• Keine Ahnung, wegen der absurden Kosten habe ich erst ein einziges Mal ein Fahrrad in der S-Bahn mitgenommen.

    Ich habe (leider) relativ viel Erfahrung in Bayern mit der Bahn (aber nicht dem Münchner Nahverkehr). Im Gegensatz zu den Hamburger Geschichten (nicht von Malte, ein anderer Internetauthor) bin ich bisher auch nie auf eventuelle Verstöße der Rush-Hour Zeiten angesprochen worden. Ich schiebe das mal auf die fränkische Gelassenheit. Klar, ein Fahrrad im Feierabendverkehr nervt in der S-Bahn. Andererseits ist der typische Franke erstens in der Lage zu sehen, dass draußen bei Hagel und Gewitter ein Radl nicht das Optimum ist und zweitens schimpft der Franke nicht sehr offen. Er grummelt in seinen Bart (egal ob vorhanden oder nicht).

    Zum Bayernnetz: Wir haben das ziemlich tolle Bayernticket. Das Bayernticket erlaubt es, Regionalzüge für wenig Geld zu verwenden. Da gibt es immer mal wieder Änderungen: von der "5 Mann Version" sind wir wieder weg, weil offenbar findige Geschäftemacher zwischen den Großstädten auf und ab gefahren sind und den 2. bis 5. Platz verkauft haben. Die Regionalverbindungen sind (im Verrgleich zu IC und ICE) zeitlich eher unterirdisch ... ich vermute das ist in den anderen Bundesländer nicht anders.

    Was aber nur wir können - und ich bitte dies entsprechend zu würdigen: Nicht einmal die Beschwerdehotline der Bahn konnte sich ein Lachen verkneifen - ist der Ticketautomat mit dem Bayernticket. Wenn man sich in Waldkraiburg (am Gesäß der Welt, mittig unten rechts in Bayern) um 23.30h ein Bayernticket (Nacht) über München nach Nürnberg kauft, dann kostet das wenig Geld. Im letzten Schritt kann man weitere Mitreisende hinzu fügen. Also meine Frau, oder das Kind, oder ein Fahrrad. Menschen bekommen ebenfalls ein Bayernticket (Nacht) - Fahrräder ein Bayernticket.

    Und... fällt was auf?

    Mir nicht.

    Dem Schaffner (mit fiesem sächsischen Akzent) auf der Stammlinie München - Augsburg schon. "Ihr Rad darf noch gar nicht fahren. Das hat ein Bayernticket (Tag!). Das müssen sie bis morgen um 7.00h am nächsten Bahnhof stehen lassen".

    Klar, hat er nicht ernst gemeint. War allen Beteiligten (nachts um 4.30 im Regionalzug? Also halt mir, dem Schaffner und dem Radl) klar. Geschickte Programmierskunst sieht meiner Ansicht nach anders aus.

    Andererseits: wenn man im feinstem, stinkendem, schweißtriefendem Spandex (schwarz) nachts um 2.30h am Münchner Hauptbahnhof in der einzigen beheizten Wartehalle sitzt, dann wirft der Sicherheitsdienst der Bahn noch nicht mal einen Blick auf mein Ticket. Die betreiben lieber Profiling und werfen den angeheiterten, schwulen Zuhälter im weißen Anzug (seine Worte, nicht meine) und die beiden Austauschstudenten aus Italien aus dem Warteraum ...

    Irgendwie ist hier auch nicht das gelobte Land....

  • Darf ich mal nachfragen? Denn sagt folgendes:

    Darf ich mein Fahrrad mit dem Bayern-Ticket kostenlos mitnehmen?
    Für die Mitnahme von Fahrrädern ist grundsätzlich eine Fahrradtageskarte pro Fahrrad zu erwerben. Diese Verpflichtung entfällt bei Strecken, auf denen für Inhaber von Fahrkarten des DB-Tarifs besondere Bestimmungen zur kostenlosen Mitnahme von Fahrrädern gelten. Informationen dazu finden Sie hier


    Ich finde es immerhin schon fortschrittlich, dass man Hunde jetzt wie »1 Reisender« auf dem Ticket eintragen kann und nicht etwa ein Ticket zu 50 % einer Flexpreises für das Tier kaufen muss (womit 1 Hund teurer wäre als 5 Erwachsene)

  • Entschuldigung @Fahrbahnradler, ich hab die Frage nur teils ignoriert - wirklich!


    Zitat

    Fahrrad-Tageskarte Bayern

    Zitat


    Die Fahrrad-Tageskarte Bayern ist einen Tag lang (bis 3 Uhr des Folgetages) in ganz Bayern zum Preis von 5,50 Euro/Rad gültig.


    Die Tageskarte ist eben nur bis 3 Uhr des Folgetages gültig. Danach (oder dazwischen) gibt es die Nachtkarte (ab 22.00h oder so?), die bis 6.30h gilt (glaube ich ... könnte 6.00h gewesen sein). Im Idealfall verstehe ich die Bahn: Zwischen 3 und 6 fährt eh fast keiner. Die, die nur Nachts reisen können/wollen sind etwas günstiger Unterwegs.

    Ärgerlich ist das immer nur dann, wenn der Regionalzug eben länger braucht als die angegebenen Zeiten. Tagsüber fast nie der Fall. Wenn ich meine Radtour aber wegen akuter Unlust oder Regen (oder beidem) nachts unten rechts in Bayern abbreche und nach oben links will ... dann kann es passieren dass ich in München festsitze. Zentrum der Welt, und so.

    Das hat durchaus einen gewissen Unterhaltungswert... ganz Bayern ist Einzugsgebiet für die Münchner Diskotheken (heißt das noch so? Clubs? Was weiß ich). Es steigen also zwischen 21.00h und 22.00h am Arm der Welt aufgebretzelte Teenager und Twens in den Zug (mit dem stinkenden Radler) und fahren lachend und scherzend in die Landeshauptstadt.

    Und da sitz ich dann und friere und ärgere mich über den Nahverkehr.

    Und wenn dann der Anschlusszug gegen 4 weiter geht, dann ist da wieder Partyvolk drin. Die fahren zur Not auch bis nach Nürnberg. Immer noch Teenager bis .. naja.. Mitte 30, vielleicht. Immer noch aufgebretzelt, aber etwas mitgenommen. Und da verliert dann schon mal gelegentlich der eine oder andere die Contenance und das Frühstück ...

    Klein wenig das Thema verfehlt... egal. Macht auch Spaß.

  • Eine bundeseinheitliche Lösung halte ich schon fast für übertrieben — der S-Bahn-Betrieb in einer Großstadt benötigt sicherlich andere Bestimmungen für die Fahrradmitnahme als ein Regionalexpress, der wiederum andere Bestimmungen als eine Regionalbummelbahn und mit Bussen ist das dann wieder eine ganz andere Hausnummer. Die einzelnen Verkehrsträger unterscheiden sich nicht nur bezüglich der Kapazitäten im Berufsverkehr, sondern auch beim eingesetzten Wagenmaterial und den Betriebszeiten. Da kann ich schon verstehen, dass es da keine einheitlichen Lösungen gibt.
    Was aber wirklich ärgerlich ist, sind dann solche Sachen wie in Hamburg die Fahrradmitnahme im Bus: Generell können außerhalb der Sperrzeiten Fahrräder bei ausreichender Kapazität mitgenommen werden, aber nicht in von der HOCHBAHN betriebenen Linien. Da geht’s dann gar nicht um das Wagenmaterial oder irgendwelche linienabhängigen Eigenheiten, sondern einfach nur um den Betreiber der Linie.

    Oh da können wir in Hannover auch ein Lied von singen:
    "Fahrradmitnahme bei regiobus
    In den Fahrzeugen der regiobus können werktags ab 19.00 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags ganztägig maximal zwei Fahrräder mitgenommen werden. Während der Sommerferien können Sie Ihr Fahrrad auch zwischen 8.30 und 15.00 Uhr mitnehmen. Der Fahrradtransport ist grundsätzlich kostenlos."
    Bei der Üstra dagegen können die Fahrräder zusätzlich an jedem Tag auch an den Schultagen von 8:30 bis 15:00 im Bus mitgenommen werden. (Siehe oben)
    Regiobus und Üstra fahren beide in Hannover, die Regiobus vor allem im Umland, die Üstra vor allem in der Stadt. Aber es gibt eben auch Regiobusse, die Teilstrecken in der Stadt fahren.
    Für so übertrieben halte ich eine einheitliche Regelung übrigens nicht. M. E, dürften die Zeiten nicht so stark variieren. Oder sind die Hamburger alle Frühaufsteher und die Hannoveraner Leute, die nicht vor halb elf am Arbeitsplatz erscheinen?

  • Velo und Bahn hatte ich auch bei meiner Rückreise von Oslo nach Hamburg...

    Möglichkeit 1 - Direktfllug für 100EUR pro Person zzgl. Gebühr für Sportgepäck/Extragepäck und Zeitaufwand mit Karton organisieren, einpacken usw. Bei meinem Glück würde auch direkt irgendjemand auf die Idee kommen, das Rad nicht mitzunehmen, weil der Lenker nicht um 90° gedreht ist. Und warum würde ich meinen Lenker nicht um 90° drehen, wie gefordert? Weil das ein Rennlenker ist, dessen äußere Abmaße in HxBxT sich nur um ein paar Zentimeterchen unterscheiden. Anders formuliert: es macht keinen Sinn, den Rennlenker um 90° zu drehen

    Möglichkeit 2 - Fähre bis Kiel und dann Nahverkehrszug bis Hamburg. Nur ruft Colorline für diese Verbindung horrende Preise auf, die in keinem Verhältnis zur geforderten Leistung (einfache Beförderung von NOR nach D) steht.

    Möglichkeit 3 - Fähre bis Kopenhagen und dann Fernverkehrszug nach Hamburg. Auch die Fähre nach Kopenhagen ist unsagbar teuer.

    Möglichkeit 4 - Fähre bis Frederikshavn im Norden Dänemarks, dann mit dem Nah- und Fernzügen nach Deutschland.

    Die preisgünstigste Variante ist dann Nr.4

    Problem: in grenzüberschreitenden Fernzügen, in denen die Fahrradmitnahme reservierungspflichtig ist, kann ein Fahrradticket nicht online gebucht werden. Auch nicht über die DB-App. Gut, dafür gibt es eine Radfahrer-Hotline. Die Telefonnummer der "Radfahrer-Hotline" ist übrigens identisch zur "normalen Hotline". Nach dem Durchhangeln zu einem Mitarbeiter kann der das Problem nicht verstehen und versucht mal in seinem System die Fahrradkarte zu reservieren. Hui, geht nicht. Guck an. Er verbindet mich weiter zur Abteilung "Auslandsreise".

    Und nach 30 Minuten in der Warteschleife werde ich rausgeworfen. Beginnen wir das Spielchen also von vorn.
    Hotline, Deutsche Bahn. Mitarbeiter. Problem noch mal geschildert. Er möchte mich mit den Kollegen der "Auslandsreise" verbinden. Ich insistiere, dass ich da nach 30min wieder rausfliege und jetzt eine Lösung haben will. Er will mich in ein Reisezentrum schicken. Gut, dass ich gerade in Oslo bin, hier am Schalter der Norwegischen Staatsbahn keine Tickets der DB verkauft werden, hätte ich ihm natürlich vorher sagen könnnen. Hole ich nach.
    Nein, lieber DB-Mitarbeiter, ich werde mich nicht darauf verlassen, morgens um 8Uhr in Frederikshavn noch Tickets für die Fahrradmitnahme in einem Fernverkehrszug am selben Tag kaufen zu können.
    Er sucht dann nach "Agencies" in Oslo, die mit der DB einen Vertrag haben und Tickets verkaufen können. Nunja, er sucht. Aber findet nicht. Ich sollte doch mal per google suchen... ... :huh:
    Er möchte mich dann mit Kollegen in UK(!) verbinden, die mir weiterhelfen können...

    Nach insgesamt 90 Minuten lege ich auf. Die deutsche Bahn zeigt einfach, dass sie nicht kann. Was ok ist! Aber die Art und Weise des Nicht-Könnens frustriert mal wieder.

    Gut, dann eben mit dem Nahverkehr von Frederikshavn nach Hamburg. Toll, dass die DB partout keine Nahverkehrsverbindung für diese Strecke ausgeben will. Geht nicht. Also doch nur Fernverkehr?

    Ende vom Lied: es wird der LYN in Richtung Copenhagen, den wir in Fredericia verlassen. Dort warten wir eine Stunde auf einen Nahverkehrszug, der uns nach Bramming bringt. Dort nach nochmal Umsteigen in einen Zug nach Tønder. Normalerweise fährt der Zug nach kurzem Aufenthalt in Tønder weiter nach Niebüll. Am Wochenende jedoch muss man in Tønder umsteigen in einen baugleichen Zug, der von hier aus dann nach Niebüll fährt.


    In Niebüll dann noch der Umstieg in die Regionalbahn nach Hamburg. Ach, war da nicht was mit den Zügen nach Sylt? genau! alle kaputt und irgendwie nicht fahrbereit. Klar, viele Passagiere im Sommer, das wird eng, also bleiben die Räder zwischen 15 und 19 Uhr draußen. Gut, wenn man um 14 Uhr ankommt, kein Problem. Ein wenig ärgerlich, wenn man um 18:00 am Bahnsteig steht und nicht einsteigen darf. Obwohl im gesamten Zug kaum mehr als 2 Dutzend Passagiere sitzen! X/

    Man hat ja Prinzipien. Wenn da Sperrzeit dran steht, dann ist auch Sperrzeit einzuhalten!


    Man könnte natürlich hinterfragen, ob die rigide Sperrzeitenangabe in jedem Fall so sinnvoll ist - oder man steigt einfach ein. Ja, ginge, wenn der Zugbegleiter mitspielt. Spielt er aber nicht. Super.


    Immerhin, die Bahn verkehrt im 30min-Takt. Um 18:30 sitzen NOCH weniger Passagiere drin, immerhin lässt dieser Zugbegleiter mit sich reden und schaut zufällig in eine andere Richtung, als wir einsteigen. :rolleyes:

    Glück im Warten: die 18:30-Verbindung hält im Gegensatz zur 18:00-Verbindung nicht an jeder Milchkanne, nur an der der größten. In Husum.

    So erreichen wir dann nur 7 Minuten nach der früheren Verbindung den Bahnhof Altona.
    Kostenpunkt: 250,- für Fähre+Zug+Zug

    Was habe ich gelernt: Nimm einfach den verschissenen Flieger! Ganz egal, wie dein Rad danach aussieht, ganz egal, was kaputt ist - der Nervstress mit Fahrrad in Bahn ist es einfach nicht wert.


    Und auf nicht-direkt-Verbindungen in Deutschland werden wir beim nächsten Mal den Hermes-Versand wählen. Total affig und idiotisch: du sitzt im Zug und weißt, dass dein Fahrrad gerade in einem LKW durch die Lande gekarrt wird - aber wenn es das ist, was die DB will, dann soll es so sein...

  • Immerhin, die Bahn verkehrt im 30min-Takt. Um 18:30 sitzen NOCH weniger Passagiere drin, immerhin lässt dieser Zugbegleiter mit sich reden und schaut zufällig in eine andere Richtung, als wir einsteigen. :rolleyes:

    War das am Sonnabend? Da ist einer in der Westerland-Pendler-Gruppe auf facebook ausgerastet, weil in Niebüll zwei Radfahrer zugestiegen sind! In der Sperrzeit!!!

  • War das am Sonnabend? Da ist einer in der Westerland-Pendler-Gruppe auf facebook ausgerastet, weil in Niebüll zwei Radfahrer zugestiegen sind! In der Sperrzeit!!!

    öhm. :love:
    vielleicht? :D

    Um 18:30 Uhr fuhr ein Zug ein, so ein Frankensteinzug. Kombi aus Uralt-Wagen und vorn 3 der "blauen" Niederflugwagen. In 2 dieser Wagen saß niemand. Also - außer jetzt 2 dieser linksgrün versifften Radfahrer.
    Halt in Husum - niemand eingestiegen.
    Halt in Altona - niemand ausgestiegen aus diesem Wagen (außer jetzt die 2 Radfahrer)

    Und fürs Protokoll: ich habe Verständnis für die Sperrzeiten, insbesondere vor dem Hintergrund der Problematik dort. Wirklich. Ich wäre auch niemals auf die Idee gekommen, dort einzusteigen, wenn die Bahn voll gewesen wäre. Oder nur ansatzweise belegt. Aber hier war es einfach so, dass niemand drin saß. :|

  • Mir haben gerade ein paar ganz schwachsinnige Fans des VfB Lübeck mein Fahrrad in der U2 auseinandergenommen und ich weiß gar nicht so recht wohin mit meiner Wut.

    Vor allem, weil ich eigentlich selbst schuld daran bin.

    Heute war „Bahn für alle“ inklusive Fahrradflohmarkt an der Radrennbahn Stellingen und als ich dort heute morgen ankam, dauerte es eine ganze Weile bis ich den Grund für die komplett zugeparkte Hagenbeckallee, das große Polizeiaufgebot und die vielen Sicherheitsmänner erkannte: Nebenan wurde Fußball gespielt.

    Damit hatte ich mein Interesse an dem Sachverhalt dann schon wieder erschöpft.

    Dann, kurz nach 15 Uhr, wollte ich noch schnell in die U2 hüpfen, um gegen 15.21 Uhr den Zug nach Kiel zu schaffen. Allein das war schon rechts aussichtslos und kam zeitlich inklusive Umsteigepuffer gar nicht hin, aber ich hatte irgendwie die HVV-App falsch abgelesen.

    Der nächste Fehler: Ich entschied mich angesichts des Polizeiaufkommens nicht gegen die U-Bahn, sondern schoss erstmal fasziniert ein Foto:

    Nächster Fehler: Ich ging inmitten der Meute die Treppe hinunter, denn die U-Bahn zum Hauptbahnhof stand schon am Gleis, ich wollte mit. Direkt auf der Treppe schmiss ein Fan mit einem Plastikbecher nach einem der Beamten, traf ihn am Kopf, blaffte ihn dazu blöd an. Im Staatsapparat stieg der Adrenalinpegel kurzzeitig an, aber die VfB-Fans halten zusammen und zeigten einstimmig auf den Fremdkörper in dieser Menge: Auf den Radfahrer und sein Fahrrad. Nun war die Polizei nicht blöd, hat das natürlich kapiert, wie sollte ich schon einen Becher werfen, wenn ich mit beiden Händen mein Fahrrad trage, aber es wäre vielleicht der richtige Zeitpunkt gewesen, endlich einmal umzukehren und mit dem Rad zum Bahnhof zu fahren.

    Na gut. Rein in den Wagen, Polizei hinterher. So sicher habe ich mich ja noch nie gefühlt.

    Die VfB-Fans waren zum Großteil unglaublich besoffen und gaben ihr bestes, den Wagen auseinanderzunehmen. Anders kann man es ja nicht nennen, wenn man sich an den Haltegriffen festhält und versucht, die Fensterscheiben artistisch mit Schwung zu zerbrechen. Ich find’s ja glatt ein bisschen schade, dass den volltrunkenen Vollidioten der Plan nicht geglückt ist, ich hätte ich prächtig amüsiert, wäre der Typ anschließend durch das freigetretene Fenster nach außen in den Tunnel gesaust. Ein bisschen Spaß muss sein, aber den hatten momentan nur die VfB-Fans.

    An der Christuskirche ging’s richtig los. Irgendjemand rief „Zecken!“, die Hälfte der Fans stürmte direkt auf den Bahnsteig, die Polizeibeamten hinterher. Ich habe nicht so ganz verstanden, was draußen abging, denn zurück blieben die besoffensten Fans, die sich tatsächlich nicht mehr auf den Beinen halten konnten — und sich nun mit sexistischen Sprüchen den übrigen Fahrgästen näherten und mich provozieren wollten. Den Gefallen tat ich den Herrschaften nicht, die anderen Fahrgäste ließen sich dadurch aber erheblich einschüchtern und steigen sicherheitshalber aus. Einer der Fans machte sich dann an meinem Fahrrad zu schaffen und drohte mich und das Bike auf den Bahnsteig zu befördern, so dass es ein ganz kurzes Hin und Her gab, bis glücklicherweise die Beamten wieder einstiegen und die Fahrt nach einiger Zeit weiterging.

    Dann kam irgendein Funkspruch, es hieß plötzlich „Mützen auf“, die Beamten vermummten sich und zogen die ganz dicken Handschuhe an. Na prima. Derweil stand der besoffene Idiot von eben noch immer mir, drückte das Ende des Rennradlenkers in seine Hose, als wollte er das Ding in seinen Anus einführen und tat so, als ließe er sich von mir befriedigen. Das wurde wohl mit der Zeit langweilig, also sorgte er selbst für die notwendigen Bewegungen, hob damit mein Fahrrad vorne an, so dass der Hinterreifen freischwingend einen der Beamten ans Knie knallte.

    Das war der Moment, in dem es ernst wurde. „Lass den Scheiß“, blaffte die Staatsmacht, „Ich hab gar nichts gemacht!“, verteidigte sich der Betrunkene. Ich versuchte mein Fahrrad festzuhalten, was natürlich in dem vollgepressten Wagen nur mäßig funktionierte.

    Das gleiche Spiel kurz darauf noch einmal, nur wurde dieses Mal mit Verstärkung anderer Fans noch mehr Krawall provoziert. Der Besoffene, dem der Rennradlenker immer noch im Anus steckte, wollte jetzt eine Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen mich aufgeben, denn schließlich blutete ihm das Arschloch so sehr. Als diese Späße weder bei der Polizei noch bei mir auf sonderlich großes Interesse stießen, trat er mir im Takt zu „SCHEISS ST. PAUHAULIIIIII“ mehrfach mit Gewalt gegen den Vorderreifen.

    Der Vorderreifen hat das zwar optisch überlebt, aber ob man mit dem Ding noch fahren sollte, ist jetzt halt auch die Frage.

    So. Hauptbahnhof raus. Ein paar Dutzend betrunkene Fans marodieren noch ein bisschen weiter.

    Und dummerweise möchten die gerne am gleichen Bahnsteig losfahren wie ich — glücklicherweise Richtung Lübeck und nicht nach Kiel. So endet die lustige Fahrt zwar schon am Hauptbahnhof, aber immerhin gleich mal wieder mit einem Totalschaden.

    Ich könnte mich echt ohrfeigen, nicht spätestens nach dem Vorfall an der Treppe einfach mit dem Rad zum Bahnhof zu fahren.

  • und ich dachte schon, meine Erlebnisse mit HSV-Fans in einem RE wären schlimm gewesen. :huh:

    Vielleicht sollten wir auch in Deutschland endlich den Alkohol so hoch besteuern, dass der Konsum zurück geht. Denn ein Großteil der geschilderten Probleme ist meiner MEinung nach auf den Alkoholpegel zurückzuführen...

  • Vielleicht sollten wir auch in Deutschland endlich den Alkohol so hoch besteuern, dass der Konsum zurück geht. Denn ein Großteil der geschilderten Probleme ist meiner MEinung nach auf den Alkoholpegel zurückzuführen...

    Insofern ist auch das Alkoholverbot innerhalb des HVV recht witzlos, zumal der Regionalverkehr ja ausgenommen ist. Hilft ja nichts, wenn man vorher genügend tankt, beziehungsweise ohnehin auf das Verbot scheißt und den Humpen direkt im Zug leert. Die Polizei kann da nur zuschauen, wollte sie die Sache nicht komplett eskalieren lassen.

  • Welch unterschiedliches Herangehen der Staatsmacht. Wenn Linke demonstrieren, dann wird reingehauen, als gäb's kein Grundgesetz. Wenn aber Faschos Randale machen (das Feindbild "Zecken" ist für diese Leute typisch), dann wird selbst dann zugeguckt, wenn direkt daneben ein unbescholtener Bürger angegangen wird.

  • Nächstes Problem: Der diesjährige Chaos Communication Congress findet nicht im Asbest Centrum Hamburg statt, sondern in Leipzig.

    Da gibt’s auch eine Critical Mass, also wäre Leipzig für mich zwischen Weihnachten und Neujahr schon okay, aber ich will natürlich umweltfreundlich mit Fahrrad und Bahn anreisen.

    Und die Deutsche Bahn so: Ne, dazwischen ist der Fahrplanwechsel, wir wissen noch gar nicht, was da fährt.

    So. Nun ist mir ja klar, was ein Fahrplanwechsel ist, aber ich finde, so ganz knapp drei Monate vorher könnte man ungefähr wissen, ob es irgendeine Bummelbahn nach Leipzig geben wird oder nicht. Sonst läuft das wieder aufs Auto hinaus und darauf habe ich eher weniger Lust.

  • Der neue Fahrplan soll am 17.10 freigegeben werden. Quelle: DSO

    Was ja im Extremfall bis zum 7. Dezember nur anderthalb Monate sind — das kann bei gewissen Rahmenbedingungen, wenn man beispielsweise seine Konferenzbesuche mit Anfahrt und Übernachtung irgendwo einreichen und genehmigen lassen will, schon sportlich sein.