Woche 46 vom 13. bis zum 19. November 2023

  • Mich stört an der Diskussion dieses ständige Verharmlosen und das Herunterspielen der Gefahren, die vom KFZ-Verkehr ausgehen.

    Mich stört das "Hängt ihn höher!!" *nach* einem Verkehrsunfall, und die darin zum Ausdruck kommende Selbstgerechtigkeit, mit der der Unfallverursacher aus der Gemeinschaft ausgegrenzt und verurteilt wird. Das bringt die Menschen eben gerade nicht zur Einsicht, dass Unfälle jedem passieren können, sondern es nährt stattdessen nur den bigotten Wahn, dass man selber ja dank seiner alles überragenden Geistesgaben über das Verursachen von Unfällen selbstverständlich erhaben wäre. Im Endeffekt bewirkt man nicht die erhoffte Abschreckung, sondern im Gegenteil nur ein erhöhtes Unfallrisiko, weil die plakative Geißelung der Täter die risikovermindernde Selbstreflexion und Einsicht in die Rolle der eigenen alltäglichen Fehler am Zustandekommen des Populationsrisikos unterbindet.

  • Unfälle können jedem passieren, aber, wie die Zahlen oben zeigen, gibts offensichtlich schon einen Zusammenhang von geistiger und körperlicher Fitness und der Schuld.

    Selbst wenn eine z. B. 2-jährige Untersuchung ab 70 nur die allerschlimmsten Fälle aussortiert, die nur deswegen keine Unfälle haben, weil Zufall und der Umstand, das jemand so auffällig fährt, dass der Rest der Verkehrsteilnehmer entsprechend reagiert und einen großen Bogen um denjenigen macht, wäre so eine Untersuchung imho gerechtfertigt.

    Was auch Dich betrifft, in diesem Land wird ein riesiger Zinnober gemacht um einen PKW-Führerschein. Man muss keinen haben, es gibt genug Alternativen, die jeden Tag von Millionen Menschen genutzt werden. Es gibt sogar wenige Länder auf der Welt, wo das vorwärtskommen ohne KFz so einfach ist. Man braucht einen KFz-Führerschein so wenig nötig wie einen Flugschein, eine Lizenz zum Drachenfliegen, einen Segelschein,......

    Aus Verwandschaft und Bekanntenkreis weiß ich, dass man Unfälle vorhersehen kann, nicht genau wann, aber das.

    Ich sehe im Monat sicher 1-2 Kandidaten im Straßenverkehr, wo eine Überprüfung nicht schlecht wäre. Ich habe im Studium Taxi gefahren und war vorher Zivi. Und war deswegen sowohl oft bei Ärzten vor der Praxis und Dialyse. Was da aus zum Teil aus den PKW gekrochen kam, unfassbar.

  • Deinen Ansatz verstehe ich, aber die Grafik sagt überhaupt nichts über die Anzahl der Unfälle gesamt aus oder in Bezug auf die Strecke, sondern ausschließlich darüber, in welcher Altersgruppe es welche Verteilung an Hauptschuld gibt. Da es in jeder Altersgruppe eine unterschiedliche Anzahl gibt, ist das eben nicht umsetzbar auf wer hat mehr Unfälle pro Fahrt oder Mio-km

  • Aus Verwandschaft und Bekanntenkreis weiß ich, dass man Unfälle vorhersehen kann, nicht genau wann, aber das.

    Ich sehe im Monat sicher 1-2 Kandidaten im Straßenverkehr, wo eine Überprüfung nicht schlecht wäre. Ich habe im Studium Taxi gefahren und war vorher Zivi. Und war deswegen sowohl oft bei Ärzten vor der Praxis und Dialyse. Was da aus zum Teil aus den PKW gekrochen kam, unfassbar.

    Die Unfallforschung sagt, es gibt keine Handvoll prädestinierter "Unfäller" hie und den großen Rest der unfallfreien "Normalos" da. Die Vielzahl der beobachteten Kandidaten, und das Phänomen, dass am Ende des Tages das Spektrum der Unfallverursacher dann doch überraschend genau das gesellschaftliche Spektrum aus stinknormalen redlichen Bürgern, Idioten, Arschlöchern und Greisen abbildet, das wir genau so auch bei den Nichtverursachern finden, sollte zu denken geben.

    Einmal editiert, zuletzt von Th(oma)s (15. November 2023 um 12:45)

  • Da es in jeder Altersgruppe eine unterschiedliche Anzahl gibt, ist das eben nicht umsetzbar auf wer hat mehr Unfälle pro Fahrt oder Mio-km

    Ich gehe bei den Überlegungen davon aus, dass die Zahl "unverschuldete Unfälle pro Mio. gefahrene km" über alle Altersgruppen hinweg zumindest halbwegs konstant ist.

    Wenn diese Annahme zutrifft, lassen die Schuldquoten den oben beschriebenen Rückschluss auf die Zahl der "verschuldeten Unfälle pro Mio. gefahrene km" zu. Und genau das ist ja die spannend Zahl, um die Fahrtauglichkeit einer Altersgruppe zu beurteilen.

    Möglichkeiten, warum die Annahme eventuell nicht (exakt) zutrifft, habe ich auch beschrieben.

    Direkte Zahlen dazu wären mir natürlich auch lieber. Haben wir hier aber bisher nicht.

  • Ich sehe im Monat sicher 1-2 Kandidaten im Straßenverkehr, wo eine Überprüfung nicht schlecht wäre. Ich habe im Studium Taxi gefahren und war vorher Zivi. Und war deswegen sowohl oft bei Ärzten vor der Praxis und Dialyse. Was da aus zum Teil aus den PKW gekrochen kam, unfassbar.

    Was man in so einem Fall machen kann, ist eine Entmündigung anzuregen:

    "Sie können beim Vormundschaftsgericht anregen, aufgrund bestimmter Gegebenheiten für eine bestimmte Person eine Betreuung zu prüfen und gegebenenfalls anzuordnen. Das Vormundschaftsgericht ist dann von Amts wegen verpflichtet, die Situation zu recherchieren und die Lebenssituation jener Person zu überprüfen."

    Entmündigung beantragen - so stellen Sie den Antrag bei Gericht
    Wenn Sie eine Entmündigung beantragen, regen Sie in Wahrheit beim Vormundschaftsgericht an, für eine andere Person die Betreuung anzuordnen. Entmündigt...
    www.helpster.de

    Das ist allerdings ein Schritt, der mit einer großen emotionalen Hürde verbunden ist. Und wenn die persönliche Betroffenheit gering ist, weil man mit einer Person, die sich extrem auffällig verhält, nichts persönlich zu tun hat, dann passiert in diese Richtung nichts.

    Deshalb finde ich es umso wichtiger, dass der Gesundheitszustand von Führerscheinbesitzer*innen regelmäßig überprüft wird. Nicht nur bei älteren Menschen, sondern auch bei jungen. Es darf dabei nicht der Eindruck entstehen, dass die Gesellschaft ältere Menschen von vornherein für ein bisschen "Gaga" hält.

  • Vielen Dank für den Hinweis auf die sehr aktuelle Sendung, insbesondere bezogen auf die aktuelle Diskussion in Hannover. Bei Minute 8:00 sagt die Radverkehrsbeauftragte der Stadt Lübeck, Astrid Spieler, sinngemäß, wenn es konkret wird, und zum Beispiel Parkplätze zurückgebaut werden, dann schlagen sich die Politiker in die Büsche.

    Genau das praktiziert zurzeit die SPD in Hannover:

    "Die SPD bleibt dabei: Sie will in der kommenden Sitzung des Bezirksrates Südstadt-Bult am Mittwoch, 15. November, die Abschaffung mehrerer Fahrradstraßen im Bezirk beschließen. Hintergrund ist ein Streit mit der Stadt Hannover um den Wegfall von Parkplätzen. Die Stadt hält diesen Schritt für notwendig, um – einem Gerichtsurteil zur Kleefelder Straße folgend – echte Verbesserungen für Radfahrerinnen und Radfahrer in Fahrradstraßen zu schaffen. Die SPD wirft der Verwaltung vor, keine Kompromissbereitschaft gezeigt zu haben."

    Abschaffung von Fahrradstraßen in Hannovers Südstadt: Die Fronten sind verhärtet
    Am Mittwoch, 15. November, legt die SPD im Bezirksrat Südstadt-Bult ihre Anträge zur Abschaffung mehrerer Fahrradstraßen vor. Vor der Abstimmung sind die…
    www.haz.de

    Mehr darüber in dem Thread "Hannover wird "autofrei" auf der Hannover-Seite:

    Ullie
    20. September 2023 um 16:27

    Ich finde es ja immer wieder erstaunlich, wie ruhig der Oberbürgermeister bleibt, wenn man ihm die absurdesten Vorwürfe an den Kopf schmeißt, z. B. wie bei Minute 0:45 in dem ein Bürger gegen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen damit argumentiert, dass ihm, Vorschriften gemacht werden würden.

    Ich kopiere Teile dieses Beitrages auf die angegebene Hannover-Seite hier im Forum.

  • Aus dem NDR-Teaser:

    Zitat

    Die Verkehrswende ist kompliziert. Denn die Kommunen sind an die Straßenverkehrsordnung von 1934 gebunden, die den reibungslosen, fließenden Autoverkehr garantiert.

    Verflixt! Ich dachte immer, die Kommunen seien an die jeweils aktuell geltende StVO gebunden, also derzeit an die StVO mit letzter Änderung im Jahr 2021, sowie an die untergeordnete VwV-StVO, in der schon länger steht, dass die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer der Flüssigkeit des Verkehrs vor geht.

  • Aus dem NDR-Teaser:

    Verflixt! Ich dachte immer, die Kommunen seien an die jeweils aktuell geltende StVO gebunden, also derzeit an die StVO mit letzter Änderung im Jahr 2021, sowie an die untergeordnete VwV-StVO, in der schon länger steht, dass die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer der Flüssigkeit des Verkehrs vor geht.

    Unserem Verkehrsminister jedoch ist in der StVO etwas anderes wichtiger als die Verkehrssicherheit: "Es bleibt bei 50 km/h Regelgeschwindigkeit innerorts, flächendeckendes Tempo 30 ist vom Tisch." Minute 12:05 in dem Video:

    Mobilitätswende in Deutschland: Kulturkampf ums Auto?
    Weniger Autos in Großstädten wollen viele - aufs eigene Auto verzichten aber nicht. Wie kann die Verkehrswende aussehen?
    www.ndr.de
  • Prüfen kann man Vieles. Es gibt aber offenbar keinen mit halbwegs vertretbarem Aufwand durchführbaren Routinetest, der es mit der gebotenen Treffsicherheit erlauben würde, Risikokandidaten zu herauszufiltern.

    siehe Führerscheinprüfung.

    Der potenzielle Führerscheinabgeber könnte auch eine Nachprüfung machen. Wenn er geeignet ist, wird er kaum drei mal durchfallen.

  • Unserem Verkehrsminister jedoch ist in der StVO etwas anderes wichtiger als die Verkehrssicherheit: "Es bleibt bei 50 km/h Regelgeschwindigkeit innerorts, flächendeckendes Tempo 30 ist vom Tisch."

    Zum Glück ist Herr Wissing nicht vor Ort für die Anordnung von Verkehrszeichen zuständig. Die unteren Verkehrsbehörden hätten nach meiner Auffassung auch jetzt schon viel mehr Möglichkeiten, T30 anzuordnen, wenn sie wollten. Das Geheule, dass das nicht möglich sei, weil wir angeblich noch das Verkehrsrecht der Nazis beachten müssen, ist nur ein dummer Vorwand.

    Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass die Verkehrsbehörden überall dort, wo sie eine besondere Gefahrenlage für Radfahrer auf der Fahrbahn festgestellt haben (oder meinen, festgestellt zu haben) und die RVA nicht den baulichen Anforderungen der VwV-StVO genügt, sogar T30 auf der Fahrbahn anordnen müssen, um diese besondere Gefahr zu reduzieren. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Behörde ab dem Moment, wo man diese Option ins Spiel bringt, auf einmal keine besondere Gefahr mehr sieht.

  • Schwerer Unfall: Radfahrer wird in Odenthal unter Auto eingeklemmt und lebensgefährlich verletzt
    Nach einem schweren Unfall in Odenthal sucht die Polizei nach Zeugen, die Angaben zum Unfallhergang machen können.
    www.msn.com


    Streetview reicht nicht bis zur Unfallstelle, aber zu vor beginnt schon linkseitig eine Benutzungspflicht. Vermutlich also in beide Richtungen nutzungspflichtiger Geh- und Radweg innerorts... wenn die Hecken da überall so ausgeprägt sind, wird das mit der Sicht auch nicht besser

    Google Maps
    Find local businesses, view maps and get driving directions in Google Maps.
    www.google.com
  • Die Stoderer und der Parkplatz:


    München ist in Parkplatzfrage gespalten
    Weniger Parkplätze und dafür mehr Grün? Je nach Alter und politischer Neigung fällt die Antwort auf die Frage sehr unterschiedlich aus.
    www.sueddeutsche.de


    Die Leute mit Stellplatz und Garage versteh ich nicht, mir wärs recht, wenn keiner vor meinem Grundstück parken könnte.

    3-5x im Jahr parkt so eine Nase unsere Ausfahrt zu.

  • Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass die Verkehrsbehörden überall dort, wo sie eine besondere Gefahrenlage für Radfahrer auf der Fahrbahn festgestellt haben (oder meinen, festgestellt zu haben) und die RVA nicht den baulichen Anforderungen der VwV-StVO genügt, sogar T30 auf der Fahrbahn anordnen müssen, um diese besondere Gefahr zu reduzieren. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Behörde ab dem Moment, wo man diese Option ins Spiel bringt, auf einmal keine besondere Gefahr mehr sieht.

    Dafür müsste aber erstmal überhaupt eine sinnvolle Definition von "besonderer Gefahr" her – bisher geschieht dies aber ausschließlich nach der Verkehrslast, während die Unfallstatistik eher sogar das Gegenteil vermeldet: "da wird schon keiner kommen" ist nämlich die größte Gefahr überall im Straßenverkehr. Bei hoher Verkehrslast führen Radwege (so halbwegs sinnvoll ausgeführt…) hingegen dazu, dass man sich nicht gegenseitig im Weg steht: Die Autos können schneller zur nächsten rotem Ampel fahren und wenn sie sich da dann alle selbst im Weg stehen, kann man mit dem Rad in Ruhe vorbeizuckeln.

  • Die Leute mit Stellplatz und Garage versteh ich nicht, mir wärs recht, wenn keiner vor meinem Grundstück parken könnte.

    Das raff ich jetzt auch nicht – ich hätte erwartet, dass die Leute, die selbst am Straßenrand parken das vehement verteidigen, während es die anderen Gruppen deutlich störender empfinden.

  • Bei hoher Verkehrslast führen Radwege (so halbwegs sinnvoll ausgeführt…) hingegen dazu, dass man sich nicht gegenseitig im Weg steht

    Der Preis dafür, dass ich mit dem Fahrrad nicht "im Weg stehe", ist mir zu hoch. Ich hab nämlich noch keinen Radweg erlebt, auf dem ich mit derselben "Leichtigkeit" ans Ziel fahren kann wie auf der Fahrbahn. Auf einem Radweg ist es mit dieser Leichtigkeit regelmäßig an der nächsten Grundstückszufahrt/Strasseneinmündung/etc vorbei. Und ist nicht grade diese Leichtigkeit die ultimative Forderung des Gesetzgebers?

    Ich wüßte nicht, weshalb ich ausgerechnet mit dem Fahrrad auf diese Leichtigkeit verzichten sollte, solange es keinen "besseren" Grund gibt, als Platz für leere PkW-Beifahrersitze zu machen.

  • https://www.az-online.de/uelzen/bad-bev…0-92675019.html

    Wenn die Sonnenblende noch nicht vollständig heruntergeklappt war, gilt doch Sonne stand zu tief und es war unvermeidbar oder 🤔🤪

    Geht noch besser: In einem verkehrsberuhigten Tempo-20-Geschäftsbereich in Fürstenfeldbruck wurde vor Kurzem ein Seniorenpaar beim Überqueren des Zebrastreifens angefahren, der Mann starb. Von komplett entlastenden Umständen a la "Sonnenblende" ist nichts bekannt, trotzdem allgemeines Schulterzucken. The Show must go on.

  • https://www.az-online.de/uelzen/bad-bev…0-92675019.html

    Wenn die Sonnenblende noch nicht vollständig heruntergeklappt war, gilt doch Sonne stand zu tief und es war unvermeidbar oder 🤔🤪

    Indem verlinkten Artikel heißt es:
    "Dennoch sei es unklar, ob die Stadt überall Tempo 30 durchsetzen könne.

    Bad Bevensen ist bereits Mitglied der Initiative für lebenswerte Städte, die sich dafür einsetzt, dass Ortschaften mehr Einfluss auf Tempobeschränkungen erhalten. In den meisten Nebenstraßen der Kurstadt gilt bereits heute Tempo 30."

    Ein gravierendes Problem besteht darin, dass die Verkehrsverwaltung nach dem Motto handelt, wo Tempo 30 gilt, da braucht es keinen Zebrastreifen. Und umgekehrt: Wo ein Zebrastreifen ist, da gibt's kein Tempo 30. Die Verkehrsverwaltung geht vermutlich davon aus, dass Tempo 30 Straßen von Fußgängern grundsätzlich immer sicher überquert werden können, weshalb dort keine Zebrastreifen angelegt werden. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass Fußgängerinnen sich nicht verpflichtet fühlen müssen, Umwege zu laufen, um den Zebrastreifen zu erreichen, wenn der direkte Weg kürzer ist.

    Ein anderes gravierendes Problem ist das hier:

    "Es bleibt bei der Regelgeschwindigkeit 50 km/h innerorts. Flächendeckendes Tempo 30 ist damit vom Tisch." Verkehrsminister Wissing (FDP) zum neuen Verkehrsrecht in NDR 3 vom vom 14.11.2023 bei Minute 12:05. Es lohnt sich, den Filmausschnitt anzusehen, weil er das zähnefletschende Grinsen des Verkehrsministers veranschaulicht, dass ihn befällt, als er die Aussage macht: "Tempo 30 ist vom Tisch."