Die Mahnwachenszene "feiert" mittlerweile den 13. "getöteten" (sic!, Passivum) Radfahrer im laufenden Jahr in Berlin, obwohl es sich bei sieben und damit über der Hälfte der Fälle nach den vorliegenden Informationen um Alleinstürze gehandelt hat.
"Heute gedachten wir mit einer #VisionZero-Demo und Mahnwache einer Radfahrerin, die am 7. November an ihren Verletzungen verstarb, nachdem sie in der Delbrückstraße gestürzt war. Sie war ADFC-Mitglied und auf dem Weg zu ihrer Sportgruppe. Es ist das 12. Geisterrad in diesem Jahr."
Das ist der Original-Text aus der Twitter-Nachricht. Quelle:
Man kann zu dem Standpunkt kommen, dass unzureichende Infrastruktur nicht die Unfallursache war. Und dass es fragwürdig ist, bei einem Alleinunfall ein Ghostbike aufzustellen.
Andererseits stellen zum Beispiel auch Autofahrer*innen bei Unfällen Straßenkreuze auf. Dem ADAC ist es übrigens z. B. diese Ausstellung wert gewesen:
"Ausstellung „Schatten – Ich wollte doch leben!“ in Bamberg
Das Risiko, im Straßenverkehr tödlich zu verunglücken, ist bei jungen Fahrern fast doppelt so hoch als bei anderen Verkehrsteilnehmern. 2014 kamen in Bayern 69 junge Fahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben"
Quelle: ADAC-Pressemeldung
Ausstellung „Schatten – Ich wollte doch leben!“ in Bamberg
Und der ADAC tut auch was gegen die Unfallgefahr bei der Kraftfahrzeugnutzung. Im selben Artikel steht: "Der ADAC steht nicht nur für die positiven Seiten individueller Mobilität, sondern stellt ebenso die Schattenseiten und Gefahren im Straßenverkehr dar. Um die Unfallzahlen zu senken, bietet der ADAC auf seinem Fahrsicherheitszentrum Nordbayern in Schlüsselfeld das Junge-Fahrer-Training an."
Fahrtraining ja, aber: Die Forderung, ein niedrigeres generelles Tempolimit auf Landstraßen einzuführen, was nachweislich die Unfallgefahr senkt, kommt für den ADC nicht infrage.
Und völlig unabhängig von Verkehrsinfrastrukturfragen oder niedrigeren Tempolimits geht es bisweilen auch einfach nur um einen Ort für Trauer, so beschreibt es Christine Aka im rnd, sie ist Professorin für Kulturanthropologie. Der Trauerort Friedhof, so ihre These, wird ergänzt um den Trauerort Unfallkreuz am Straßenrand.