Das 49-Euro-Ticket kommt

  • Ich glaube, es ist einfach schwierig genau zu berechnen, welches Verkehrsmittel welchen ökologischen Schaden anrichtet und welche Kosten verursacht.

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    Ich plädiere dafür, einfach mit dem gesunden Menschenverstand heranzugehen und die Vielfalt ohne ideologische Denkverbote zuzulassen. In der Stadt wird sich ein Bus lohnen - auf dem Land eher nicht. Das gleiche gilt für Bahnstrecken usw.

    Wem ist damit geholfen, wenn eine Diesellok mit tonnenschweren Waggons und 10 % Auslastung durch ländliche Gegenden tuckert? Warum wird das Umsteigen am Stadtrand vom Auto oder Fernverkehr auf ÖPNV oder Fahrrad (z.B. Fahrraddepots am Stadtrand) nicht optimiert?

  • Der Tankrabatt war eine Idee der Grünen und der SPD - und nicht der FDP.

    Woher stammt die Information, das die Grünen für den Tankrabatt gewesen wären? Aus der fdplus?

    Imho habe ich nur das Gegenteil gelesen.

    Der Vorschlag kam eindeutig von C. L., außer er hätte das sehr geschickt eingefädelt. Die FDP hätte nur gerne dem Porschefahrer direkt mehr Geld überwiesen als dem 3l-Lupo Fahrer. Die FDP macht praktisch nur Klientelpolitik, die brauchen auch keine großflächigen Subventionen, Tankrabatt war da eine Ausnahme, die Umverteilung von unten nach oben geht viel einfacher über die Steuer. Zum Beispiel über die Erbschaftsteuer und Übergewinnsteuer zu verhindern.

  • Man kann ja unterschiedlicher Meinung über die FDP sein, aber keine andere größere Partei ist so gegen Subventionen wie CL und die FDP eingestellt. Der Tankrabatt war eine Idee der Grünen und der SPD - und nicht der FDP. Allerdings das Dienstwagenprivileg gehört m.E. abgeschafft - auch wenn die Finanzämter mehr zu tun bekommen und auch die deutsche Autoindustrie Einbußen haben wird. Das kann man sicherlich der FDP vorwerfen.

    Mit dem was CL zum 9-Euro-Ticket sagt, stimme ich zu 100% überein: keine noch stärkere Umverteilung vom Land in die Stadt!

    Das trifft ja überhaupt nicht zu, dass da was vom Land in die Stadt umverteilt wird. Das Gegenteil ist der Fall. Das Landleben in der Form, dass Einfamilienhäuser mit großen Gärten drumherum in 50 m und mehr Entfernung voneinander stehen und leider auch immer noch neu entstehen, ist ja nur deshalb möglich, weil deren Bewohner davon ausgehen, dass sie mit dem Auto mobil sind.

    Gäbe es keine Autos, dann gäbe es eine ganz andere Besiedlungsstruktur. Die Menschen würden danach streben, einen guten ÖPNV-Anschluss in der Nähe zu haben.

    Pepschmier weist mit seinem Link darauf hin, dass Autos in Deutschland mit jeweils 5000 Euro von der Allgemeinheit finanziert werden. "Ein Auto zu besitzen und es zu fahren, ist wesentlich teurer, als bislang angenommen. Allein die Kosten, die die Allgemeinheit trägt, belaufen sich auf rund 5000 Euro im Jahr."

    Hier noch mal der Link:

    Jedes Auto kostet die Gesellschaft im Schnitt 5000 Euro pro Jahr
    Ein Auto zu besitzen und es zu fahren, ist wesentlich teurer, als bislang angenommen. Allein die Kosten, die die Allgemeinheit trägt, belaufen sich auf rund…
    www.geo.de

    Ebenfalls trifft es nicht zu, dass Lindner den Tankrabatt ablehnt. Im Gegenteil: "Lindner erteilt Tankrabatt-Abschaffung eine Absage" siehe Tagesschau vom 12.6.22

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    Und dann unvergessen und überdeutlich, die Aussage vom "Lebber-Schorsch". Richtiger Name Georg Leber, unter anderem SPD-Bundesverkehrsminister von 1966 bis 1972.

    1966 sagte Leber, „kein Deutscher soll mehr als 20 Kilometer von einer Autobahnauffahrt entfernt leben".

    Das heißt von jedem noch so kleinen Ort auf dem Land soll es nicht weiter als 20 km bis zur nächsten Autobahnauffahrt sein. Ich weiß nicht, ob das heute bereits erreicht ist. Aber es wird auf jeden Fall immer noch unverdrossen daran gearbeitet, als gäbe es keinen Klimawandel, als seien die Ressourcen unendlich und stets nach dem Motto "scheißegal und wenn es die Welt kostet". <X

    Leber-Zitat nachlesbar auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Leber

    Wie da jemand behaupten kann, die arme Landbevölkerung würde bei den Subventionen benachteiligt, ist mir schleierhaft.

    Um das ungebrochen Autoinfrastruktur-fixierte Denken zu veranschaulichen wurde in diesem sehr sehenswerten Film an mehreren Stellen Einblendungen aus rund 50 Jahre alten Nachrichtensendungen vorgenommen. Unter anderem mit besagtem "Lebber-Schorsch". Hier ein Link zum Trailer:

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  • Woher stammt die Information, das die Grünen für den Tankrabatt gewesen wären? Aus der fdplus?

    Aus einem Interview von CL in der Sendung von Maybrit Illner.

    Lindner wollte eine andere Form der Unterstützung von Menschen, die auf das Auto angewiesen sind.

    Aber als Mitglied der Regierung trägt er natürlich auch volle Verantwortung dafür.

  • Unterstützung von Menschen, die auf das Auto angewiesen sind.

    Meine Meinung: Wenn nur diejenigen Menschen mit dem Auto fahren würden, die tatsächlich drauf angewiesen sind, gäbs nicht den Hauch einer Diskussion. Ich brauche selbst ein- zweimal im Jahr ein Auto, weils einfach nicht anders geht.

    Die Realität ist: Täglich werden unter erheblichem Energieverbrauch/Schadstoffausstoß abermilliarden Kilogramm an leeren Fahrzeugen etliche Milliarden Kilometer bewegt, aus absolut nichtigen Bequemlichkeitsgründen. Von Angewiesensein keine Spur. Einfach nur "Leck mich am Arsch, scheiß drauf".

    Ist mir völlig unklar, warum darum eine Legende gestrickt wird.

  • Aus einem Interview von CL in der Sendung von Maybrit Illner.

    Lindner wollte eine andere Form der Unterstützung von Menschen, die auf das Auto angewiesen sind.

    Aber als Mitglied der Regierung trägt er natürlich auch volle Verantwortung dafür.

    Lustig, was da hängenbleibt.

    Also ich bin mir sehr sicher, der Tankrabatt war FDP-Idee. Also nicht ganz, am Anfang war es die CSU, dann hat die FDP schnell nachgezogen.

    Und von C.L. prominent auf Tablett gebracht, bzw. verkündet. 30-40Cent. Meine sogar über die Bild.

    Unterschied, die FDP wollte direkt zwischen Tankstelle und Finanzamt abrechnen, man hätte also so etwas wie eine Rabattkarte bekommen, Grüne wollten erst Energiegeld, das wäre weitreichender gewesen und vielleicht sozialer. Am Schluss wurde sich in der Koalition auf Steuersenkungen geeinigt.

    FDP wollte, das habe ich mir gemerkt, gleich von Anfang an den „Krisenrabatt Kraftstoffe“ über Schulden finanzieren. ;)

    Auf keine Fall wollte die FDP damit E-Autos und Gas-Autos einschließen.

  • Man sollte keine Grafiken posten, die praktisch jeder verstehen kann, vielleicht sogar C.L.

    Wer weiß, wenn man der FDP zu hört, hat das nix mit Porsche und Vielfliegerei zu tun, die AFD sagt gibts gar nicht und alle anderen sind der Meinung

    50 Millionen E-Autos in BRD werden das Problem lösen, wenn wir genug Parkplätze und Straßen bauen.

  • Aus einem Interview von CL in der Sendung von Maybrit Illner.

    Lindner wollte eine andere Form der Unterstützung von Menschen, die auf das Auto angewiesen sind.

    Aber als Mitglied der Regierung trägt er natürlich auch volle Verantwortung dafür.

    Mit anderen Worten: Die Quelle dafür, dass nicht Christian Lindner, sondern die Grünen Urheber des Tankrabatts gewesen seien, ist Christian Lindner.

    Habe ich das so richtig verstanden?

    „Zeigen wir dem staunenden Ausländer einen neuen Beweis für ein aufstrebendes Deutschland, in dem der Kraftfahrer nicht nur auf den Autobahnen, sondern auf allen Straßen durch den Radfahrer freie, sichere Bahn findet.“ (Reichsverkehrsministerium, 1934)

  • Ich bin privilegiert genug, um mit dem Fernverkehr fahren zu können. Aber jene Fahrgäste, die sich vielleicht in den letzten Jahren auf den Nahverkehr verlassen haben und sich nicht einfach Fernverkehrsfahrkarten aus dem Ärmel schütteln können (oder der Fernverkehr auf deren Route nicht fährt) sind ja echt vor Probleme gestellt. Unglaublich.

    Das Schicksal setzt ja wirklich zuverlässig noch mal einen drauf.

    Seit anderthalb Wochen fährt theoretisch wieder die RB 31 von Lüneburg nach Hamburg mit bis zu zwei Fahrten pro Stunde in den Stoßzeiten. Das ist natürlich aber auch nur Theorie, denn praktisch fällt die eine Fahrt zuverlässig aus und die andere wendet bereits in Hamburg-Harburg.

    Und nach Hamburg-Harburg muss man ja erst einmal kommen: Wegen eines brennenden Lkws unter der Brücke vor dem S-Bahnhof Elbbrücken ist der S-Bahn-Verkehr zwischen Hamburg-Hauptbahnhof und Hamburg-Harburg momentan stark eingeschränkt. Ein Gleis ist aufgrund der beschädigten Brücke gesperrt, über das andere soll ein Langzug mit neun Wagen im 20-Minuten-Takt pendeln. In der Praxis ist es eher ein 50-Minuten-Takt, die Busse des Notverkehrs sind vollkommen überfüllt und stehen im Stau, also drängen in Harburg und am Hauptbahnhof alle Pendler in den Nahverkehr und in den Fernverkehr, der momentan für Inhaber von Zeitkarten freigegeben ist.

    Wie das läuft konnte ich mir dann auch schon mal ansehen, beziehungsweise anfühlen, als letzten Dienstag plötzlich in Hamburg-Harburg hunderte Fahrgäste in den ICE einstiegen und mir ein Fahrgast unbeabsichtigt beim Versuch, über mein Faltrad zu steigen, erst mit dem Ellenbogen eine Edelstahl

    fFlasche in meiner Tasche eindellte (!) und dann ebenso beherzt, wenngleich unbeabsichtigt den Ellenbogen treffsicher in meinem Gesicht versenkte. Das klang so ein bisschen wie eingedrücktes Styropor, aber es ist nicht einmal ein blauer Fleck entstanden. Nun denn.

    Und heute stieg ich zum Zwecke eines kurzen Werkstattbesuchs in Harburg aus und kam anschließend nicht mehr von der Stelle. Die S-Bahn? Kann man vergessen. Den Busverkehr auch. Der Nahverkehr wechselt jedes Mal kurz vor der Einfahrt das Gleis, so dass man es gar nicht mehr rechtzeitig zum richtigen Gleis schafft und wenn man zufälligerweise schon am richtigen Gleis stehen sollte, ist der Zug schon überfüllt. Der Fernverkehr taucht in der Bahn-App gar nicht erst auf, weil er ja nur „zum Ausstieg“ hält.

    Und so sieht die ganze Sache dann am Hauptbahnhof aus:

    Ja, die wollen alle in den RE 4 nach Bremen auf Gleis 13 steigen. Und das sind noch längst nicht alle, oben stehen noch ein paar mehr und schaffen es nicht einmal mehr zum Bahnsteig herunter:

    Aus dem ICE, mit dem ich dort auf Gleis 14 eingefahren kam, konnte man lediglich aus den vorderen Wagen aussteigen, weiter hinten kam man ernsthaft nicht mit dem Fuß auf den Bahnsteig.

    Will sagen: Der Nahverkehr ist hier momentan komplett hinüber. Ich neige ja zu Fatalismus, aber man kann hier wirklich niemandem, den man mag, eine Fahrt mit der Bahn empfehlen.

    Und das geht in alle Richtungen so: Der RE 6 nach Westerland ist mutmaßlich hinreichend aus der Berichterstattung in den Medien bekannt. Der RE 7 nach Flensburg und Kiel: überfüllt. RE 8 Richtung Lübeck: Überfüllt. RE 1 Richtung Rostock: Überfüllt. Und so weiter und so fort.

    Am Wochenende bin ich naiverweise mit dem Fernverkehr nach Fehmarn gefahren. Ich hatte mir keine Gedanken über die Rückfahrt gemacht, beziehungsweise wusste wohl, dass es voller würde, aber ich hatte trotz meiner jahrelangen Erfahrung als Bahnfahrer keine Vorstellung: Ich kam über einen Zeitraum von fünf Stunden nicht von der Ostseeküste weg, weil die kleinen Nahverkehrszüge einfach überfüllt waren. Glücklicherweise hatte ich ja mein Rad dabei und fuhr einfach rüber zur Bahnstrecke Kiel–Lübeck, wo ich dann gerade noch eben so in einen Zug reinpasste. Die Bahn hat wohl noch bis zum Betriebsschluss um Mitternacht Leute am Bahnsteig stehen gelassen.

    Insofern kann man wirklich nur hoffen, dass die Leute ab dem 1. September wieder artig ins Auto steigen.

  • bei den Wochenend-Reisenden stelle ich frecherweise das "wieder" (von "wieder ins Auto") in Frage.

    Bei den Pendlern unterstelle ich, dass keiner dabei ist, der ein Auto zur Verfügung hat. Egal, wie sehr man im Stau steht, Umwege fahren muss oder Geld für den Treibstoff hinblättert: das S-Bahn-Drama tut sich keiner freiwillig an, der nicht muss. Das wird sich ohne Sondermaßnahmen (Bus-Spur für SEV) auch nicht ändern.

    Und mich wundert wirklich, wieso man da nicht dran will. Ob es für Planung & Umsetzung derartiger Szenarien einfach keine personellen Kapazitäten gibt?

    Bei meinem langjährigen AG in Hamburg war die Planung/Vorbereitung bestimmter Szenarien Teil der Aufgabenverteilung,

    Warum gibt es dann rund um dem Hbf nicht Reserveflächen, Verkehrsregelpläne für Fall X oder Fall Y, die einfach aus der Schublade geholt werden? Dann hat eben der MIV 2 Spuren weniger oder kann nicht mehr von A nach B abbiegen. hm.

    Dann könnte der Bus eben im 2-Minuten-Takt abfahren und am Hbf vorfahren. Gäste raus, Gäste rein, Vorrang, Platz da, SEV!

    Aber bei den planenden Behörden wird erfahrungsgemäß gern gespart

  • Mein ehemaliger Nachbar hat mal gesagt: "Die Bundesrepublik Deutschland kann sich immer nur eines von beidem leisten, entweder eine Bundeswehr oder eine Bundesbahn". Leider war er offiziell zuständig, erst als Verteidigungsminister, dann als Finanzminister, dann als Kanzler ... das Ergebnis sehen wir jetzt. Und auch die fatalen Entscheidungen des "Kanzlers aller Autos" und seines Hiwis Mehdorn werden noch jahrzehntelang wirken.

    Die S-Bahn Hamburg feiert sich übrigens dafür, dass der SEV auf dieser Strecke alle 10 Minuten fährt. Nee, Jungs und Mädels, die müssten eigentlich Stoßstange an Stoßstange fahren. Auf der dafür gesperrten Wilhelmsburger Reichsstraße.

  • Ein Gleis ist aufgrund der beschädigten Brücke gesperrt, über das andere soll ein Langzug mit neun Wagen im 20-Minuten-Takt pendeln. In der Praxis ist es eher ein 50-Minuten-Takt, die Busse des Notverkehrs sind vollkommen überfüllt und stehen im Stau, also drängen in Harburg und am Hauptbahnhof alle Pendler in den Nahverkehr und in den Fernverkehr, der momentan für Inhaber von Zeitkarten freigegeben ist.

    Und das bleibt jetzt auch bis Mitte September so. Mindestens.

    Dass da ein brennender Lkw unter der Brücke stand und erhebliche Schäden verursacht hat, dafür kann die Bahn nichts. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob sowas nicht besser brandschutztechnisch gelöst werden könnte, aber sei’s drum: Die Bahn kann meines Erachtens nichts dafür.

    Aber dieser 20-Minuten-Takt, der sich im Regelfall in einen 50- bis 60-Minuten-Takt erwächst, wird dadurch verursacht, dass man mal wieder Geld sparen wollte und auf einige Weichen verzichtet hat, mit denen man rechtzeitig das Gleis wechseln könnte. NahverkehrHamburg berichtet, dass mit den eigentlich vorgesehenen Weichen mindestens ein zuverlässiger 10-Minuten-Takt möglich wäre:

    S-Bahn fährt noch einen Monat lang nur alle 20 Minuten über die Elbe
    Die hochbelastete S-Bahn-Strecke über die Elbe bleibt nach einem Brückenschaden noch bis Mitte September teilweise gesperrt. Besonders ärgerlich: Eigentlich…
    www.nahverkehrhamburg.de

    Da fällt mir langsam auch nichts mehr zu ein.

  • Da fällt mir langsam auch nichts mehr zu ein.

    Und das Schicksal dann so: Ja, lass erstmal ’ne Weiche austauschen in Lüneburg.

    Seit gestern Abend läuft offenbar der gesamte Zugverkehr durch Lüneburg über Gleis 6/7. Okay, nicht der gesamte Zugverkehr, denn der Zug nach Lübeck fährt nicht über diese Weiche, aber das ist nur ein kleiner Trost.

    Gleis 6/7 waren früher mal Gleis 6 und 7 am Bahnhof Lüneburg-West, der für die Bahnstrecke von Wittenberge nach Buchholz in der Nordheide als Alternative zur so genannten Amerikalinie errichtet wurde. Von dieser Bahnstrecke ist nur noch der berühmte Stummel nach Dannenberg übrig, die Brücke über die Elbe nach Dömitz wurde im Krieg gesprengt, die Strecke von Dömitz nach Wittenberge als Reparationsleistung abgebaut, die Strecke von Lüneburg nach Buchholz erst vor wenigen Jahren endgültig stillgelegt, dort ist nur ein kleiner Teil für die Verbindungskurve von Buchholz nach Maschen in Betrieb.

    Das einst prächtige Bahnhofsgebäude von Lüneburg-West beherbergt heute nur noch eine Spielhall (das E ist vor Jahren heruntergefallen), mittlerweile wurde das ehemalige Gleis 6 aufgeteilt in Gleis 6 und 7 und der ehemalige Mittelbahnsteig aufgegeben: Auf der Nordseite steht die Regionalbahn 31 nach Hamburg, auf der Südseite passte gerade eben noch so der LINT 41 nach Dannenberg, beziehungsweise mittwochs der GDT der AVL nach Soltau. Nun hat man nämlich Gleis 7 frei, damit Güterzüge nach Süden dort vorbeifahren können. Kriegt man halt gleich zwei Züge mehr pro Stunde durch dieses Nadelöhr.

    Und heute fuhren tatsächlich ICEs dort durch. Hat natürlich nicht gut geklappt, wenn von vorne und hinten Züge dort rein- und rausfahren sollen, aufgrund einer Stellwerksstörung irgendwo bei Nürnberg war sowieso der ganze Fahrplan hinüber und der Zug, der eigentlich Schneeweißchen schon mal nach Hamburg zu den Cyclassics bringen sollte, der kam schon zwei Stunden zu spät.

    Weil ich aber nicht blöd bin, guckte ich mir die Sache schon mal vorher an: Beim ICE 4, mit dem ich fahren wollte, passen nämlich mindestens zwei Wagen nicht an den Bahnsteig, das war mir ja klar, also guckte ich mal nach, ob man entweder die erste Klasse auf Wanderschaft schicken wird oder die zweite Klasse mit dem Fahrradwagen. Es war dann die zweite Klasse mit den ersten drei Wagen inklusive des Fahrradabteils in Wagen 1. „Pech gehabt“, wurde ich ungefragt belehrt, „Fahrradmitnahme heute nicht möglich.“

    Ich hatte zwar nicht danach gefragt, aber danke für die Auskunft.

    Nun muss man halt flexibel sein, also buchte ich mir schnell einen anderen Zug, den ich als ICE-T identifizierte, bei dem die Fahrradmitnahme in den Wagen 24 oder 34 stattfindet, die sollten sich auf jeden Fall irgendwo im Bereich des Bahnsteigs befinden. Hat dann auch geklappt:

    Naja, und auf der Rückfahrt entschied man sich dann kurzfristig dazu, Lüneburg ohne Halt zu durchfahren. Schade. Also raus in Harburg und zu den hunderten anderen Fahrgästen gesellen, die dort schon stehen und auf bessere Zeiten oder wenigstens einen Zug warteten, denn der SEV, der wegen Bauarbeiten zwischen Harburg und Winsen fahren sollte, wurde heute komplett ausgesetzt aufgrund von Personalmangel, aber die Regionalbahn war eben auch nicht in Sichtweite. Schon wieder gleich eine lockere Stunde Verspätung kassiert, aber was soll’s, das war ja noch beinahe pünktlich, so eine Stunde ist ja nichts, worüber ich mich hier mittlerweile noch aufrege.

    In Uelzen und auf der Bahnstrecke von Uelzen nach Braunschweig ging heute wohl auch kaum noch was. Hurra, alle wollen mit dem Neun-Euro-Ticket fahren, nur die Bahn, die will’s irgendwie nicht.

    Davon abgesehen kann „die Bahn“ auch nur bedingt etwas dafür. Wenn die Weiche saniert oder irgendwelche Betonkrebs-Schwellen getauscht werden müssen, dann haben solche Maßnahmen natürlich unbedingten Vorrang, da gibt es nichts zu diskutieren. Aber in der Gesamtbetrachtung ist das einfach nur noch eine Katastrophe. Lischen-Radieschen und ich haben noch keinen einzigen Ausflug mit dem Neun-Euro-Ticket unternommen, denn der Nahverkehr ist dermaßen im Eimer, dass der Frust, beziehungsweise diese Sorge, abends nicht mehr nach Hause zu kommen, jeglichen Spaß an Ausflügen verleidet.

  • Ich war gestern mit Rad+Zug nach Fehmarn und zurück. Morgens um 08:23 den RE85 ab Hamburg Hbf. Wurde erst ab Lübeck recht voll. In Oldenburg stiegen dann noch Fahrgäste mit Rad dazu, die eigentlich nach Hamburg wollten, aber nicht mitkamen. Die wollten dann ihr Glück in Puttgarden nochmal probieren.

    Ich bin dann Großenbrode raus und mit dem Rad nach Fehmarn weiter.

    Zurück ging's abends mit dem Rad bis nach Oldenburg, dann ließen Motivation+Kondition nach. Bahn kam auch 3 Minuten später. Umstieg in Lübeck, da war der Bahnsteig schon voll, Fahrradabteil auch gut gefüllt. Aber alle mitgekommen.

    In sofern: Danke an die Deutsche Bahn, alles geklappt.

    Solange Dummheit als plausible Erklärung ausreicht, sollte man keinen Vorsatz annehmen.

  • mmmh...

    Lüneburg-Harbug-Hamburg ist offenbar gerade eines der Katastrophengebiete im Nahverkehr. ?(

    Ich war am Sonntag früh von Jena nach Erfurt unterwegs. mit dem RE. Diesel. Baureihe 612

    <X

    ich hab damals, als ich oft von Hamburg nach Jena gefahren bin (HH->Göttingen, Göttingen->Jena), schnell gemerkt, dass dieser RE grausam ist.

    Superhoher und enger Einstieg, der Diesel nagelt die ganze Zeit und die Bauweise macht die Hütte zu einem Schunkelexpress, bei dem du ohne Sitzplatz ein Ganz-Körper-Wordout hinlegst, um nicht hinzufallen oder den Kopf gegen die Scheiben/Gepäckablage gedonnert zu bekommen, wenn mal wieder eine Weiche überfahren wird.

    Ich bemitleide das Zugbegleitpersonal, das in diesen roten Büchsen seiner Arbeit nachgehen muss. Nach 2h in dem Teil steigst du wankend auf den Bahnsteig wie nach 'ner Runde aufm Fischkutter bei Windstärke 4.

    Nach einigen Schunkelminuten in Erfurt angekommen. Zug endet dort. Umsteigen in Richtung Würzburg...

    Alle raus ausm Zug. Zug bleibt stehen. Anzeige "RE 7 nach Würzburg" - alle wieder rein in den Zug. :rolleyes:

    hoher Einstieg...

    Klar, mitm Rennrad gehts. Aber die Reiseradler mit den Packtaschen? :whistling:

    Und viel schlimmer: weitere 60min bis zum Ziel in Grimmenthal. Mit dem Schunkelexpress. Und Reisenden, die mit ihren Rädern mit dem "Thüringer-Umsonst-Angebot" sozialisiert wurden und einfach alles zusammengeschmissen haben. X/

    Nich mit mir meine Freunde! X(

    Auf nach der Runde im Thüringer Wald blieb noch die Rückfahrt von Erfurt nach Jena. ;(

    17:35 Uhr. an einem Sonntag. :|

    Rechtzeitig am Hbf in Erfurt angekommen, um den Zug aus Richtung Jena einrollen zu sehen. Auf einem Stumpfgleis. Der fährt nach Halt wieder zurück in Richtung Jena/Gera. Mit 3 doppelten Zugteilen...

    Was dann folgte war...

    zwischenfrage: wer hier ist auch ab und an der Meinung, dass wir es als Menschheit vielleicht gar nicht "verdient" haben, zu bestehen?

    Na jedenfalls haben die anströmenden/wartenden Fahrgäste (Stumpfgleis!!!) direkt die ersten 4 Türen gestürmt. Woraufhin das Aussteigen natürlich schwierig war. Und irgendwann setzte wohl bei einigen auf dem Bahnsteig sowas wie Panik ein, mit diesem Zug nicht mehr mitfahren zu können. :rolleyes:

    Wir sind dann ganz außen langsam vorbei bis ganz zum Ende des Zuges. Wie gesagt: 3 doppelte Zugteile. Vorn wollte niemand einsteigen.

    Klar, der RE-erfahrene Gast kennt die lustigen Spielchen von Zugtrennung in diversen Bahnhöfen. Aber doch nicht bei der Abfahrt in Erfurt.

    Tja. Nach 15min Aufenthalt haben einige wohl doch realisiert, dass es 3 Zugteile gibt und es wurde auch vorn wieder voller X/

    Fazit: 2h 20min stehen im Zug (weil: Fahrrad festhalten) = 100% Gesamtstrecke

    aber gut, 5h sitzen dazwischen war auch ok. Aufm Rad :S