Radfahren in...Dingenskirchen

  • Bei allem Respekt - ich würde Stralsund nun nicht in die Schublade "Großstadt mit überlasteter StA" stecken wollen ;)

    Ich ergänze meine Aussage:
    "Strafanzeigen gegen Verkehrssünder in deutschen Großstädten sind nicht zielführend"

    :)

  • stattdessen OWi:
    105607 - überholen, behinderung, gefährdung gegenverkehr

    Noch schön schildern, wie knapp das war, dass du instinktiv nach rechts ausgewichen bist, beinahe den Kantstein touchiert und gestürzt bist. Straße war gerade, du hattest Tagfahrlicht an, der Kaftfahrer musste zwangsläufig erkennen, dass Gegenverkehr aufkam, ein Überholen hier nicht möglich war.

    Fertig.

    So ziemlich exakt den Fall hatte ich bei meiner ersten Anzeige eines Linienbusfahrers.
    Der aufnehmende Polizist riet mir nach meiner Schilderung des Vorfalls und kurzer Rücksprache mit den "Verkehrsprofis" der Dienststelle davon ab eine Anzeige wegen Nötigung zu stellen.
    Als ich ihm darauf erklärte, dass ich das auch nie wollte, weil es wohl absehbar eingestellt würde, hatte er erstmal ziemlich :huh: .

    Nach ein paar Wochen bekam ich dann sogar Rückmeldung, dass der Busfahrer die OWi "Zu enges Überholen mit Behinderung" angenommen und bezahlt hatte. Bin mir jedoch sicher, dass ich ziemlich deutlich von Gefährdung gesprochen hatte, und nicht nur Behinderung.
    Oder wie empfindet ihr das, wenn er wegen Gegenverkehrs einfach an die Bordsteinkante rüberzieht, man sich kurz vor Feindkontakt gerade noch im ungünstigen spitzen Winkel auf den Radweg retten kann ohne sich dabei hinzumaulen, was man eindeutig den eigenen Fahrkünsten zu verdanken hat?

  • Zu enges Überholen von Radfahrern ist in meinen Augen grundsätzlich eine Gefährdung. Ich wüsste nicht einmal, wie eine Behinderung in diesem Zusammenhang aussehen könnte.

    Zu enges Überholen von Radfahrern kann gar keine Gefährdung sein da sich das sonst äußerst negativ auf die Verkehrsstatistiken auswirken würde.

    Und wir wollen ja wohl alle nicht das D als Ramboland verschrien wird, oder? Arbeitsplätze sach ich, Arbeitsplätze :cursing:

  • Ich habe extra keine OWi angezeigt. Denn ich gehe davon aus, dass solche Anzeigen wenn sie den verfolgt und geahndet werden, nach Bezahlung der Strafe (wenn es denn überhaupt soweit kommt) nicht weiter aktenkundig sind.
    Bei Strafanzeigen ist das doch anders, oder irre mich da? Ich hoffe darauf, dass sich der Fahrer eventuell verplappert oder einfach in Zukunft noch weitere Anzeigen bekommt und irgendwann das "Fass" überläuft.

  • Heute: Königswinter-Itterbach. Auch wenn ich aus Transportgründen nur mit dem Auto dort war, habe ich mit Schrecken die örtliche Radinfrastruktur begutachten können. Der ganze Ort ist eigentlich beidseitig mit Vz240 gepflastert, an den zahlreichen Kreisverkehren gibt es ausschließlich Zebrastreifen, zudem darf entlang der "Hauptstraße" mit voller Fahrzeugbreite auf dem Vz240-Gehweg geparkt werden. Nach dem der Grund meines Besuchs dort erledigt war, habe ich mir beim örtlichen Burgerbräter noch was zwischen die Rippen geschoben. Die Ausfahrt des Parkplatzes führt direkt in einen Kreisverkehr. Um den ein Vz240-.Weg führt. Leider ist er für aus dem Parkplatz ausfahrende quasi nach rechts nicht einsehbar, weil dort eine Hecke steht und man etwas seltsam da rumschlenkern muss. Ich habe dann mal von der Terrasse aus beobachtet, wer dort entsprechend langsam fährt. Ja. Keiner. Alle gleich vor bis zur Sichtlinie.

  • Gestern bei der Zugfahrt durch Friedrichstadt sah ich aus dem Zugfenster und entdeckte dort für den Gehweg am Bahnübergang im Verlauf der B202 (Tönninger Straße) in Richtung Stadtzentrum für den linksseitigen Gehweg das [Zeichen 239] mit [Zusatzzeichen 1012-32] . Ich nahm daher an, dass dort im Verlauf der Bundesstraße ein einseitiger Zweirichtungskombiweg verlauft mit [Zeichen 240] , der am Bahnübergang unterbrochen ist und die Straßenverkehrsbehörde dort voraussetzt, dass Radfahrer mangels Radverkehrsanlage auf das Radfahren verzichten. Ich konnte allerdings nicht erkennen, dass Autofahrer ihre Fahrzeuge über den Bahnübergang schoben. :rolleyes:

  • Ich nahm daher an, dass dort im Verlauf der Bundesstraße ein einseitiger Zweirichtungskombiweg verlauft mit [Zeichen 240] , der am Bahnübergang unterbrochen ist und die Straßenverkehrsbehörde dort voraussetzt, dass Radfahrer mangels Radverkehrsanlage auf das Radfahren verzichten.

    Das ist allerdings auch tatsächlich eine fiese Ecke — der Radweg führt dort um das alte Stellwerk herum und man kann als Fußling nur hoffen, dass von gegenüber kein allzu schneller Radfahrer angerollt kommt. Da bin ich tatsächlich auch schon mal beinahe als Fußgänger über den Haufen gefahren worden.

    Die Radverkehrsinfrastruktur entlang der Bundesstraße entspricht hingegen weitgehend dem schleswig-holsteinischen Standard.

  • Man beachte die Schatten. Zwischen rechtem Außenspiegel des Engüberholers und meinem Lenkerende maximal 20 cm.

    Da ich ihm an die Scheibe klopfen konnte, kann wohl als erwiesen angesehen werden, dass der erforderliche Seitenabstand nicht eingehalten wurde.

    Der Herr wird Post bekommen. :cursing:

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Heute Dachauer Land.

    Zustand der meisten außerörtlichen Radwege:

    Radweg mit Nachrang? Oder richtet sich das Schild nicht wegen seines Standorts und Ausrichtung an die Nutzer der Fahrbahn? Derjenige, der das dort hat aufstellen lassen, möge bitte vortreten!

    Überholen mit Überfahren der durchgezogenen Linie. Vermutlich wird das teurer, je weiter man die Gegenspur nutzt. Daher der knappe Abstand zu mir. :rolleyes:

  • Das sind doch keine Radwege. Sie werden erkennbar mit landwirtschaftlichen Maschinen befahren. Stehen da wirklich Blauschilder?
    Bei der minderbewerteten Einmündung würde ich sagen: So demonstrieren die Behörden den Autofahrern, dass sie eigentlich die Chefs beim Abbiegen sind. Wird ein derart konditionierter Autofahrer anhalten, wenn er innerorts rechts abbiegen will und auf dem Radweg ein Radler geradeaus will?

  • Im Dachauer Land (und andernorts in Bayern) durchaus üblich: Ein Radweg parallel zu größeren Landstraßen wird mit dem Zusatzschild "Landwirtschaftlicher Verkehr frei" versehen.

    Ebenfalls üblich: Radfahrer auf größeren Touren nehmen gerne Land- und Forstwirtschaftliche Betriebswege. Die sind häufig geteert, manchmal aus Betonplatten zusammengesetzt und je nach Reichtum des Bezirks teils in hervorragendem Zustand. Und da fährt kein Mensch. Nur der Landwirt, der da rumackert. Das ist so selten, dass es für meine Touren schon egal ist ... aber derzeit halt wieder vermehrt der Fall.

  • Im Dachauer Land (und andernorts in Bayern) durchaus üblich: Ein Radweg parallel zu größeren Landstraßen wird mit dem Zusatzschild "Landwirtschaftlicher Verkehr frei" versehen.

    Ja, genau. Beliebt ist auch, einen Radweg erst straßenbegleitend zu führen um diesen dann nach dem nächsten Hügel irgendwohin zu schwenken.

  • Heute gibt es in Nürnberg amüsantes zu beobachten.

    Bei uns ist ja seit etwa einem halben Jahr die Querung des Hauptmarktes für Radfahrer frei gegeben. Als Modellversuch, unter Überwachung eines (sicher höchst aufmerksamen) Komitees von Bacherlorstudenten der örtlichen TH. Die Situation sieht aus der Ferne komisch aus (von Nahem auch), aber es gibt durchaus Tage, an denen der Markt eben nicht geeignet ist um drüber zu fahren. Das ist typischerweise im Dezember der Fall, wenn dort die Buden für den Christkindlesmarkt aufgebaut sind und etwa eine halbe Million Touristen kommen (Zahl aus den Fingern gesogen.. keine Ahnung wie viele da wirklich kommen).

    Um das Ganze zu verdeutlichen: So sieht es an einem normalen Wochentag dort aus (vermutlich auch am Wochenende - da bin ich aber fast nie dort):

    So zum Christkindlesmarkt (aus der anderen Richtung, aber das pyramidige Dings ist der selbe Brunnen. Schön ist er, sagt die Beschriftung):

    Und nun gab es vorher gar wichtige Diskussionen, weil die Radfahrer ja nie auf Fußgänger und Behinderte Rücksicht nehmen (ich sag mal: in Einzelfällen ist das so, aber der Standpunkt ist schon wichtig, wenn auch etwas arg verallgemeinert). Andererseits ist das die einzige Stelle (Behauptung meinerseits .. den kenn ich auch nicht ganz) auf dem Radweg Paris - Budapest auf dem der Radler zum Absteigen gezwungen wurde. Auch nicht sooo toll.

    Und ja.. Umfahren geht da theoretisch, aber nicht wirklich praktisch. Der Burgberg, den man teils hinauf müsste ist halt die einzige Erhebung in Nürnberg und über Kopfsteinpflaster ist das nicht schön. Auf der anderen Seite ist ein größerer Fluß ... da paddelt es sich im Berufsverkehr auch ganz schlecht zur Arbeit.

    Im wirklichen Leben (also nicht auf dem Papier des Stadtrates und in der Zeitung) wurde der Hauptmarkt natürlich schon immer befahren. Warum auch nicht - ist ja Platz. Solange das eine reine Fußgängerzone war, war das illegal. Wenn der Radler also einen Fußling umfährt, dann hätte er noch etwas mehr Probleme als eh schon. Und natürlich hätte man dort Strafzettel verteilen können - das hat die Polizei vor Ort aber offenbar schon vor Jahren stillschweigend eingestellt. Weil halt Hauptverkehrsachse von Ost nach West (und umgekehrt) durch die Altstadt.

    Heute sprach dann mal wieder die Zeitung. Und sagt: Der Modellversuch ist in Gefahr. Weil wir haben einen Unfall (das ist Schade - der Radler war betrunken, mehr Informationen gab es nicht) und ein paar Damen haben sich beschwert.

    (Jaja.. ich komme ja schon fast zu dem Punkt zu dem ich wollte).

    Die sagten, sie wurden von einem Radler angemault "macht halt mal Platz" - obwohl doch der Radler auch selbst hätte ausweichen können, groß wie der Markt nun mal ist. Und das fand ich ausgesprochen spannend. So eine Gruppe neigt ja schon dazu, zu viert (oder auch mehrt) neben einander zu laufen. Weil es geht. Und der angenehm gepflasterte Streifen vor dem Rathaus (siehe Bild 1) ist nicht breit. Grad so genug für etwa vier. Und eigentlich ist auch nur dieser derzeit für Radler frei gegeben. So dass ich mir jetzt nicht verkneifen kann eine zumindest Mitbeteiligung der Damen an der "Konfrontation" vorzustellen. Weils halt alle nebeneinander über den Markt gehatscht sind und keine Rücksicht auf Andere nehmen. Wie fast jeder im Straßenverkehr. Nur wurden diesmal unglücklicherweise die Damen befragt, der Rest halt nicht.

    Mal sehen, wie die Damen und Herren in der Bachelorarbeit das Ganze bewerten. Der ADFC hat eine sehr vernünftige Aussage getroffen: Die Rüpelradler fahren eh drüber, wenn es ein Querungsverbot gibt trifft das nur die Umsichtigen und hilft keinem. Aber ... seit wann hat ein gutes, logisches Argument schon jemals die Politik betroffen :)

  • Ich möchte die Darstellung von @Nbgradler in kleinen Details ergänzen.
    Ich quere (arbeits)täglich die Nürnberger Innenstadt mit dem Fahrrad. Dabei habe ich früher(TM) auch häufig den Hauptmarkt genutzt und so wie ca. 2000 weitere Radfahrer täglich auch radelnd überquert. War auch überhaupt kein Problem, weil es eine riesige Fläche ist, auf der zeitweise sogar zugelassener Lieferverkehr mit 20-Tonnern stattfindet und auch einige PKW jeden Morgen den Hauptmarkt als Abkürzung durch die Altstadt nutzen.
    Inzwischen meide ich den Hauptmarkt und ebenso die benachbarte Fahrradstrecke über die Insel Schütt, weil beide mehrmals im Jahr für jeweils viele Wochen ohnehin nicht befahrbar sind - Veranstaltungen wie der Christkindlesmarkt und das Altstadtfest fordern natürlich ihren Raum.
    Die Alternativroute verlangt dabei weder das Erklimmen des Burgbergs noch ein Paddelboot, hat aber auch radfahrtechnisch ihre eigenen Tücken. Es wäre also tatsächlich viel einfacher, könnte man den Hauptmarkt einfach legal mit dem Fahrrad queren.
    Für den Feldversuch einer teilweisen Freigabe für Radfahrer hat man eine eigenwillige Beschilderung gewählt, die zwar ganz gut ausdrückt, was sich die Stadtverwaltung vorstellt. Jedoch habe ich begründete Zweifel an der Rechtswirksamkeit der Einschränkung "in Richtung...". Vor allem lässt sich daraus nicht erkennen, dass man etwa die abweichend gepflasterte Fläche unmittelbar vor dem Rathaus befahren müsse/solle. Das tut man zwar als Radfahrer bevorzugt, wenn man die Querung der Nürnberger Altstadt ohne Gehirnerschütterung absolvieren möchte, es lässt aber auch einem selbst wie dem übrigen Verkehr (auf Rädern oder zu Fuß) weniger Platz zum Ausweichen.
    Vernünftige Verkehrsteilnehmer schaffen so etwas. Die würden über die gemeinsame Nutzung einer derart großzügigen Fläche wie des Nürnberger Hauptmarktes nicht ein Wort verlieren.
    Leider gibt es aber in dieser Stadt noch eine große Stadtratsfraktion, die es sich zum Ziel gesetzt hat, jeden noch so zaghaften Versuch einer fahrradfreundlichen Umgestaltung des Stadtverkehrs zu torpedieren. Da werden dann Gefahren und Probleme herbeigeredet und aufgebauscht, die definitiv keine sind.
    Es gibt an anderer Stelle Wege, die erheblich enger und weniger übersichtlich sind (im StreetView leider vom Müllwagen verdeckt), und dennoch täglich von hunderten (wenn nicht tausenden) Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. Mehr als kleine Streifschüsse im engen Mischverkehr habe ich da in vielen Jahren noch nicht erlebt.
    Und da, wo es wirklich gefährlich ist, interessiert sich niemand.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab