombinationsmöglichkeiten, bei denen eine Korrelation gefunden werden könnte. Selbst wenn es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen den Werten gibt, spuckt das Statistiktool bein einem Konfidenzintervall von 95% in 5% der Fälle eine falsche Erfolgsmeldung aus. Oft genug stellt sich der Untersuchende dann hin, und faselt etwas von "diese 10 Kombinationen korellieren mit 95% Wahrscheinlichkeit". Das ist dann natürlich offensichtlicher Blödsinn.

    Es gibt sogar eine "Studie" dazu, in der Forscher genau das absichtlich gemacht haben: 20 Werte aus einer bestimmten Region mit 90% Konfidenzintervall. Das gab nicht weiter überraschend 20 Korrelationen. Diese 20 haben sie dann mit Werten aus einer anderen Region "überprüft". Übrig blieben wie zu erwarten zwei Korrelationen. Aber von denen könnte man behaupten, dass sie in zwei voneinander unabhängigen Untersuchungen bestätigt wurden :)

  • ZEIT ONLINE: Groningen gibt in den nächsten vier Jahren 85 Millionen Euro für die Fahrradinfrastruktur aus, das macht rund 105 Euro pro Jahr pro Einwohner. In Berlin lag dieser Wert in 2015 bei 4 Euro.

    Und jetzt bitte mal die Zahl der getöteten Radfahrer dazu ins Verhältnis setzen. Da dürften Berliner Politiker eigentlich von den Anklagebänken gar nicht mehr runterkommen.

  • Da gibt es auf der Seite "Spurious Correlations" einige sehr schöne Beispiele. Mein persönlicher Favourit ist der ganz bedeutende Zusammenhang zwischen "Menschen, die daran verstorben sind, dass sie sich in ihren Bettlaken verheddert haben" und dem "Pro Kopf Käseverbrauch der USA". Immerhin zu 94,7% korrelierende Datensätze...

  • Falsches Beispiel. Ich gebe Dir ein besseres:

    In A-Stadt sind alle zehn Seen dank städtischer Zuschüsse mit DLRG besetzt, außerdem hängen alle paar Dutzend Meter Rettungsringe an den Bäumen. Baggerseen mit steilen Uferabbrüchen wurden entschärft oder stellenweise eingezäunt. Surfen ist auf den Seen verboten, was durch »Badestaffeln« der Polizei in Zivil kontrolliert wird. Pro Jahr gibt es zwei Badetote.

    In B-Stadt werden keine Zuschüsse gezahlt, so dass die vier Seen keine DLRG-Besetzung haben, und es gibt nur einen Rettungsring pro See. Vor Uferabbrüchen wird nicht gewarnt, Surfen ist erlaubt. Pro Jahr gibt es zwölf Badetote einschließlich derer, die von einem Surfbrett am Kopf erwischt wurden (und keinen Helm trugen).

    Könnte es da einen Zusammenhang geben zwischen der Infrastruktur samt Überwachung der Regeln und den Badetoten?

  • Passend dazu und ganz frisch:

    Last Week Tonight - Scientific Studies

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